Homöopathie IV

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Pluto
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#431 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Fr 20. Okt 2017, 17:43

closs hat geschrieben:Was mich allerdings stört: Wenn man "wirklich" ausschließt, dass HP auf einem "komischen" Weg wirken würde, den wir nicht kennen. - Oder formal gesagt: Wissenschaft liefert systemische und nicht ontische Ergebnisse - wobei man davon ausgehen kann, dass beides meistens koinzidiert.

Das Problem: Unsere Zeit ist derart verwissenschaftlicht (vor allem von Hinz und Kunz), dass man gar nicht mehr "systemisch" und "ontisch" unterscheiden kann, also letztlich das Anthropogene über das stellt, "was ist". - Und weil man es nicht unterscheiden kann, bringt man hier ein Opfer, von dem man nichts erfährt - das ist die Gnade des Sich-Erfüllen-Könnens im kleinen Kreis.
Ob "ontisch" oder nicht, Fakt ist, dass keine Wirkung (über ein Placebo hinaus) nachgewiesen werden konnte.

Es ist formal unmöglich etwas Nicht-Existentes zu belegen, weshalb die Last der Beweisführung bein den Behauptern, also bei den HP-lern liegt. Urban legends werden nun mal von Niemandem als Belege anerkannt.
Wenn dies nicht gelingt, dann gilt die Wirksamkeit von HP-Mitteln als falsifiziert.

closs hat geschrieben:Auch das ist ok. - Nicht ok ist, wenn man diesen kleinen Kreis als Maßstab für "Aufklärung" versteht und allen anderen diese abspricht, die weitere Kreise kennen.
Diese "weiteren Kreise" bestehen aber aus voreingenommenen Hardlinern der HP, die endlich mal ihren Hintern von ihren warmen Sesseln erheben sollten, und zeigen dass HP doch wirkt. Nur das wird anerkannt.

closs hat geschrieben:Er SPÜRT, was stattfindet - und er spürt auch, dass die Ergebnisse beim HP-Arzt FÜR IHN besser sind als beim Schulmediziner (und wenn er spürt, dass es kippt, geht er wieder zum Schulmediziner).
Auch du weißt, dass das als Beweisfühung zu wenig ist.
Sattdessen verbreiten HP-ler weiterhin urban legends. Glaubst du nicht, dass sie endlich belegen sollten, was sie behaupten?

Solltest du hier nicht gleiches Maß anwenden? Ich verstehe echt nicht wie du so nachsichtig mit HP-ler umgehen kannst, ihre Behauptungen blind zu glauben, während du gleichzeitig die Wissenschaft pauschal unter Beschuss nimmst indem du ihr de facto Inkompetenz vorwirfst.

closs hat geschrieben:Versuche ma, nicht wissenschaftlich, sondern phänomenologisch zu denken. -
Auf gar keinen Fall. Das geht deshalb nicht, weil "phänomenologisch" nur ein Bruchteil der Wahrheit ist.

closs hat geschrieben:Was nützt es mir, dass nur 0,02% der Menschheit von Bäumen erschlagen wird: In dem Moment, in dem mich einer erschlägt, ist die Quote 100% von mir.
Dann solltest du vielleicht den Wald meiden. :D

closs hat geschrieben:Dann erklär das den Leuten: "Dass die anderen 10 Pseudokrupp-Kinder immer noch Rezitive haben und die HP-Kinder inzwischen gesund sind, ist erst dann richtig, wenn wir eine Gegenprobe gemacht haben. ---????---
Das ist nun wirklich nicht die Aufgabe der Wissenschaft. Sie hat ihre Arbeit getan, in dem die Behauptungen der HP-ler nicht bestätigt hat. Warum willst du das nicht einsehen?

closs hat geschrieben:Jetzt liest Du, dass - im Idealfall - alle Patienten als gesund aus der Obhut des Kölner Arztes entlassen wurden.
Ich würde fragen, warum du diese Ergebnisse nicht hinterfragst, und von diesem Kölner Arzt belastbare Belege einforderst?

closs hat geschrieben:Stichprobenmäßig stellst Du bei heute noch lebenden Patienten fest, dass dies tatsächlich so ist. - Angenommen, all das wäre so: Was würdest Du Dir denken? - Kein bißchen Stutzigkeit?
"Stichproben" ist lustig. Nichts anderes wurde in den wissenschaftlichen Studien getan, oder willst du das bestreiten?
Das Ergebnis: Es konnte keine Wirkung festgestellt werden. Nun sind die HP-ler mit der positiven Beweisführung dran.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#432 Re: Homöopathie IV

