Spirituelle Erfahrungen.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#31 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von closs » So 31. Aug 2014, 19:37

Scrypt0n hat geschrieben:Etwas anderes habe ich nie gesagt
Deshalb wäre es doch so wichtig, dass Du Deine Ausgangslage überprüfst. - Da liegt doch genau der wunde Punkt.

Scrypt0n hat geschrieben:Aus jeglicher Sicht
Definitiv NEIN. - Aus materialistischer Sicht kann man so denken (obwohl das erkenntnistheoretisch arg fragwürdig ist) - aus platonischer, christlicher, cartesianischer, etc. Sicht kann man NICHT so denken.

Scrypt0n hat geschrieben: die letzten Begründunden deinerseits ontologisch/plausibel darzulegen
Doch mehrfach - man muss nur das "Cogito" konsequent verstehen und nicht mit materialistischem Vorlauf, der da nichts zu suchen hat.

Es ist denkbar, dass sich das allgemeine Denken in Deinem Sinne verändert hat - geistig gesehen ist das aus meiner Sicht ein Rückfall von Jahrtausenden.

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Scrypt0n
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#32 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von Scrypt0n » So 31. Aug 2014, 19:59

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Etwas anderes habe ich nie gesagt
Deshalb wäre es doch so wichtig, dass Du Deine Ausgangslage überprüfst.
Habe ich. Es bleibt natürlich dabei:
Erst darauf hin kannst du dir später (wenn es dein Alter bzw. deine Intelligenz erlaubt) die Frage stellen, ob da denn noch mehr existieren könnte was sich uns entzieht. Deshalb zusätzliche Setzungen, die erst später aufkommen (wenn es die Intelligenz erlaubt, dies zu tun).

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Aus jeglicher Sicht
Definitiv NEIN.
Definitiv doch - die einzige verneinende Alternative stellte ich vor: Außer natürlich, man stürzt sich wieder in Postulate. Aber durch das Aufstellen von Behauptungen kann man immer und alles anders darstellen.

closs hat geschrieben:aus platonischer, christlicher, cartesianischer, etc. Sicht kann man NICHT so denken.
Natürlich nicht, da diese Sichtweise das Dogma impliziert. Würde man dem Dogma den Rücken kehren, wäre es demzufolge und selbstverständlich auch keine dieser Sichtweisen mehr.
Aus Kurzzeit-Kreationistischer Sicht kann man auch nicht so denken, dass die Erde älter als 6.000 Jahre alt ist. Das macht aber das Dogma nicht richtiger.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: die letzten Begründunden deinerseits ontologisch/plausibel darzulegen
Doch mehrfach
Nein, eben nicht.
Solltest du nun doch noch ein mal das Gegenteil behaupten, werde ich meine noch immer offenen und von dir nicht geklärten Fragen tatsächlich wiederholen. Muss ja dann wohl sein; angefangen mit der Schnittstelle im Gehirn... :)

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#33 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von closs » So 31. Aug 2014, 21:13

Scrypt0n hat geschrieben:Außer natürlich, man stürzt sich wieder in Postulate.
Man kann Postulate haben - manchmal geht es nicht ohne. - Allerdings ist es schwerwiegend, wenn man nicht erkennt, wann man postuliert - das ist unser Problem.

Nochmals: Popper hat das (wenn ich ihn recht verstehe) schlau gelöst - er behängt sich erst gar nicht mit einer Postulats-Diskussion, sondern sagt sinngemäß: "Ich kümmere mich um das, was man prinzipiell mit den "5(?) Sinnen" wahrnehmen kann, und baue dafür eine super Methode. Was sonst der Fall ist, ist nicht mein Feld und somit irrelevant". - Das ist durchaus sympathisch, weil es gar nicht tiefer gehen WILL.

Du aber MEINST tatsächlich, dass das Wahrnehmungs-Feld der 5 Sinne der Ausgangspunkt sei - negierst also das vorgeschaltete "Cogito", statt es, wie Popper, zu ignorieren (weil's nicht juckt). - Das ist ein Riesen-Unterschied.

Immerhin haben wir jetzt das Problem analytisch im Griff - nämlich: Wir gehen von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen aus. - Für Dich sind die "Res cogitantia" die Ausgangslage und das "Cogito" ein Postulat - für mich ist es exakt umgekehrt.

Dies wäre ein harmloser akademischer Streit, wenn nicht so viel dran hängen würde. - Denn bei Deiner Voraussetzung MUSST Du glauben, dass Geistiges eine Zusatz-Setzung ist - also bspw. der Satz "Es gibt Gott" erst on top der "Res extensa" möglich ist. - Das muss, zu Ende gedacht, in der Tat zu einer Ver-Tierung des Menschen führen, weil es dann qualitativ keinen Unterschied zum Tier mehr gibt - was Du ja ausdrücklich postulierst bzw. schlussfolgerst.

Ob Du Dir des Opfers bewusst bist, dass Du damit bringst, bezweifle ich.

