Der Jesus der Gnosis

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Bastler
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#31 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Bastler » Di 31. Mai 2016, 09:52

Ich befürchte, dass ich einige von denen kenne. Sie laufen mir heute noch über den Weg. Mitsamt ihrer ganzen Erhabenheit.

Novas
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#32 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Novas » Di 31. Mai 2016, 10:33

Pluto hat geschrieben:
Bastler hat geschrieben:Ging es nicht oft darum, dass die Gnostiker beanspruchten, über Dinge bescheid zu wissen, die man normalerweise gar nicht wissen kann? Und dass dieses Wissen den Wissenden zu was Besserem macht?
Ja. Die Gnostiker waren eine frühe Gruppe (Sekte?) bestehend aus sehr frommen Christen. Sie dachten sie besäßen eine geheimen Zugang zur Bibel und JC, wodurch sie meinten erhaben über den Rest der Menschheit zu sein.

Ein Gnostiker ist erst mal nur - wie der Begriff selbst sagt - jemand der an Erkenntnis (in diesem Falle auch spirituelles Wissen) interessiert ist. In diesem Sinne kann ich von mir selbst sagen: dann bin ich einer. Jedoch nicht, weil ich meine "über den Rest der Menschheit erhaben" zu sein, sondern weil ich als mündiger Mensch nach Erkenntnis strebe :)

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Bastler
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#33 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Bastler » Di 31. Mai 2016, 10:47

Ich bin eher ein A-Gnostiker, also jemand der (bei allem Streben nach Erkenntnis) davon ausgeht, dass es kein sicheres Wissen über Dinge und Personen gibt, die den Menschen prinzipiell über die Hutschnur gehen. Dass ich diesen Raum des Nichtsicherwissens mit Glauben fülle, ist noch einmal eine andere Sache.

Pluto
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#34 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Pluto » Di 31. Mai 2016, 12:20

Novalis hat geschrieben:Ein Gnostiker ist erst mal nur
Hier wirst du geholfen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gnosis#Sprachgebrauch
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#35 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von JackSparrow » Di 31. Mai 2016, 12:22

Novalis hat geschrieben:Jedoch nicht, weil ich meine "über den Rest der Menschheit erhaben" zu sein, sondern weil ich als mündiger Mensch nach Erkenntnis strebe :)
Um dann die Erkenntnis nutzen zu können, um über den Rest der Menschheit erhaben zu sein. Warum sonst sollte sich jemand die Mühe machen.

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Savonlinna
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#36 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Savonlinna » Di 31. Mai 2016, 12:37

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Jedoch nicht, weil ich meine "über den Rest der Menschheit erhaben" zu sein, sondern weil ich als mündiger Mensch nach Erkenntnis strebe :)
Um dann die Erkenntnis nutzen zu können, um über den Rest der Menschheit erhaben zu sein. Warum sonst sollte sich jemand die Mühe machen.
Also, wenn ich chronische Schmerzen habe und Erkenntnis über ein Mittel ersehne, mir die Schmerzen zu nehmen, da mache ich mir nicht darum die Mühe - dieses Mittel zu erkennen - um über den Rest der Menschheit "erhaben" zu sein, sondern um die Schmerzen loszuwerden.

Wer den Mangel an Erkenntnis nicht spürt, der braucht keine Erkenntnis.

closs
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#37 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Di 31. Mai 2016, 14:45

Pluto hat geschrieben:Da steht nun mal Meinung gegen Meinung
Wieso "Meinung"? - Es geht doch lediglich um eine Darstellung der historischen Reihenfolge.

Pluto hat geschrieben:Mir sind eben diese Unterschiede NICHT klar.
Heute verstehen wir unter Erkenntnis: Man nimmt etwas wahr und checkt es. Und so kann man etwa die Gesetze der Evolutions-Theorie "erkennen" oder die Politik von Frau Merkel oder die Straßenverkehrsordnung oder die Philosophie von Sartre. - Ein ganz normaler Vorgang, der uns alle tagtäglich betrifft.

