Zeus hat geschrieben:Was hast du davon, zu wissen, wofür die Fiktion "Gott" steht? Weißt du nicht von selbst, was gut und was schlecht ist?
"Von selbst" hieße, die eigene Person als Maßstab zu nehmen, also die eigenen Empfindungen und Überlegungen. Der Bezugspunkt von gut und schlecht in Gott heißt, dass sich gut und schlecht funktional aus Gott ergeben. Gott ist das Ganze.
Das Ganze wiederum braucht seine funktionierenden Teile und wirkt für diese. Mit Gott erhebt sich das Teil über sich selbst hinaus und "funktioniert" für das Ganze. Der Himmel ist, wenn das Ganze und die Teile richtig zusammenwirken - für alle.
Anders ausgedrückt: wenn ein Ich für sich auf Kosten der anderen lebt, entsteht Hölle. Wenn ein Ich und ein Du ein Wir bilden und füreinander da sind, haben wir den richtigen Zustand. Zur ethischen Entwicklung des Menschen gehört, in seiner Begrenztheit (in Wahrnehmung und Erfassung) in immer größeren Gemeinschaften denken, fühlen und wollen zu können und auch diese Gemeinschaften nicht gegeneinander auszuspielen. In Gott ruht dann quasi ein Ganzes alles Lebenden.
So sehe ich das. Von daher ist Gott für mich beim Erkennen von gut und böse zumindest eine rationale Konstruktion um die ich nicht herumkommme. Du kannst es ja mal versuchen nachzuvollziehen und - falls Dir was einfällt - argumentieren, warum es für die Grundlegung zur Entwicklung ethischer Vorstellungen nicht anwendbar sein soll.