Beitrag von sven23 » Fr 20. Okt 2017, 18:20

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das muss man nicht, denn wir haben nur diese eine "Wirklichkeit".
OK - genau mein Punkt - ich interpretiere Dich zur Sicherheit: "Das, was wir wissenschaftlich feststellen IST die einzige Wirklichkeit - was wir nicht feststellen können, ist NICHT Wirklichkeit". - Unabhängig von HP: Genau das kritisiere ich: Für mich ist "Wirklichkeit" das, was mit oder ohne wissenschaftliche Wahrnehmung "ist". - Für mich ist "Wissenschaft" das, was auf seine methodische Weise versucht, dem näher zu kommen - aber es ist NICHT dasselbe wie das, dem es erfolgreich oder erfolglos nhäherkommen will.
Vergiss mal dein ewiges Wirklichkeitskauderwelsch. Es ändert auch nichts daran, dass Globuli nichts weiter als Placebos sind. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Andere postulierte "Wirklichkeiten" sind für uns irrelevant.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist das richtig, weil - siehe Anton - die Wissenschaft an Modellen und deren Falsifizierung interessiert ist und nicht andem, was wirklich "ist". -
Und "was wirklich ist", sagt der Esoteriker closs. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du kannst es drehen und wenden wie du willst: die behauptete Wirkung oberhalb des Placeboeffektes ist falsifiziert.
Nach wissenschaftlichem Regelwerk mag das sein. - Da ich aber Wahrnehmung und Regelwerk zwar als Hilfe, aber nicht als Wirklichkeit verstehe, bleibt mit "negativer" Falsifikation ("Wir können nicht feststellen, ALSO ist eine Wirklichkeit falsifiziert") offen, ob es WIRKLICH eine HP-Wirkung gibt. - Was ich tatsächlich nicht wusste, ist, dass auch "Negative-Befunde" ("Wir finden NICHT") als "Falsifikation" bezeichnet werden kann - damit ist "Falsifikation" eine methodische und keine ontische Größe - was gegenüber meinem Verständnis vorher denh Begriff "Falsifikation" entwertet.
Da wird überhaupt nichts entwertet, außer der schwachsinnigen Homöopathie.

closs hat geschrieben: [quote="Schon klar: Aber die Placebo-Gruppe muss doch dieselbe Anamnese haben, um überhaupt vergleichbar zu sein - oder verpeile ich da was?
Natürlich vergleicht man Kopfschmerzen nicht mit Fußpilz. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#433 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Fr 20. Okt 2017, 20:16

Pluto hat geschrieben:Ob "ontisch" oder nicht, Fakt ist, dass keine Wirkung (über ein Placebo hinaus) nachgewiesen werden konnte.
sven23 hat geschrieben:Vergiss mal dein ewiges Wirklichkeitskauderwelsch.
Ich behaupte nicht, dass HP wirkt - aber trotzdem sind methodische Ergebnisse von "dem, was in Wirklichkeit ist", zu unterscheiden.

Pluto hat geschrieben:Es ist formal unmöglich etwas Nicht-Existentes zu belegen, weshalb die Last der Beweisführung bein den Behauptern, also bei den HP-lern liegt. Urban legends werden nun mal von Niemandem als Belege anerkannt.
Wenn dies nicht gelingt, dann gilt die Wirksamkeit von HP-Mitteln als falsifiziert.
So ist es akzeptabel: Wenn methodische ERfordernissen nicht Rechnung getragen ist, "GILT" etwas als falsifiziert. - Und da war bisher MEIN Irrtum: Ich habe "falsifizieren" verstanden "Etwas KANN dann nicht sein".

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Er SPÜRT, was stattfindet - und er spürt auch, dass die Ergebnisse beim HP-Arzt FÜR IHN besser sind als beim Schulmediziner (und wenn er spürt, dass es kippt, geht er wieder zum Schulmediziner).

Auch du weißt, dass das als Beweisfühung zu wenig ist.
Ja, weiß ich. - Deshalb unterscheide ich doch so scharf zwischen "methodischen Regeln" und "Phänomen".

Pluto hat geschrieben:Sattdessen verbreiten HP-ler weiterhin urban legends. Glaubst du nicht, dass sie endlich belegen sollten, was sie behaupten?

