Beten Wissenschaftler?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#11 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Novas » So 9. Apr 2017, 23:34

Vitella hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Jeder, der ernsthaft Wissenschaftler ist, bekommt es irgendwann mit einem religiösen Gefühl zu tun, dass sich ganz klar von dem religiösen Gefühl von irgendeinem naiven Menschen unterscheidet.

würde mich interessieren was der Unterschied ist...

Es gibt sicher Menschen, die ein eher naives Gottesbild haben, die Gott auf das Maß ihres begrenzten Denkens zurecht stutzen, sodass er zum Abziehbild der Projektionen ihres eigenen Ego wird, während andere Menschen eine höhere geistige Reife erlangt haben. Allerdings trifft exakt das Gleiche auf Atheisten zu. Manche Atheisten haben eine unglaublich oberflächliche und naive Vorstellung von Religion, die nie wirklich reif und erwachsen geworden ist. Es gibt nur wenige Menschen, welche das alttestamentarische, strafende Gottesbild wortwörtlich nehmen, dennoch wird von Richard Dawkins und allgemein den Brights unterstellt, dass "die" gläubigen Menschen (die als homogene Gruppe gar nicht existieren) solch ein Gottesbild vertreten würden.

Sie kritisieren ein Gottesbild, welches in der Realität kaum jemand glaubt. Viele Atheisten besitzen eine wissenschaftliche Ausbildung, in diesem Bereich sind sie qualifiziert. Doch von Theologie haben sie häufig keine Ahnung.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 10. Apr 2017, 00:23, insgesamt 1-mal geändert.

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#12 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Novas » Mo 10. Apr 2017, 00:04

Pluto hat geschrieben:Übrigens... Nicht ich schrieb das, sondern Albert Einstein.

Einstein war zweifellos ein großes Genie: im Hinblick auf die Naturwissenschaft, da hat er der Menschheit einen sehr großen Dienst erwiesen, weshalb sein Name zurecht noch heute in den Ruhmeshallen Valhallas ehrfürchtige Erwähnung findet. In seinem Bereich war er enorm qualifiziert. Manche zählen ihn gar zu den Halbgöttern, wie Herkules und Achill. Religion und Theologie ist jedoch ein vollkommen anderer Bereich :P ich höre mir gerne an, was er darüber gesagt hat, weil er ein großartiger und weiser Mensch war, aber in Glaubensfragen orientiere ich mich woanders.

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#13 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Novas » Mo 10. Apr 2017, 00:35

Pluto hat geschrieben:Beten Wissenschaftler eigentlich?

Warum nicht? Gebet ist eine andere Form der Meditation. Wenn man eher fragen würde: "meditieren Wissenschaftler?", so wäre die Antwort darauf "Ja". Was die Wirksamkeit von Gebeten angeht, halte ich es mit Alfred Lord Tennyson:

Mehr Dinge wurden durch die Kraft des Gebetes bewirkt, als die Welt zu träumen vermag

oder auch:

Das Gebet ist eine Kette von Gold, welche die Welt umschlingt, und am Fuße Gottes endet.
wpid-0504_People_praying.jpg
wpid-0504_People_praying.jpg (19.34 KiB) 1810 mal betrachtet

Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Meditation und Gebet und es ist bekannt, dass dadurch das Gehirn positiv beeinflusst wird. Hier kann man sich darüber informieren:

Bevor in den folgenden Kapiteln näher auf verschiedene wissenschafliche Studien eingegangen wird, sollte man sich vor Augen halten, dass das Üben von Achtsamkeit und Meditation ein spezielles mentales Training darstellt, das manche (siehe Ricard 2009) auch als Geistesschulung bezeichnen. Für Ott (2010) ist Meditation auch eine Methode der Selbstregulation, welche zu ihrer effektiven Anwendung im Alltag regelmässiges Üben erfordert. Dieses Training basiert, wie alle anderen Fähigkeiten, die wir einüben, auf der Plastizität unseres Gehirns. Ob wir Meditation oder Achtsamkeit trainieren oder das Spielen eines Musikinstrumentes, ob wir eine Sprache oder komplizierte Bewegungsabläufe erlernen, immer nutzen diese Lernprozesse die enorme Plastizität (Verformbarkeit) unseres Gehirns aus. Diese Plastizität erhalten wir uns bis ins hohe Alter.

