Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

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Halman
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#11 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Halman » Do 13. Jul 2017, 22:34

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: zurzeit hege ich Interesse für die Libertäre Bewegung. Ich weiß nur sehr wenig über sie, allerdings ist mir beim Surfen in der Welt des WWW ein meiner Meinung nach sehenswertes Video aufgefallen, in dem ein Libertärer Naomi Seibt, einer 16 jährigen Abiturientin, interviewt und stimme mit vielem, was sie sagt, überein.
Das Mädchen ist ja wirklich hübsch :oops: :engel: :mrgreen:
Ooh-ja! :Herz:

ThomasM hat geschrieben:Aber wie so viele der Randbewegungen steckt hinter dieser Bewegung
1. Eine wichtige grundlegende Frage
2. Viel Potenzial zum Missbrauch

Die Grundfrage ist natürlich die, welches denn die Aufgabe des Staates ist. Die libertäre Bewegung versucht diese Frage auf ein Minimum hin zu beantworten, bis hin, ihn ganz abzuschaffen.
Dies ist mir zu radikal und meiner Meinung nach nicht zuende gedacht.

ThomasM hat geschrieben:Insofern würde es mich nicht wundern, dass die libertäre Bewegung erstarkt, als Gegenbewegung der heute dominanten Einstellung, dass "Mama Staat" alles richten soll, von der Hilfe für sozial Schwache bis hin zur Rettung der Erde. Konsequenz der heute dominant linken Einstellung ist eine zunehmende Einmischung des Staates in privates Verhalten, was jeder bestätigen kann, der versucht, ein Haus zu bauen.
Auch meiner Meinung nach mischt sich der Staat zu viel in Privates ein, die Ursache besteht aber auch in der zunehmende Tendenz, die Risiken des eigenen Lebens auf den Staat abwälzen zu wollen, während man die guten Seiten natürlich selbst genießen will. Beispiel Ehe für alle.
Ja, sobald ein gesellschaftliches Thema diskutiert wird, wird es in Deutschland politisch.
Vor Jahren las ich mal ein Interview mit Jody Foster, die damals in Berlin war. Ihr fiel der Hang der Deutschen auf, solche Themen zu politisieren. Dies kannte sie aus den USA anders: Probleme werden privat gelöst und nicht gleich nach dem Staat gerufen. Meines Wissens gibt es in den Staaten deshalb private Initiativen und die Freiheit dazu, sich entsprechend zu organsieren. Warum muss der Staat ALLES machen?
Stelle Dir mal vor, wir wollen eine Gemeinde, denn schließlich sind wir Christen, haben aber keine. Überspitz deutsch wäre von uns, dieses Thema zu politisieren und vom Staat zu erwarten, uns doch die Gemeinde zu machen, anstatt selbst eine auf die Beine zu stellen (um es mal bewusst zu überspitzen).

ThomasM hat geschrieben:Aber wo die Grenze setzen?

Das Potenzial zum Missbrauch sieht man an der Geschichte des Anarchismus. Wenn man den Staat ganz abschaffen will, dann ist es zu dem Gedanken, das durch Chaos und Terror zu erreichen nicht mehr weit.
Anarchie mündet in die Herrschaft der Stärkeren über die Schwächerin und schafft sich so selbst ab.

Meiner Meinung nach sollte man die Grenzen dort setzen, wo der Radikalismus beginnt. Den Staat ganz abschaffen zu wollen, ist so eine radikale Position, welche die Notwendigkeit eines Staatswesens verkennt. Es ist wie beim Essen: In der Regel ist der goldene Mittelweg der ausgewogene. Nicht extrem links, nicht extrem rechts, nicht anarchistisch-libertär, nicht extrem autoritär, sondern ausgewogen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#12 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Tree of life » Do 13. Jul 2017, 22:36

Pluto hat geschrieben: Das Mädel scheint hoch intelligent und begabt zu sein.
Nur mit dem Sprechen scheints noch nicht wirklich zu klappen... 8-)

...ah...und ähm...ja äh...und ähm....blabla...ähm...blablabla....und ja ähm---ähm

;)

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Halman
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#13 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Halman » Do 13. Jul 2017, 22:37

ceam hat geschrieben:Sowas gibt es öffters. Menschen die behaupten, dass sie irgendwas anderes sind als Rechts. Dann machen sie ein einstündiges Video was sie sind und was sie von Deutschland und Flüchtligen halten, wobei das meiste eben kaum zu verwerten ist, wenn es um die konkreten Argumente geht. Das heißt um die Argumente warum man den Flüchtlingen nicht helfen sollte. Nimmt man dann das bisschen was sie nach einer Stunde labern zusammengebracht haben, stellt man fest, dass es der selbe Rotz ist was auch die Rechten sagen.
So-so, die "Rechten". Wen meinst Du mit diesen schwammigen Begriff: Die Rechtsextremen? Die Patrioten? Die Islamkritiker?

