Selbstbestimmung bis zum Tod.

Ethik und Moral
Medizin & Krankheit

Soll Sterbehilfe erlaubt sein?

Nein.
4
12%
Nur passive Sterbehilfe gemäss Patientenverfügung.
11
33%
Begleiteter Suizid (bei urteilsfähigen Menschen).
11
33%
Aktive Sterbehilfe (durch Dritte verbreichte Medikamente).
7
21%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 33

Pluto
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#21 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Mi 4. Dez 2013, 13:26

Salome23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Andererseits: Warum sollte man Dinge nachprüfen
Das ist eine sehr interessante Frage! :clap:
Ja. Aber sie ist nicht schwer zu beantworten.

Der Mensch ist von Natur aus neugierig. Ohne diese Eigenschaft, hätte er es niemals geschafft aus dem Urwald zu kommen. :)
Im Englischen gibt es ein interessantes Sprichwort:
  • Curiosity killed the cat.
    (dt. Es war die Neugierde, die die Katze tötete.)

Die Parallele zum Sündenfall ist leicht zu erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#22 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von closs » Mi 4. Dez 2013, 15:30

Pluto hat geschrieben:Die Parallele zum Sündenfall ist leicht zu erkennen.
So ist es. :thumbup: - Das ist der Schlüssel zum Verständnis der A+E-Geschichte - und steht übrigens geradezu wörtlich so drin.

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Vitella
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#23 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Vitella » Mi 4. Dez 2013, 16:39

ich bin für Sterbehilfe....macht man bei Tieren ja auch dass sie nicht leiden müssen.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Pluto
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#24 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Mi 4. Dez 2013, 17:31

closs hat geschrieben: Das ist der Schlüssel zum Verständnis der A+E-Geschichte - und steht übrigens geradezu wörtlich so drin.
...und gleichzeitig die Antwort auf deine Frage, warum man Dinge nachprüfen sollte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Malika
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#25 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Malika » Do 5. Dez 2013, 17:50

Wir haben gerade so einen Fall in einem internationalen Internetforum. Ein Mann aus England, der Ende 60 bis Anfang 70 sein dürfte, verlor vor wenigen jahren seine Frau an Krebs. Er hatte immer wieder Depressionen und schrieb uns vor ca. 3 Wochen, dass er sterben wolle. Er habe noch einige Dinge zu erledigen, könnte noch 18 Monate dauern, vielleicht auch weniger, dann wäre er weg. Er hat Kinder, Enkelkinder, die Freunde aus seiner Freimaurer-Loge. Er sagt die Bürde eines Lebens ohne Freude sei ihm zu viel. Ein anderer Freund aus dem Forum, auch aus England sprach mit einer Organisation darüber und was man tun könnte. Im Prinzip nichts. Wenn er sterben will, dann wird er es tun.

Was tut man da als "Mitwisser"? Uns bleibt im Grunde nichts übrig, als es zu akzeptieren. Ist das nun Sünde? Gäbe es eine andere Möglichkeit?

barbara
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#26 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von barbara » Fr 6. Dez 2013, 07:00

Malika hat geschrieben: Was tut man da als "Mitwisser"? Uns bleibt im Grunde nichts übrig, als es zu akzeptieren. Ist das nun Sünde? Gäbe es eine andere Möglichkeit?

"Es gibt eine Zeit zu leben, es gibt eine Zeit zu sterben" heisst es im AT.

Weisheit ist wohl, unterscheiden zu können, welche Zeit es gerade geschlagen hat.

gruss, barbara

Salome23
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#27 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Salome23 » Fr 8. Aug 2014, 12:45



Hier wird so ziemlich Vieles angesprochen-unter anderem: Wer bestimmt was Würde ist( dieser Begriff "Würde" sei ein ziemlich schwieriger) ...denn darunter kann man verstehn, was man will ( minute 37.10)

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Naqual
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#28 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Naqual » Di 12. Aug 2014, 20:02

Allgemein, so rein theoretisch, ist aus meiner Sicht die Frage leicht zu beantworten:

Wenn jemand in eine Lebensphase tritt, bei der er nur noch mit stärkstem Leid konfrontiert ist und dieses nachweislich nicht behoben werden kann, soll er auch das Recht haben sein Leben zu beenden oder dies von anderen beenden zu lassen.

Praktisch wird es schwieriger. Viel schwieriger. Insbesondere, weil dies sehr genau gesetzlich zu regeln ist.
Wo zieht man die Grenzen des Leides? Objektives Leid, subjektives Leid, Leid in welchem Ausmaß, usw.

