Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

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Zeus
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#61 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Zeus » Mi 4. Feb 2015, 23:33

Zeus hat geschrieben:Wahrnehmung ohne Realität betrachte ich als Symptom einer Geisteskrankheit.
Über das, was jenseits unserer Wahrnehmung liegen könnte, zu spekulieren, ist ein Unterfangen ohne irgendwelchen aussagekräftigen Wert.
Halman hat geschrieben:Ich meine hier den "Wiener Kreis" rauszuhören.
Um zu wissen, was der "Wiener Kreis" ist, müsste icht erst mal googeln.
Halman hat geschrieben:Zeus, mit "Blitz und Donner" ;) , mahnt zum kritischen Rationalismus, richtig?
Klingt gut.
Halman hat geschrieben:Doch mir scheint, dass sich darum die Superstringtheoretiker ebensowenig scheren wie die Kosmologen, die naturalistisch-transzendente Modelle mit Mulitversen (z.B. in der Brane-Kosmologie) vertreten.
Stimmt, aber diese Wissenschaftler sind sich sicherlich dessen bewusst, dass ihre Ideen nicht viel mehr als Spekulationen oder Gedankenspiele sind.
Im Gegensatz zu den Religiösen erhebt - so weit mir bekannt ist - kein namhafter Kosmologe etc. den Anspruch, den Stein der Weisen gefunden zu haben.

Gläubige dagegen "wissen" dass sie im Besitz der Wahrheit sind.
Wie sagte doch der derzeitige Stein auf den JC seine Kirche bauen wollte, Ratzinger, in seinem MEA CULPA:
[Gott ...]Lass jeden von uns zur Einsicht gelangen, dass auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
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#62 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von closs » Mi 4. Feb 2015, 23:46

Halman hat geschrieben:Eben habe ich einen älteren Beitrag von mir überarbeitet
Vielen Dank - habe ihn mit Freuden gelesen.

Halman hat geschrieben:Ich hoffe, dass der nun "reparierte" Beitrag für Dich von Interesse ist.
Sehr - aber ich kann Dir einige Fragen nicht ersparen: Am besten, wir machen es sauber Frage für Frage:

1) Heisenberg und SChrödinger
a) Gehe ich recht in der Annahme, dass für Unschärfe-Relation gilt: Geschwindigkeit und Position sind seins-mäßig definiert, jedoch wahrnehmungs-mäßig nicht gleichzeitig fassbar. ---???--

b) Gehe ich weiterhin recht in der Annahme, dass für die Schrödinger-Katze gilt: "Tot" und "lebendig" sind seins-mäßig nur als Superposition definiert, nicht aber als "tot" oder "lebendig" - erst durch die Wahrnehmung erfolgt eine Entscheidung. ---???---

Wenn dies beides richtig von mir verstanden wäre, hieße dies:
1) Heisenberg und Schrödinger sind komplett unterschiedliche Aussagen.
2) Bei Heisenberg geht es um ein prinzipielles Wahrnehmungs-Problem, nicht aber um ein Seins-Problem (das Teilchen hat ja seine Geschwindigkeit und seine Position)
3) Bei Schrödinger geht es um ein prinzipielles Seins-System, nicht aber um eine Wahrnehmungs-Problem (man muss nur gucken und hat dann sein Ergebnis)

Sind wir soweit auf einer Schiene?

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Halman
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#63 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Halman » Mi 4. Feb 2015, 23:59

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Zeus, mit "Blitz und Donner" ;) , mahnt zum kritischen Rationalismus, richtig? Doch mir scheint, dass sich darum die Superstringtheoretiker ebensowenig scheren wie die Kosmologen, die naturalistisch-transzendente Modelle mit Mulitversen (z.B. in der Brane-Kosmologie) vertreten. Wenn ich mal leicht polemisieren darf: Da ist er dahin, der kritische Rationalismus. Ein großes Opfer für dem neuen Atheismus. Der Segen ist das anthropozentrische Prinzip auf kosmologischer Ebene: Es lebe die völlig beliebige Theorie, in der in der Lösungsmenge "Mulitversum" ALLES enthalten ist und daher jedwede Überprüfbarkeit durch völlige Beliebigkeit einer theoretischen Weltsicht ersetzt wird und so ALLES und somit GAR NICHTS erklärt wird. Aber bequem ist es allemal.
Das stimmt! :D

