Gott - ein reales Phänomen?

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JackSparrow
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#11 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von JackSparrow » Do 6. Apr 2017, 22:19

Christian41285 hat geschrieben:Beim Gottesglaeubigen ist es das Gegenteil
Ich bezweifle stark, dass ein Gottesgläubiger mehr Dinge erlebt als ein Atheist.

Nur erfordert seine Religion ein gewisses Maß an Kreativität - wenn er keinen Jesus trifft, muss er ein Treffen mit Jesus erfinden, um seine Glaubensbrüder zufriedenzustellen.


Pluto hat geschrieben:Was ist denn der objektive Unterschied zwischen
(a) "Ich glaube an die jungfräuliche Geburt", und
(b) "Ich glaube, morgen scheint die Sonne".
(b) ist evidenzbasiert aufgrund der persönlichen Beobachtung, dass bisher jeden Tag die Sonne schien.

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Tyrion
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#12 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Tyrion » Do 6. Apr 2017, 23:56

Christian41285 hat geschrieben:Wenn ein Atheist behauptet Gott gäbe es nicht so erlebt er ein Leben ohne Gott.

Beim Gottesglaeubigen ist es das Gegenteil doch man muss beide Seiten anerkennen denn

es sind reale Erlebnisse.

Was ist "real"? Wenn ein Patient mit Schizophrenie einen Kobold sieht, der mit ihm redet, ist das für ihn völlig real. Er nimmt ihn ganz real wahr. Dennoch gibt es diesen Kobold nur in seinem Kopf. Außenstehende sehen ihn nicht. Insofern muss man sich fragen, was "real" ist.

Für mich existiert etwas wenn man wirklich daran glaubt!

Das bedeutet, wenn ich wirklich fest an Odin / Wodan glaube, dann existiert der einäugige Gott auf seinem achtbeinigen Pferd Slepinir? Ich sage: nein, er existiert nicht - er ist nur im Kopf des Gläubigen präsent.

Wenn es Gott geben sollte - und es nur einer wäre - dann muss es nicht Wodan sein. Was "wahr" ist, wissen wir nicht. Also wird Wodan durch den Glauben an ihn nicht real.

So ist auch Wissenschaft und Religion miteinander verbunden.

Sehr pauschal - welche Wissenschaft? Warum durch Religion verbunden? Meist würde die Religion gerne die Wissenschaft behindern, blockieren, aufhalten, teils sogar verbieten.

closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht gibt es übrigens nur EINEN Unterschied: Entweder ist etwas wahr oder unwahr. - Und das ist komplett unabhängig von Methodiken unsererseits, mit denen wir an diese Frage herantreten. - Mit anderen Worten: Die Frage, ob es Gott gibt, ist völlig unabhängig davon, ob es aus unserer Sicht und mit unseren methodischen Mitteln für ihn "Evidenz" gibt.

Ganz genau! Der Glaube an etwas macht etwas nicht wahr. Wenn das, an das ich glaube nicht existiert, ist es ja nicht vorhanden.

Daher die Frage, was du mit real meinst...

Da fällt mir folgender Witz ein, der genau das anspricht (ich formuliere ihn kurz):

Ein Atheist stirbt und stellt fest, dass er noch immer existiert. "Mist, hätte ich vielleicht doch an Gott glauben sollen...". Jedenfalls schlendert er durch die Nachwelt und trifft in einer wunderschönen Strandlandschaft mit Palmen, Bar, Sandstrand, warmem Wasser den Barkeeper - er ist rot, hat einen Pferdehuf, Hörner, einen Schwanz... Jetzt wird dem Atheisten mulmig. "Keine Angst, ich sehe zwar aus wie der Teufel, ja, ich bin es auch, aber ich tu dir nichts. Die Geschichten sind alle übertrieben. Ich bin hier Servicekraft, wenn du was trinken willst, sag Bescheid. Wenn du was essen willst, sag Bescheid." - "Äh, ich geh lieber mal spazieren...".
Nach einer Stunde kommt er zurück, kreidebleich. Der Teufel fragt, was er denn hat... Er antwortet: "Da, da, dahinten, da, im Süden, da sind Löcherim Boden, es stinkt nach Schwefel und da man hört Schreie - da werden Menschen gefoltert..." - "Ach das... mach dir keine Sorgen, das sind Christen, die wollen das so."