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#34 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von Pluto » So 31. Aug 2014, 21:24

closs hat geschrieben:Substantiell dasselbe sagt Descartes mit seinem "Cogito ergo sum" ("Ich denke, also bin ich" - interessanterweise entstand dieser Satz im selben Kontext - nämlich der des Zweifels). - In der Evolutuions-Theorie wurde dieser Satz umformuliert in "Biene, ergo summ", "Bär, ergo brumm", "Fisch, ergo stumm", "Esel, ergo dumm", etc. :angel: :silent:
Lebte er in unserer Zeit, müsste Descartes sagen, "Ich teile (auf Twitter, FB, per Handy) , also bin ich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#35 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von Pluto » So 31. Aug 2014, 21:38

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn ich etwas erkenne (cogito), dann ist es für mich zunächst ein körperliches Erkennen
NEIN - das "Cogito" ist ein "Res cogitans" - also das Bewusstsein unabhängig von der Körperlichkeit.
Genau das bestreite ich!
Mit welcher Begründung nimmst du an, dass das ICH vom Körper unabhängig ist?

- Wenn Du dann mit diesem "Cogito" wahrnimmst, dass Du einen Körper hast, gehört dieser bereits zu den "Res extensa".
Wenn ich etwas denke, geschieht dies ebenfalls mit meinem Gehirn.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#36 Re: Was ist Zufall?

Beitrag von Pluto » So 31. Aug 2014, 22:35

Scrypt0n hat geschrieben:und erst DARAUF hin kannst du dir später (wenn es dein Alter bzw. deine Intelligenz erlaubt)...
closs ist sicher noch zu jung, als man an seiner Intelligenz irgendwelche Zweifel haben könnte. :idea:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#37 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von Christof » So 31. Aug 2014, 23:34

Ihr Lieben,

ich kann mit Euren philosophischen Ausführungen leider nicht viel anfangen. Wenn ich mich nicht auf meine (auch spirituellen) Erfahrungen verlassen können soll, auf was denn bitte dann?

In Liebe
Christof
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#38 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von closs » So 31. Aug 2014, 23:58

Pluto hat geschrieben:Genau das bestreite ich! Mit welcher Begründung nimmst du an, dass das ICH vom Körper unabhängig ist?
Da sind wir jetzt exakt am Kern der Sache.

Zunächst umgekehrt gefragt: Mit welcher Begründung nimmst Du an, dass das ICH vom Körper abhängig ist?

Beiden Postulaten/Setzungen/Annahmen (?) liegen unterschiedliche Konzepte zugrunde - zur Verdeutlichung noch einmal das cartesianische bzw. cartesianisch angelehnte:

Demnach weiss der Mensch nur sicher, dass er ist: "ICH-BIN" (übrigens bemerkenswerterweise sehr ähnlich der Jahwe-Übersetzung: "Ich-bin-der-ich-bin").

Damit ist KEINERLEI Postulat verbunden - wie etwa: "Ich bin Materie" oder "Ich bin Geist". - Dieses "ICH-BIN" ist unabhängig von den 5 Sinnen, da es nicht Folge von Sinneseindrücken ist - es ist eine rein denkerische Feststellung - wobei ausdrücklich "denkerisch" NICHT nur zu verstehen ist als kognitiver-reflektiver Akt, sondern auch so, wie ein Kleinkind denkt. - Auch Kleinstkinder (wohl auch Embryos) haben das, was man im Groben als "Ich-Bewusstsein" bezeichnen könnte - "Ich rufe Dich mit Deinem Namen", heisst es irgendwo in der Bibel.

Dass dieses "ICH-BIN" postulativ mit dem Gehirn verbunden ist, interessiert ein Kleinkind nicht - es wird als denkerische und nicht als körperliche Sache angesehen. - Descartes nennt dieses "ICH-BIN" das "Res cogitans".

Mit diesem "Res cogitans" stellt das "ICH-BIN" nun fest, dass es das, was wir "Natur" oder "Dasein" nennen, sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt (waren das die Fünfe?). - Sowieso stellt das "ICH-BIN" fest, dass es Hunger und Durst gibt. - Später stellt dieses "ICH-BIN" fest, dass zwischen Denken und Gehirn ein Zusammenhang besteht.

Descartes sagt nun - meines Erachtens total zu Recht - , dass das "Ego sum" ("Ich-bin") die einzige Wahrnehmung ist, die im strengen erkenntnis-theoretischen Sinne sicher ist. - Denn das Thema "ICH-BIN" ist das einzige, das nicht dialektisch ist. - Denn selbst, wenn das ICH feststellt, dass es NICHT "ist", "ist" es, weil es nur feststellen kann, dass es nicht "ist", wenn es "ist". :angel: - Wir haben hier also den einzigen Fall (kennt einer einen anderen?), bei dem sich das "Sein" intersubjektiv gegen "Wahrnehmung" durchsetzen kann - eben weil Subjekt ("ICH") und Objekt ("ICH") identisch sind.