Das war vor allem in den letzten Jahren. Man hat sich auf die Mathematik verlassen und die Empirie vergessen. Seit einiger Zeit weht ein anderer Wind. Man kehrt zur Empirie zurück. Vorbei ist die Zeit der flatternden Brane, die ein Universum zeugen können.
Danke für die Information über die aktuelle Entwicklung in der Welt der Physik. Also ist die Ausformung von Naturwissenschaft auch eine Frage der philosophischen Metaebene? Die Rückkehr zur "bodenständigen" Forschung mag solider sein, doch sind der Empirie nicht Grenzen gesetzt, welche die theoretisch-mathematische Physik zu überschreiten vermag?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#64 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Pluto » Do 5. Feb 2015, 00:09

Halman hat geschrieben:Danke für die Information über die aktuelle Entwicklung in der Welt der Physik. Also ist die Ausformung von Naturwissenschaft auch eine Frage der philosophischen Metaebene? Die Rückkehr zur "bodenständigen" Forschung mag solider sein, doch sind der Empirie nicht Grenzen gesetzt, welche die theoretisch-mathematische Physik zu überschreiten vermag?
Fakten, Fakten, Fakten lautet die aktuelle Devise.

Erste Priorität ist die Auswertung der neuen CMB-Daten. Die Ergebnisse der Planck Sonde und des BICEP3 Experiments werden noch verarbeitet. Man hofft Spuren von Gravitationswellen im frühen Universum zu finden. Das würde neue Theorien der Entstehung des Universums auf den Plan bringen... vielleicht sogar neue Ideen zur Vereinigung der RT mit der QM.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#65 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Pluto » Do 5. Feb 2015, 00:11

closs hat geschrieben:Sind wir soweit auf einer Schiene?
Bei Heisenberg und Schrödinger geht es um Physik, nicht um Philosophie.
Hilft das weiter?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#66 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Halman » Do 5. Feb 2015, 00:17

Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Doch mir scheint, dass sich darum die Superstringtheoretiker ebensowenig scheren wie die Kosmologen, die naturalistisch-transzendente Modelle mit Mulitversen (z.B. in der Brane-Kosmologie) vertreten.
Stimmt, aber diese Wissenschaftler sind sich sicherlich dessen bewusst, dass ihre Ideen nicht viel mehr als Spekulationen oder Gedankenspiele sind.
Im Gegensatz zu den Religiösen erhebt - so weit mir bekannt ist - kein namhafter Kosmologe etc. den Anspruch, den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Nun, sie erheben m. W. schon den Anspruch, physikalische bzw. kosmologische Theorien zu vertreten.

Zeus hat geschrieben:Gläubige dagegen "wissen" dass sie im Besitz der Wahrheit sind.
Wie sagte doch der derzeitige Stein auf den JC seine Kirche bauen wollte, Ratzinger, in seinem MEA CULPA:
[Gott ...]Lass jeden von uns zur Einsicht gelangen, dass auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen.
Gerade frage ich mich, was denn Prof. Dr. Joseph Ratzinger unter "Wahrheit" versteht. Am Besten zitiere ich ihn selbst:
Zitat von PAPST BENEDIKT XVI. (7. Abs.):
Niemand kann die Wahrheit haben, die Wahrheit hat uns, sie ist etwas Lebendiges! Wir sind nicht ihre Besitzer, sondern wir sind von ihr ergriffen; nur wenn wir uns von ihr führen und treiben lassen, bleiben wir in ihr; nur wenn wir mit ihr und in ihr Pilger der Wahrheit sind, dann ist sie in uns und durch uns da. Ich glaube, das müssen wir wieder neu erlernen, dieses Nicht-Haben der Wahrheit. So wie kein Mensch sagen kann: „Ich habe Kinder“ – sie sind keine Habe, sie sind ein Geschenk, und sie sind uns als Gabe Gottes aufgetragen –, so können wir nicht sagen: „Ich habe die Wahrheit.“ Aber die Wahrheit ist zu uns gekommen und drängt uns. Wir müssen lernen, uns von ihr treiben zu lassen, uns von ihr führen zu lassen. Dann wird sie auch wieder leuchten: wenn sie uns selber führt und durchdringt.
Was meinst Du dazu?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#67 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 00:41

Pluto hat geschrieben: Vielleicht ist Realität tatsächlich nichts weiter als Statistik?
Mir fällt immer wieder auf, dass Du "Realität" als wahrnehmungs-abhängige Größe definierst.