Solltest du hier nicht gleiches Maß anwenden?
MEthodisch gesehen, auf jeden Fall. - Aber ich denke halt momentan mehr an "die Leut'" und das, was sie betrifft.

Pluto hat geschrieben:während du gleichzeitig die Wissenschaft pauschal unter Beschuss nimmst indem du ihr de facto Inkompetenz vorwirfst.
Gar nicht - ich werfe der Wissenschaft NICHT vor, inkompetent zu sein oder irgendwelche Stockfehler zu begehen.

Pluto hat geschrieben:Das geht deshalb nicht, weil "phänomenologisch" nur ein Bruchteil der Wahrheit ist.
Widerspruch: NUR das, was am Ende wirklich ist (= Phänomen), zählt. - Das Problem: Wie fasst man es wissenschaftlich?

Pluto hat geschrieben:Das ist nun wirklich nicht die Aufgabe der Wissenschaft. Sie hat ihre Arbeit getan, in dem die Behauptungen der HP-ler nicht bestätigt hat. Warum willst du das nicht einsehen?
Das sehe ich ein und freue mich, dass wir bei einer pragmatischen Beleuchtung dessen, was Wissenschaft ist, angekommen sind: Ja, die Arbeit der Wissenschaft ist im Fall HP in der Tat getan.

Pluto hat geschrieben:Ich würde fragen, warum du diese Ergebnisse nicht hinterfragst, und von diesem Kölner Arzt belastbare Belege einforderst?
Davon abgesehen, dass dieser Arzt nicht mehr lebt, will ich doch gerade hinterfragen, indem ich vorschlage, dass Ärzte beider Seiten sich dessen Unterlagen angucken und mit ehemaligen Patienten sprechen. - Ein Forensiker würde so handeln.

Pluto hat geschrieben:"Stichproben" ist lustig. Nichts anderes wurde in den wissenschaftlichen Studien getan, oder willst du das bestreiten?
Im Rahmen dieser Studien wurde dies sicherlich getan - und jetzt wäre dies halt ein guter Fall, es aus der PRaxis zu tun.

sven23 hat geschrieben:Und "was wirklich ist", sagt der Esoteriker closs.
Nein, der Erotiker Closs sagt das NICHT - aber er weiß, dass er es nicht wissen KANN UND es trotzdem das Entscheidende ist.

sven23 hat geschrieben:Da wird überhaupt nichts entwertet
Doch-doch - für mich schon. - Ich habe bisher wirklich gedacht, dass "Falsifizieren" gleichbedeutend sei mit "ontisch/realiter nicht möglich".

sven23 hat geschrieben:Natürlich vergleicht man Kopfschmerzen nicht mit Fußpilz.
Bingo. - Und wie willst Du gleiche Beschwerden und gleicher Typus in einer Gruppe ZEITGLEICH zusammenkriegen? - Viel Spaß beim Probieren.

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#434 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Fr 20. Okt 2017, 23:56

closs hat geschrieben:Ich behaupte nicht, dass HP wirkt - aber trotzdem sind methodische Ergebnisse von "dem, was in Wirklichkeit ist", zu unterscheiden.
So lange wie du nicht beschreiben kannst, was noch alles sein könnte, ist es für uns Menschen völlig irrelevant.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Auch du weißt, dass das als Beweisfühung zu wenig ist.
Ja, weiß ich. - Deshalb unterscheide ich doch so scharf zwischen "methodischen Regeln" und "Phänomen".
Du stufst das Phänomen also wichtiger ein als die Wahrheit?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Solltest du hier nicht gleiches Maß anwenden?
MEthodisch gesehen, auf jeden Fall. - Aber ich denke halt momentan mehr an "die Leut'" und das, was sie betrifft.
Bist du an der Wahrheitsfindung gar nicht interessiert?

closs hat geschrieben:ich werfe der Wissenschaft NICHT vor, inkompetent zu sein oder irgendwelche Stockfehler zu begehen.
Doch, das tust du; du merkst es nicht mal mehr.

closs hat geschrieben:NUR das, was am Ende wirklich ist (= Phänomen), zählt.
Du machst es dir mit der Wahrheitssuche zu einfach.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich würde fragen, warum du diese Ergebnisse nicht hinterfragst, und von diesem Kölner Arzt belastbare Belege einforderst?
Davon abgesehen, dass dieser Arzt nicht mehr lebt, will ich doch gerade hinterfragen, indem ich vorschlage, dass Ärzte beider Seiten sich dessen Unterlagen angucken und mit ehemaligen Patienten sprechen. - Ein Forensiker würde so handeln.
Das glaube ich nicht. Jeder Forensiker würde zunächst fragen, "Was sagen uns die systematischen Untersuchungen?"

