Bedingungsloses Grundeinkommen

Säkularismus
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Pluto
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#11 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Sa 7. Mär 2015, 10:37

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Zwangsumverteilung hat erwiesenermaßen vor 30 Jahren ausgedient. Der Bürger will das nicht.
Weil er sich einreden will, dass sein Status Folge eigener Leistung ist - was ja durchaus in den unteren bis mittleren Lohngruppen mehrheitlich der Fall ist.
Der Grund ist nicht von Belang.

Geld ist so eine Sache.
Wenig Geld macht unglücklich, als macht mehr Geld glücklich-er. Aber es gibt Grenzen, und die sind dann erreicht, wenn man sich ein einigermaßen gesichertes Leben leisten kann. Darüberhinaus, sagen wir nach den ersten zig-Millionen, macht Geld nicht immer weiter glücklicher, dann wird Glück zu reiner Gier.

Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir uns einfach von der Lüge der "Leistungs-Gesellschaft" trennen.
Nee. Leistung ist nicht etwas was ich den Menschen ausreden wollte.
Ich glaube nicht dass die Lösung sein kann, den Menschen zu sagen, sie sollen aufhören etwas zu leisten. Eine gesichertes Mindesteinkommen ist. wie du sagst, ohnehin schon durch die Hartz IV Gesetze gesichert. In allen anderen Lädern gibt es ähnliche soziale Systeme, die garantieren, dass die Bürger nicht verhungern.

Denn dann ist klare Kante geredet und die breite Bevölkerung fühlt sich wenigstens nicht verarscht
Diejenigen die sich (zurecht) verarscht fühlen, sind die Langzeitarbeitslosen, denen Keiner eine Chance mehr geben will.
Die Lösung ist IMO nicht, ihnen Geld fürs Nichtstun zu geben, sondern sie an Arbeit heranzuführen, damit sie wieder an sich selbst glauben, und sagen können, "Ich bin ja doch was wert; ich kann ja was!"
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

erbreich
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#12 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Sa 7. Mär 2015, 10:56

Pluto hat geschrieben: Ein System wo die einen arbeiten, und die anderen auf deren Kosten ein sorgenfreies Leben genießen, ist utopisch.
Dieses System ist das, was wir aktuell haben!

Das werden die Leute einfach nicht mitmachen...
Ganz genau. DAS wollen wir nicht mehr mitmachen.

Der "normale" Mensch ist viel zu egoistisch, um sich darauf einzulassen. Er wird seinen Luxus nicht aufgegeben, schon gar nicht um anderen ein sorgenfreies Leben zu finanzieren.
Richtig. Genau da liegt der Hase im Pfeffer:
ICH will sorgenfrei und luxuriös leben, die anderen geh'n mir am A... vorbei.

Der normale Mensch wird sagen, die ziehen sich aus der Verantwortung", NEIN stimmen und wieder an seine Arbeit gehen.
Wer sich auf diese Weise aus der Verantwortung stiehlt ist dein "normaler Mensch".

Wie schon so oft... die Hoffnung stirbt zuletzt.
Meine Hoffnung stützt sich nicht auf den (gemäss obiger Definition) "normalen Menschen" (der in meinen Augen keineswegs "normal" ist). Meine Hoffnung gründet auf einem Menschenbild, das Einsicht und Weisheit mehr Wirklichkeit, mehr Wahrheit, mehr Kraft, mehr Mut zuspricht als dem "inneren Schweinehund" und dem Egoismus. Meine Hoffnung gilt nicht dem normalen, sondern dem gesunden Menschen. Dem Menschen, der sich in allen anderen wiedererkennt und sich der vollständigen gegenseitigen Abhängigkeit bewusst ist. Dieser Mensch ist bereit, zum Wohle aller auf unnötigen Luxus zu verzichten. Und er ist auch bereit, seinen Beitrag zum Wohle aller zu leisten.

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#13 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Sa 7. Mär 2015, 11:15

Pluto hat geschrieben:Die Lösung ist IMO nicht, ihnen Geld fürs Nichtstun zu geben, sondern sie an Arbeit heranzuführen, damit sie wieder an sich selbst glauben, und sagen können, "Ich bin ja doch was wert; ich kann ja was!"
Wert ist also nur der etwas, der Erwerbsarbeit verrichtet. Und je mehr er dabei verdient, umso wertvoller ist er. Genau das ist der Denkfehler. Rund 50% der gesellschaftlich relevanten Arbeit wird unentgeltlich verrichtet. Ohne diese Arbeit würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Die Menschen, die diese Arbeit verrichten, sind Gold wert. Deshalb müssen wir das System umkehren: Ein existenzsicherndes Grundeinkommen für alle anerkennt den Wert der Freiwilligenarbeit und setzt Kräfte frei, vermehrt dort sich einzusetzen, wo die Notwendigkeit erkannt wird.