Nun, mir ist schleicherhaft, warum so viele die offensichtliche Gefahr durch eine zunehmende Islamisierung verkennen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Janina
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#14 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Janina » Fr 14. Jul 2017, 07:44

ThomasM hat geschrieben:Die Grundfrage ist natürlich die, welches denn die Aufgabe des Staates ist. Die libertäre Bewegung versucht diese Frage auf ein Minimum hin zu beantworten, bis hin, ihn ganz abzuschaffen.
Das heißt nicht libertär, sondern neoliberal.
Um sich einen armen Staat leisten zu können, muss man nur stinkreich sein.

ThomasM hat geschrieben:Auch meiner Meinung nach mischt sich der Staat zu viel in Privates ein, die Ursache besteht aber auch in der zunehmende Tendenz, die Risiken des eigenen Lebens auf den Staat abwälzen zu wollen
Die Abschaffung von Bürgerrechten sind gerade Herzensangelegenheit derjenigen, die von sich sagen, dass rechts von ihnen nur noch die Wand ist.
Franz Josef Strauß hat Freiheit definiert als die Freiheit (für ihn) zur unbeschränkten Gängelung der Bürger (vielleicht hat es es etwas anders ausgedrückt, aber inhaltlich eben so).
In den 20ern gab es ein Wahlplakat: Freiheit für den Präsidenten, weg mit der Diktatur der Parlamente!

Das Problem mit der Freiheit ist die Frage: Für wen?

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#15 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Pluto » Fr 14. Jul 2017, 08:06

Janina hat geschrieben:Das Problem mit der Freiheit ist die Frage: Für wen?
Stimmt.
Freiheit it ein begrenztes Gut. Nimmt man sich mehr, bleibt für andere weniger.
Ist deutlich am Gefälle zwischen dem "Westen" und den Entwicklungsländern zu erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#16 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Pluto » Fr 14. Jul 2017, 08:07

Tree of life hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das Mädel scheint hoch intelligent und begabt zu sein.
Nur mit dem Sprechen scheints noch nicht wirklich zu klappen... 8-)

...ah...und ähm...ja äh...und ähm....blabla...ähm...blablabla....und ja ähm---ähm

;)
Hast du mit 16 besser gesprochen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Pluto » Fr 14. Jul 2017, 08:11

ceam hat geschrieben:Sowas gibt es öffters. Menschen die behaupten, dass sie irgendwas anderes sind als Rechts. Dann machen sie ein einstündiges Video was sie sind und was sie von Deutschland und Flüchtligen halten, wobei das meiste eben kaum zu verwerten ist, wenn es um die konkreten Argumente geht. Das heißt um die Argumente warum man den Flüchtlingen nicht helfen sollte. Nimmt man dann das bisschen was sie nach einer Stunde labern zusammengebracht haben, stellt man fest, dass es der selbe Rotz ist was auch die Rechten sagen.
Merkwürdig erscheint mir, wie sehr man in D. auf die Rechtsradikalen schaut, aber kaum Jemand kümmert sich um die Linken, aus deren Mitte die Krawalle in Hamburg ausgingen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#18 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von piscator » Fr 14. Jul 2017, 10:37

Pluto hat geschrieben:Merkwürdig erscheint mir, wie sehr man in D. auf die Rechtsradikalen schaut, aber kaum Jemand kümmert sich um die Linken, aus deren Mitte die Krawalle in Hamburg ausgingen.
Das liegt m.E. daran, dass die Rechten mehr oder weniger allgegenwärtig sind, während sich die Linken auf bestimmte Orte in den Ballungszentren konzentrieren. In meiner Gegend jedenfalls sind die Rechten in allen ihren Schattierungen präsent, das fängt bei den Neonazis an, die allerdings ihr Erscheinungsbild geändert haben. Man sieht kaum noch Glatzen und Springerstiefel, dafür die einschlägigen Modelabels der rechten Szene. Und das Ganze hört bei den Reichsdeppen auf, die ziemlich nervig und unverschämt auftreten, indem sie vorwiegend Behörden und Gerichte terrorisieren.

Linke aus dem Bereich der militanten Szene sieht man so gut wie nicht, außer man weiß, wo man die suchen muss.
In meiner Jugend und Studentenzeit galt es als schick, wenn man "links" war. Im Religionsunterricht im Gymnasium haben wir die Befreiungstheologie behandelt, wie z.B. Camillo Torres, etc. Man ging ins "linke" Jugendzentrum (ich wegen der Mädels :Herz:, alle nahmen die Pille und es gab noch kein Aids :lol: ), man las Marx, Mao und träumte von einer besseren Welt.