Was ist mit den Bedauernswerten, die solche Absichten (auf den Freitod) nicht mehr äußern können?
Was wird hier zum Maßstab? Der Umstand, dass 99 Prozent der Menschen in vergleichbarer Situation nicht mehr leben wollten?
Selbst hier habe ich teilweise krasse Erfahrungen gemacht, wo Menschen noch leben wollten.
Einer von diesen war mit Mitte 50 aus dem Berufsleben geworden worden, schlagartig. Früh morgens als er aus dem Bett steigen wollte, brach er zusammen und konnte nicht mehr laufen. Der Arzt diagnostizierte Multiple Sklerose in einer sehr harten und schnell progressiven Form. Dieser Mann faszinierte mich. Anfangs war er total verbiestert bis depressiv. Nach etwa 2 Jahren lernte er, sich damit abzufinden, dass immer wieder in unregelmäßigen Abständen ein Schub mit weiteren Ausfällen der Körperfunktionen auftrat. Er lernte sein Leben zu genießen. Jeden Tag. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er wusste nicht, ob er noch Wochen, Monate oder Jahre zu leben hat (Es waren dann 10 Jahre bevor er starb).
In den letzten Jahren konnte er nur noch mit den Fingern einer Hand seinen elektrischen Rollstuhl bedienen. Und der Kopf war vollständig intakt. Er konnte Reden wie ein Buch und das Hirn war gut trainiert und ohne Einschränkungen.
Wenn man den zu anderen Leuten im Pflegeheim geschoben hat, der hat die unterhalten, Witze erzählt. Er war sogar ein fröhlicher Typ geworden im großen und ganzen.
Ich bringe das Beispiel nur, weil es extrem schwierig ist bei "Äußerungsunfähigen" zu einer objektiven Meinung zu kommen.
Außer es liegen krasse körperliche Schmerzen vor (auf Dauer).

Bei der christlichen Fraktion habe ich mein Problem, dass die sich einerseits auf den Standpunkt stellen, Leben dürfe nur Gott nehmen (und somit nicht einmal ein Betroffener sein eigenes), andererseits segnen die Waffen und Soldaten im Krieg. Ja was denn nun? Denn der Feind kann "nur" Leid schaffen. Leid wie es der Schwerkranke oder Schwerstbehinderte kennt im Ausmaß. Also andere darf man wegen der gleichen Sache nun umbringen, aber ein Betroffener sich selbst nicht? Warum gehen die Kirchen nicht mit derselben Vehemenz wie sie gegen "Euthanasie" vorgehen, gegen die Armeen der Länder vor und verurteilen diese?

Rembremerding
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#29 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Rembremerding » Di 12. Aug 2014, 20:43

Hallo und einen schönen Abend an alle Foristen! :)

Es geht nicht darum, was andere tun. Jeder Mensch ist allein für seine Taten verantwortlich. Mögen die einen in den Krieg ziehen, weil sie ihn für gerecht halten, oder die anderen Waffen segnen.
Am Jüngsten Tag ist irrelevant, was andere getan haben oder für gut geheißen, es zählt allein, was man selbst getan, geredet, gedacht, welche Gesinnung des Herzens dahinter stand. Nahm ich Gott sein Recht auf mein Leben oder das Leben anderer? Habe ich Gott nicht vertraut, dass er mich liebt?
Heute meint man besonders human zu sein, wenn man den Tod nach belieben ärztlich oder richterlich verschreiben oder anordnen kann. Es ist ja nur zum Wohl ... Wer das Leben am Anfang tötet, der hat auch keinen Grund es am Ende zu erhalten. Und irgendwann wird die Krankenkasse den billigeren Tod empfehlen.
Wieder wird allein Menschenmaß angelegt und nur an ein Leben vor dem Tod gedacht. Derweil ist er die Geburt zum wahren Leben bei Gott. Wie viele verlorene Seelen könnten ebenso ewiges Leben erlangen, wenn ein Leidender sein Leid für sie aufopfern würde, so wie der Herr es tat. Und wie unendlich wertvoll wäre der Lohn für die eigene Seele.

Es gibt keinen Schmerz und kein Leid, das über das Maß hinausgeht, die ein Mensch ertragen kann, so hat es Gott in seiner Barmherzigkeit eingerichtet. Es gibt heute ebenso künstliche Schmerzmittel zur Linderung. Und es gibt keinen größeren Moment in der Würde des Menschen, wenn er sein Leben in die Hand seines Gottes fallen lassen kann.

Solche Worte mögen für viele befremdlich klingen, aber man kann es erleben, im Hospiz, wenn kranke und leidende Menschen mit der immer größeren Nähe zu Gott zu entspannen beginnen. Wenn sie von liebevoll betreuende Menschenhände langsam in die Sehnsucht Gottes übergehen. Wie tröstlich ist es für trauernde Hinterbliebene, wenn sie den geliebten Verstorbenen nun bei Gott wissen, der ihn mehr liebt, als es Menschen je könnten.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Pluto
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#30 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » Mi 20. Aug 2014, 19:43

Rembremerding hat geschrieben:Heute meint man besonders human zu sein, wenn man den Tod nach belieben ärztlich oder richterlich verschreiben oder anordnen kann. Es ist ja nur zum Wohl ... Wer das Leben am Anfang tötet, der hat auch keinen Grund es am Ende zu erhalten.
Selbstbstimmung ist glaube ich hier das Schlüsselwort. Es geht darum, einem Menschen seinen villeicht letzten Wunsch zu erfüllen.

Wer mag da nein sagen? — Ich nicht.
Und wer mag diesen Wunsch vollstrecken? — Ich nicht.


Das ist in der heutigen Zeit ein wirkliches Problem. Die Medizin vermag oft sinnlos das Leben zu verlängern, aber das Leid eines Menschen, der mit seinem Leben abgeschlossen hat, vermag sie nicht zu lindern.

So finde ich gut, was ich heute las:
Die Sterbehilfe wird für den Bundestag nach der Sommerpause zum großen Thema. Die Abgeordneten sollen über eine Regelung nach ihrem Gewissen entscheiden dürfen. Eine hitzige Debatte ist vorprogrammiert.
[ Quelle ]

Damit genau das NICHT passiert...
Rembremerding hat geschrieben:Und irgendwann wird die Krankenkasse den billigeren Tod empfehlen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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