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:"Stichproben" ist lustig. Nichts anderes wurde in den wissenschaftlichen Studien getan, oder willst du das bestreiten?
Im Rahmen dieser Studien wurde dies sicherlich getan - und jetzt wäre dies halt ein guter Fall, es aus der PRaxis zu tun.
Damit wirfst du der Wissenschaft schon wieder Inkompetenz vor. Das tust du, wie gesagt, so oft, dass du es schon gar nicht mehr merkst.

closs hat geschrieben:Ich habe bisher wirklich gedacht, dass "Falsifizieren" gleichbedeutend sei mit "ontisch/realiter nicht möglich".
Denkfehler. Nicht die Wirkung wird falsifiziert, sondern das Modell.
Das Modell der HP-ler ist tatsächlich ontisch falsch.

closs hat geschrieben:Und wie willst Du gleiche Beschwerden und gleicher Typus in einer Gruppe ZEITGLEICH zusammenkriegen? - Viel Spaß beim Probieren.
In Wirklichkeit ist das gar kein Problem; es lässt sich ganz leicht erreichen.
Hatten wir alles schon. Hast du es wieder vergessen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#435 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Sa 21. Okt 2017, 00:14

Pluto hat geschrieben:Du stufst das Phänomen also wichtiger ein als die Wahrheit?
Umgekehrt: Ich stufe die Wahrheit höher ein als die Methode.

Pluto hat geschrieben:Bist du an der Wahrheitsfindung gar nicht interessiert?
Doch: Gerade deshalb trenne ich doch zwischen Methodik und Wahrheit - auch wenn ich die Wahrheit nicht kenne - es geht um einen strukturellen Unterschied.

Pluto hat geschrieben:Du machst es dir mit der Wahrheitssuche zu einfach.
Nein: Meine Wahrheits-Suche endet nicht bei der Methodik.

Pluto hat geschrieben: Jeder Forensiker würde zunächst fragen, "Was sagen uns die systematischen Untersuchungen?"
Ja - und würde sie dann durchführen.

Pluto hat geschrieben:Damit wirfst du der Wissenschaft schon wieder Inkompetenz vor.
Wieso denn das? - Wenn sich ein Forensiker diese Datei vornehmen würde, wäre das doch ebenfalls Wissenschaft. - Oder andersrum: Wenn "falsifizieren" eine methodische und keine ontische Größe ist, ist der Fall nicht abgeschlossen.

Pluto hat geschrieben:Nicht die Wirkung wird falsifiziert, sondern das Modell.
Moment: Aber das Modell lautet NICHT "HP wirkt per Globuli", sondern ein Modell wäre "Globuli wirken per Photonen" - es muss also ein konkretes Modell erst mal da sein.

Pluto hat geschrieben:In Wirklichkeit ist das gar kein Problem; es lässt sich ganz leicht erreichen. Hatten wir alles schon. Hast du es wieder vergessen?
Ich fand Bisheriges nicht überzeugend. - Ich kann mir jedenfalls nach wie vor nicht vorstellen, wie man "High-D-HP" so testen könnte - denn wenn ich es richtig verstehe, bräuchte man da mindestens zwei Menschen die exakt dieselbe Diagnose hätten UND vom gleichen Typ wären. - Allein diese zweite Person ist schwer zu finden.

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#436 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Sa 21. Okt 2017, 00:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du stufst das Phänomen also wichtiger ein als die Wahrheit?
Umgekehrt: Ich stufe die Wahrheit höher ein als die Methode.
Vergiss dein Kampfwort "Methode". Darauf bezog ich mich gar nicht.

