SilverBullet hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Beim schöpferischen Schreiben kommt es einem oft so vor, als ob man es nicht selber erfunden hat.
Man spuckt Sätze und Formulierungen aus, die man "normal" gar nicht schreiben würde.
Was genau passiert da?
Bei welchem Bewusstseinsinhalt hast du das Gefühl ihn selbst hergestellt zu haben?
Gedanken?
Ideen?
Kreativität?
Emotionen?
Gibt es auch nur einen Bewusstseinszusammenhang, den man durchschauen kann?
Richtig, man kann keinen einzigen Bewusstseinszusammenhang durchschauen.
Nichtsdestotrotz sind die Realitätsverfechter dieses Forums - damit meine ich jetzt gerade nicht Dich - völlig stumm, wenn sie erklären sollen, wie Dinge in die innere Wachwelt oder auch Traumwelt kommen, die in der äußeren Welt ihren Ursprung nicht haben können.
Wovon ich oben schrieb, war das, was beim literarischen Schreiben oft abläuft.
SilverBullet hat geschrieben:Wenn „man“ nichts davon durchschaut, ist das Bewusstsein mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Urheber.
Von Urhebern wissen wir sowieso nichts. Wir können höchstens Zusammenhange
vermuten, die aber nur in wenigen Fällen sicher sind:
So kann man sicher sein, dass jemand stirbt, wenn wir ihn tödlich verletzen; wir können sicher sein, dass jemand seinen Verstand verliert, wenn man das Gehirn dementsprechend operiert.
Darin ist aber immer nur Körperliches beteiligt.
Zusammenhange im psychischen Bereich sind schwieriger zu beobachten und in ihrem Kausalnexus fast nur zu behaupten, nicht zu belegen.
SilverBullet hat geschrieben:
Meiner Meinung nach (Vermutung!) ist das gesamte Bewusstsein ein Verstehzusammenhang.
D.h. diese Inhalte „bestehen“ aus Bedeutungen, die sich über die Zeit abwechseln.
Es ist möglich, dass ich das ähnlich sehe.
Nichtsdestotrotz müssen die inenren Bilder in ihrer Art und Form von irgendwo ihren Ursprung haben.
Ein bestimmtes Kleid kann ich vor meinem inneren Auge sehen, weil ich es schon einmal draußen in unserer Wirklichkeit gesehen habe.
Das Gesicht meiner Mutter kann ich vor meinem inneren Auge haben, weil ich es ebenfalls draußen in der Wirklichkeit gesehen habe.
Eine gewisse Körperhaltung kann ich vor meinem inneren Auge haben, weil ich sie von "draußen" kenne.
Was ist aber mit den Gesichtern, Kleidungen, Körperhaltungen, die ich nie im realen Leben gesehen habe und dennoch vor meinem inneren Auge sind?
Es können in so manchen Fällen auch keine "Kombinationen" bekannter Dinge sein, weil sie in der realen Welt gar nicht möglich sind.
Die "psychische Welt" beinhaltet innere Bilder, die von anderer Beschaffenheit sind als die, die das Auge erfassen kann.
Viele nenen sie
dann "geistige" Welt ab dem Punkt, wo die individuelle Psyche - die aus äußeren Erfahrung gespeist ist - nicht mehr greift.
Mit anderen Worten:
Das, was mein Auge täglich sieht, registriert meine Psyche anders. Will ich den Begriff "geistig" mit einbeziehen - um das zu bezeichnen, das über die Erfahrenswelt der persönlichen Psyche hinausgeht - dann kann ich sagen, dass das, was mein Auge täglich registriert, auf mehreren Ebenen anders registriert.
Viele bildende Künstler greifen auf diese inneren Welten zurück, wenn sie ihre Formen gestalten. Sie äußern allerdings oft, dass es ihnen nicht wirklich gelingt, das physisch umzusetzen. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen.
Insofern habe ich selber null Probleme damit, die Existenz einer psychischen und auch geistigen Welt zu bestätigen, weil ich sie ständig zur Kenntnis bekomme.
Wahrscheinlich kennt sie auch fast jeder Ungläubige, er achtet nur nicht darauf.
Schaut man in die Berichte vieler Mystiker oder in die Visionen, die Gläubige beschrieben haben, kann man die Ähnlichkeit mit den Wachträumen, von denen ich sprach, feststellen.
In dieser psychischen und geistigen Welt - die ständig vorhanden ist! - findet vieles von dem statt, was die Religionen sich irgendwie erklären.
Mit Erklärungsmodellen hab ich es nicht so, aber wären die Religionen nicht, würden wir Menschen vielleicht diese psychische und geistige Welt ganz aus dem Auge verlieren.
Freilich haben wir auch noch die Künstler, die aus der psychischen und geistigen Welt ihre Werke schöpfen, und nicht umsonst snd zumindest im katholischen Bereich Kunst und Religion eng beieinander.
Wir finden also im religiösen und künstlerischen Bereich vieles wieder, was wir im psychischen und geistigen Bereich ebenfalls finden, im letzteren aber authentischer.