Pluto hat geschrieben:Wie kann dann ein Diamant so hart sein, wenn er vorwiegend aus Nichts besteht...?
Das beunruhigt mich jetzt nicht. - Da würde man einen Physiker oder Chemiker fragen, der darauf wahrscheinlich Antworten wüsste. - Meine laienhafte Antwort wäre: Es gibt nicht nur Materie, sondern auch Energie zwischen Materie.

Pluto hat geschrieben:Du solltest unbedingt seine Abhandlung "Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik" lesen
Hast Du ja eingestellt - ich habe sogar noch ein Kapitel weitergelesen.

Pluto hat geschrieben:Darin erklärt er die Metaphysiker für naiv
Er sagt es sogar noch unfreundlicher.

Pluto hat geschrieben:und die Metaphysik für absurd.
Nicht ganz. - Er sagt, dass Metaphysik absurd wird, wenn sie mit den absurden Methoden der zeitgenössischen Metaphysikern beackert wird. - Und empfiehlt, Meta-Physik mit seinem "kritischen" Inventar zu beackern - um wenige Zeilen später hinzuzufügen, dass das nicht ginge - und der SChlussfolgerung, man solle Metaphysik überhaupt nicht methodisch beackern.

Gleichzeitig bzw. an anderen Stellen spricht er vom "Ding an sich", von "Gott" und davon, dass die Vernunft dort nicht hinreicht. - Ganz zu schweigen davon, dass er expressis verbis anerkennt, dass die kritische Vernunft Grenzen habe, hinter denen die Glaubenswelt beginnt. - Er sagt NICHT, dass es dahinter nichts mehr (an Realität/Sein) gäbe.

Pluto hat geschrieben:Wie kommst du darauf? Wenn, dann war Kant ein Vorläufer Poppers.
Da sehe ich keinen Widerspruch. - Mit Popper hast Du sowieso recht - Wittgenstein habe ich deshalb genannt, weil er (wie Kant) die Klappe hält, wenn er methodisch etwas nicht erreichen kann - aber sogar das tut Popper auch (er ist ja mehr Methodiker als Philosoph).

Pluto hat geschrieben:Hat Gott es nötig, so zu tun, als würde er nicht existieren
Tut er ja nicht. - Das Problem ist ein anderes: Wenn es Gott gibt, dann ist er ja gerade NICHT im Dasein "daheim" - und es geht doch gerade darum, dass der Mensch erkennt, dass das Dasein nicht die einzige Existenz-Form ist. - Also weist er auf das hin, was jenseits unserer Existenzform ist - und das ist eben aus unserer Existenzform naturalistisch-methodisch nicht greifbar.

Pluto hat geschrieben:Eben... keine Beweise, Herr...
Es reicht erstmal die grundsätzliche Einsicht, dass nicht alles über naturlalistisch-methodisches Tun erreichbar ist.

Pluto hat geschrieben:Es liegt in der Natur des Menschen neugierig zu sein.
Das soll er ja auch - aber dazu gehört auch die Demut, anzuerkennen, dass nicht alles der naturalistischen Neugier offenstehen MUSS.

Pluto hat geschrieben:Die Frage ist wissenschaftlich nicht zu beantworten.
Das wollte ich hören.

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#68 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 00:44

Pluto hat geschrieben:Bei Heisenberg und Schrödinger geht es um Physik, nicht um Philosophie. Hilft das weiter?
Ja - insofern, dass Du damit unterstreichst, dass es verschiedene Systeme gibt, sich dem Phänomen "Sein/Realität" anzunähern. - Das reicht mir schon.