Dein Denkfehler ist, dass das Phänomen in der Wahrnehmung der Patienten liegt. Aber diese Wahrnehmung kann falsch sein, weil sie nur zu einer Vermutung führt.
Die Wahrheit ist nur durch systematische Untersuchung des Sachverhalts möglich. Und das macht die Wissenschaft.

closs hat geschrieben:Meine Wahrheits-Suche endet nicht bei der Methodik.
In Wirklichkeit denkst du nur an die Wahrnehmumg der Leute. Darin liegt aber der große Denkfehler.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Jeder Forensiker würde zunächst fragen, "Was sagen uns die systematischen Untersuchungen?"
Ja - und würde sie dann durchführen.
Nein. Warum sollte er?

closs hat geschrieben:Wenn sich ein Forensiker diese Datei vornehmen würde, wäre das doch ebenfalls Wissenschaft.
Jeder Forensiker von Rang würde das ablehnen. wenn er die Studienergebnisse kennt.
closs hat geschrieben:Wenn "falsifizieren" eine methodische und keine ontische Größe ist, ist der Fall nicht abgeschlossen.
Die Falsifizikation des HP-Modells ist aber eine ontische Größe.

closs hat geschrieben:Moment: Aber das Modell lautet NICHT "HP wirkt per Globuli", sondern ein Modell wäre "Globuli wirken per Photonen" - es muss also ein konkretes Modell erst mal da sein.
Beides sind Modelle. Das konkrete Modell ist vorhanden. Das Modell der HP-ler ist die Behauptung, dass HP besser als Placebos wirkt, und das ist nachweislich, ontisch falsch.
Was nun?

closs hat geschrieben:Ich fand Bisheriges nicht überzeugend.
Du bist kein Arzt. Ärzte finden es überzeugend.

closs hat geschrieben:Ich kann mir jedenfalls nach wie vor nicht vorstellen, wie man "High-D-HP" so testen könnte - denn wenn ich es richtig verstehe, bräuchte man da mindestens zwei Menschen die exakt dieselbe Diagnose hätten UND vom gleichen Typ wären.
Man braucht nicht Patienten mit exakt denselben Diagnosen, wenn gewährleistet ist, dass sie eine individuelle Anamnese bekommen. NUR diese Individualität der Anamnese wird untersucht. Dass du das als Nicht-Medizineraus reinen weltanschaulichen Gründen nicht verstehen wills, ist zwar verständlich, aber trotzdem ein Denkfehler. Frag doch mal deinen Arzt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#437 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Sa 21. Okt 2017, 01:23

Pluto hat geschrieben:Dein Denkfehler ist, dass das Phänomen in der Wahrnehmung der Patienten liegt. Aber diese Wahrnehmung kann falsch sein
Aber gerade da habe ich eher Vertrauen - einfach weil ein Mensch normalerweise merkt, wenn es ihm besser geht.

Pluto hat geschrieben:weil sie nur zu einer Vermutung führt.
Mit "Wahrnehmung" meine ich gerade NICHT "Interpretation".

Pluto hat geschrieben:In Wirklichkeit denkst du nur an die Wahrnehmumg der Leute.
Eigentlich nicht - ich denke schon auch an das "Warum?" - aber es sollte kein "Warum" um den Preis des "Was" geben ("Wissenschaftlich kannst Du nicht gesund sein, also bist Du krank").

Pluto hat geschrieben:Nein. Warum sollte er?
Weil er Interesse an der Wahrheit haben könnte - da liegt mal ein fetter Fall aus der Praxis vor - da greift man doch zu.

Pluto hat geschrieben:Jeder Forensiker von Rang würde das ablehnen. wenn er die Studienergebnisse kennt.
Das möchte ich nicht hoffen. - Willst Du ernsthaft erwarten, dass ein Forensiker sich auf methodische Ergebnisse verlässt, wenn er einen gedeckten Tisch vot sich sieht?

Pluto hat geschrieben:Die Falsifizikation des HP-Modells ist aber eine ontische Größe.
Grundsätzlich erst mal NICHT (das habe ich jetzt von Deinen Kollegen gelernt) - und dann erst darf man vorsichtig davon ausgehen, dass es eine Koinzidenz zwischen diesem methodischem Ergebnis und Wahrheit gibt. - Aber es ist eben nicht selbstverständlich.

Pluto hat geschrieben:Das Modell der HP-ler ist die Behauptung, dass HP besser als Placebos wirkt, und das ist nachweislich, ontisch falsch.
Nein - es ist nachweislich METHODISCH falsch - und vielleicht auch ontisch.

Pluto hat geschrieben:Du bist kein Arzt. Ärzte finden es überzeugend.
HP-Ärzte sicherlich nicht.

Pluto hat geschrieben:Man braucht nicht Patienten mit exakt denselben Diagnosen, wenn gewährleistet ist, dass sie eine individuelle Anamnese bekommen. NUR diese Individualität der Anamnese wird untersucht.
Und was vergleicht man dann? - Ich habe Anamnese x und bekomme Mittel a, und Du hast Anamnese y und bekommst Mittel b --- ???