Bei allen Fragen die "Res extensa" betreffend (also auch bei Fragen der eigenen Sinne und des eigenen Gehirn) sind Subjekt und Objekt NICHT identisch. - Man kann also fragen: "Ist mein Körper 'real' oder Projektion meines Cogito?". - Völlig unabhängig davon, wie wahrscheinlich das eine oder das andere ist, ist diese Frage möglich, weil beides sein kann: Das "ICH-BIN" kann eine rein geistige Identität sein ODER eine mit Materie verbundene Identität sein. - Wenn ein nicht gefüttertes Kind verhungert, kann das "ICH-BIN" als "Res cogitans" problemlos weiter-"sein" ODER mit dem Tod des Körpers vollkommen verschwinden. - Beides ist NICHT falsifizierbar, also von uns nicht entscheidbar.

In diesem Kontext sagt eben Descartes, dass alle Fragen bezüglich der "Res extensa" kein SICHERES Wissen bringe (sondern nur Wissen unter Vorbehalt). - Oder Sokrates, der mit seinem "Ich weiss, dass ich nichts weiss" jegliches sichere Wissen außerhalb des "ICH-BIN" als Nicht-Wissen bezeichnet. - Das sind also keine demütigen Gesten ("Was bin ich gegen das Universum - *schluchz*), sondern knallharte erkenntnis-theoretische Aussagen.

Nun zu Deiner Frage: Ich nehme im Dasein NICHT an, dass das ICH unabhängig vom Körper ist - im Gegenteil. - Es ist für mich jedoch nicht falsifizierbar, ob jede Phase meiner ICH-Existenz abhängig vom Körper ist - Begründung siehe oben.

Und jetzt kommt - wie mir scheint - der erkenntnis-theoretische Sündenfall des Materialismus: Der Materialismus übergeht die Nicht-Falsifizierbarkeit der Frage, ob das ICH essentiell an den "Res extensa" gebunden ist oder nicht, indem er einfach das Postulat/die Setzung/die Annahme (?) vorschiebt, das ICH sei Folge der Materie - und dann noch die Frechheit besitzt zu postulieren, dies sei KEIN Postulat/KEINE Setzung/KEINE Annahme. :lol: :lol: - Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Das heisst: Der Materialismus entscheidet, was ist, statt zuzugestehen, dass diese Frage nicht falsifizierbar ist. - Diesbezüglich ist die geistige Fraktion ehrlicher, weil sie unumwunden Gott postuliert/setzt/annimmt. - Das führt unter anderem dazu, dass der Materialismus aus seiner (unbewussten?) Selbst-Entscheidung heraus meinen kann, die geistige Fraktion würde ZUSÄTZLICH zur Realität etwas anderes postulieren/setzen/annehmen. - Dass diese Meinung des Materialismus nur möglich ist, weil sie ihre eigenen erkenntnis-theoretischen Hausaufgaben nicht gemacht hat, wird nicht erkannt - VERMUTLICH weil man zu Recht(!) darauf hinweisen kann, dass man INNERHALB des materialistischen Systems ein super erkenntnis-theoretisches System hat (KR) - und dabei übersehend, dass man einen entscheidenden Schritt zu spät angefangen hat zu denken.

ODER - und daher das Popper-Lob: Man übersieht das NICHT und sagt ganz bewusst (hier: Popper in den Mund gelegt): "Dieser erste Schritt interessiert mich nicht, weil das nicht meine Thema ist - ich tue so, als seien die "Res extensa" die Grundlage - denn ich will eine Methodik schreiben und keine transzendente Philosophie". - Nochmals: Das ist voll ok. - Aber die zahlreichen Popper-Jünger scheinen diese kluge Haltung halt nicht zu druchschauen.

Pluto hat geschrieben:Wenn ich etwas denke, geschieht dies ebenfalls mit meinem Gehirn.
Stimmt - sehe ich im Dasein genauso. - Ob das Dasein nur EINE MAtrix meines Ich-Bewusstseins ist oder die einzige, ist jedoch nicht falsifizierbar - deshalb ist Deine Aussage nur auf die Matrix anwendbar, aus der sie kommt.

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#39 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von closs » Mo 1. Sep 2014, 00:01

Christof hat geschrieben:ich kann mit Euren philosophischen Ausführungen leider nicht viel anfangen. Wenn ich mich nicht auf meine (auch spirituellen) Erfahrungen verlassen können soll, auf was denn bitte dann?
Das könnte wörtlich von meiner Frau stammen.

Der Disput hier ist jedoch nicht nur einer zwischen Menschen, die wissen, dass es spirituelle Erfahrungen gibt, sondern auch ein Disput mit Menschen, die aufgrund ihres Weltbilds keine Transzendenz für möglich halten können. - Notabene: Mit meiner Frau habe ich solche Gespräche NICHT, weil sie dort komplett unnötig sind.

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#40 Re: Spirituelle Erfahrungen.

Beitrag von Christof » Mo 1. Sep 2014, 00:13

die aufgrund ihres Weltbilds keine Transzendenz für möglich halten können

Lieber closs,

;) ob man sowas lernen kann. Du und ich wissen doch, dass Gott hier den ersten Schritt machen kann wenn er will. Scheinbar will er bei bestimmten Menschen nicht - aus welchen Gründen auch immer.

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