Abtreibungsverbot unethisch?

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Pluto
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#241 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 22:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die angedrohten Folgen sind unmenschlich.
Das ist interpretations-abhängig. - Der eine interpretiert menschlich im Sinne von "Rübe ab" und sonst was - der andere versucht aus Sicht Gottes zu interpretieren...
Nein. Man kann den Verlust eines jahrzehnte langen Arbeitsverhältnis nicht einfach akzeptieren, ebenso wenig wie eine Exkommunikation.
Das Erste verkraftet man menschlich nicht; das Zweite spirituell nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#242 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Di 13. Okt 2015, 23:05

Pluto hat geschrieben:Nein. Man kann den Verlust eines jahrzehnte langen Arbeitsverhältnis nicht einfach akzeptieren,

Nun,wenn z.B. ein katholischer Priester Probleme bekommt,wie vor Kurzem passiert,weil er sich als schwul outet und sagt,dass er jahrelang mit seinem Partner zusammenlebte - Sex inklusiv - dann hat er Probleme bekommen,weil er nicht zölibatär lebte und nicht weil er z.B. homosexuelle Neigungen hatte.
Eine Ex-kommunikation zieht man sich übrigens selber zu,die Kirche bestätigt sie nur.

closs
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#243 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 23:31

Pluto hat geschrieben: Man kann den Verlust eines jahrzehnte langen Arbeitsverhältnis nicht einfach beiseite akzeptieren
Das ist eine Frage der eigenen Prioritäten, die wiederum weltbild-abhängig sind. - Im Grunde gilt "Tue nichts, was gegen Dein Inneres verstößt" - wenn dieses Innere pro Abtreibung ist und dies durch säkulare Gesetze nicht verboten ist, hat jeder freie Wahl.

Pluto hat geschrieben: Exkommunikation ... verkraftet man ... spirituell nicht.
Warum? - Wie kann man etwas nicht spirituell verkraften, wenn man kein spirituelles Weltbild hat? - Wie auch immer: Keiner wird gezwungen - UND: Die Kirchen helfen auch dann, wenn aus ihrer Sicht eine falsche Entscheidung gefällt wurde.

Letztlich läuft es doch darauf hinaus, was der betroffene Mensch (hier die Mutter/Eltern gemeint) langfristig (!) an Schaden daran hat. - Und da sagt eben die spirituelle Seite, dass die langfristigen Folgen enorm sind - auch wenn man das aus materialistischer Sicht nicht wahrhaben kann.

Im übrigen sprechen wir hier nicht von Ausnahmefällen wie 9-jährige-SChwangere - das gehört aus meiner Sicht in die Kategorie "medizinische Indikation". - Aber unter "medizinisch" darf man nicht meinen, dass etwas psychologisch angebracht wäre - das muss dann schon härter medizinisch sein (kindlicher Körper, leibliche Gefahr für die Mutter). - Bei 9-Jährigen ist dies nach meiner bescheidenen medizinischen Einschätzung der Fall - bei 14-Jährigen nicht unbedingt. - Aber auch da ist es nicht Entscheidung der Kirche, sondern der Betroffenen.

Es darf nur nicht so getan werden, als handele es sich hier um eine Zellen-Entsorgung - es handelt sich nach christlichem Verständnis um einen Menschen, der bereits ganz geschaffen ist, bevor er sich aus der Zelle heraus zu einem kompletten naturalistischen Menschen entwickelt. - Und hier scheiden sich halt die Geister zwischen materialistischem und christlichem Menschenbild.

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#244 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 23:32

Catholic hat geschrieben:Nun,wenn z.B. ein katholischer Priester Probleme bekommt,wie vor Kurzem passiert,weil er sich als schwul outet und sagt,dass er jahrelang mit seinem Partner zusammenlebte - Sex inklusiv - dann hat er Probleme bekommen,weil er nicht zölibatär lebte und nicht weil er z.B. homosexuelle Neigungen hatte.
Eine Ex-kommunikation zieht man sich übrigens selber zu,die Kirche bestätigt sie nur.
Es geht nicht um schwule Priester, sondern um Nonnen die in Afrika Kondome an Prostituierte gegeben hat. Die Frau wollte helfen; es war eine astreine humanitäre und barmherzige Handlung.