Auch bei "Erik der Wikinger" sieht der Priester Walhalla und die Götter nicht, die Wkikinger sehr wohl (Monty Python i.w.S.) :wave:

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#13 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von closs » Fr 7. Apr 2017, 07:00

Tyrion hat geschrieben:Der Glaube an etwas macht etwas nicht wahr. Wenn das, an das ich glaube nicht existiert, ist es ja nicht vorhanden.
Genau so: Sein über Wahrnehmung.

Tyrion hat geschrieben:Daher die Frage, was du mit real meinst...
Aus meiner Sicht sollte "real" ontologisch verstanden werden: Also das, was als Entität "ist".

Diese Auffassung kollidiert allerdings mit der kritisch-rationalen Auffassung (philosophisch und nicht methodisch gemeint - großer Unterschied!!), dass nur das sein könne, was per menschlicher Wahrnehmung intersubjektiv nachweisbar sei - also eine wahrnehmungs-mäßig gesteuerte Definition von "real", die deshalb aus meiner Sicht nicht ontologisch, sondern anthropozentrisch ist. - Theozentrik dagegen ist ontologisch ausgerichtet (weiß nur nicht, ob es auch stimmt, was sie meint - deshalb heisst es ja "Glaube".

Tyrion hat geschrieben:Da fällt mir folgender Witz ein ...
Da kenne ich einen etwas weicheren selben Inhalts (und zwar von dem Komiker Buster Keaton). - Dieser hat sich in sein Sterbehemd (tatsächlich!) zwei Taschen einnähen lassen und auf Befragen gesagt: "In die rechte Tasche kommt für den einen Fall ein Rosenkräanz, in die linke für den anderen Fall ein Kartenspiel".

Unterm Strich: Was Du ansprichst, ist die Folge jahrhundertelang falsch rezipierten und weitergegebenen Christentums: Drohbotschaft statt Frohbotschaft. - Das steckt auch heute noch in gedämpfter Form drin - allerdings in einer ganz merkwürdigen Allianz mit dem modernen "Verantwortungs- und Leistungs-Denken": Man sei selber verantwortlich für sein Heil - genau das ist aber NICHT der Fall, wie man recht gut begründen kann (diesbezüglich war Luther mit seiner Rechtfertigungslehre seiner Zeit wirklich voraus).

Letztlich liegt der Haken daran, dass man "Heil" vom eigenen Willen abhängig macht statt von Erkenntnis. - Nota Bene: In der Bibel (AT wie NT) ist ganz, ganz selten vom "menschlichen Willen" die Rede, sondern fast immer vom "göttlichen Willen". - Dafür wird "erkennen" ("hebr: "jada" - bedeutet etwas anderes als in deutsch) ständig in den Mittelpunkt gerückt - das fängt beim "Baum der Erkenntnis" an, zieht sich über Gen. 18,18 (Abraham) bis in das Motiv "Sie haben Ohren, hören aber nicht", das sowohl im AT als auch im NT wörtlich zitiert wird. - CHristentum ist NICHT eine Meritokratie.

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Christian41285
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#14 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Christian41285 » Fr 7. Apr 2017, 07:28

Vitella hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Hallo zusammen!
Für mich existiert etwas wenn man wirklich daran glaubt!
LG

Christian41285 hat geschrieben: Wir erschaffen uns unsere eigene individuelle Realität unter anderem durch unsere
Glaubens-Sätze.
LG

denke ich auch, von daher ist alles relativ.....


Richtig

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#15 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Christian41285 » Fr 7. Apr 2017, 07:31

Für mich ist real was erlebt wird.

Sei es welche Ansicht auch immer.

