Polygamie vs. Monogamie

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sven23
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#21 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von sven23 » Sa 4. Okt 2014, 13:10

Pluto hat geschrieben:
Erinnert mich an den Chef meiner ehemaligen Firma: Er hatte ZWEI Parkplätze neben dem Haupteingang für sich reservieren lassen. Wer fährt mit zwei Autos gleichzeitig zur Arbeit, fragten wir uns?

Der Chef darf das. Er hat dann auch mehr Platz zum ein- und aussteigen. ;)




Pluto hat geschrieben: Es gibt auch die Polyandrie. Eine Frau hat mehrere Männer. Kommt in Nepal vor, wo das Land knapp ist. So blieb der Familienbesitz erhalten. Polyandrie kommt auch in Gegenden vor, wo es einen Mangel an heiratsfähigen Männern gab, entweder weil sie durch Kriege dezimiert wurden, oder weil die Männer als Hirten oft lange Zeit unterwegs waren.

Stimmt, darüber habe ich neulich einen Bericht gelesen.
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piscator
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#22 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von piscator » Sa 4. Okt 2014, 13:23

Catholic hat geschrieben:Das Zweite wäre strafbar,stimmt.
Aber wenn er so hormonell unter "Druck" steht (pardon,der Kalauer musste sein),warum sollte der verheiratete Mann diesen Druck nicht einmal wöchentlich loswerden,indem er mit einer Prostituierten schläft?
Da gibt es auch andere Möglichkeiten, die die RKK mit Sicherheit auch nicht so gerne sieht :lol:
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Catholic
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#23 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Catholic » Sa 4. Okt 2014, 13:34

piscator hat geschrieben: Da gibt es auch andere Möglichkeiten, die die RKK mit Sicherheit auch nicht so gerne sieht :lol:

Denkst Du an konkrete Möglichkeiten?

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sven23
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#24 Re: Katholische Sexualmoral,warum berichten Medien oft Unsin

Beitrag von sven23 » Sa 4. Okt 2014, 13:35

Catholic hat geschrieben:
piscator hat geschrieben: Da gibt es auch andere Möglichkeiten, die die RKK mit Sicherheit auch nicht so gerne sieht :lol:

Denkst Du an konkrete Möglichkeiten?

Ja, durch die Rippen schwitzen. :lol:
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#25 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Pluto » Sa 4. Okt 2014, 14:20

sven23 hat geschrieben:Der Paläoanthoroplogie ist das Problem der Theorienbildung aufgrund des wenigen Materials ja durchaus bewußt.

"David Pilbeam, Professor für Sozialwissenschaft an der Harvard University und Kurator für Paläoanthropologie am Peabody Museum of Archaeology and Ethnology hat die Schwierigkeiten der Theoriebildung auf dem Gebiet der Paläoanthropologie 1987 so beschrieben:

„Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass viele Aussagen, die wir über das Wie und Warum der Evolution des Menschen machen, genau so viel aussagen über uns als Paläoanthropologen und die Gesellschaft in der wir leben, wie über all das, was ‚wirklich‘ passiert ist.“"
Quelle: Wikipedia

"Paläoanthropologen können in aller Regel nur auf wenige und zudem oft deformierte Knochen zurückgreifen, das heißt – da Weichteilgewebe nicht überliefert ist – auf allenfalls grobe Anhaltspunkte für den einstmaligen Phänotyp"
Quelle: Wikipedia
Naja... An Material mangelt es heute sicher nicht mehr. Wiki ist da vielleicht auch etwas durch die Entwicklungen überforfert.
In den letzten 20 Jahren ist ein Vielfaches an fossilem Material von frühen Homininen (Menschähnliche) zu Tage gefördert worden als in den 150 Jahren zuvor. Es gibt Höhlen im südlichen Afrika, wo noch zehntausende Knochen von frühen Homininen auf ihre Bergung warten.