Daneben gibt es noch "erkennen" im Sinne von "Adam erkannte Eva" oder "Gott erkannte Abraham". - Damit ist gemeint, dass man mit jemandem eine Einheit eingehen kann. Diese Bedeutung gab es auch bei uns noch im 19. Jh.: Wenn ein Mann einer Frau beischlief, sagte man dezent "Ich habe sie erkannt".

Dieser Doppelsinn ist KEIN Zufall. Denn dahinter steht, dass der Mensch durch seelisches/geistiges/spirituelles Forschen in ein Gegenüber eindringt und "merkt", dass es vereinigungs-würdig ist. - Körperlich kommt dies aus der Zeit, als Sexualität (zumindest theroretisch) aus gerichtet war auf DIE eine Liebe seines Lebens. - Bei Abraham sagt es Gott, weil er damit ausdrücken will: "Jetzt, wo Du, Abraham, Deinen Sohn - also gleichsam Dich - aufopfern wolltest, bist Du für mich, Gott, vereinigungs-würdig - ich kann Dich jetzt 'erkennen'".

Diese spirituelle oder "nur" seelische Komponente der Bedeutung des Wortes "Erkennen" hat die säkulare Bedeutung von "erkennen" natürlich NICHT. - Deshalb die Notwendigkeit, beides zu unterscheiden.

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#38 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Di 31. Mai 2016, 14:47

Pluto hat geschrieben:Ging es nicht oft darum, dass die Gnostiker beanspruchten, über Dinge bescheid zu wissen, die man normalerweise gar nicht wissen kann?
Novalis hat geschrieben:Ein Gnostiker ist erst mal nur - wie der Begriff selbst sagt - jemand der an Erkenntnis (in diesem Falle auch spirituelles Wissen) interessiert ist.
Genau darüber bin ich im Unklaren (zumal es offenbar sehr unterschiedlich Richtungen innerhalb der Gnosis gibt).

Aber genau die richtige Frage steckt in Euren Aussagen dahinter:
Meint man mit "Gnosis" eine gesunde Wissensbegierde oder die Anmaßung von Wissen, das man als Mensch nicht haben kann?

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#39 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Pluto » Di 31. Mai 2016, 16:16

closs hat geschrieben:Daneben gibt es noch "erkennen" im Sinne von "Adam erkannte Eva" oder "Gott erkannte Abraham". - Damit ist gemeint, dass man mit jemandem eine Einheit eingehen kann. Diese Bedeutung gab es auch bei uns noch im 19. Jh.: Wenn ein Mann einer Frau beischlief, sagte man dezent "Ich habe sie erkannt".
Das vermittelt ein völlig falsches Bild von Erkenntnis.

closs hat geschrieben:Diese spirituelle oder "nur" seelische Komponente der Bedeutung des Wortes "Erkennen" hat die säkulare Bedeutung von "erkennen" natürlich NICHT. - Deshalb die Notwendigkeit, beides zu unterscheiden.
Naja... Wenn du meinst.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#40 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Pluto » Di 31. Mai 2016, 16:20

closs hat geschrieben:Meint man mit "Gnosis" eine gesunde Wissensbegierde oder die Anmaßung von Wissen, das man als Mensch nicht haben kann?
In seiner Urform, also im 3 und 4 Jahrhundert, bedeutete der Begriff "Gnosis" ein Wissen. Intellektuelle wurden damals so bezeichnet.