Ich bin relativ schnell davon geheilt worden, da ich mich als Arbeiterkind unter all den Salon-Revoluzzern aus den besserverdienenden Kreisen nie so richtig wohl gefühlt habe. Dazu kamen Experimente mit Drogen, mit Todesfällen durch den "Goldenen Schuss", die Spät-68-iger, daraus die Vorläufer der Grünen und der weite Dunstkreis der RAF.

Ich treffe heute öfters auf Bekannte aus diesen alten Zeiten, viele davon sind buchstäblich mehr oder weniger unter die Räder gekommen, was mich jedes Mal schockiert.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#19 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von ThomasM » Fr 14. Jul 2017, 12:41

Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Die Grundfrage ist natürlich die, welches denn die Aufgabe des Staates ist. Die libertäre Bewegung versucht diese Frage auf ein Minimum hin zu beantworten, bis hin, ihn ganz abzuschaffen.
Das heißt nicht libertär, sondern neoliberal.
Um sich einen armen Staat leisten zu können, muss man nur stinkreich sein.
Das ist nicht korrekt, Google hilft.

Neoliberal ist eine Spielart der libertären Denkrichtung, die sich als Wirtschafts-Liberal versteht und da gilt das, was du sagst, tatsächlich.
Die FDP hat (zumindest früher) diese Denkrichtung vertreten und ist deswegen zurecht aus dem Bundestag vertrieben worden.

Tatsächlich brauchen wir aber in unserem Land eine Partei, die echt liberal denkt. Echtes liberales Denken definiert sich meines Erachtens durch folgende Eigenschaften:

- Jeder ist primär für sich selbst verantwortlich (das primär wird abgeschwächt durch soziale Notlagen). Das heißt, dass ich nicht nur frei entscheiden kann, sondern auch für die Folgen meiner Entscheidung selbst gerade stehen muss.
- Jeder ist frei, in dem Sinn dass staatliche Instanzen sich nicht in mein Leben einmischen dürfen.
- Meine Freiheit endet, wo die Freiheit meines Nächsten anfängt.
- Gesetze sind primär dazu da, die Rechte des Staates gegenüber meiner Freiheit zu definieren bzw. einzuschränken.
- Der Staat hat bestimmte (beschränkte) Aufgaben, für diese sind ihm die Mittel in Form von Steuern zur Verfügung zu stellen.

Der Umgang mit Solidargemeinschaften (Krankheit, Renten, Arbeitslosigkeit, usw.) sind in diesem Denken zunächst nicht definiert und in der Praxis ein gutes Gleichgewicht zu finden, ist schwierig.
In den USA ist die Dominanz der Reichen und das Verelenden ganzer Gruppen die eine Seite. In Deutschland ist das kommunistische Denken von Mama Staat die andere Seite.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#20 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von ThomasM » Fr 14. Jul 2017, 12:51

Halman hat geschrieben: Nun, mir ist schleicherhaft, warum so viele die offensichtliche Gefahr durch eine zunehmende Islamisierung verkennen.
Wieso stellt Islamisierung eine "offensichtliche Gefahr" dar?

Das Problem ist doch, dass ein solcher Satz, wie du ihn geschrieben hast, eine (bewusst?) falsche Analogie macht.
Leute, die so etwas sagen, verweisen auf Moscheen, die gebaut werden, auf Frauen mit Kopftuch oder Ganzkörper-Kondom, auf die Menschen mit einem bestimmten Aussehen und schreien "Islamisierung".
Damit deuten sie auf die Menschen, die der Glaubensrichtung des Islam angehören. Wieso sollen diese Menschen eine "offensichtliche Gefahr" darstellen?

Die Gefahr liegt doch bei den Kulturradikalen unter den Moslems, die die sich Gewalt und Terror auf die Fahnen geschrieben haben, die Selbstmordanschläge begehen. Das ist ein winziger Bruchteil der Menschen unter den Moslems.

"Gefahr durch Islamisierung" meint vielleicht die Islamisten, deutet aber auf Moslems.
Und das ist falsch.

Die Analogie ist zu sagen
"Gefahr durch Linke", die die Linksradikalen meint, aber auf alle Anhänger von SPD, Grüne und die Linken deutet. Oder
"Gefahr durch Rechte", die die Neonazis meinen, aber auf alle Anhänger der CDU, CSU und Konservative deutet.

Es war schon immer leichter, Unschuldige zu treffen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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