Die Untersuchungen sind teilweise noch nicht abgeschlossen, aber die bisherigen Ergebnisse haben unser altes Bild der menschlichen Evolution revolutioniert. Bis etwa 1990 herrschte die allgemeine Meinung einer mehr oder weniger grandlinige Entwicklung vom gemeinsamen Vorfahren mit Schimpansen über Australopithecus afarensis (der durch die Dürre in Ostafrika von den Bäumen in die Steppen unsiedelte), zum Homo erectus über H. habilis zum H. neandertalensis und zum modernen H. sapiens. Diese relativ gradlinige Entwicklung wurde durch die neuen Funde umgekrempelt. Heute herrscht die einhellige Meinung, dass der Lebensbaum (Ast) der Homininen, der schließlich zu uns führte, weit komplexer und "buschiger" war als bisher angenommen. Da gibt es bspw. als evolutionäre Seitenlinie mindestens zwei Arten des vor 2 Mio. Jahren ausgestorbenen Paranthropus (P. bosei und P. robustus) der ein größeres Gehirn als der moderne Schimpanse und einen viel robusteren Körperbau als die Gattung Homo, besaß.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Rembremerding » So 5. Okt 2014, 10:57

Polygamie, Monogamie oder Polyandrie sind in der Frühzeit des Menschen anscheinend von klimatischen und geografischen Faktoren beeinflusst worden.
In einer Jäger- und Sammlergesellschaft, die ihren Lebensraum mit großen Raubtieren teilte, waren die Verluste unter den jagenden Männer so hoch, dass die wenigen Männer mehrere Frauen zum Erhalt ihrer Gruppe benötigten. Gebiete mit guten Verstecken und unübersichtlichen Gelände boten den jagenden Männern und der Sippe mehr Schutz, so dass hier mehr Paare in Monogamie leben konnten.
Man muss beachten, dass Kultur immer Natur folgt, also zuerst immer die erfolgreiche Produktivität von Nachwuchs ausschlaggebend für soziale Faktoren sind.
Als dem Menschen der Anteil des Mannes bei der Befruchtung noch nicht bekannt war, wurde die Frau als äußerst wertvoll betrachtet, was ihr auch entsprechende Macht in der Sippe gab (Überbleibsel: Polyandrie und auch der jüdische Umstand, dass man nur Jude ist, wenn die Mutter Jüdin ist). Diese Zeit des Matriarchats wurde in Sagen wie die von den Amazonen oder dem Raub der Sabinerinnen überliefert oder kulturell im Mutterkult verankert.

Später, als der Mensch zum Ackerbauern wurde und erkannte, dass allein die Mutter Erde keine Frucht hervorbringt, sondern den Samen dazu benötigt, übertrug man dieses Prinzip auch auf den Menschen. Nun war es allein der Mann, der aktiv nötig war, um Nachwuchs hervorzubringen und die Frau war nur mehr "der passive Mutterboden". Das Patriarchat des körperlich überlegenen Mannes löste das Matriarchat ab, die Polygamie erhielt eine andere, kulturelle Qualität, Frauen wurden zum Prestige- und Machtfaktor (schaut, wieviel Frauen ich mir leisten kann und wie stark ich bin, mir soviele zu "erobern"). Dabei war auch der Wille des Mannes wichtig allein seine Gene weitergeben zu wollen.

Dieser Faktor war auch der Vorteil der Monogamie. Als die Menschen sesshaft wurden, trafen sie nicht mehr so oft auf andere Sippen, die Gefahr der Inzucht und damit eine geringere Produktivität an Nachwuchs war gegeben. Deshalb waren jene Sippen erfolgreicher, deren Männer sich allein mit jener Frau einließen, die nicht aus der Nachbarschaft und Verwandtschaft war, sondern aus einer anderern Sippe, auf die man in den zwei- oder dreimal im Jahr stattfindenden Tauschmärkten traf. Zudem war der Wille des Mannes seine Familie zu verteidigen stärker, wenn er sicher sein konnte, dass alle Kinder dieser Familie von ihm stammten und somit seine Gene weitergegeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt flossen allerdings auch schon andere kulturelle, religiöse Faktoren mit ein, ob Polygamie oder Monogamie praktiziert wurde.

Wir sprechen hier übrigens von zehntausenden von Jahren menschlicher Kulturgeschichte, wobei die Geschichte, die wir als solche bezeichnen, gerade mal ein Bruchteil unserer eigentlichen menschlichen Entwicklung abdeckt. Wir sind also weitaus mehr von unserer Frühzeit geprägt, als von der vermeintlichen vernunftgetriebenen Zivilisation der vergangenen 4000 Jahre.

