Abtreibungsverbot unethisch?

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closs
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#231 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 21:59

Queequeg hat geschrieben:Nebenbei, das mit den Heimkindern war ein langer und aufreibungsvoller Kampf der vielen Opfer, bis sie dann endlich eine Stimme bekamen.
Das ist ein generelles Problem - nehmen wir mal die kürzliche Missbrauchs-Debatte, weil ich da etwas Innensicht habe (sowohl innerhalb der Diözese als auch bei den Medien):

* Da kommt ein Vorwurf - der richtig oder falsch sein kann.
* Da klärt die Kirche viel intern, sogar bevor diese Vorwürfe kamen (ich weiss von Fällen, die endlos Kuren und psychotherapeutische Behandlung von der Kirche bezahlt bekommen haben).
* Da ist fast alles juristisch verjährt - man kann also nur auf eine Institution setzen, die Folgen für strafrechtlich Relevantes (= natürliche und nicht juristische Person) übernimmt.
* Da ist das Beichtgeheimnis, das auch gegenüber kirchlichen Insitutionen gilt,
* Da gibt es Trittbrettfahrer (allein in meinem Umfeld wurde über zwei Fälle mordsmäßig berichtet, die sich danach als vollkommen haltlos erwiesen haben)
* Da gibt es eine mediale Begleitung, die hype-mäßig überhitzt ist, so dass man nicht weiss, was man glauben darf.
* Da gibt es Statistiken, die komplett unterschiedliche Zahlen nennen.

Wenn es damals keine Stimme für die Heimkinder gab, dann wahrscheinlich deshalb, weil die gesellschaftliche Gesamtlage nicht darauf ausgereichtet war - jetzt ist es anders. - Demnächst ist wieder was anderes dran.

Folgt man dem medialen Hype, darf man davon ausgehen, dass maßlos überzeichnet wird (siehe auch: Wulff). - Gibt es keinen medialen Hype, hört man gar nichts. - Vermutlich muss man 50 Jahre warten, bis Generationen dran sind, die emotional nicht betroffen sind.

Dies nur als Hintergrunds-Anmerkungen.

Queequeg hat geschrieben:das nahm mir damals den letzten Glauben daran, das an den Großkirchen auch nur irgend etwas noch menschlich sein könnte.
Das ist natürlich sehr überzeichnet. - Die RKK ist meines Wissens immer noch die größte Entwiclungs-Hilfe-Organisation. - Bei uns kämpfen gerade katholische Pfarrer für die Flüchtlinge (das war allerdings vor 25 Jahren anders, wie mir der Sozialamts-Chef des Landratsamts gesagt hat) - vielleicht sollte man die Gegenwart mehr zum Maßstab nehmen.

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Scrypt0n
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#232 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Scrypt0n » So 11. Okt 2015, 21:59

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Na?
Nix "na" - nimm es zur Kenntnis und fertig.
Unhaltbare Behauptungen deinerseits, die du mit nichts belegen kannst und jedweder Überprüfung nicht standhalten kann, wird selbstverständlich zur Kenntnis genommen.
Jedoch als das, was sie ist; nämlich Unsinn.

:)

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sven23
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#233 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Mo 12. Okt 2015, 08:40

closs hat geschrieben:Logisch - wenn man scheinfrei ist, spürt man die Zwänge nicht, die man ignoriert.
Wann wäre der Mensch denn in der ach so glorreichen religionsgeprägten Vergangenheit frei gewesen?

closs hat geschrieben: PS: Nimm bitte zur Kenntnis, dass hier von VerbrecheN und nicht VerbrecheR gesprochen wird - liebe den Sünder, hasse die Sünde.
Das sind wieder nur Wortspielereien. Wer ein Verbrechen begeht, ist ein Verbrecher.
Wer eine Sünde begeht, ist ein Sünder. Der sündige Mensch ist ein Grundmotiv der christlichen Lehre.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#234 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Mo 12. Okt 2015, 09:42

sven23 hat geschrieben:Wann wäre der Mensch denn in der ach so glorreichen religionsgeprägten Vergangenheit frei gewesen?
Auch diese Zeiten waren nicht frei (gab es das überhaupt schon mal?). - Unfreiheit nimmt je nach Epoche andere Gestalt an.

sven23 hat geschrieben:Das sind wieder nur Wortspielereien.
Zur Klärung des christlichen Menschenbilds vielleicht nötig.

sven23 hat geschrieben:Wer eine Sünde begeht, ist ein Sünder.
Raffiniert gemacht. :lol: - Du hast sprachlich recht - eigentlich müsste es heißen: "Ein Mensch, der sündigt".