Das Gehirn könnte man auch als „Muskel“ bezeichnen, der wie alle anderen Muskeln trainierbar ist und auch bleibt. Eine in Kapitel 3 beschriebenen Studie von Hölzel et al. (2011) zeigt, daß bereits bei etwa 25 Stunden Meditationserfahrung Veränderungen im Gehirn nachweisbar sind. In den in Kapitel 4 beschriebenen Studien haben die untersuchten Meditierenden eine Meditationserfahrung von bis zu 50.000 Stunden, verteilt über etliche Jahrzehnte. Ich halte es für sehr bemerkenswert, dass es bei diesen sehr erfahrenen Meditierenden zu keinen offensichtlichen „Sättigungseffekten“ kommt. Somit nehmen auch bei diesen sehr langjährigen Meditierenden die nachweisbaren Veränderungerungen im Gehirn noch etwa linear mit deren Trainingszeit zu.
http://www.achtsamkeit-hd.de/wsm.html

Oder auch hier:

Meditationsforschung ist die Forschung über die Wirkung der Meditation. Normalerweise ist dabei wissenschaftliche Forschung gemeint. Inzwischen gibt es sehr viele Studien zur Meditation. Manche Studien beschäftigen sich mit den positiven Wirkungen auf die Gesundheit, manche mit den positiven Wirkungen auf die Psyche. Manche wissenschaftliche Studien belegen einen positiven Zusammenhang zwischen Meditation und kognitiven Fähigkeiten. Ein anderer Zweig der Meditationsforschung ist mehr physiologischer Natur: Dieser Zweig beschreibt, welche physiologischen Prozesse während der Meditation selbst in Gang gesetzt werden.

Letztlich kann Meditation selbst aber auch als separate Form der Forschung angesehen werden: Die Wirklichkeit unserer Bewusstseinserfahrung ist eine Wissenschaft, die aus der ersten Person heraus – also aus dem Ich – ergründet wird. Parallel dazu ist die neurobiologische oder verhaltenspsychologische Wissenschaft eine objektive Forschung – also aus der dritten Person heraus. Diese kann helfen, bestimtme Sachverhalte während der Meditation auf materieller Ebene (Biochemie, Physik, Biologie) zu klären. Jedoch fehlt dabei der Fokus auf die subjektive Ergründung der Natur, in welcher der eigene Geist geschult wurde, sich selbst zu beobachten. Bei dieser disziplinierten Meditationspraxis wird geübt, sich ein bestimmtes äußeres Objekt oder eine innere Erfahrung vertraut zu machen. Es handelt sich dabei um einen Prozess fokussierter, exakter und kontrollierter Introspektion. Zunächst wird gelernt, sich der eigenen Zerstreutheit bewusst zu werden. Erst im zweiten Schritt wird das Bewusstsein dann unabgelenkt auf ein Konzentrationsobjekt fokussiert.

Während viele Wissenschaftler daran festhalten, dass subjektive Wahrnehmungen auf chemischen Prozessen im Gehirn basieren, nicht aber umgekehrt die Prozesse durch Gedanken selbst veränderbar seien, zeigen immer mehr Einzelstudien, dass die Meditation zumindest Hirnströme und -regionen verändern kann. Der Dalai Lama glaubt fest daran, dass auch die biochemischen Prozesse im Hirn durch Gedankenkraft veränderbar sind. Seiner Ansicht nach, sollte Meditation ein fester Studienbestandteil angehender Kognitionswissenschaftler werden, wenn die Wissenschaft das Bewusstsein wirklich breit gefächert erforschen möchte. Unter Umständen lässt sich das Bewusstsein niemals auf biochemische und physikalische Phänomene beschränken, sondern unterliegt vielleicht immer ein Stück weit der philosophischen Überzeugung, jedoch würde die Öffnung beider Forschungsweisen füreinander die Menschen mit Sicherheit bereichern.


http://wiki.yoga-vidya.de/Meditationsforschung

Ziska_Deleted

#14 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Ziska_Deleted » Mo 10. Apr 2017, 08:02

Pluto hat geschrieben:
Ziska hat geschrieben:Hallo!
Manche Wissenschaftler haben durch ihre Forschungen erkannt, dass da ein Gott hinter allem stehen muß.
Liebe Ziska,
Von einem "muss" kann keine Rede sein, und ein religiöses Gefühl ist noch lange kein Gott wie Jehova.
Hallo!
Wie lange wird es wohl dauern bis aus einem Haufen Steine, Holz und andere in der Natur vorhandenen Materialien ein Haus "von selbst" entsteht....?

Und die ich rede jetzt nicht von dem Leben....

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#15 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Detlef » Mo 10. Apr 2017, 08:19

Ziska hat geschrieben:Hallo! Wie lange wird es wohl dauern bis aus einem Haufen Steine, Holz und andere in der Natur vorhandenen Materialien ein Haus "von selbst" entsteht....? Und die ich rede jetzt nicht von dem Leben....
Nein, das tust du nicht, ein "Haufen Steine, Holz und andere in der Natur vorhandenen Materialien" sind etwas grundlegend anderes als "Leben"...
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#16 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Pluto » Mo 10. Apr 2017, 09:58

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Beten Wissenschaftler eigentlich?

