Gerade eben bin ich über diese
Nachricht gestolpert (ist schon 2 Tage alt, aber immerhin habe ich es ja noch gesehen
):
Österreich (also die dortige Regierung) verdächtigt mehrere Moscheen und deren Imame einen „politischen Islam“ zu verfolgen und fremdgesteuert zu sein (-> Türkei).
Exakt bei solchen Anlässen wird die Gefahr überdeutlich, die durch das
Nicht-Ansprechen von organisierter Nicht-Integration entsteht.
Das Verharmlosen von offensichtlichen Problem-Zusammenhängen kann sich genau dann rächen, wenn der Konflikt wie ein Vulkan ausbricht, weil es zeitgleich zu viele Menschen nicht mehr aushalten.
Das ist hier wohl nicht der Fall – oder ist der österreichische Wahlausgang bereits ein Zeichen für ein gewisses Brodeln unter der Oberfläche?
Deshalb plädiere ich für ein klares Ansprechen von organisierter Nicht-Integration auf Basis von Funktionszusammenhängen, also dass man klar sagt, dass das Zusammenleben von Kulturen (in Deutschland) durch das neutrale Auftreten funktioniert und nicht durch das dauerhaft offensive Präsentieren der eigenen Kultur à la „die anderen müssen lernen es zu akzeptierten“.
Wenn dieses Streben nach Neutralität flächendeckender Konsens ist, dann entstehen die unterschwelligen Brodelstellen viel schwerer und ein plötzlicher Ausbruch ist unwahrscheinlich.
Es sieht sehr ungeschickt aus, wenn man am Ende nur noch sagen kann „wir wussten von nichts“ und „wir konnten nichts machen“.
Ein weiteres grosses Problem, das ich in dem obigen Fall sehe, ist die Reaktion aus der Türkei.
Die Nachricht des Schliessungsvorhabens wurde nicht etwa mit einem Achselzucken hingenommen à la „was interessieren uns die religiösen Vorgänge in Österreich“, sondern es wurde mit entsprechenden Gegenreaktion gedroht.
Damit liegt eine Art „Bestätigung“ vor, dass es um eine politische Steuerung geht.
Dass dies von einer rechten Partei „aufgedeckt“ wird, spielt den rechten Strömungen enorm in die Hände. Nun können sie sich als die „aufrichtigen Verteidiger“ präsentieren und die bisherigen Verantwortlichen ungünstig aussehen lassen – wohin das führen kann, wissen wir – dumm nur, dass es wieder so los geht -> „aber wir wussten ja von nichts“.
Obwohl die Nicht-Integration das eigentliche Problem ist, kann dies ohne weiteres von dem Aufreger einer Fremdsteuerung (hier: Türkei) überlagert werden und am Ende wird einfach nur noch gestritten und der andere verdächtigt.
Da die relevante Religions-Organisation in Deutschland analog zu Österreich aktiv ist, kann ich nur sagen „Holzauge sei wachsam“. Die „Nicht-Rechten-Parteien“ sollten sich jetzt klug verhalten und zeigen, dass sie die Neutralität im Auftreten der Kulturen als Basis des Zusammenlebens anstreben wollen.
Nicht-Integration kann durchaus toleriert werden, aber man muss Nicht-Integration klar ansprechen und darf nicht einfach einen politischen Weichspüler darüber ausschütten. Man muss das, was integrierten Bürgern auffällt, ernst nehmen.
Leider scheinen unsere Politiker auf Basis der Vergangenheit etwas limitiert in ihrem Reaktionsrepertoire zu sein – sie versuchen angestrengt jeden Eindruck von Nationalgetümmel zu vermeiden.
Es geht aber gar nicht um Nationalität, sondern um die funktionale Grundlage des Zusammenlebens von Kulturen in einem Staat wie Deutschland und die lautet: Demonstration des Herausnehmens der eigenen Kultur bei Interaktion zwischen Menschen mit unterschiedlichen Kulturen.
Übernimmt man hier nicht die Deutungs-/Festlegungshoheit, dann wird diese Lücke von Leuten gefüllt, die kein Problem mit Nationalgetümmel haben (ist das in Österreich gerade der Fall?).