Gewalt!

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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sven23
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#11 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jul 2016, 17:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:medizinische Versorgung, Feudalherrschaft, hygienische Verhältnisse, Epedemien, Hungersnöte
Auf naturwissenschaftlichem Gebiet geht es uns viel, viel besser. - Aber das hätte es unter religiösen Vorzeichen auch gegeben.
Eben nicht. Das Christentum hat die Wissenschaft eher behindert als gefördert, sobald sie dem Weltbild widersprach.

"Über Jahrhunderte hatte das Abendland nur Mönchsgelehrte vorzuweisen, was kein Wunder ist, da
es längst keine öffentlichen Schulen mehr gab und eine gewisse Grundbildung nur im Kloster zu
erlangen war, und selbst dort nicht für alle. Es gab keine profane Literatur, keine profane Kunst,
natürlich keine Philosophie, die diesen Namen verdient hätte, keine Theater, eine gegenüber der
Antike nur noch rudimentäre Bildhauerei. Dass gerade die Klöster die antike Gelehrsamkeit
irgendwie bewahrt oder gerettet hätten, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Der Gedanke scheitert schon
an nackten Zahlen. Denn man schätzt, dass sich vermutlich nur 1 Promille bis 1 Prozent der antiken
Texte in den Klosterbibliotheken des Mittelalters befanden. Das war keine Bewahrung, sondern ein
Traditionsabriss. Zudem waren viele Bücher in Klosterbibliotheken religiösen Inhalts. Man hatte
offenbar keine Bedenken, einen (für uns heute sehr wertvollen) Tacitus-Text mit einer (für uns heute
fast wertlosen) Bibelauslegung eines Kirchenvaters zu überschreiben. Antike Texte haben offenbar
vielfach nur überlebt, weil man sich an deren Latein üben wollte. Also nicht
wegen, sondern trotz der Inhalte.
Wie sollte man auch Schonung für antike Traditionen ausgerechnet von Mönchen erwarten,
die sich per se als Extremisten der neuen Religion zu erkennen gaben und von gebildeten Römern
auch so bezeichnet wurden. Gerade die Mönche haben viel mehr zerstört als bewahrt."

Kubitza, Der Dogmenwahn

closs hat geschrieben: - Die Gegenüberstellung "religiös = dunkel" und "säkular = aufgeklärt" funktioniert nur in ideologischen Oberstübchen.
Das ist ja auch deine simplifizierte Darstellung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Zeus
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#12 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Zeus » Sa 30. Jul 2016, 19:52

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kriege usw.
Die waren in säkularen Zeiten noch schlimmer als damals.
Lieber closs, du irrst!
Der Kanadier Steven Pinker, Evolutionspsychologe an der Universität Harvard, gilt als einer der einflussreichsten Denker der Welt. Aber ausgerechnet seine grösste These können die wenigsten glauben: Die Menschen werden immer friedlicher.

AMNESTY: Herr Pinker, wie lautet Ihre irre These nochmals genau?

"Steven Pinker: Gewalt ist im Laufe der Geschichte immer weiter zurückgegangen. Und zwar alle möglichen Formen der Gewalt: Kriege, Morde, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen, häusliche Gewalt. Diese Dinge gibt es natürlich noch immer. Aber wir dürften heute in der friedlichsten Epoche leben, seit unsere Spezies existiert.

Wie kommt man auf eine solche Idee?

Es begann damit, dass ich vor ein paar Jahren auf zwei erstaunliche Dinge gestossen bin. Zum einen erfuhr ich, dass in früheren Stammeskriegen deutlich mehr Menschen starben als in den Kriegen der Moderne, selbst als in den beiden Weltkriegen. Natürlich nicht in absoluten Zahlen, aber in Relation zur Gesamtbevölkerung. Das heisst: Früher war es wahrscheinlicher, im Krieg zu sterben. Zum anderen lernte ich, dass Mordraten enorm gesunken sind. Die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden, war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit um ein Vielfaches höher als im 20. Jahrhundert. Und wir wissen natürlich auch, dass es barbarische Praktiken gab, die man über Jahrhunderte als ganz selbstverständlich ansah, aber irgendwann abgeschafft hat. Zum Beispiel Menschenopfer, die Sklaverei, das Verbrennen von Ketzern oder andere sadistische Hinrichtungen vor johlendem Publikum."


