Abtreibungsverbot unethisch?

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Scrypt0n
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#191 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Scrypt0n » Fr 9. Okt 2015, 18:31

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Was ist denn so verwerflich daran, ein Kondom zur Vorbeugung gegen tödliche Krankheiten zu verwenden?
NIchts - deshalb werden seit Jahrzehnten auf pastoraler Ebene Kondome ausgegeben.
Bitte um Quelle / Nachweis zu dieser Behauptung!
:)

closs
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#192 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Fr 9. Okt 2015, 18:47

Scrypt0n hat geschrieben:Bitte um Quelle / Nachweis zu dieser Behauptung!
Nein - das glaubst Du mir oder nicht.

Aus katholischen Kreisen (Missionsarbeit) weiß ich, dass Kondome in großen Mengen in entsprechende Gegenden der Welt geschickt werden. - Im Sinne von: Die fundamental-theologische Ansicht ist zwar richtig - aber was will man machen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Der Vatikan hat da auch nichts dagegen - allerdings gibt's Stress, wenn ein in den Krisenländern zuständiger Bischof durchdreht. - Das ist wie mit Ungarn: Eigentlich müsste "Dublin" gelten, weil es "an sich" sinnvoll ist - aber wenn einen die Praxis überrollt, geht's halt nicht.

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Scrypt0n
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#193 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Scrypt0n » Fr 9. Okt 2015, 18:50

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Bitte um Quelle / Nachweis zu dieser Behauptung!
Nein
Damit kann man deine Behauptung als Unsinn zu den Akten legen.
Danke.

Pluto
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#194 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Fr 9. Okt 2015, 18:53

closs hat geschrieben:Aus katholischen Kreisen (Missionsarbeit) weiß ich, dass Kondome in großen Mengen in entsprechende Gegenden der Welt geschickt werden. - Im Sinne von: Die fundamental-theologische Ansicht ist zwar richtig - aber was will man machen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Das Gegenteil ist doch die Praxis.
Kennst du die Geschichte von der Nonne Majella Lenzen die wegen Verteilung von Kodomen aus ihrem Orden herausgeworfen wurde?

Weil sie in Afrika Kondome verteilte, wurde die katholische Nonne Majella Lenzen aus ihrem Orden entlassen.
[Quelle: Die Nonne, die dem Papst Paroli bietet]
Dass die katholische Kirche im Inneren oft anders kommuniziert, als sie es nach Außen klingen lässt, ist einer von vielen Punkten, die Majella Lenzen heute "Heuchelei" nennt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#195 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Fr 9. Okt 2015, 22:35

Pluto hat geschrieben:Kennst du die Geschichte von der Nonne Majella Lenzen die wegen Verteilung von Kodomen aus ihrem Orden herausgeworfen wurde?
Ja - diese Story ist bekannt - und natürlich bescheuert.

Davon abgesehen, ob es wirklich so war, wie es Lenzen erzählt (man müsste man nachprüfen), glaube ich auch, dass solche Sachen öfters vorgekommen sind (heute wohl bzw. hoffentlich nicht mehr). - Man muss da aber auch ein bißchen auf die Praxis gucken:

So, wie man heute sagen kann, Winterkorn sei für die Betrugs-Sache bei VW verantwortlich, kann man genauso sagen, der Papst sei verantwortlich. - Das sagt aber nichts darüber aus, was wirklich läuft. - MEINE Information ist, dass dem Vatikan daran gelegen ist, Sexualität nicht als reines Spielzeug zu verstehen, sondern in Verantwortung für das Leben (das wäre so eine typisch fundamental-theologische Aussage) - diese fundamentale Grundhaltung kann der Vatikan nicht selber unterminieren.

Wenn nun ein Bischof vor Ort Wind macht und es drauf ankommen läßt, kann er den Vatikan dazu zwingen, zu dieser Haltung auch in den unmöglichsten Fällen zu stehen (so wie Orban sich zwingt :devil: , die Außengrenzen im Sinne von Dublin zu schützen). - Also gegen den Geist, aber für den Buchstaben.