Egal, wie wir hier mit Sprache umgehen: Der Inhalt lautet immer: Es geschieht eine Sünde durch den schwachen Menschen, den es zu retten gilt.

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sven23
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#235 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Mo 12. Okt 2015, 10:46

closs hat geschrieben: Egal, wie wir hier mit Sprache umgehen: Der Inhalt lautet immer: Es geschieht eine Sünde durch den schwachen Menschen, den es zu retten gilt.
Das ist ein christliches/kirchliches Konstrukt. Die angebliche Notwendigkeit der "Seelenrettung" ist zum Geschäftsmodell der Kirche verkommen.
Wie so oft: Religion schafft künstliche Problem und bietet sich dann als Problemlöser an. Geschickt aber unnötig.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#236 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Mo 12. Okt 2015, 10:52

sven23 hat geschrieben:Wie so oft: Religion schafft künstliche Problem und bietet sich dann als Problemlöser an. Geschickt aber unnötig.
So kann ein Urteil aussehen, wenn man mit dem, was die Religion thematisiert, nichts anfangen kann. - Insofern verstehe ich Euch ja - es ist ehrlich, so zu reden, wenn die Grundlagen nicht dazu da sind, anders reden zu können.

Catholic
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#237 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Di 13. Okt 2015, 16:39

closs hat geschrieben:]Was wäre eine Religion, wenn sie nicht die Privatsphäre des Einzelnen betrifft? - Jeder kann sich doch entziehen, wenn er es nicht will.

Und genau das ist der Punkt.
Die katholische Kirche hat eine bestimmte Grundhaltung/Überzeugung z.B. bezogen auf die Sexualität des Menschen (z.B. die,dass ein Mensch kein Objekt der Begierde eines anderen Menschen sein soll).
Wenn die Katholische Kirche aus dieser Grundhaltung heraus den Menschen sagt,dass sie (!) die Grundhaltung vertritt,dass ein One-Night-Stand nicht in Ordnung ist,weil dadurch Liebe - in ihrer intimsten Form - vorgetäuscht und der Mensch nur als Objekt persönlicher Begierde angesehen wird,dann ist das erstmal nur die Grundhaltung der Kirche.
Wenn sich jemand danach richtig,weil er bewusst gemäss der katholischen Überzeugung leben möchte,gut,aber auch dann ist und bleibt es dessen persönliche (!) Entscheidung.
Und die Kirche hat ja keine Spione in den Schlafzimmern der Katholiken um zu kontrollieren,wie sie leben.

Pluto
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#238 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 18:55

Catholic hat geschrieben:Wenn sich jemand danach richtet,weil er bewusst gemäss der katholischen Überzeugung leben möchte,gut,aber auch dann ist und bleibt es dessen persönliche (!) Entscheidung.
Das Problem, lieber Catholic, entsteht dann, wenn er/sie das nicht will.
Die angedrohten Folgen sind unmenschlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#239 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Di 13. Okt 2015, 22:31

Pluto hat geschrieben:Das Problem, lieber Catholic, entsteht dann, wenn er/sie das nicht will.
Die angedrohten Folgen sind unmenschlich.

Welche unmenschlichen Folgen entstehen denn jemandem,der sich z.B. nicht nach der katholischen Sexuallehre richten möchte?

closs
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#240 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 22:44

Pluto hat geschrieben:Das Problem, lieber Catholic, entsteht dann, wenn er/sie das nicht will.
Auf subtile Weise hast Du recht.

Pluto hat geschrieben:Die angedrohten Folgen sind unmenschlich.
Das ist interpretations-abhängig. - Der eine interpretiert menschlich im Sinne von "Rübe ab" und sonst was - der andere versucht aus Sicht Gottes zu interpretieren (was nie geht - aber man kann trotzdem versuchen, einen Hauch dieser Perspektive zu verstehen), dann wird man "gerichtet" (so wie ein Arzt Knochen richtet - also "heil" macht (was allerdings, wie überall, nicht schmerzlos geht).

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