Ja, das ist das Problem. Mit dem Wissen von "Wenn Merkmal A einen höheren Fortpflanzungserfolg bewirkt als Merkmal B" hast du schon all die mühselige Arbeit geleistet die dir die Theorie doch eigentlich hätte abnehmen sollen.JackSparrow hat geschrieben: ↑Sa 18. Jul 2020, 20:52Ich schrieb "Wenn Merkmal A einen höheren Fortpflanzungserfolg bewirkt".
I. Ü. stimmt deine gesamte Behauptung nicht mal, sondern nur für simple Sonderfälle. Es hängt davon ab wie es vererbt wird. Und die Beispiele sind alle nicht neu. Irgendwann vor Monaten wurde die Sichelzellenanämie genannt. Also homozygot: "schwer krank", heterozygot: "fast keine Einschränkungen, Resistenz gegen Malaria".
Natürlich werden sehr viele Merkmale multifaktoriell vererbt und da ist es noch komplizierter.
Heißt, daraus dass jetzt ein Merkmal höheren Fortpflanzungserfolg bewirkt, kann man nicht schließen, dass es sich auch in der Zukunft verbreiten wird. Und zwar trotz gleichbleibender Umweltbedingungen.
Eventuell, eventuell nicht - und dann muss man ein Experiment mit künstlich eingefärbten Insekten durchführen. Bestenfalls bedeutet es "ET + 'Zusatztheorie' können erklären". Aber nicht die ET alleine, die hätte keinen Erklärungsgehalt.Richtig. Dies sagt uns eventuell die Physiologie oder die Verhaltensbiologie oder die Genetik.Wenn wir beobachten, dass bei einer Insektenart die Farbgebung "rot" immer mehr zunimmt, sagt uns die ET nicht, ob es an der roten Farbe an sich liegt oder z. B. an einem "verbesserten" Metabolismus, der wiederum zu dieser roten Farbgebung führt.
I. Ü. existiert keine allgemeine 'Zusatztheorie', nur Einzelstücke -- mühsam erarbeitet für einzelne Arten und spezielle Situationen. Da ist nichts für die gesamte Biosphäre.
Ich hab keine Ahnung, was das belegen soll.Die Evolutionstheorie ist belegbar: Man kann eine Bakterienpopulation mit Penicillin behandeln und dann feststellen, dass einige Bakterien offenbar über eine erbliche Resistenz verfügen und sich weiterhin fröhlich replizieren.Man muss sich dazu nur anschauen, wie sich die ET von einer "normalen" wissenschaftlichen Theorie unterscheidet.
Falsifizierbarkeit heißt, dass sie durch einen Einzelfall erfolgen kann. Nicht dass der Beleg einer allgemeingültigen konträren Aussage notwendig ist.Die Evolutionstheorie ist auch falsifizierbar: Man muss lediglich nachweisen, dass die Häufigkeit erblicher Merkmale über mehrere Generationen konstant bleibt und erbliche Merkmale somit beim Fortpflanzungserfolg keine Rolle spielen.
Ich denke damit sind die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Theorie erfüllt.
Nimm z. B. den 2. Hauptsatz der Thermodynamik: Der Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses kann nicht übertroffen werden. Und dann baust du eine Maschine mit höherem Wirkungsgrad => falsifiziert.
Genau sowas gibt's nicht für die ET.
Natürlich ist die ET innerhalb eines gewissen Rahmens formuliert. Z. B. dass Veränderungen graduell erfolgen. D. h. wenn jetzt auf einmal Pferdestuten Pegasusfohlen gebären, dann wäre dieser Rahmen zerstört. Aber das macht sie nicht zur falsifizierbaren Theorie.
I. Ü. ändert sich bereits die Häufigkeit erblicher Merkmale schon rein aufgrund stochastischer Gesetzmäßigkeiten.
Ne sag ich nicht. Das Problem an der Theorie ist, dass sie kompatibel mit jedem erdenklichen Ausgang ist (solange er sich nur in dem oben angesprochenen groben äußeren Rahmen wie z. B. graduelle Veränderungen bewegt). Wenn sich bei einem Bakterium halt nun keine Resistenzen entwickeln ist das ok, und wenn doch, dann ganz genauso. Es ist nur eine Art Schema um seine Ergebnisse zu formulieren aber erklärt selbst nichts und kann auch keine Voraussagen treffen. So ähnlich wie Psychoanalyse oder Historischer Materialismus.(Resistente Bakterien nicht für "neu" zu halten, weil man eben Kreationist ist und bestimmte Arten von Mutation dogmatisch verboten sind, stellt übrigens keine geeignete Falsifizierungsmethode dar.)