Es ist für alle Beteiligten schwer, genau die richtige Linie zwischen Buchstaben und Geist zu finden (weil es die wahrscheinlich gar nicht gibt) - und so wird es immer wieder Vorwürfe geben. - Aber, wie bereits erwähnt: Die Geistlichen, die ich kenne und die Einblick in Missionsarbeit haben, sagen, dass dies in der Praxis KEINE Rolle spielt - es sei denn, dass irgendein Kamel auf den Buchstaben besteht (der ja AUCH unter fundamentalen Gesichtspunkten seine Berechtigung hat).

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#196 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Sa 10. Okt 2015, 00:18

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Kennst du die Geschichte von der Nonne Majella Lenzen die wegen Verteilung von Kodomen aus ihrem Orden herausgeworfen wurde?
Ja - diese Story ist bekannt - und natürlich bescheuert.

Davon abgesehen, ob es wirklich so war, wie es Lenzen erzählt (man müsste man nachprüfen), glaube ich auch, dass solche Sachen öfters vorgekommen sind (heute wohl bzw. hoffentlich nicht mehr).
Nun... Der Fall Lenzen war kein Einzelfall. Es gibt viele andere Fälle, die dasselbe aussagen.
Also wird das was du "pastorale Praxis" nennst, von der Kirche bestraft.

closs hat geschrieben:Wenn nun ein Bischof vor Ort Wind macht und es drauf ankommen läßt, kann er den Vatikan dazu zwingen, zu dieser Haltung auch in den unmöglichsten Fällen zu stehen.
Missionare die Kondome verteilen werden bestraft.
Der Grund ist von Fall zu Fall unterschiedlich, eigentlich nur nebensächlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#197 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Sa 10. Okt 2015, 00:33

Pluto hat geschrieben:Also wird das, was du "pastorale Praxis" nennst, von der Kirche bestraft.
Kommt vor - heute hoffentlich fast gar nicht mehr, sicherlich aber seltener als früher. - Wie gesagt: Meine Infos kommen von Geistlichen (Mönchen, die missionarisch tätig sind - Pfarrer, die in jungen Jahren "Auslandsdienst" bei missionarischen Projekten machten).

Pluto hat geschrieben:Missionare die Kondome verteilen werden bestraft.
Das KANN passieren, wenn man vor Ort auf einen geistlichen Vorgesetzten trifft (meistens Bischof), der (in meinen Worten formuliert) nicht zwischen Fundamental-Theologie und Pastorale unterscheiden kann. - Auch heute noch.

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sven23
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#198 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 10. Okt 2015, 07:49

closs hat geschrieben:Ja - diese Story ist bekannt - und natürlich bescheuert.
In der Tat, aber es ist immer noch im Jahre 2015 kirchliche Praxis.

closs hat geschrieben: Davon abgesehen, ob es wirklich so war, wie es Lenzen erzählt (man müsste man nachprüfen), ..
Nein, muß man nicht. Es gibt genügend Beispiele.

closs hat geschrieben: So, wie man heute sagen kann, Winterkorn sei für die Betrugs-Sache bei VW verantwortlich, kann man genauso sagen, der Papst sei verantwortlich. - Das sagt aber nichts darüber aus, was wirklich läuft.
Eigentlich sagen die Direktiven aus Sin City, äh dem Vatikan, sehr wohl etwas aus über die Leitkultur aus.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... verhuetung
Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Aus den erhofften Reformen des neuen Papstes sind nicht mal Reförmchen geworden.

closs hat geschrieben: - MEINE Information ist, dass dem Vatikan daran gelegen ist, Sexualität nicht als reines Spielzeug zu verstehen, sondern in Verantwortung für das Leben (das wäre so eine typisch fundamental-theologische Aussage) - diese fundamentale Grundhaltung kann der Vatikan nicht selber unterminieren.
Also erstens könnte die Kirche ja mal ihre fundamental-theologischen Aussagen überprüfen, schließlich hat sie sie selbst formuliert. Und zweitens muß niemand Verantwortung für Leben übernehmen, das noch gar nicht entstanden ist.
Man könnte ja auch den zölibatär lebenden Männern vorhalten, daß sie sich der potentiellen Entstehung von neuem Leben durch unnatürliche Enthaltsamkeit verweigern.