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sven23
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#438 Re: Homöopathie IV

Beitrag von sven23 » Sa 21. Okt 2017, 07:57

closs hat geschrieben:Ich behaupte nicht, dass HP wirkt - aber trotzdem sind methodische Ergebnisse von "dem, was in Wirklichkeit ist", zu unterscheiden.
In der Wirklichkeit sind Globuli nichts anderes als Placebos. In der Esoterik-Wunsch-Fantasywelt sind sie ein geheimnisvolles Universalheilmittel. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich vergleicht man Kopfschmerzen nicht mit Fußpilz.
Bingo. - Und wie willst Du gleiche Beschwerden und gleicher Typus in einer Gruppe ZEITGLEICH zusammenkriegen? - Viel Spaß beim Probieren.
Wie bei jeder anderen Studie auch. Du konstruierst wieder Probleme, wo selbst die Homöopathen keine sehen. Die Carstens-Stiftung würde nach closs unsinnige Studien in Auftrag geben.
Die Globuli Gruppen werden "typisiert" und erhalten ein nach HP-Logik "passendes" Zuckerkügelchen, die Vergleichsgruppen erhalten ein offizielles Placebo.
Ergebnis: beide Gruppen sind gleich. Globuli sind also nichts anderes als Plabebos. Deshalb ist es auch verständlich, dass man Globuli beliebig austauschen kann, ohne dass dies Einfluss auf das Ergebnis hätte.
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#439 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Sa 21. Okt 2017, 08:51

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dein Denkfehler ist, dass das Phänomen in der Wahrnehmung der Patienten liegt. Aber diese Wahrnehmung kann falsch sein
Aber gerade da habe ich eher Vertrauen - einfach weil ein Mensch normalerweise merkt, wenn es ihm besser geht.
Und genau das ist ein wissenschaftsfeindliches Weltbild.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:weil sie nur zu einer Vermutung führt.
Mit "Wahrnehmung" meine ich gerade NICHT "Interpretation".
Geht nicht. Wer etwas wahrnimmt ist schon bei der Interpretation angekommen.

closs hat geschrieben:ich denke schon auch an das "Warum?"
Auch?

closs hat geschrieben:aber es sollte kein "Warum" um den Preis des "Was" geben ("Wissenschaftlich kannst Du nicht gesund sein, also bist Du krank").
Sag ich doch: wissenschaftsfeindliche Ideologie.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nein. Warum sollte er?
Weil er Interesse an der Wahrheit haben könnte - da liegt mal ein fetter Fall aus der Praxis vor - da greift man doch zu.
Die Dokumente könnten durch die rosarote Brille der HP verfälscht sein. Ein rational und wissenschaftlich denkender Forensiker fragt erst nach den Studienergebnissen, bevor er sich Hals über Kopf in ein sinnloses Unterfangen stürzt.

closs hat geschrieben:Willst Du ernsthaft erwarten, dass ein Forensiker sich auf methodische Ergebnisse verlässt, wenn er einen gedeckten Tisch vot sich sieht?
Ja. Ganz bestimmt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Falsifizikation des HP-Modells ist aber eine ontische Größe.
Grundsätzlich erst mal NICHT (das habe ich jetzt von Deinen Kollegen gelernt)
Anton unterscheidet da. Was widerlegt ist, ist nicht die Wirkung an sich, sondern die Behauptung, das HP Wirkung zeigt. Mit anderen Worten: Die Widerlegung von HP an sich ist keine ontische Aussage, aber das Modell, dass die Wirkung behauptet eben schon.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das Modell der HP-ler ist die Behauptung, dass HP besser als Placebos wirkt, und das ist nachweislich, ontisch falsch.
Nein - es ist nachweislich METHODISCH falsch - und vielleicht auch ontisch.
Du verwendest hier "Methodisch" als Kampfwort. Da ist logisches Denken unerwünscht.

closs hat geschrieben:HP-Ärzte sicherlich nicht.
HP-Ärzte? Genaus so ein Oxymoron wie wissenschaftliche Theologie.