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#16 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Christian41285 » Fr 7. Apr 2017, 07:34

Alle verschiedenen Religionen existieren in ein und der selben Welt doch nebeneinander genau

wie Wissenschaft und Religion eben durch den Glauben daran.

Auch an Wissenschaft muss man glauben wenn man sie ernsthaft betreiben will.

LG

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#17 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Ruth » Fr 7. Apr 2017, 09:02

Christian41285 hat geschrieben:Für mich ist real was erlebt wird.

Sei es welche Ansicht auch immer.

So geht es mir auch. :thumbup:

Pluto
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#18 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Pluto » Fr 7. Apr 2017, 09:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was ist denn der objektive Unterschied zwischen
(a) "Ich glaube an die jungfräuliche Geburt", und
(b) "Ich glaube, morgen scheint die Sonne".
Was der "objektive" Unterschied ist, weiß keiner.
Objektiv sollte kein Unterschied sein.
Subjektiv liegt hier allerdings ein großer Unterschied vor.
Aussage (b) lässt sich heute (1 Tag später) empirisch bestätigen oder widerlegen, ist also zum Zeitpunkt der Aussage eine klare Vermutung.
Aussage (a) ist genau das Gegenteil: Der (religiöse) Sprecher hält die Aussage für die absolute Wahrheit. Schlimmer noch; Aussage (a) kann nicht bestätigt werden, so dass man auf Behauptungen (Dogmen) zurückgreifen muss, um sie aufrecht zu halten.

So lange die subjektive Betrachtung in (a) vorherrscht, besteht die Gefahr, dass sich eine möglicherweise falsche (weil nicht falsifizierbare) Aussage durchsetzt, was seinerseits, Fortschritt und Aufklärung verhindert.
(Denke dabei an Pippi Langstrumpf — "Widewidewitt, ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt!")

closs hat geschrieben:Was Du meinst, ist vermutlich "erkenntnis-theoretisch-formale" Unterschied - da gibt es möglicherweise keinen Unterschied.
Nicht nur... Ich meinte objektive Unterschiede jeder Art.

closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht gibt es übrigens nur EINEN Unterschied: Entweder ist etwas wahr oder unwahr. - Und das ist komplett unabhängig von Methodiken unsererseits, mit denen wir an diese Frage herantreten.
Das Problem ist, wir können es nur bestätigen oder widerlegen.

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Die Frage, ob es Gott gibt, ist völlig unabhängig davon, ob es aus unserer Sicht und mit unseren methodischen Mitteln für ihn "Evidenz" gibt.
Das mag ja sein.
Allerdings geht diese Aussage am Kernproblem vorbei: Es ist es für uns Menschen und die Ausrichtung unseres Lebens, außerordentlich wichtig, ob wir die Existenz Gottes bestätigen können, oder nicht.
Dadurch gelangt man unter den Einfluss der Pascal'schen Wette, die ja nur dann funktioniert wenn man die "Kosten" für den Glauben außer Acht lässt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Vitella
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#19 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Vitella » Fr 7. Apr 2017, 09:11

JackSparrow hat geschrieben:Ich bezweifle stark, dass ein Gottesgläubiger mehr Dinge erlebt als ein Atheist.

Nur erfordert seine Religion ein gewisses Maß an Kreativität - wenn er keinen Jesus trifft, muss er ein Treffen mit Jesus erfinden, um seine Glaubensbrüder zufriedenzustellen.

naja, dann ist ein Gottesgläubiger zumindest kreativer... :D
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Hemul
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#20 Re: Gott - ein reales Phänomen?

Beitrag von Hemul » Fr 7. Apr 2017, 10:42

Pluto hat geschrieben: Es ist es für uns Menschen und die Ausrichtung unseres Lebens, außerordentlich wichtig, ob wir die Existenz Gottes bestätigen können, oder nicht. Dadurch gelangt man unter den Einfluss der Pascal'schen Wette, die ja nur dann funktioniert wenn man die "Kosten" für den Glauben außer Acht lässt.
Was "kostet" denn der Glaube an den Gott der Bibel? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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