Gottlos glücklich

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#1 Gottlos glücklich

Beitrag von closs » Sa 12. Okt 2013, 23:24

abgetrennt aus: Allversöhnung

Zeus hat geschrieben:Dreimal darfst du raten.
Davon übernehme ich ungefragt einen Teil: Du bist nicht bereit, Dich INHALTLICH mit dem Christentum auseinander zu setzen? - Richtig getippt?

Um es Dir einfach zu machen: Keiner erwartet, dass Du mit wehenden Fahnen überläufst. Aber Du solltest zumindest wissen, was Du ablehnst.

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Zeus
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#2 Re: Allversöhnung

Beitrag von Zeus » Sa 12. Okt 2013, 23:43

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Dreimal darfst du raten.
Davon übernehme ich ungefragt einen Teil: Du bist nicht bereit, Dich INHALTLICH mit dem Christentum auseinander zu setzen? - Richtig getippt?
Um es Dir einfach zu machen: Keiner erwartet, dass Du mit wehenden Fahnen überläufst. Aber Du solltest zumindest wissen, was Du ablehnst.
closs, ich bin streng gläubig erzogen worden und habe mich mit Mühe von dem christlichen Aberglauben freigemacht. Jetzt bin ich gottlos glücklich. :D
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
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#3 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » So 13. Okt 2013, 08:58

Zeus hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Davon übernehme ich ungefragt einen Teil: Du bist nicht bereit, Dich INHALTLICH mit dem Christentum auseinander zu setzen? - Richtig getippt?
Um es Dir einfach zu machen: Keiner erwartet, dass Du mit wehenden Fahnen überläufst. Aber Du solltest zumindest wissen, was Du ablehnst.
closs, ich bin streng gläubig erzogen worden und habe mich mit Mühe von dem christlichen Aberglauben freigemacht. Jetzt bin ich gottlos glücklich. :D

Hi Zeus,

das kostet tatsächlich einige Mühe sich davon frei zu machen. Und ich bin gerade am Überlegen ob es nicht sogar einen eigenen Thread wert wäre dies zu thematisieren. Immerhin gibt es hier ja einige Ex-Christen im Forum. Also was wurde vorher als belastend empfunden, und der Wegfall machte einen dann glücklich?
Andererseits gibt es auch andere Wege, als z.B. Aberglauben mitsamt Gott abzulegen und stattdessen eine differenzierte religiöse Meinung sich zu erarbeiten, in denen Gott jedoch vorkommt.
Closs ist ja m.E. ja absolut kein Vertreter unreflektierten Aberglaubens und dogmatischen christlichen Mainstreams. Im Gegenteil.

LG
Zuletzt geändert von Naqual am So 13. Okt 2013, 09:22, insgesamt 1-mal geändert.

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#4 Re: Allversöhnung

Beitrag von Zeus » So 13. Okt 2013, 16:03

Zeus hat geschrieben:closs, ich bin streng gläubig erzogen worden und habe mich mit Mühe von dem christlichen Aberglauben freigemacht. Jetzt bin ich gottlos glücklich. :D
Naqual hat geschrieben:Hi Zeus,
das kostet tatsächlich einige Mühe sich davon frei zu machen. Und ich bin gerade am Überlegen ob es nicht sogar einen eigenen Thread wert wäre dies zu thematisieren. Immerhin gibt es hier ja einige Ex-Christen im Forum. Also was wurde vorher als belastend empfunden, und der Wegfall machte einen dann glücklich?
Hallo Naqual!
Keine langweiligen Predigten mehr anhören zu müssen. :lol:
Im Ernst:
Die Angst vor dem Tod und dem EWIGEN VERDERBEN ist weg!
Als ich noch nicht geboren war, war ich so gut wie tot.
Und das war gar nicht so schlimm. Wenigstens brauchte ich mich nicht vor dem Tyrannosaurus Rex zu fürchten.
Und wenn ich (hoffentlich nicht zu bald) erwartungsgemäß nicht mehr existiere, dann werde ich das zwar bedauerlich finden, aber ich weiß, dass mich keine ewige Qual, kein "Verderben" oder, was auch immer einem dann an Unannehmlichkeiten von den Kirchen angedroht wird, erwartet. :D

LG
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#5 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » So 13. Okt 2013, 16:36

Zeus hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: Die Angst vor dem Tod und dem EWIGEN VERDERBEN ist weg!
Naja, die Angst wurde ich schon los, als das Dogma von der ewigen Verdammnis bei mir fiel (und nicht Gott).
Und für Fehler trage ich heute schon die Strafen oft - und sei es eine Strafgebühr durch einen Straßenblitzer.
Da werde ich ja auch nicht eingeäschert für. Und nutze Verkehrsmittel ohne größere Ängste.
Abgesehen davon finde ich es auch nicht gerade ethisch-moralisch überlegen, wenn jemand aus Angst vor der ewigen Verdammnis sich darum bemüht, Nächstenliebe zu praktizieren und an Gott zu glauben und nicht aus innerer gefühlsmäßiger Überzeugung dem Nächsten selbst zuliebe (oder in Bezug auf Gott: aus einem echten und nicht nachgeplapperten Überzeugtsein von dem wofür Gott steht. Und sei es in der Vorstellung).

