Thaddäus hat geschrieben:Aber ganz offensichtlich produziert unser Gehirn phänomenale Bewusstseinsinhalte
Nein, das Gehirn produziert keine "phänomenal Inhalte" (was auch immer das sein soll).
Die Zellen und Abläufe im Gehirn sind auf Reaktion spezialisiert, mehr nicht.
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JackSparrow hat geschrieben:Ich will behaupten, dass ein körperlicher Zustand keinen metaphysischen "Inhalt" haben muss, der über den eigentlichen körperlichen Zustand irgendwie hinausgeht.
Korrekt (wobei ich bei „Zustand“ beide Augen zudrücke)
Bei Wahrnehmungsvorgängen geht es nicht um das Erzeugen von Inhalten, denn die Inhalte liegen ja bereits als „der Auslöser von Wahrnehmung“ vor. Es wäre Zeit und Energieverschwendung, wenn ein Wahrnehmungssystem zuerst eine Repräsentation aufbauen würde, denn danach müsste ja wieder eine darauf bezogene Verstehreaktion erfolgen – also würde das Problem nur verlagert werden.
Es geht direkt um das Durchführen eines auf die Zusammenhänge der Auslöser abgestimmten Verhaltens.
Mit Verhalten ist hierbei nicht das „Heben eines Armes“ oder das „Sprechen eines Satzes“ gemeint, sondern ein Verstehverhalten, d.h. eine über den Aufbau von Zusammenhängen stattfindende Reaktion (die nur innerhalb der Zusammenhänge eine fortgesetzte Gültigkeit hat)
Exakt dies liegt im „Möglichkeitsbereich“ des Gehirns.
Das Gehirn selbst ist (abgesehen von einer evolutionären Vorprägung) ein neutrales Organ. D.h. es versucht Zusammenhänge aus anliegenden Anfangsdaten aufzubauen.
=> Wenn man es „mit wilden Daten füttert“, dann entsteht nichts daraus.
=> Wenn man es mit Daten einer mathematischen Funktion füttert, dann wird es die Zusammenhänge des Kurvenverlaufs immer genauer nachbilden, aber es wird die Ausgabe fehlen, d.h. niemand kann damit etwas anfangen.
=> Wächst ein Gehirn jedoch in einem Körper heran und erhält ausschliesslich die Daten dieses Körpers in der Umwelt, dann wird es alle Zusammenhänge herauskitzeln, die es aufbauen kann. Hinzukommt, dass der Körper handeln und interagieren kann.
In der Folge baut das Gehirn Zusammenhänge über den Handelnden auf, die es aus den Daten rund um den Handelnden extrahieren kann.
Das Bewusstsein ist damit voll und ganz ein körperliches Verhalten, denn es ist eine fortgesetzte Reaktion, die vollständig auf den Zusammenhängen des Körpers beruht.
Wenn man sich nun „2+3=5“ unter diesem Aspekt anschaut, dann ist es
kein „phänomenaler Inhalt“ sondern ein einstudiertes Verstehverhalten. Dass wir „2+3=5“ einordnen können, liegt daran, dass wir minuziös darauf trainiert wurden, damit umzugehen – wir verhalten uns so, dass die Zeichenkolonne korrekt in andere Zusammenhänge integriert wird (streng entlang des Trainings). Das Training selbst haben wir wieder vergessen - was bleibt ist eine korrekte Reaktion, aus der sich eine Funktion ergibt. Diesen Automatismus erkennen wir wiederum über Zusammenhänge, was zum Verstehverhalten führt, dass „2+3=5“ bekannt ist.
Die Körperzusammenhänge prägen das Gehirn derart umfangreich, dass auch „2+3=5“ wie ein Objekt behandelt wird, dem der Körper als Ausgangspunkt gegenübersteht.
Dies ist aber nur ein Verstehverhalten, d.h. es gibt diese Konstellation nicht als Existenzsituation.
Das Erstaunliche am „Bewusstsein“ (Sammelbegriff für das körperliche Verstehverhalten) ist, dass es letztlich eine Aussensicht auf die Zusammenhangs-Fähigkeiten des Körpers ist. Mit den Begriffen „Denken“ und „Gedanken“ verwaltet der Körper damit seine Vorgänge auf abstrakte Weise.
Tatsächlich baut das Gehirn die Zusammenhänge für den Körper auf (und zwar rein über „einfache“ Gehirnaktivität), wobei die daraus entstehenden Funktionen wiederum „erkannt“ werden und Zusammenhänge eines körperlichen Verhaltens zu diesen Funktionen aufgebaut werden.
Der Körper versteht sich quasi selbst, wobei es aber nur das Gehirn ist, das sämtliche Reaktionen (für den Körper) stattfinden lässt.
JackSparrow hat geschrieben:Das gleiche könnte heutzutage ein Computer machen.
Die Computer/Softwareanlagen sind heute nicht in der Lage die Zusammenhänge von Körpersituationen derart aufzubauen wie es ein Gehirn macht.
Auch wenn man eine einzelne Funktion herstellen kann, so fehlt dennoch der Aufbau von Zusammenhängen eines körperlichen Ausgangspunktes gegenüber dieser Funktion – es fehlt das fortgesetzte Verstehverhalten (unter anderem schon weil der Körper fehlt)