Ruth hat geschrieben:Genau genommen umfasst dieser Gedanke das ganze "Evangelium", welches das Christentum verkündigen. Man geht davon aus, dass der Mensch von Grund auf böse ist, und deshalb Gott braucht, um überhaupt Gutes erfahren zu können.
Das ist dann vermutlich nichts weniger, als "der Sprung ins Fatale", denn dadurch arbeitet man automatisch in allen Bereichen mit Auflagen.
Ruth hat geschrieben:An dem Begriff "Anziehung" habe ich mich erst einmal ein wenig verheddert, weil mir mir spontan dazu ein "Magnet" einfiel.
Ich hatte ein wenig Mühe damit, den gemeinsamen Nenner (oder wie man heute sagt: die "Schnittmenge") zu dem, was ich dem Begriff "Gott" zuordne, zu finden.
Bei dem Begriff "Anziehung" als Ausgangspunkt erscheinen mir die Folgerungen (das Gute) eher wie die Steuerung von Marionetten.
Das war jetzt ganz klar mein Fehler, denn ich habe das Wort "Gott" in Klammer hinter "das Gute" gesetzt, um die Ansicht von Gläubigen mit aufzunehmen, anschliessend habe ich aber wieder aus meiner Sicht formuliert und hierbei ist "das Gute"
kein Akteur und das "Anziehen" läuft (für mich) im einzelnen Menschen durch sein Erkennen, durch seine Priorisierung ab.
Das "Gute" wäre für mich dann auch eher die Menge "aller guten Verhaltensweisen, aller guten Absichten, aller guten Situationen, usw."
Um meinen Fehler zu korrigieren, würde ich bei Verwendung des Wortes "Gott" nun mehr auf die Aktivität des einzelnen Menschen setzen - vielleicht so:
Der einzelne Mensch erkennt im "Guten" ("Gott") eine Schönheit (zu der er sich hingezogen fühlt).
Zusatz: das Erkennen von Schönheit ist quasi bereits das Sich-Hingezogen-Fühlen.
Ruth hat geschrieben:Wobei ich im Leben mit Gott ihn eher als weitsichtigen Anleiter verstehe, der Unterstützung und Hilfe gibt, damit Menschen das Leben selbstständig meistern können.
Hier liegt exakt der Unterschied zwischen uns beiden (was aber überhaupt nicht schlimm ist), als Gläubige betonst du mehr den Akteurcharakter des "Guten" und verwendest die Texte in dieser Hinsicht.
Da es bei mir rund um "das Gute" nur um eine Art "Beispielmenge" geht, liegt "die Hilfe und Unterstützung" nur dadurch vor, dass ein Mensch die Beispiele als Grundlage annehmen kann.
Wie wir in einem anderen Thread gesehen haben, ist dies vielleicht sogar fast das Gleiche, lediglich bei der Hoffnung (insbesondere für "über den Tod hinaus") ergeben sich Unterschiede.
Ruth hat geschrieben:Scheinbar aber auch nicht grundsätzlich ... wenn man sieht, dass Menschen oft geneigt sind, das "Böse" (zB Lieblosigkeit, Hass etc) dem Guten vorzuziehen.
Rund um "das Gute" geht es aus meiner Sicht um zwei Stufen:
1.
Man muss es als Schönheit erkennen.
Genau hier gibt es wohl Menschen, deren Gehirn in bestimmten Bereichen ein Defizit aufweist, wodurch z.B. Emphatie fehlt und sie somit dieses Erkennen rund um ein "gutes" Zusammenleben, gar nicht durchführen können.
2.
Man muss diese Schönheit als Vorbild zulassen.
Ein Mensch kann durchaus wissen, wie er sich in einer Situation grundlegend "gut" verhalten müsste, es dann aber nicht durchführen, weil es überlagert wird (z.B. durch Ärger, Rache, usw.)
Ruth hat geschrieben:Du hast allerdings Recht, dass sich die meisten Menschen gerne als "Gut" verstanden haben möchten. Aber meistens ist das Gute, nach dem man spontan strebt, eher egoistisch.
Auch wenn es komisch klingt, altruistisches Verhalten, also das Sich-Selbst-Aufopfern, ist vermutlich letztlich egoistisch.
Genauso könnte es grundsätzlich rund um "das Gute" bestellt sein: man ist von der eigenen Verhaltensidee überzeugt und führt sie (z.T. gegen Widerstände) durch.
Du liegst mit deiner Aussage hier also aus meiner Sicht vollständig richtig.
Ruth hat geschrieben:Die neue Richtung geht für mich von den Geboten/Verboten (mit Androhung von Strafen) -> in die Richtung: wer mit Gott in Verbindung ist, der/die strebt natürlicherweise zum Guten hin (wobei dazu dann wieder die "Anziehung" passen würde). Das kommt dann aber daher, weil Gott demjenigen, der sich Gott zuwendet (der ohnehin gegenwärtig ist), erst einmal Liebe spendet, für den Menschen selbst, bis dieser genug "gespeichert" hat, so dass er/sie quasi überfließen kann ... diese Liebe weitergeben kann.
Man strebt dann nach dem Guten, weil man es tun WILL ... nicht, weil man gar nicht anders kann ... was für mein Empfinden den Unterschied zur Anziehung (Magneten) machen würde. Das bedeutet für mich zB inspiriert werden von Gott selbst.
Auch hier wieder der Unterschied zw. uns: Akteur bei dir, Nicht-Akteur bei mir
Am Ende ist es aber (wie du an meinen "zwei Stufen" siehst) für uns beide, der Wille des Menschen, "gut" zu sein.
Ruth hat geschrieben:In der Bibel gibt es eine Aussage in Prediger 3,11, dass Gott den Menschen "die Ewigkeit ins Herz gelegt" habe.
So ungefähr verstehe ich diese Eignung, die du ansprichst. Es ist sozusagen der Gegenpol, oder das Verbindende, was das Ergebnis von dem, was aus der Verbindung zu Gott entsteht, wenn Gott ein Herz mit Liebe füllt
Es ist toll, du interpretierst aus dem Text einen Umstand heraus, der eigentlich im Text ("Mensch ist Böse und muss Auflagen erfüllen") nicht unbedingt zentral ist und erreichst damit eine Korrektheit, die letztlich (laut neuer Erkenntnisse) im Menschen vorliegt:
Man kann wohl über Experimente zeigen, dass bereits kleine Kinder ein elementares Verständnis von "gut" und "schlecht" ("positiv"/"negativ") haben.
Wir haben also nahezu alle (bis auf wenige Ausnahmen - siehe oben) ein Verständnis und eine Erkennmöglichkeit von "gut" und müssen uns dessen nur bewusst sein und diesen Aspekt in den Fokus nehmen.
Du verwendest als Ausgangspunkt, als Grundlage, deine Religion.
Ich verwende eine Beispielmenge (die zudem noch zum Teil aus Situationen/Interpretationen deiner Religion stammt
)
Ruth hat geschrieben:ja super ... passt und ist inspirierend
Danke, ich hatte etwas Bedenken, weil ich ja eine Aussage anbringe, die ich schon in einem anderen Thread eingesetzt hatte.