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#69 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Zeus » Do 5. Feb 2015, 01:31

Halman hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Doch mir scheint, dass sich darum die Superstringtheoretiker ebensowenig scheren wie die Kosmologen, die naturalistisch-transzendente Modelle mit Mulitversen (z.B. in der Brane-Kosmologie) vertreten.
Stimmt, aber diese Wissenschaftler sind sich sicherlich dessen bewusst, dass ihre Ideen nicht viel mehr als Spekulationen oder Gedankenspiele sind.
Im Gegensatz zu den Religiösen erhebt - so weit mir bekannt ist - kein namhafter Kosmologe etc. den Anspruch, den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Nun, sie erheben m. W. schon den Anspruch, physikalische bzw. kosmologische Theorien zu vertreten.
Bestenfalls handelt es sich mMn um Hypothesen.
Da müsste man, wie der liebe closs immer sagt, mal einen Fachmann fragen. :mrgreen:
Zeus hat geschrieben:Gläubige dagegen "wissen" dass sie im Besitz der Wahrheit sind.
Wie sagte doch der derzeitige Stein auf den JC seine Kirche bauen wollte, Ratzinger, in seinem MEA CULPA:
[Gott ...]Lass jeden von uns zur Einsicht gelangen, dass auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen.
Halman hat geschrieben:Gerade frage ich mich, was denn Prof. Dr. Joseph Ratzinger unter "Wahrheit" versteht. Am Besten zitiere ich ihn selbst:
Zitat von PAPST BENEDIKT XVI. (7. Abs.):
Niemand kann die Wahrheit haben, die Wahrheit hat uns, sie ist etwas Lebendiges! Wir sind nicht ihre Besitzer, sondern wir sind von ihr ergriffen; nur wenn wir uns von ihr führen und treiben lassen, bleiben wir in ihr; nur wenn wir mit ihr und in ihr Pilger der Wahrheit sind, dann ist sie in uns und durch uns da. Ich glaube, das müssen wir wieder neu erlernen, dieses Nicht-Haben der Wahrheit. So wie kein Mensch sagen kann: „Ich habe Kinder“ – sie sind keine Habe, sie sind ein Geschenk, und sie sind uns als Gabe Gottes aufgetragen –, so können wir nicht sagen: „Ich habe die Wahrheit.“ Aber die Wahrheit ist zu uns gekommen und drängt uns. Wir müssen lernen, uns von ihr treiben zu lassen, uns von ihr führen zu lassen. Dann wird sie auch wieder leuchten: wenn sie uns selber führt und durchdringt.
Was meinst Du dazu?
Viel semantisches Herumgeeiere, aber in Wirklichkeit nichts Neues.
Indirekt behauptet der alte Scharlatan in deinem Zitat immer noch, die Wahrheit zu kennen, denn
Aber die Wahrheit ist zu uns gekommen und drängt uns
Wenn die Wahrheit zum Ratzi gekommen ist und ihn drängt, weiß der Himmel, was er treiben würde, wenn sie wieder leuchten würde so wie im guten alten Mittelalter, als sein Verein noch in großen Teilen der Welt die Macht hatte.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#70 Re: Informationsparadoxon bei Schwarzen Löchern

Beitrag von Halman » Do 5. Feb 2015, 01:37

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Eben habe ich einen älteren Beitrag von mir überarbeitet
Vielen Dank - habe ihn mit Freuden gelesen.

Halman hat geschrieben:Ich hoffe, dass der nun "reparierte" Beitrag für Dich von Interesse ist.
Sehr - aber ich kann Dir einige Fragen nicht ersparen: Am besten, wir machen es sauber Frage für Frage:

1) Heisenberg und SChrödinger
a) Gehe ich recht in der Annahme, dass für Unschärfe-Relation gilt: Geschwindigkeit und Position sind seins-mäßig definiert, jedoch wahrnehmungs-mäßig nicht gleichzeitig fassbar. ---???--
Der gesunde Menschenverstand will dies annehmen, doch versagt unsere Intuition in der skurrilen Quantenwelt. Die Unschärferelation beschreibt kein Messproblem, sondern eine fundamentale Eigenschaft von Quantenobjekten. Die Formel für die Heisenberg'sche Unschärferelation lautet:
Δx * Δp > ħ / 2
Je genauer oder schärfer Δx bestimmt wird (also je genauer es lokalisiert ist), je unschärfer ist der Wert für den Impuls Δp (umgekehrt gilt das Gleiche).
Da den Quantenobjekten die Eigenschaften fehlen, dass Ort und Impuls gleichermaßen „scharf“ bestimmt sind (ganz anders, als in unserer mesokosmischen Erfahrungswelt), ist es auch irreführend, ihnen solche Eigenschaften zuschreiben zu wollen.
Wenn Du magst, schaue doch zur Erinnerung in diesem BEITRAG von mir rein. (Natürlich erwarte ich nicht, dass Du dies sowas nach knapp einem Jahr noch merkst. Mir ist auch erst eben aufgefallen, dass wir darüber schon mal gesprochen hatten.)