Für die Reaktion der katholischen Kirche (die Frau wurde entlassen) gibt es in meinen Augen überhaupt keine Entschuldigung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#245 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 23:46

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Exkommunikation ... verkraftet man ... spirituell nicht.
Warum? - Wie kann man etwas nicht spirituell verkraften, wenn man kein spirituelles Weltbild hat?
Kannst du nicht glauben, dass die Nonne (Majella Lenzen) ein SEHR spirituelles Weltbild hat.

closs hat geschrieben:Wie auch immer: Keiner wird gezwungen - UND: Die Kirchen helfen auch dann, wenn aus ihrer Sicht eine falsche Entscheidung gefällt wurde.
Im Fall Majella Lenzen ist die falsche Entscheidung mit NICHTS zu rechtfertigen. Es sei denn man beruft sich veraltete Kirchendogmen als Begründung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#246 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 23:50

Pluto hat geschrieben:Kannst du nicht glauben, dass die Nonne (Majella Lenzen) ein SEHR spirituelles Weltbild hat.
Doch, kann ich schon. Aus meiner Sicht war es ein Fehler, fundamental-theologische Predigten in der Pastorale zu halten - mit anderen Worten: Es war falsch, sie zu sanktionieren.

Über dieses Urteil nach unserem Kenntnisstand hinaus müsste man sich genauer mit diesem Fall befassen, um zu wissen, was da insgesamt los war.

Pluto hat geschrieben:Im Fall Majella Lenzen ist die falsche Entscheidung mit NICHTS zu rechtfertigen.
Aus meiner Sicht und nach MEINEM Kenntnisstand stimme ich zu - ansonsten gilt s.o.

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#247 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Mi 14. Okt 2015, 15:45

Pluto hat geschrieben: Für die Reaktion der katholischen Kirche (die Frau wurde entlassen) gibt es in meinen Augen überhaupt keine Entschuldigung.

Pluto,ich kenne den Fall bzw. die Hintergründe nicht genau.
Deswegen habe ich zwei Fragen:
1.Wurde sie entlassen,weil sie Kondome verteilt hat (oder war vorher noch etwas vorgefallen?)
2.Was meinst Du mit "die Frau wurde entlassen"? Von wem wurde sie wo entlassen?

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#248 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von janosch » Mi 14. Okt 2015, 23:16

sven23 hat geschrieben:Im streng katholischen Paraguay werden jährlich ca. 700 Kinder von Kindern im Alter zwischen 10-14 geboren, viele davon sind Folge von Vergewaltigungen.
Im Falle eines Mädchens, das mit 10 Jahren von ihrem Stiefvater vergewaltigt wurde und mit 11 ein Kind zur Welt bringen mußte, hatten Regierung und der zuständige Richter eine Abtreibung verweigert.
Ist in solchen Fällen ein Abtreibungsverbot überhaupt noch ethisch vertretbar?
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 48111.html
unethisch...für wen?

Einige werden nur vom Hören rot...andere zucken ihre Schulter...manche spucken auf den Boden....wie weit ihr Gewissen halt "trainiert" ist ...oder missbraucht.
Der Mensch ist von Grund auf verdorben. Daran kann auch keine Religion was ändern. Es kann aber Dinge hinauszögern, durch "Bindlichkeit" der jeweiligen Religion Dogmen oder Obrigkeits Gesetzen anpassen, also nach ihrem "Gottesbild".
GOTT aber hasst die Sünde! Darum kann Gott nicht zu einer Religion gebunden werden, was Menschen erfunden haben. Weil der Mensch die Sünde nicht definieren kann! Was Sünde ist, das ist eine Frage des Gewissens. Das kann sich auch von innen heraus entwickeln, zu begreifen was überhaupt Sünde ist. Das kann keine Kirche oder Obrigkeit mit Gesetzlichkeit zügeln, wie man das gerne sich vorstellen will. Es dämmt zwar ein, aber nur scheinbar...sogar damit entwickelt sich ein Monstrum was man nicht mehr steuern kann. Das sieht man in Amerika, nach Freiheit und Verbot haben sie NUR in diesem Jahr bereits über 850 000 Abtreibungen hinter sich. Und weltweit sind es ca. 31 Mio! Das ist ethisch?

