seeadler hat geschrieben:Weitere Frage:
In welchem Augenblick einer Sekunde passiert der Urknall, wenn du mit einer Geschwindigkeit von gerade mal 2*10^-5 m/s langsamer fliegst, als das Licht?
Deine Frage bezieht sich auf ein Inertialsystem, welches sich mit ultrarelativistischer Geschwindigkeit bewegt und dem entsprechend die Eigenzeit sehr stark dilatiert ist (ich gehe hier vereinfacht von einer gleichförmigen Bewegung aus).
Der Urknall ist immer der Anfang, egal von welchem Bezugssystem aus betrachtet. Was Dich offenbar interessiert ist, wie groß der zeitliche "Abstand" zwischen dem Urknall
t_0 und der Gegenwart
t_heute vom ultrarelativistisch bewegten Inertialsystem aus betrachtet ist. Da Tyrion in Deinem Beispiel dieses Inertialsystem sein soll, bin ich mal auf seine Antwort gespannt.
Die Raumzeit wird in der Urknalltheorie auf Basis der ART durch die Robertson-Walker-Metrik beschrieben, in der ein mitbewegtes Koordinatensystem zugrundelegt wird. In diesem Koordinatensystem kann die
Koordinatenzeit (=
Weltzeit) angegeben werden. Der "Abstand" der zeitlichen Koordinaten zwischen
t_0 und
t_heute beträgt nach gegenwärtigen Kenntnisstand ~13,82 Milliarden Jahre, unabhängig von der Eigenzeit von Testmassen im Universum, also auch unabhängig vom ultrarelativistisch bewegten Inertialsystem "Tyrion".
Die vierdimensionale Raumzeit kann dreidimensionalen
Hyperflächen zerlegt werden. In der Grafik sind sieben Hyperflächen beispielhaft eingezeichnet. Diese Blätterung in Hyperflächen nennt man Foliation.
Grafiquelle
Tyrion kann Dir sicherlich etwas zum ADM-Formalismus sagen, dies übersteigt leider mein Niveau.
Von mir kannst Du mehr in meinen Beitrag vom
Mi 26. Mär 2014, 01:31 lesen. Darin hatte ich auch Agent Scullie zitiert.
seeadler hat geschrieben:Nächste Frage:
Wie ist die "Eigenzeit der in 13,6 Milliarden Lichtjahre zu beobachtenden Objekte zu bewerten? Kannst du die 1:1 mit unserer Zeitrechnung gleich setzen. Wenn nein, was genau sagt dies aus?
Wenn wir die Eigenbewegungen der astronomischen Objekte in einem vereinfachten Modell auf 0 setzen, dann können diese Objekte als "ruhend" betrachtet werden.
Gem. der FLRW-Metrik ist es der Raum selbst, welcher expandiert, die Objekte sind also gar nicht bewegt, sondern können also ruhend im kosmologischen Koordiantensystem angenommen werden.
Übrigens, von den 13,6 Milliarden Lichtjahre entfernten Objekten aus gesehen erscheinen wir extrem stark rotverschoben und daher sehr schnell. Dies ist für die Weltzeit aber unerheblich, da sich sowohl die fernen Objekte, wie auch wir, der selben Hyperfläche des kosmologischen Koordinatensystems zugeorndet werden können. Dies gilt sogar für das Inertialsystem "Tyrion".
Die gilt solagne, solange mir Agent Scullie, Janina, Tyrion und/oder Thomas nicht widersprechen.