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#13 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Zeus » Sa 30. Jul 2016, 20:18

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:medizinische Versorgung, Feudalherrschaft, hygienische Verhältnisse, Epedemien, Hungersnöte
Auf naturwissenschaftlichem Gebiet geht es uns viel, besser
Es geht den Menschen, wenigstens in Europa besser, viel besser. Punkt.
closs hat geschrieben: Aber das hätte es unter religiösen Vorzeichen auch gegeben.
1500 Jahre Herrschaft der RKK beweisen das Gegenteil!
Wenn man die Gegenwart betrachtet, dann sieht man, dass die Länder, in denen islamische Religionisten die Macht haben, zu den rückständigsten auf der Welt gehören.
Zuletzt geändert von Zeus am Sa 30. Jul 2016, 20:40, insgesamt 2-mal geändert.
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#14 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 20:20

sven23 hat geschrieben: Das Christentum hat die Wissenschaft eher behindert als gefördert, sobald sie dem Weltbild widersprach.
Dies Fälle gab es natürlich. - Aber dann mache doch mal einen Vergleichstest mit dem Islam - nehmen wir das halbe Jahrtausend zwischen 800 und 1300.

Zeus hat geschrieben:Lieber closs, du irrst!
Interessante These. - Was mich verwundert: Wo sind die Ausschläge der 2 Weltkriege?

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#15 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 20:28

Zeus hat geschrieben:Es geht den Menschen, wenigstens in Europa besser, viel besser. Punkt.
Was Lebenserwartung und materielle Lebensumstände angeht: Selbstverständlich ist das seit den letzten 2 - 3 Generationen richtig. Das bezweifelt niemand.

closs hat geschrieben:1500 Jahre Herrschaft der RKK beweisen das Gegenteil!
Meinst Du, es wäre jetzt anders, wenn es im Jahr 1806 keine Säkularisierung gegeben hätte?

Zeus hat geschrieben:Wenn man die Gegenwart betrachtet, dann sieht man, dass die Länder, in, denen islamische Religionisten die Macht haben, zu den rückständigsten auf der Welt gehören.
Warum galten die islamischen Länder im Mittelalter (Stichwort: Friedrich II) als die Speerspitze von Wissenschaft und Medizin? - Ist Dir bekannt, warum islamische Banken von der Wirtschaftskrise nicht betroffen waren? - Glaubst Du, dass der Völkermord in Ruanda vor einigen Jahrzehnten religiös begründet war?

Meinst Du, es ist ein Unterschied, ob man politische Interessen christlich, moslemisch, arisch oder nationalistisch begründet?

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#16 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Zeus » Sa 30. Jul 2016, 20:35

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Christentum hat die Wissenschaft eher behindert als gefördert, sobald sie dem Weltbild widersprach.
Dies Fälle gab es natürlich. - Aber dann mache doch mal einen Vergleichstest mit dem Islam - nehmen wir das halbe Jahrtausend zwischen 800 und 1300.
Was der Islam zwischen 800 und 1300 mit dem Christentum zu tun??
Zuletzt geändert von Zeus am Sa 30. Jul 2016, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
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#17 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Pluto » Sa 30. Jul 2016, 20:36

closs hat geschrieben:Ich kann nicht erkennen, dass es heute in Deutschland anders ist.
Ich schon. Für die BILD-Zeitung reicht es allemal.
closs hat geschrieben:Was nützt es, wenn fast alle lesen können, aber geistig leer sind?
Im vergleich zu füher? Das wage ich zu bezweifeln.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kriege usw.
Die waren in säkularen Zeiten noch schlimmer als damals.
Das ist aus der historischen Perspektive schlicht falsch.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unfreiheit, Folter
Gibt es heute in den USA auch.
Gibt es fast überall. Europa is als Ausgangspunkt des Humanismus eine Ausnahme.
Der Punkt ist, Gräueltaten nehmen fast überall auf der Welt nachweislich ab.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:medizinische Versorgung, Feudalherrschaft, hygienische Verhältnisse, Epedemien, Hungersnöte
Auf naturwissenschaftlichem Gebiet geht es uns viel, viel besser. - Aber das hätte es unter religiösen Vorzeichen auch gegeben.
Auch in spiritueller Hinsicht geht es uns besser denn der Aberglaube wurde weitestgehend eliminiert.