Eigentlich ist Jesus dafür gekommen, das man durch seine Gnade und "Liebe" der Mensch mit der Sünde richtig umgehen kann. Damit sollte es aber nicht soweit kommen!
Also die Frage sollte nicht so lauten, ob das "Abtreibungsverbot unethisch"ist, sondern ob die Abtreibung und das Abtreibungsverbot unethisch ist? Einerseits eine Schande, andererseits eine üble Notwendigkeit als Konsequenz, sinnlos verdorbene Triebe des Menschen zu rechtfertigen. Hört sich widersprüchlich an, aber ist genau das.
Das Problem der Befürworter ist, dass sie nur die Konsequenzen "richtig" vor ihren Augen haben, aber die wahre Ursache bekämpfen sie nicht, sie ist ihnen "sogar lieb", sonst würden ihre verborgenen Triebe und Sünden aufgedekt!
Wer will das? Ich bin hundet Prozent sicher dass die vergewaltigten Opfer deutlich die Minderheit ausmachen, als diejenigen, die durch Sex "LUST-Kinder" erzeugen, die dann abgetrieben werden sollen! :thumbdown: Noch dazu meistens diese vergewaltigten Opfer wollen ihre Sprößlinge behalten.

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#249 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Fr 16. Okt 2015, 17:28

janosch hat geschrieben: unethisch...für wen?
Für die Betroffenen, für wen sonst?

janosch hat geschrieben: Der Mensch ist von Grund auf verdorben.
Die einen sagen so, die anderen so.

janosch hat geschrieben: Daran kann auch keine Religion was ändern.
Im Gegenteil: sie erdenkt Sündenkonstrukte. Für die Erlösung von der Sünde bietet sie dann "Lösungen" an, die am Problem nichts ändern, aber den Sünder an die Religion binden sollen.

janosch hat geschrieben: Das sieht man in Amerika, nach Freiheit und Verbot haben sie NUR in diesem Jahr bereits über 850 000 Abtreibungen hinter sich. Und weltweit sind es ca. 31 Mio! Das ist ethisch?
Das ist sicher nicht schön. Aber wenn die militanten Abtreibungsgegner in den USA, die auch schon mal Abtreibungsärtze ermorden, sich mit gleicher Vehemenz für das bereits geborene Leben einsetzen würden, wären sie glaubwürdiger.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#250 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Fr 16. Okt 2015, 17:51

janosch hat geschrieben:Das sieht man in Amerika, nach Freiheit und Verbot haben sie NUR in diesem Jahr bereits über 850 000 Abtreibungen hinter sich. Und weltweit sind es ca. 31 Mio! Das ist ethisch?
Die Zahlen für die USA sind wahrscheinlich realistisch. Aber woher kommen die weltweiten Zahlen?

janosch hat geschrieben:Ich bin hundet Prozent sicher dass die vergewaltigten Opfer deutlich die Minderheit ausmachen, als diejenigen, die durch Sex "LUST-Kinder" erzeugen, die dann abgetrieben werden sollen! :thumbdown: Noch dazu meistens diese vergewaltigten Opfer wollen ihre Sprößlinge behalten.
Abtreibungen als Folge einer lustvollen Nacht sind natürlich zu verurteilen. Aber warum sollte das zu einem generellen Abtreibungsverbot führen? Sollten man nicht gerade bei einem solchen Thema jeden Fall einzeln beurteilen, und Vergewatigungsopfer anders behandeln, als Frauen die nach einem "one night stand" die Abtreibung zur Gewohnheit werden lassen?
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