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#27 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Rembremerding » So 5. Okt 2014, 11:05

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#28 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von sven23 » So 5. Okt 2014, 11:39

Pluto hat geschrieben: Bis etwa 1990 herrschte die allgemeine Meinung einer mehr oder weniger grandlinige Entwicklung vom gemeinsamen Vorfahren mit Schimpansen über Australopithecus afarensis (der durch die Dürre in Ostafrika von den Bäumen in die Steppen unsiedelte), zum Homo erectus über H. habilis zum H. neandertalensis und zum modernen H. sapiens. Diese relativ gradlinige Entwicklung wurde durch die neuen Funde umgekrempelt.

An diese geradlinige Entwicklung habe ich eigentlich nie geglaubt und es bestätigt ja gerade das Mißtrauen gegenüber einer Theorienbildung bei mageren Fundbelegen. Insofern freut es mich, daß da mit zunehmenden Funden ein differenzierteres Bild entsteht.
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#29 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Pluto » So 5. Okt 2014, 12:20

Rembremerding hat geschrieben:Überbleibsel: Polyandrie und auch der jüdische Umstand, dass man nur Jude ist, wenn die Mutter Jüdin ist.
Da meine Mutter Jüdin war, habe ich mich früher mit diesem Thema intensiv befasst. Der Grund für die Vererbung des Judentums über die Mutterlinie, ist dass die Mutter immer eindeutig festellbar ist, aber bei der Vaterschaft weiß man das nie so genau.

Dieser Umstand bestätigt aus meiner Sicht deine polyandrische Theorie. Allerdings wirft sie ein großes Problem auf.

Die große Ausnahme zu dieser alten jüdischen Regel ist die Ahnenforschung in der Bibel, in der es immer um die männliche Nachfolge ging — z. Bsp. von Adam zu David, und von David zu Jesus — diese Betrachtung steht im Widerspruch zur o.a. jüdischen Regel. Jesus war Jude, als müsste man seine Ahnen allein nach der Mutterschaft verfolgen.

Hmm... :?: :?
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#30 Re: Polygamie vs. Monogamie

Beitrag von Rembremerding » So 5. Okt 2014, 13:16

Gerade nomadische Kulturen leben in dem Bruch Jäger/Sammler und Sesshaftwerdung. Den Patriarchen in der Hl. Schrift war es von Anfang an wichtig ein Grundstück für ihre Gräber und damit Ahnen zu besitzen, ansonsten zogen sie nomadisierend durch das Land.
So sind hier vorrangig zwei Entwicklungen zu beobachten: Einerseits muss es eine Blutlinie geben, die eine Sippe, einen Stamm ausmacht (zu dem anfänglich auch die Tiere gehörten, weshalb man Frauen mit Tieren "bezahlte", ausglich, wenn man sie aus einer Sippe wegheiratete), andererseits eine Erb- oder Ahnenlinie, die den Grundbesitz und die Geschichte der Sippe im Dasein weitervererbt. Man kann es auch so ausdrücken: eine priesterliche Linie des Blutes (der Natur) und eine königliche Linie des Landes, von Recht und Besitz (der Kultur).

Zu Anfang war nach aktuellem Wissensstand Priester- und Königschaft (die während der Jäger-/Sammlerzeit ohne Grundbesitz allein die Rechtsprechung umfasste) in der Hand der Frau. Priester und "König, Richter" waren eins. Im Rahmen und Umfang der Sesshaftwerdung und dem damit zusammenhängenden Wechsel vom Matriarchat zum Patriarchat gab es Zwischenstufen der Zuständigkeit. Am Anfang der Keltenkultur gab es etwa sowohl weibliche, als auch männliche Priester und Könige.

Man muss beachten, dass im Laufe der Geistesentwicklung des Menschen und seinem wachsenden Potential Natur zu Kultur umzuwandeln immer neue gesellschaftliche Facetten entstanden. Auch hier waren Klima und Geografie wichtige Faktoren, nun aber auch bereits vollzogene kulturelle Schritte.

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