Pluto hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass sich in den letzten Jahren an der Definition von Bewusstsein irgendetwas verändert hätte.
Aber in den letzten Jahrzehnten. - Wie gesagt: Kein Protest - ist zwar doof, aber irgendwie auf die Reihe zu kriegen. - Problematisch ist, wenn dieser semantische Wandel nicht akzeptiert wird.
Pluto hat geschrieben:Wiki hilft hier mit folgender Erklärung zum Begriff des religiösen Geists
Ja - das kommt in etwa hin.
Pluto hat geschrieben:Doch der Begriff des Bewusstseins wird nicht deshalb zu Polysem, weil du die gängige Interpretation nicht anerkennen willst.
Wer hat etwas davon, wenn zwei vollkommen unterschiedliche Bedeutungen von "Bewusstsein" unterwegs sind und man sie NICHT Polysem nennt?
Pluto hat geschrieben:Die von ihm postulierte ausschließlich dem Menschen vorbehaltene Vereinigung von res cogitans und res extensa ist laut heutigem Erkenntnisstand NICHT mehr aufrecht zu halten.
Das ist mit Verlaub irrelevant, denn: Die heutige Wissenschaft geht an diese Begriffe vom gesetzten materiellen Status heran. DANN sind die Aussagen von Descartes wirklich blödsinnig. - Aber diese heutige Herangehensweise steigt an einem Punkt ein, an dem eh alles schon erledigt ist - Descartes' Gedanken finden VOR diesem Punkt statt.
Das heisst auch: Die NATUR-Wissenschaft ist überhaupt nicht der Ansprechpartner, wenn es um die Überprüfung von Descartes' Aussagen geht. - Die heutige Stellungnahme ist in hohem Maße zirkelschlüssig: "Gehen wir von dem als existent aus, was Descartes in Frage stellt - dann stellen wir fest, dass Descartes' Zweifel falsifiziert sind". - Das ist nach meinem Verständnis zu wenig.
Pluto hat geschrieben:Hier hilft wahrscheinlich die Lektüre des Artikels über das Maschinenparadigma zum besseren Verständnis der historischen Entwicklung der Begrifflichkeiten.
"René Descartes (1595–1650) hat dem Menschen Selbstbewusstsein zugeordnet und die Tiere zu Maschinen erklärt (Abb. 1). Mit dieser pragmatischen Vorstellung hat er die Methodik der Physiologie umrissen.[5] Durch seine Unterscheidung zwischen res extensa und res cogitans ..." - Da steht es doch, wie ich vermutet habe:
Descartes ordnet das reflektions-fähige "Cogito", das im anderen Kontext als "Res cogitans" auftaucht, als exklusiv menschlich ein - alles andere (also ein Wesen ohne "res cogitans") nennt er "Maschine" - später findet dieser Gedanke in Abänderung bei Hume unter dem Begriff "Clock Work Universe" seine Fortsetzung.
Natürlich täuscht sich Descartes, wenn man "Maschine" in unserem Verständnis anwendet - er hat halt versucht, einen Unterschied zwischen Res-cogitans-Wesen und Nicht-res-cogitans-Wesen zu beschreiben - und hat gerne mal ins Klo gelangt, wenn er sich in die Naturwissenschaft verirrt hat.
Aber der entscheidende Gedanken ist hier klar und auch heute noch gültig - nämlich:
Ist ein Wesen selbst-reflexions-fähig/zweifel-fähig/kontemplations-fähig/transzendenz-fähig (= Res cogitans) oder nicht. - Dieses "Nicht" nannte Descartes "Maschine" (man könnte auch sagen: "Res-extensa-Maschine") - und würde übrigens die heutige materialistische Definition ebenso nennen. - Und da schließt ein bißchen der Kreis zu Heidegger, wenn dieser sagt: "Wissenschaft denkt nicht" (agiert also wie eine Maschine und nicht als Res-cogitans-Wesen).
Und dazu lautet nach wie vor meine Frage:
Ist ein Hund selbst-reflexions-fähig/zweifel-fähig/kontemplations-fähig/transzendenz-fähig (= Res cogitans) oder nicht. - Wenn JA, hat er nach christlichem Verständnis ein Bewusstsein, ansonsten nicht - wobei wir wieder beim BEgriff "Polysem" wären.