Wie ich finde, beschreibt dieser Teil des Wikipedia Artikels den Begriff und seine Entwicklung bis in die heutige Zeit sehr gut.
Die Ausdrücke Gnosis, Gnostik und Gnostizismus werden oft unterschiedslos verwendet. Üblicherweise bezeichnet Gnosis ein religiöses Geheimwissen, das die Gnostiker nach eigenem Verständnis von der übrigen Menschheit abhebt. In der Literatur des zweiten und dritten Jahrhunderts war Gnostiker eine gängige Bezeichnung für christliche und jüdische, aber auch heidnische und hellenistische Intellektuelle. Gnō̂sis bedeutete „Erkenntnis“ im allgemeinen Sinn, so dass die Selbstbezeichnung als „Gnostiker“ oft unspezifisch ist. Gnostische Bewegungen im spezifischen Sinn wurden nach ihren Führern oder Gründern als Valentinianer, Simonianer oder Basilidianer bezeichnet, was aber vermutlich bereits Fremdbezeichnungen von Kritikern sind, während einige dieser Gruppen sich vermutlich schlicht „Christen“ nannten.[1] Die unspezifische Selbstbezeichnung als Wissende oder Erkennende wurde im Gefolge antignostischer Polemik christlicher Theologen (insbesondere Irenäus von Lyon) ausgedehnt auf jene geistig nahestehende Lehren, welche Glaubensinhalte mit spekulativ-philosophischen Elementen versahen und unter verschiedenen Hinsichten in Abhängigkeits- oder Ähnlichkeitsbeziehungen zu stehen scheinen.

Die spätere Literatur setzte oft eine einheitliche Bewegung namens Gnosis voraus. Der Begriff Gnostizismus entstammt der Neuzeit. Der englische Philosoph und Theologe Henry More prägte ihn im 17. Jahrhundert zur Zusammenfassung sämtlicher christlicher Häresien. Seit dem 18. Jahrhundert dienen Gnosis oder Gnostizismus auch als Interpretationskategorie für zeitgenössische religiöse oder philosophische Strömungen (etwa bei Ferdinand Christian Baur, Johann Gottlieb Fichte oder Rudolf Steiner). Damit gerät freilich das religionsgeschichtliche Phänomen, welches in der Antike als Gnosis bezeichnet wird, aus dem Blick. Auf dem Gnosis-Kongress von Messina wurde daher 1966 eine präzisere Sprachregelung vorgeschlagen. Danach bezeichne Gnosis ein „Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist“, Gnostizismus hingegen „eine bestimmte Gruppe von Systemen des 2. Jahrhunderts nach Christus“, welche durch historische und typologische Merkmale umgrenzt wird. Dieser Vorschlag steht nicht nur im Konflikt mit der Begriffsgeschichte (etwa insofern er das religionsgeschichtliche Phänomen von einem für Historiker unbrauchbaren Gnosis-Begriff abtrennt), sondern ist auch unterbestimmt.

In der jüngeren Diskussion ist – abhängig von der historischen Einschätzung – umstritten, ob Gnosis als Bewegung innerhalb der christlichen Religion (mit möglicherweise vorchristlichen Vorstufen) zu fassen ist (so etwa Adolf von Harnack[2]) oder als Weltanschauung oder Religion, die sich verschiedenen Religionen anpassen kann (so etwa Quispel und zeitweise Hans Jonas[3] und Eric Voegelin). Hierbei wird unterschiedlich beurteilt, ob Gnosis eine ursprünglich eigenständige Religion oder einen Versuch darstellt, die jüdisch-christliche Religion philosophisch zu untermauern, der dann in der manichäischen Religion endet. Insbesondere jüngere Textfunde haben die Einsicht geschärft, dass es ein einheitliches Phänomen Gnosis nur im Rahmen typologischer Konstruktionen gibt (so etwa Markschies). Teilweise behalten Religionswissenschaftler den Terminus Gnostizismus auch den ausgearbeiteteren Systemen des späten zweiten und dritten Jahrhunderts vor. Im angelsächsischen Sprachgebrauch hat sich der Terminus gnosticism weitgehend zur religionswissenschaftlichen Eingrenzung auf spezifische mythische Erscheinungsformen durchgesetzt.
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