Warum nicht? Gebet ist eine andere Form der Meditation.
Nein... Gebet ist das genaue Gegenteil von Meditation.
Gebet ist soziale Interaktion (wenn auch mit einem imaginären Partner).

Novalis hat geschrieben:Wenn man eher fragen würde: "meditieren Wissenschaftler?", so wäre die Antwort darauf "Ja".
Zu Tennysons Zeit dachten die Menschen so. Doch ist das richtig?

Novalis hat geschrieben:Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Meditation und Gebet und es ist bekannt, dass dadurch das Gehirn positiv beeinflusst wird.
Das stimmt! :thumbup:
Das Gebet ist, wie gesagt soziale Interaktion. Wie jede andere Form von Interaktion stimuliert auch das Beten das Gehirn.
Faktisch haben aber Studien gezeigt, dass Gebete keinerlei Auswirkung auf die reale Welt haben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Pluto » Mo 10. Apr 2017, 10:01

Novalis hat geschrieben:[Religion und Theologie ist jedoch ein vollkommen anderer Bereich :P ich höre mir gerne an, was er darüber gesagt hat, weil er ein großartiger und weiser Mensch war, aber in Glaubensfragen orientiere ich mich woanders.
Wir leben in einem freien Land.
Das ist dein verfassungsmäßig garantiertes Recht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#18 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von closs » Mo 10. Apr 2017, 11:05

Pluto hat geschrieben:Faktisch haben aber Studien gezeigt, dass Gebete keinerlei Auswirkung auf die reale Welt haben.
Ohne an dieser Stelle zu behaupten, dass Gebete Auswirkung auf die reale Welt haben, darfst Du davon ausgehen, dass die von Dir genannten Studien mit Sicherheit falsch angelegt waren. - Begründung: Es gibt kein Muster, wann Gebete wie und bei wem was bewirken.

Novas
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#19 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Novas » Mo 10. Apr 2017, 11:18

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wenn man eher fragen würde: "meditieren Wissenschaftler?", so wäre die Antwort darauf "Ja".
Zu Tennysons Zeit dachten die Menschen so. Doch ist das richtig?

Tja, das ist eine Glaubenssache. Warum gibt es in ausnahmslos allen Kulturen und Religionen verschiedene Formen der Meditation und des Gebetes, warum praktizieren das Menschen seit Jahrtausenden? Die einfachste Antwort darauf ist: weil Menschen immer wieder eine positive Wirkung erlebt haben. Wäre es anders, dann hätten sie damit aufgehört. Ich würde es einfach Weisheit oder Erfahrungswissen nennen.

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#20 Re: Beten Wissenschaftler?

Beitrag von Novas » Mo 10. Apr 2017, 11:47

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Meditation und Gebet und es ist bekannt, dass dadurch das Gehirn positiv beeinflusst wird.
Das stimmt! :thumbup:
Das Gebet ist, wie gesagt soziale Interaktion. Wie jede andere Form von Interaktion stimuliert auch das Beten das Gehirn.
Faktisch haben aber Studien gezeigt, dass Gebete keinerlei Auswirkung auf die reale Welt haben.

Es gibt verschiedene Formen des Gebets. Im Christentum kennen wir das kontemplative Gebet, welches der buddhistischen Meditation sehr ähnlich ist, was auf Jesus selbst zurück geht, der immer wieder in die Stille ging, um zu beten/meditieren: in die Wüste, einen Garten, auf einen Berggipfel, in den Tempel, eine stille Kammer oder am See Genezareth. Im Grunde ist Jesus ein Beispiel für einen Menschen, dessen ganzes Leben Gebet war.
Moderne Vertreter der kontemplativen Strömung des Christentums sind Thomas Merton, Willigis Jäger, Richard Rohr oder Thomas Keating. Das sind alles Menschen die ein sehr intensives Gebets- und Meditationsleben gelebt haben; und auf alle diese Menschen hatte das eine sehr große Auswirkung :) Wer sich darüber informieren will, könnte beispielsweise dieses Buch lesen:

Bild

Kontemplatives Gebet kann durchaus, als ein Weg der Erlangung von Wissen durch systematische Selbst- und Geisteserforschung verstanden werden, was im Grunde eine sehr wissenschaftliche Herangehensweise ist. Insofern kann das für eher wissenschaftlich denkende Menschen interessant sein.

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