Und wer gerne reich werden will, kann das übrigens problemlos auch in einem System mit bedingungslosem Grundeinkommen.

Eine gesichertes Mindesteinkommen ist... ohnehin schon durch die Hartz IV Gesetze gesichert. In allen anderen Lädern gibt es ähnliche soziale Systeme, die garantieren, dass die Bürger nicht verhungern.
Genau. Aber das Grundeinkommen würde diejenigen, die mit diesem Minimum an Einkommen zufrieden sind, von der Bittstellerei und der sozialen Erniedrigung entbinden. Und es würde eine gewisse Machtumverteilung stattfinden. Plötzlich müssten beispielsweise die sogenannten "Drecksarbeiten" höher entlöhnt werden und unsinnige aber hoch entlohnte Betätigungen würden vielleicht mit weniger Achtung und Respekt betrachtet werden - weil der Wert fürs Ganze im Zentrum stehen würde und nicht der möglichst hohe Verdienst nach dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel"...

Übrigens: Die Einführung einer AHV galt ab der ersten Formulierung bis zur Einführung 70 Jahre lang als Utopie... und das Frauenstimmrecht in der Schweiz wurde erst in den 1970er Jahren im letzten Kanton realisiert...

Gut Ding will Weile haben...

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#14 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Sa 7. Mär 2015, 11:30

Der dieses Jahr verstorbene Soziologe Ulrich Beck in einem Interview 2006:

Arbeitslosigkeit ist ein Sieg

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#15 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Sa 7. Mär 2015, 12:58

erbreich hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Lösung ist IMO nicht, ihnen Geld fürs Nichtstun zu geben, sondern sie an Arbeit heranzuführen, damit sie wieder an sich selbst glauben, und sagen können, "Ich bin ja doch was wert; ich kann ja was!"
Wert ist also nur der etwas, der Erwerbsarbeit verrichtet.
So war das nicht gemeint. Du reduzierst es ins Absurde.
Wert ist Jemand, der sich in der Gesellschaft integriert, und dadurch das Gefühl bekommt, einen Beitrag zu seinem Wohl und zu dem der Gesellschaft beizutragen.
Dafür bekommt er das was er braucht, und was er verdient.

erbreich hat geschrieben:Und je mehr er dabei verdient, umso wertvoller ist er.
Bis zu einem ewissen Grad, stimmt das ja auch. Wenn ein Mensch seinen eigenen Unterhalt verdient, so ist das besser als an der "Flasche" des Staates zu nuckeln.
Wenn aber einer Milliarden hat, so wird er dadurch nicht glücklich, sondern höchsten einsam.

erbreich hat geschrieben:Und wer gerne reich werden will, kann das übrigens problemlos auch in einem System mit bedingungslosem Grundeinkommen.
Das würde ich wiederum als Gier bezeichnen und ist auch nicht gemeint.
Eine Frage: Würde man in deinem Modell das Grundeinkommen weiter beziehen?

erbreich hat geschrieben:Aber das Grundeinkommen würde diejenigen, die mit diesem Minimum an Einkommen zufrieden sind, von der Bittstellerei und der sozialen Erniedrigung entbinden.
Das ist keine Bittstellerei. Aber Kontrolle scheint notwendig zu sein, um Mißbrauch zu verhindern.

Plötzlich müssten beispielsweise die sogenannten "Drecksarbeiten" höher entlöhnt werden und unsinnige aber hoch entlohnte Betätigungen würden vielleicht mit weniger Achtung und Respekt betrachtet werden - weil der Wert fürs Ganze im Zentrum stehen würde
dIe Kehrseite wäre die Komunalisierung der Interessen. Doch das Prinzip "Einer für alle" hat sich in der Geschichte nicht als tragfähiges Modell erwiesen. Die größte gescheiterte Philosophie war diejenige von Marx und Engels.

Der Mensch ist sozial, aber auch egoistisch, sodass sich in der Praxis solche Ideologien nicht durchsetzen können (traurig aber wahr).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#16 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Sa 7. Mär 2015, 15:33

Pluto hat geschrieben:Dafür bekommt er das was er braucht, und was er verdient.
Nein - genau diese Kopplung gibt es eben NICHT. - Der Mensch leistet, was er leistet - und er erhält, was er erhält. - Beides kann komplett entkoppelt sein.

