Selbstbestimmung bis zum Tod.

Ethik und Moral
Medizin & Krankheit

Soll Sterbehilfe erlaubt sein?

Nein.
4
12%
Nur passive Sterbehilfe gemäss Patientenverfügung.
11
33%
Begleiteter Suizid (bei urteilsfähigen Menschen).
11
33%
Aktive Sterbehilfe (durch Dritte verbreichte Medikamente).
7
21%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 33

Pluto
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#1 Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Fr 20. Sep 2013, 11:20

Wie weit darf ein Mensch über sein eigenes Leben und über seinen Tod verfügen?

Dank den wissenschaftlich-technischen Fortschritten des 20 Jhrhunderts, dürfen Menschen heute auf ein viel längeres aktiveres Leben hoffen als noch vor 100 oer 200 Jahren. Das ist gut so. Die Kehrseite dieser Lebensverlängerungsmassnahmen ist, dass heute 80% der Menschen in Krankenhäusern sterben. Doch das entspricht nicht dem Wunsch der meisten Menschen, die viel lieber in Würde ihre letzten Tage zuhause in vertrauter Umgebung erleben würden. Deshalb haben am Lebensende viele Menschen auch eine berechtigte Angst vor einer Sterbensverlängerung durch die moderne Medizin.

Wenn der schwerkranke Vater die lebensmüde Mutter oder der Partner sterben wollen, stellt sich uns die Frage: Wie und wann sterben? Soll der/die Betroffene selber darüber entscheiden dürfen? Inzwischen ist der Gesetzgeber dem Wunsch entgegenkommen, in dem er die Patientenverfügung anerkennt, die dem Verzicht auf medzinische Massnahmen zur Verlängerung des Sterbeprozess ermöglicht.

Was ist aber wenn Jemand ganz bewusst sagt, dass er sterben will?
Wie weit soll/darf man gehen, um diesem Wunsch zu entsprechen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#2 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von closs » Fr 20. Sep 2013, 11:42

Pluto hat geschrieben:Was ist aber wenn Jemand ganz bewusst sagt, dass er sterben will?
Dann wird er es tun können, wie es jedes Jahr ca. 10.000 Menschen tun (Selbsttötung). Die Frage lautet daher wahrscheinlich eher, wie weit andere gehen können, wenn man es selbst nicht mehr kann.

Christlich gesprochen sind dabei relativ enge Grenzen gesetzt, weil Leid AUCH (!) als Erkenntnis-Prozess gedeutet wird. Die Grenzen sind unter christlichen Gesichtspunkten wohl da, wo ohne lebenserhaltende Geräte der Tod eintreten würde.

Pluto
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#3 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Fr 20. Sep 2013, 11:53

@ closs

Du wärst also für die aktuelle Regelung der Patientenverfügung, aber nicht für weitergehende Massnahen?
Kreuzt du das bitte auch an.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Magdalena61
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#4 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Magdalena61 » Fr 20. Sep 2013, 21:32

Pluto hat geschrieben:Was ist aber wenn Jemand ganz bewusst sagt, dass er sterben will?
Wie weit soll/darf man gehen, um diesem Wunsch zu entsprechen?
Das ist ein sehr, sehr schwieriges Thema.

Viele Gläubige sind der Meinung, aktive Sterbehilfe zu leisten sei Hilfe zum Suizid oder sogar Mord, und damit verwerflich und Sünde. Man müsse in jedem Fall abwarten, bis der Mensch eines "natürlichen Todes" stirbt.
(Sie sollten einmal in die Krankenhäuser und Hospize gehen und unheilbar erkrankte Menschen/ Sterbende begleiten, damit sie besser wissen, wovon sie sprechen.)
Ich halte dagegen: Wie kommt man auf den Gedanken, mit unfehlbarer Sicherheit wissen zu wollen, auf welche Weise Gott die Lebensszeit eines Menschen beenden will oder wird?
LG
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Catholic
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#5 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Catholic » Fr 20. Sep 2013, 22:52

Magda,für mich gibt es eindeutig einen Unterschied zwischen Sterbehilfe und Sterbebegleitung,zu Letzterer gehört für mich auch,im Krankenhaus Geräte auszuschalten oder medizinische Therapien zu beenden,wenn dadurch keine Heilung oder Verbesserung des Gesundheitszustandes erreichbar ist und so nur das Sterben verlängert würde.

Pluto
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#6 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Fr 20. Sep 2013, 23:13

Magdalena61 hat geschrieben:Viele Gläubige sind der Meinung, aktive Sterbehilfe zu leisten sei Hilfe zum Suizid oder sogar Mord, und damit verwerflich und Sünde. Man müsse in jedem Fall abwarten, bis der Mensch eines "natürlichen Todes" stirbt.
[...]
ich halte dagegen: Wie kommt man auf den Gedanken, mit unfehlbarer Sicherheit wissen zu wollen, auf welche Weise Gott die Lebensszeit eines Menschen beenden will oder wird?
Das wissen wir natürlich nicht, aber ich sehe es etwas diferenzierter.
Einem Menschen in den Tod zu helfen, bloss weil er einen Todeswunsch hegt, aber sonst nicht leidet, empfinde ich die Praxis diverser Sterbehilfeorganisationen, als Abzockerei seitens dieser Institutionen.