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#6 Re: Allversöhnung

Beitrag von Zeus » So 13. Okt 2013, 18:07

Zeus hat geschrieben:Die Angst vor dem Tod und dem EWIGEN VERDERBEN ist weg!
Naqual hat geschrieben:Naja, die Angst wurde ich schon los, als das Dogma von der ewigen Verdammnis bei mir fiel (und nicht Gott).
Ein guter Anfang. :D
Naqual hat geschrieben:Abgesehen davon finde ich es auch nicht gerade ethisch-moralisch überlegen, wenn jemand aus Angst vor der ewigen Verdammnis sich darum bemüht, Nächstenliebe zu praktizieren und an Gott zu glauben und nicht aus innerer gefühlsmäßiger Überzeugung dem Nächsten selbst zuliebe...
:thumbup: Meine volle Zustimmung.
An anderer Stelle in diesem Forum hatte ich schon geschrieben:
Wenn säkulare Menschen Gutes tun, dann kann man ziemlich sicher sein, dass ihre Werke von der Güte ihres Herzens motiviert sind, (ganz bestimmt nicht durch die egoistische Hoffnung auf Belohnung von irgend einem Gott).
Naqual hat geschrieben:...(oder in Bezug auf Gott: aus einem echten und nicht nachgeplapperten Überzeugtsein von dem wofür Gott steht. Und sei es in der Vorstellung).
Was hast du davon, zu wissen, wofür die Fiktion "Gott" steht? Weißt du nicht von selbst, was gut und was schlecht ist?

Gruß
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#7 Re: Allversöhnung

Beitrag von Pluto » Mo 14. Okt 2013, 00:15

Zeus hat geschrieben:Wenn säkulare Menschen Gutes tun, dann kann man ziemlich sicher sein, dass ihre Werke von der Güte ihres Herzens motiviert sind, (ganz bestimmt nicht durch die egoistische Hoffnung auf Belohnung von irgend einem Gott).
Letzteres ist eine haltlose Unterstellung und eine hetzerische Verleumdung gläubiger Menschen die du erst einmal mit Fakten untermauern solltest.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mo 14. Okt 2013, 13:55

Zeus hat geschrieben:Was hast du davon, zu wissen, wofür die Fiktion "Gott" steht? Weißt du nicht von selbst, was gut und was schlecht ist?
"Von selbst" hieße, die eigene Person als Maßstab zu nehmen, also die eigenen Empfindungen und Überlegungen. Der Bezugspunkt von gut und schlecht in Gott heißt, dass sich gut und schlecht funktional aus Gott ergeben. Gott ist das Ganze.
Das Ganze wiederum braucht seine funktionierenden Teile und wirkt für diese. Mit Gott erhebt sich das Teil über sich selbst hinaus und "funktioniert" für das Ganze. Der Himmel ist, wenn das Ganze und die Teile richtig zusammenwirken - für alle.
Anders ausgedrückt: wenn ein Ich für sich auf Kosten der anderen lebt, entsteht Hölle. Wenn ein Ich und ein Du ein Wir bilden und füreinander da sind, haben wir den richtigen Zustand. Zur ethischen Entwicklung des Menschen gehört, in seiner Begrenztheit (in Wahrnehmung und Erfassung) in immer größeren Gemeinschaften denken, fühlen und wollen zu können und auch diese Gemeinschaften nicht gegeneinander auszuspielen. In Gott ruht dann quasi ein Ganzes alles Lebenden.

So sehe ich das. Von daher ist Gott für mich beim Erkennen von gut und böse zumindest eine rationale Konstruktion um die ich nicht herumkommme. Du kannst es ja mal versuchen nachzuvollziehen und - falls Dir was einfällt - argumentieren, warum es für die Grundlegung zur Entwicklung ethischer Vorstellungen nicht anwendbar sein soll. :mrgreen:

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#9 Re: Allversöhnung

Beitrag von Zeus » Mo 14. Okt 2013, 14:49

Zeus hat geschrieben:Was hast du davon, zu wissen, wofür die Fiktion "Gott" steht? Weißt du nicht von selbst, was gut und was schlecht ist?
Naqual hat geschrieben:Anders ausgedrückt: wenn ein Ich für sich auf Kosten der anderen lebt, entsteht Hölle.
Richtig. Der Mensch ist ein soziales Wesen und kann als Einzelner kaum überleben. Die Evolution hat ihn gelehrt dass Kooperation von großem Vorteil für das Individuum und wichtig für das Überleben der Spezies ist.
Naqual hat geschrieben:Wenn ein Ich und ein Du ein Wir bilden und füreinander da sind, haben wir den richtigen Zustand. Zur ethischen Entwicklung des Menschen gehört, in seiner Begrenztheit (in Wahrnehmung und Erfassung) in immer größeren Gemeinschaften denken, fühlen und wollen zu können und auch diese Gemeinschaften nicht gegeneinander auszuspielen.
:thumbup: Volle Zustimmung!
Um das alles einzusehen, brauche ich aber keinen Gott.
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#10 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mo 14. Okt 2013, 15:49

Zeus hat geschrieben::thumbup: Volle Zustimmung!
Freut mich natürlich! ;)

Um das alles einzusehen, brauche ich aber keinen Gott.
Nö, natürlich nicht. Der Sinn ethischer Grundlegungen ist es ja auch nicht Gott erforderlich zu machen.
Aber so wie das Ganze durch seine Teile wirkt, so wirkt Gott DURCH die Welt, die Natur und den Menschen.
Gott wird real im Menschen. So der einzelne über sich selbst hinausblickt. Und sei es ein Atheist. :mrgreen:
So auch in Dir. Man muss vielleicht nur einmal mehr hinschauen als bei Mahatma Gandhi. ;)
Der Unterschied zwischen einem Atheisten und mir als Theisten besteht darin, dass der Atheist "es" nie Gott nennen würde, ich aber schon. Wenn Du es so verstehen willst, gibt es keine gottlosen Atheisten. Das liegt daran, das Gott sich nicht durch Dogmen vermittelt, sondern durch seine "Attribute" (Eigenschaften) im Menschen. Also viel direkter als Theoretisiererei (weiß schon, klingt ein wenig spaßig, wenn ausgerechnet ich dies sage).

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