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#17 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » So 8. Mär 2015, 01:37

Sven23 hat geschrieben:bedingungsloses Grundeinkommen stammt ja nicht von irgendeinem Kommunisten, sondern von dem Milliardär und dm-Drogeriemarktkettenbesitzer Götz Werner
So einem fällt das also ein ...
Er will noch mehr Umsatz, etwa ...
Während außerhalb der Marktmechanismen der Mensch lediglich von der Natur lebt, in dem Wunsch, dass sie gesund bleibt und Erträge bringt.

Sven23 hat geschrieben:Was oft vergessen wird: nach dem Modell von Werner würden dann alle staatlichen Transferleistungen wie Rente, Krankengeld und Arbeitslosengeld wegfallen und nach dem Wegfall der Einkommenssteuer im Gegenzug eine Konsumsteuer erhoben.
"Billiglohn" erinnert mich etwas an die Billiglohnstaaten, in denen es (fast) keine Verwaltung, keine Krankenkassen und natürlich auch keine Renten mehr gibt. Seit dem Niedergang kommunistisch regierter Staaten sind sie fast ausgestorben ... und wer räumt die Altlasten auf.

Unser Problem in Deutschland sind die "virtuellen" Geschäftsinhalte, wie Geldvermehrung, Grundstücksspekulationen, Steuern und Abgaben, Subventionen, Modetrends d.h. überflüssige Arbeiten und dergleichen. Die Einkommensunterschiede sind gewaltig, weil ein Teil der Bevölkerung Schulden bezahlt, hohe Mieten, während der andere Teil vom Mangel der anderen profitiert.

Was hilft da ein Grundeinkommen?

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#18 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » So 8. Mär 2015, 01:39

Paradiesisch wäre, wenn die Menschheit endlich entdecken würde, was sie essen soll - zum gesund werden und gesund bleiben. Dazu braucht es nichts weiter als eine dafür hergerichtete Umwelt.

In einem Gelände für Atomkraftwerk sind die Menschen zum Sterben verurteilt. Jene Welt braucht Kapital, Fernverkehr, Energie, Militär, sinnlose Dienstleistungen ohne Ende zur Geldbeschaffung für die Finanzämter, Ärzte und Krankenhäuser. Hauptsächlich steckten die Leute ihr Geld in den Magen, in Wohnhöhlen mit Schornstein - zum Verheizen. Das Schicksal bestraft den Frevel mit Krankheit.

Die andere Welt hat nur gesunde Böden, Gesundbrunnen, singende Menschen, die ihr Essen, das sie überall finden - selbst in den Mund stecken können. Es ist fraglich, ob sie bei den vielen duftenden Blütenbäumen noch Geld wollen, um Drogerieartikel zu kaufen, damit sie ein paar Leute zum Milliardär zu machen, die ihrerseits wieder die Welt mit Müll und Abgasen erneut verderben.

Was zieht man in einer paradiesischen Gegend an, falls es keine Feigenblätter gibt? Es wäre wirklich an der Zeit, dass sich Leute über die ideale Kleidung, bessere Schuhe und eine richtige, menschentaugliche Wohnung Gedanken machen. Bisher denken alle nur in Richtung Umsatz - statt an eine Planung für's Paradies.

JackSparrow
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#19 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von JackSparrow » So 8. Mär 2015, 01:50

Pluto hat geschrieben:Wenn ein Mensch seinen eigenen Unterhalt verdient, so ist das besser als an der "Flasche" des Staates zu nuckeln.
Wer nicht an der Flasche des Staates nuckelt, nuckelt eben an der Flasche eines Unternehmers. Und sorgt damit auch gleich noch für dessen Unterhalt.

Doch das Prinzip "Einer für alle" hat sich in der Geschichte nicht als tragfähiges Modell erwiesen.
In der eigenen Familie oder im eigenen Dorf kann man sich leicht auf ein gemeinsames Ziel einigen. Aber nicht in abstrakten Gebilden namens "Staat" oder "Unternehmen". Da muss man die Leute unter Druck setzen, damit sie mitmachen.

Martinus
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#20 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Martinus » So 8. Mär 2015, 07:00

finde ich gut :thumbup: , die Arbeit versaut mir das Leben.
Angelas Zeugen wissen was!

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