Ganz anders sieht es aber bei einem Patienten im Endstadium einer Krebserkrankung aus. Ich sehe es als Akt der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, einem solchen Menschen mit Schmerzmitteln usw. zu versorgen und ihn zu begleiten, um ihm einen würdevollen Tod in seiner Wohnung zu ermöglichen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#7 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Catholic » Fr 20. Sep 2013, 23:19

oder im Hospiz!
Ich habe es bei meiner Patentante erlebt,sie hatte Knochenkrebs im Endstadium und wusste auch,dass es bald zu Ende gehen würde--auch,wenn sie es nicht direkt ansprach- und ich bin froh über die letzten Wochen, die ich sie begleiten konnte.
Sterbehilfe wäre für mich nie in Frage gekommen.

Pluto hat geschrieben: ...
Ganz anders sieht es aber bei einem Patienten im Endstadium einer Krebserkrankung aus. Ich sehe es als Akt der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, einem solchen Menschen mit Schmerzmitteln usw. zu versorgen und ihn zu begleiten, um ihm einen würdevollen Tod in seiner Wohnung zu ermöglichen.

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Magdalena61
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#8 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Magdalena61 » Sa 21. Sep 2013, 00:18

Pluto hat geschrieben:Ganz anders sieht es aber bei einem Patienten im Endstadium einer Krebserkrankung aus. Ich sehe es als Akt der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, einem solchen Menschen mit Schmerzmitteln usw. zu versorgen und ihn zu begleiten, um ihm einen würdevollen Tod in seiner Wohnung zu ermöglichen.
Also: Den "natürlichen Verlauf" nicht bremsen, das Sterben nicht künstlich in die Länge ziehen/ verhindern-- meinst du es so?

So lange der Leidende eigene Entscheidungen treffen und umsetzen kann, wird die Frage nach "Sterbehilfe" nicht konkret.
Anders ist es, wenn jemand bettlägerig ist und Hilfe von außen braucht, um sterben zu können, um sein Leben zu beenden.

Ein leidender Mensch nimmt sein Ich und seine Umwelt auf eine ganz andere Weise wahr als ein Mensch, der sich, trotz einiger Bedrängnisse und den "ganz normalen" Schwierigkeiten und Widrigkeiten, einigermaßen wohl fühlt in seinem Leben.

Leid, und auch Schmerzen, werden subjektiv wahrgenommen. Wie stark, wie verheerend ein Mensch sie empfindet, das hat auch viel mit seiner grundsätzlichen Einstellung zum Leben zu tun, und damit, wie "stark", wie "selbstbestimmt" oder "nutzlos" und "allein gelassen" er sich fühlt.
LG
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Abischai
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#9 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Abischai » Sa 21. Sep 2013, 00:52

"Den leidenden gibt Wein zu trinken", also ein Schmerzmittel. So steht es in der Bibel.
Aber der eine Fall von angeblicher Euthanasie (Sauls Tod) hat den Berichtenden den Kopf gekostet.

Ich könnte es nicht ! Schon als vor einigen Tagen unser Kaninchen, ein Geschwisterkind von uns, auf meine Weisung hin sterben mußte, hat es uns allen das Herz zerrissen, mir auch.

Ich könnte niemals meine Einverständnisunterschrift leisten, wenn einer meiner Lieben betroffen wäre. Ich sage nicht daß es böse wäre, aber ich könnte es nicht.

Ein ähnlicher Fall war das mit Noah.:
Es steht nicht geschrieben, daß wirklich nur Paare zu ihm kamen, vielleicht mußte er tausende Tiere wieder wegschicken; in den sicheren Tod.

Aber als es darum ging über Menschen zu urteilen, das hat Gott nicht von Noah verlangt. Als die Situation kam, daß Noah die Tür der Arche hätte vor den Augen seiner Mitmenschen verschließen müssen, da hat Gott die Tür verschlossen.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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sven23
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#10 Re: Sebstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von sven23 » So 22. Sep 2013, 08:35

closs hat geschrieben:
Christlich gesprochen sind dabei relativ enge Grenzen gesetzt, weil Leid AUCH (!) als Erkenntnis-Prozess gedeutet wird.

Das dachte wohl auch Mutter Theresa, als sie Sterbenden schmerzlindernde Medikamente vorenthielt.
Wieviel Erkenntnis kann ein Tumorkranker durch Schmerzen gewinnen?
Ist das nicht absurd und pervers?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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