closs hat geschrieben:Mein Bruder lebt seit Jahren in Mexiko - ein extrem katholisches Land mit einer ärztlichen Infrastruktur, die quantitativ und qualitativ sehr gut zu sein scheint.
Mexiko ist ein Positivbeispiel - sie haben das der Nähe zu den USA zu verdanken.
Aber es gibt katholische Länder in Afrika wo Gräueltaten von Gläubigen verübt werden (und sie sind auch noch stolz darauf).

closs hat geschrieben:Die Gegenüberstellung "religiös = dunkel" und "säkular = aufgeklärt" funktioniert nur in ideologischen Oberstübchen.
Unsinn. Sie funktioniert im gesamten "Abendland" hervorragend.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#18 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Pluto » Sa 30. Jul 2016, 20:41

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Christentum hat die Wissenschaft eher behindert als gefördert, sobald sie dem Weltbild widersprach.
Dies Fälle gab es natürlich. - Aber dann mache doch mal einen Vergleichstest mit dem Islam - nehmen wir das halbe Jahrtausend zwischen 800 und 1300.
Stimmt. Da war die Gegend um das heutige Bagdad säkular. Sie galt als Schmelztiegel von Neuerung schlechthin. Man könnte es durchaus mit dem heutigen Silicon Valley vergleichen.

Doch der Fortschritt hörte plötzlich im 13. Jahrhundert auf als die Mullahs die Oberhand bekamen. Danach wurde Fortschritt unterdrückt, so dass die arabischen Länder nicht von der Aufklärung profitierten. Sie blieben im Mittelalter stecken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Zeus » Sa 30. Jul 2016, 20:55

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Christentum hat die Wissenschaft eher behindert als gefördert, sobald sie dem Weltbild widersprach.
Dies Fälle gab es natürlich. - Aber dann mache doch mal einen Vergleichstest mit dem Islam - nehmen wir das halbe Jahrtausend zwischen 800 und 1300.

Zeus hat geschrieben:Lieber closs, du irrst!
Interessante These. - Was mich verwundert: Wo sind die Ausschläge der 2 Weltkriege?
Bei der Graphik handelt sich speziell um Morde. :roll:
e^(i*Pi) + 1 = 0
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#20 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 21:04

Zeus hat geschrieben:Was der Islam zwischen 800 und 1300 mit der Christentum zu tun??
Es ist ein Vergleichsfeld, mit dem man nachweisen kann, dass religiöse Vorherrschaft und Bildungs-Blüte kein Widerspruch sind.

Pluto hat geschrieben:Im vergleich zu füher? Das wage ich zu bezweifeln.
Doch - glaube ich schon. - Ich bin auf meinen Reisen öfter auf eine soziale Kompetenz (so nennt man es wohl heute) bei einfachsten Menschen gestoßen, die bei uns durch Corporate Behavior im Sinne eines leeren Individualismus in weiten Bereichen ausradiert ist.

Pluto hat geschrieben:Das ist aus der historischen Perspektive schlicht falsch.
Du meinst, die Kriege der letzten Jahrhunderte waren weniger und zivilisierter. - Und vor allem: Die allermeisten Kriege nach dem Mittelalter waren säkulare Kriege, auch wenn sie religiös begründet wurden - nimm bspw. die Ausrottung der Nativen in Latein-Amerika.

Pluto hat geschrieben:Der Punkt ist, Gräueltaten nehmen fast überall auf der Welt nachweislich ab.
Seit nach dem 2. Weltkrieg ist das korrekt für die westliche Hemisphäre. - Aber das liegt doch nicht an der Säkularisierung.

Pluto hat geschrieben:Auch in spiritueller Hinsicht geht es uns besser denn der Aberglaube wurde weitestgehend eliminiert.
Das ist in vielerlei Hinsicht unrichtig:
Erstens wüsste ich nicht, was Säkularismus spirituell zu bieten hätte. - Zweitens nimmt aus meiner Sicht der Aberglaube zu (Esoterik, Wissenschafts-Gläubigkeit, Corporate Behavior, etc.).

Pluto hat geschrieben:Mexiko ist ein Positivbeispiel - sie haben das der Nähe zu den USA zu verdanken.
Uff.

Pluto hat geschrieben:Sie funktioniert im gesamten "Abendland" hervorragend.
Soweit zum Thema "Aberglaube". :)

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