closs hat geschrieben:b) Gehe ich weiterhin recht in der Annahme, dass für die Schrödinger-Katze gilt: "Tot" und "lebendig" sind seins-mäßig nur als Superposition definiert, nicht aber als "tot" oder "lebendig" - erst durch die Wahrnehmung erfolgt eine Entscheidung. ---???---
Darüber habe ich mir ehrlich jahrelang den Kopf zerbrochen und leider immer noch nicht verstanden. Vor knapp einem Jahr hatte ich darüber mit Janina diskutiert.

Mehr zur Unschärferelation kannst Du hier nachlesen.

In der Quantenwelt gilt, dass ein Teilchen an ganz vielen Orten simultan sein kann, es ist delokalisiert und erscheint als Welle. Der Zustand der Superposition ist seins-mäßg definiert. Die Beschreibung als Welle oder Teilchen oder Welle-Teilchen ist wahrnehmungs-mäßig und nur ein modellhafter Behelf.
Da unsere klassische Mechanik in der Quantenwelt versagt, war es erforderlich hierfür eine völlig andere "Mechanik" zu entwinkeln: die Quantenmechanik (QM). Objekte (wie Elektronen, Photonen - bis hin zu Rullerenmolekülen), die nur durch die QM zutreffend beschrieben werden können, bezeichnet man als Quantenobjekte (ein Sammelbegriff).

Der 'Casus knacksus' in Schrödingers Geankenexperiment liegt darin, dass das Schicksal der Katze mit einem einzelnen radioaktiven Atom (Isotop) "verschränkt" ist: Das Isotop ist zweifelsfrei ein Quantenobjekt. Daraus folgt, dass objektiv unbestimmt ist, ob es zerfallen oder unzerfallen ist: Sein Gesamtzustand umfasst die Einzelzustände |unzerfallen> + |zerfallen>.
Überträgt sich dieser überlagerte Mischzustand auf die Katze, so ist auch sie |lebendig> + |tot>. Dies widerspricht jedweder Erfahrung und unsere Intutation sagt uns, dass hier was nicht stimmen kann.
Hierfür gibt es meines Wissens zwei Lösungen:
Hier sind Mikro- und Mesokosmos miteinander verschränkt. So kommt es zur Übertragung der Wellenfunktion des Quantenobjektes (hier Isotop) auf die meso-/makrokosmische Umgebung (Katze): Dekohärenz. Infolge von physikalischer Wechselwirkung (die im Mesokosmos unvermeidbar ist, denn die Katze atmet, reflektiert Licht usw.) kollabiert die Wellenfunktion augenblicklich und damit endet die Dekohärenz. Somit ist der Zustand der Katze eindeutig bestimmt.

Silvia Arroyo Camejo erklärt den Dekohärenzvorgang folgendermaßen:
Zitat aus Skurrile Quantenwelt:
Beim irreversiblen Prozess der Dekohärenz wird also der kohärente Superpositionszustand eines physikalischen Objekts durch den nicht verhinderbaren Einfluss der Umgebung zerstört. Die gewisse kohärente Phasenbeziehung der Komponenten der Superposition geht durch Dekohärens zwangläufig verloren. Dabei gilt, je größer ein gewisses Objekt ist, desto eher wird es mit seiner Umgebung wechselwirken und desto unwahrscheinlícher wird es in einem Zustand der Superposition erscheinen können.
Daraus folgt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Katze, im Zustand der Superposition verweilen zu können, nahe null liegt.

Zitat aus Quantenmechanik und Probleme ihrer Interpretation:
Zeh spricht deshalb von einer "universellen Gültigkeit der Quantentheorie" (Zeh 1970, S. 72). Er hebt die Isoliertheit des Systems von Objekt und Beobachter auf. Nur für isolierte Systeme gilt die Schrödinger-Gleichung. Wenn wir Wechselwirkungen zwischen Objekten zulassen, werden die Superpositionen aufgehoben. Ihre Kohärenzen verschwinden, es geschieht "Entkopplung" (heute i.a. als "Dekohärenz" bezeichnet).