closs hat geschrieben: Wenn nun ein Bischof vor Ort Wind macht und es drauf ankommen läßt, kann er den Vatikan dazu zwingen, zu dieser Haltung auch in den unmöglichsten Fällen zu stehen
Der Bischof befolgt nur die Hauptdirektiven aus dem Vatikan.
"Während die Katholische Kirche die Verhütung als unmoralisch ablehnt, ist die Geburtenregelung durch NER erlaubt, wenn „aus berechtigten Gründen keine weiteren Kinder mehr wünschenswert sind.“"
Quelle: Kathpedia
Also Kondome sind "unmoralisch" und selbst die natürliche Empfängnisregelung ist nur erlaubt, wenn "berechtigte" Gründe vorliegen, keine weiteren Kinder zu bekommen.
Ja, das kommt eben dabei heraus, wenn alte, zölibatär lebende Männer in bunten Kleidern sich zu Fachleuten für Familienpolitik berufen fühlen. Das kann eigentlich nur schief gehen.


closs hat geschrieben: Aber, wie bereits erwähnt: Die Geistlichen, die ich kenne und die Einblick in Missionsarbeit haben, sagen, dass dies in der Praxis KEINE Rolle spielt - es sei denn, dass irgendein Kamel auf den Buchstaben besteht (der ja AUCH unter fundamentalen Gesichtspunkten seine Berechtigung hat).
Natürlich, es ist wie immer in der Kirche: so lange man es heimlich tut, ist alles gut. Das gilt auch für sexuelle Beziehungen, gleich ob hetero und homosexuell. Sobald sich einer outet, wird er abgestraft. Siehe aktueller Fall im Vatikan.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#199 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Sa 10. Okt 2015, 10:09

sven23 hat geschrieben:Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.
Bedenke den Unterschied zwischen "fundamental" und "pastoral". - Wenn Du diesen Unterschied nicht verstehst, kommen wir nicht weiter.

sven23 hat geschrieben: Aus den erhofften Reformen des neuen Papstes sind nicht mal Reförmchen geworden.
Er hat andere SChwerpunkte - dem politischen Papst Johannes und dem Kirchenlehrer Benedikt ist der Sozial-Papst Franziskus gefolgt. - Fundamental-theologische Reformen habe ich nicht erwartet.

sven23 hat geschrieben: Und zweitens muß niemand Verantwortung für Leben übernehmen, das noch gar nicht entstanden ist.
Mit "Leben" ist hier gemeint, dass man seine Sexualität in den Dienst des Lebens stellt - die RKK entkoppelt fundamental-theologisch Sexualität nicht von Leben.

Grundsätzlich verstehe ich diese Haltung fundamental-theologisch wirklich - aber die Welt ist halt nicht so. - Und deshalb hat man die Pastorale "erfunden" - und so wird es meistens auch gehandhabt.

sven23 hat geschrieben:Man könnte ja auch den zölibatär lebenden Männern vorhalten, daß sie sich der potentiellen Entstehung von neuem Leben durch unnatürliche Enthaltsamkeit verweigern.
Aus säkularerm Verständnis ist dieses Argument denkbar.

sven23 hat geschrieben:NER
???

sven23 hat geschrieben:Also Kondome sind "unmoralisch"
Im Sinne obiger fundamental-theologischer Argumentation ist das logisch - in der PRaxis kann dasselbe sehr moralisch sein. - Das weiss man auch.

sven23 hat geschrieben: so lange man es heimlich tut, ist alles gut. Das gilt auch für sexuelle Beziehungen, gleich ob hetero und homosexuell. Sobald sich einer outet, wird er abgestraft.
Das Motiv ist ein anderes: Sobald jemand - fundamental gesprochen - "das Böse" zum "Guten" erklärt, gibt's Zoff. - Solange es im Bereich des "Das Fleisch ist schwach" bleibt, ist es menschlich.

Wenn einer alkoholkrank ist, versucht man ihn zu unterstützen - wenn er predigt, dass Alkohol super ist, gibt's Zoff.

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sven23
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#200 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 10. Okt 2015, 10:28

closs hat geschrieben: NER
???

Natürliche Empfängnis Regelung. Katholikensprech halt. :lol:

closs hat geschrieben: Das Motiv ist ein anderes: Sobald jemand - fundamental gesprochen - "das Böse" zum "Guten" erklärt, gibt's Zoff. -
Wer sagt denn, daß Empfängnisverhütung mit Pille oder Kondom "böse" ist? Es ist doch die Kirche selbst, die dies zum Bösen erklärt hat. Wie so oft schafft sie selbst künstliche Probleme und bietet sich dann als Problemlöser an.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 10. Okt 2015, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
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