closs hat geschrieben:Und was vergleicht man dann? - Ich habe Anamnese x und bekomme Mittel a, und Du hast Anamnese y und bekommst Mittel b --- ???
Man vergleicht die Wirkung eines HP-Mittels mit der eines Placebos.
Also die Wirkung von a und/oder b wird mit dem gemeinsamen Nenner der Wirkung eines Placebos verglichen.
Objektiver geht nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#440 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Sa 21. Okt 2017, 09:55

sven23 hat geschrieben:In der Wirklichkeit sind Globuli nichts anderes als Placebos.
Gut möglich, aber nicht sicher.

sven23 hat geschrieben:Die Carstens-Stiftung würde nach closs unsinnige Studien in Auftrag geben.
Ich lese gerade auf der Carstens-Page:
"Auch hochwertige randomisierte klinische Studien zeigen spezifische Effekte, in denen Homöopathie dem Placebo überlegen ist (Perspektive Randomisierte Klinische Studien)". - Wem soll ich jetzt glauben?

Closs hat geschrieben: Aber gerade da habe ich eher Vertrauen - einfach weil ein Mensch normalerweise merkt, wenn es ihm besser geht.

Und genau das ist ein wissenschaftsfeindliches Weltbild.
Nein - ich sehe das Problem woanders: Du verstehst Wissenschaft anders als etwa Anton - von Anton stammt der Satz, dass Wissenschaft Modelle falsifiziert und nicht die Wirklichkeit. - Der Satz "HP wirkt durch Globuli" ist kein Modell - dann könnte man auch sagen "HP wirkt" sei ein Modell.

MEIN Punkt hier ist trotzdem ein anderer: Keine Wissenschaft wird einem Menschen ausreden können, dass er heute morgen Kopfschmerzen hatte und heute abend nicht mehr - das ist das Phänomen (um das es mir geht, weil es in der Realität entscheidend ist). - Wissenschaft sagt etwas anderes: "Dass Du heute abend keine Kopfschmerzen hast, liegt nicht an der HP, sondern an etwas anderem".

Pluto hat geschrieben:Wer etwas wahrnimmt ist schon bei der Interpretation angekommen.
Nach meinem Sprachverständnis ist der Satz "Heute morgen hatte ich Kopfschmerzen und heute abend nicht mehr" KEINE Interpretation. - Interpretation wäre: "Das liegt an der HP".

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
ich denke schon auch an das "Warum?"

Auch?
Ja - weil es mir in erster Linie darum geht, dass die Kopfschmerzen weg sind. - Erst dann interessiert mich, warum.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
aber es sollte kein "Warum" um den Preis des "Was" geben ("Wissenschaftlich kannst Du nicht gesund sein, also bist Du krank").

Sag ich doch: wissenschaftsfeindliche Ideologie.
Es ist doch nicht wissenschaftsfeindlich, wenn man das Phänomen vor dessen Begründung stellt.

Pluto hat geschrieben:Die Dokumente könnten durch die rosarote Brille der HP verfälscht sein.
Genau deshalb prüft doch der Forensiker. - Wenn ein verdächtiger Frauenmörder vor ihm sitzt, glaubt er ihm doch auch nicht alles aufs Wort.

Pluto hat geschrieben:Ein rational und wissenschaftlich denkender Forensiker fragt erst nach den Studienergebnissen, bevor er sich Hals über Kopf in ein sinnloses Unterfangen stürzt.
Natürlich schaut er sich den allgemeinen Stand der Wissenschaft an - aber doch nicht mit dem ERgebnis, nicht ergebnisoffen an einen Einzelfall heranzugehen.

Pluto hat geschrieben:Was widerlegt ist, ist nicht die Wirkung an sich, sondern die Behauptung, das HP Wirkung zeigt.
Das ist doch kein Modell. - Ein Modell wäre "HP wirkt durch Photonen-Abstrahlung" - die Falsifizierung wäre "Wir können DIESES Modell zur Wirkungs-Erklärung falsifizieren - daran liegt es nicht".

Pluto hat geschrieben:Du verwendest hier "Methodisch" als Kampfwort.
Ich weise ständig auf den Unterschied zwischen "methodisch" und "wirklich/ontisch" hin - wobei ich persönlich glaube (!!!), dass beides meistens koinzidiert.

Pluto hat geschrieben:HP-Ärzte? Genaus so ein Oxymoron wie wissenschaftliche Theologie.
Und beides möglich. ;)

Pluto hat geschrieben:Man vergleicht die Wirkung eines HP-Mittels mit der eines Placebos.
An WEM vergleicht man das Placebo? - Einem Gesunden oder einem Kranken?

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