Dass sich Quanten- und klassische Welt unterscheiden, wird damit erklärt, dass die Dekohärenzzeit für Objekte unterschiedlicher Massen unterschiedlich ist, so dass die klassische Welt sich viel schneller dekohäriert als die Quantenwelt.

Die von Zeh ausgehende Dekohärenztheorie ersetzt die ad-hoc-Vorstellung vom "Kollaps der Wellenfunktion" durch die Einbeziehung eines Umgebungs-Hamilton-Operators in die Schrödingergleichung. Als System wird dadurch nicht mehr nur das Quantenobjekt oder das Objekt in Einheit mit dem Messgerät, aber ansonsten isoliert von der Umgebung, gesehen – sondern die Umgebungseinflüsse werden in einer Dichtematrix erfasst. Dabei wird nicht mehr zwischen Quanten- und makroskopischer Betrachtungsebene unterschieden.

Schon im März letzten Jahres stellte ich fest, dass „Schrödingers Katze“ eine verzwickte Sache ist. Folgt man der Kopenhagener Deutung, so kollabiert die Wellenfunktion des Isotops, weil es mit der mesokosmischen Welt (Geigerzähler, Hammer, Katze) wechselwirkt.

Es reicht aber schon weniiger zur Wechselwirkung. Angenommen ein Photon bewegt sich innerhalb des Kastens mit dem experimentellen Aufbau und trifft auf Schrödingers Katze. Aber halt, wenn sie tot ist, liegt die Katze auf den Boden und das Photon trifft nicht auf die Katze und bewegt sich daher ungehindert durch den Kasten. Ob das Photon also auf die Katze trifft oder nicht, hängt davon ab, in welcher Position sie sich befindet, also ob sie tot oder lebendig ist. Schrödingers Katze und das Photon sind verschränkt.

Diese Überlegung mit der verschränkten Katze führt zur zweiten Lösung (ohne Kollaps der Wellenfunktion): der Viele-Welten-Deutung. Demnach überträgt sich die Superposition auf dem Meso-/Makrokosmos, in der alle möglichen Einzelzustände in parallelen Welten realisiert werden. In diesen parallelen Welten werden alle Einzelzustände, die in der Wellenfunktion stecken, realisiert und wir können nur den Zustand beobachten, der in unserer Welt vorliegt. Wenn wir die Katze tot sehen und traurig sind, so ist die Katze in einer paralelen Welt lebendig und wir sind fröhlich.
Dies Viele-Welten-Deutung ist elegant und in sich logisch konsistent, aber sehr spekulativ.

closs hat geschrieben:Wenn dies beides richtig von mir verstanden wäre, hieße dies:
1) Heisenberg und Schrödinger sind komplett unterschiedliche Aussagen.
2) Bei Heisenberg geht es um ein prinzipielles Wahrnehmungs-Problem, nicht aber um ein Seins-Problem (das Teilchen hat ja seine Geschwindigkeit und seine Position)
Diese Größen sind seins-mäßg unscharf. Ist eine der Größen maximal scharf, so wird die andere Größe maximal unscharf.

closs hat geschrieben:3) Bei Schrödinger geht es um ein prinzipielles Seins-System, nicht aber um eine Wahrnehmungs-Problem (man muss nur gucken und hat dann sein Ergebnis)

Sind wir soweit auf einer Schiene?
Da muss ich Dich leider enttäuschen. Die Quantenmechanik ist wie "Alice im Wunderland", so ganz anders, als man gem. unserer an den Mesokosmos angepassten Intution vermuten würde. Ich denke, es geht auch weniger um Wahrnehmung, sondern mehr um Messung. Jede auf Messung basierende Beobachtung ist eine physikalische Wechselwirkung. Wie will man denn auch ein Quantenobjekt wechselwirkungsfrei beobachten? Das Licht, dass unsere Augen sehen, wechselwirkt mit den Retinas.
Schrödinger machte duch sein Gedankenexperimant das "Seins-Problem", dass sich aus Heisenbergschen Unschärferelation ergibt, deutlich.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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