Abtreibungsverbot unethisch?

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Münek
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#211 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Münek » So 11. Okt 2015, 13:49

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Und genau hier überschreitet IMO die Kirche ihre Kompetenz. Mit welchem Recht mischt sie sich in die Privatsphäre der Menschen ein?
Die Menschen müssen doch trotzdem entscheiden - jeder kann tun, was er will. - Die Kirche sagt, was innerhalb des Christentums/Katholizismus abgeht (und begründet es) - keiner muss dabei mitmachen.

Mit Deiner ausweichenden Antwort kannst Du nicht die Tatsache vom Tisch wischen,
dass sich die Kirche unzulässigerweise in die Privatsphäre des Einzelnen einmischt.


Die teils heftige Kritik, die sie für ihr anmaßendes Verhalten einstecken muss, hat sie mehr als verdient.
Es ist mir ein Rätsel, dass Du selbst offensichtliche Fehler dieser Institution zu entschuldigen versuchst.

closs
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#212 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 15:25

Münek hat geschrieben: kannst Du nicht die Tatsache vom Tisch wischen, dass sich die Kirche unzulässigerweise in die Privatsphäre des Einzelnen einmischt.
Was wäre eine Religion, wenn sie nicht die Privatsphäre des Einzelnen betrifft? - Jeder kann sich doch entziehen, wenn er es nicht will.

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sven23
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#213 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » So 11. Okt 2015, 15:54

closs hat geschrieben:Was wäre eine Religion, wenn sie nicht die Privatsphäre des Einzelnen betrifft? - Jeder kann sich doch entziehen, wenn er es nicht will.
Bei uns geht das heute dank der Aufklärung. 2000 Jahre war das auch bei uns höchst gefährlich für Leib und Leben. An den radikalen Islam muß man nicht extra erinnern.
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Queequeg
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#214 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Queequeg » So 11. Okt 2015, 16:19

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: kannst Du nicht die Tatsache vom Tisch wischen, dass sich die Kirche unzulässigerweise in die Privatsphäre des Einzelnen einmischt.
Was wäre eine Religion, wenn sie nicht die Privatsphäre des Einzelnen betrifft? - Jeder kann sich doch entziehen, wenn er es nicht will.

Während des Balkankrieges, also den Staaten des ehemaligen Jugoslawien, wurden rund 80.000 (achtzigtausend) Frauen vergewaltigt. Es ist dokumentiert, mit welch viehischer Grausamkeit diese Bestien gezielt ihre perversen Verbrechen begingen.
Von den Zeugenberichten her erfahren wir hier unaussprechlich Grausames das man nicht vergisst und wenn man dann noch den Traditionalismus patriacharchischer Strukturen hinzunimmt, der heute noch in vielen Familien dieser Länder vorherrscht, dann wurden viele dieser geschändeten Frauen von ihren Familien auch noch verstoßen, auch ihnen Schuld angelastet.

Das soll nur ein trauriges Beispiel dafür sein, das die Thematik der Abtreibens grundsätzlich und allein im Ermessen und der Entscheidung der Frau liegen sollte, immer und letztendlich.

closs
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#215 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 16:54

sven23 hat geschrieben:Bei uns geht das heute dank der Aufklärung.
Heute sind die System-Zwänge ganz andere, aber sie existieren genauso. - Heute wird man so formatiert, dass man MEINT, frei zu sein, ohne es zu sein. - Tema con variazione.

Queequeg hat geschrieben:Das soll nur ein trauriges Beispiel dafür sein, das die Thematik der Abtreibens grundsätzlich und allein im Ermessen und der Entscheidung der Frau liegen sollte, immer und letztendlich.
Du wirst lachen: Genau das sagt auch die RKK.

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sven23
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#216 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » So 11. Okt 2015, 17:00

closs hat geschrieben:Heute sind die System-Zwänge ganz andere, aber sie existieren genauso. - Heute wird man so formatiert, dass man MEINT, frei zu sein, ohne es zu sein. - Tema con variazione.
Dann ist mir diese "Scheinfreiheit" 1000 mal lieber als die Systemzwänge früherer Religionspraxis.

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Das soll nur ein trauriges Beispiel dafür sein, das die Thematik der Abtreibens grundsätzlich und allein im Ermessen und der Entscheidung der Frau liegen sollte, immer und letztendlich.
Du wirst lachen: Genau das sagt auch die RKK.
Halte ich für ein Gerücht. Die Kirche kann juristisch nichts machen, weil die Politik hier maßgebend ist. Moralisch holt sie die Keule raus, indem sie Abtreibung als "verabscheuungswürdiges Verbrechen" brandmarkt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Queequeg
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#217 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Queequeg » So 11. Okt 2015, 17:13

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Das soll nur ein trauriges Beispiel dafür sein, das die Thematik der Abtreibens grundsätzlich und allein im Ermessen und der Entscheidung der Frau liegen sollte, immer und letztendlich.
Du wirst lachen: Genau das sagt auch die RKK.

Hier gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder du lügst vorsätzlich und wissentlich, was ich nicht glauben kann und will, oder du bist tatsächlich schon aberwitzig ahnungslos.

Nehmen wir zwei, nur zwei Beispiele dafür, das deine obige Behauptung nun wirklich fern aller Wahrheiten ist.

Vergewaltigte Zehnjährige darf nicht abtreiben

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 92432.html

weitere Beispiele aus "katholischen" Glaubensumgebungen ersparen wir uns, obiges ist schon des religiösen Wahnes genug.

Hier dann eine wohl vor dir "vergessene" Thematik, die ehemals die Gemüter in Deutschland mehr als nur erregte.

„Das ist eine Männerdiktatur“

vergewaltigte, noch einmal das Unglaubliche, vergewaltigte Frauen wurden von zwei katholischen, wohlgemerkt katholischen KLINIKEN abgewiesen

http://www.taz.de/!5073703/

hier noch einmal ausführlicher:

Katholische Kliniken und Vergewaltigung: Abweisung in Gottes Namen

http://www.spiegel.de/panorama/koeln-ve ... 78210.html

manchmal denke ich, das du außerhalb deiner vorgedachten und vorgefertigten Sichtweisen diese Welt einfach nicht mehr wahnehmen willst, kannst, musst...

Teil II folgt stehenden Fußes

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Queequeg
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#218 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Queequeg » So 11. Okt 2015, 17:17

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Das soll nur ein trauriges Beispiel dafür sein, das die Thematik der Abtreibens grundsätzlich und allein im Ermessen und der Entscheidung der Frau liegen sollte, immer und letztendlich.
Du wirst lachen: Genau das sagt auch die RKK.

Nein, clossen, hier stimmt nichts, einfach nichts mehr, was du behauptest.

Nehmen wir dieses Beispiel zutiefst christlicher Unmenschlichkeit:

Brasilien
Abtreibung bei Neunjähriger - Mutter und Ärzte exkommuniziert


daraus zitiert:

Trotz schrecklicher Umstände kritisierte die katholische Kirche im brasilianischen Refice eine Abtreibung bei einer Neunjährigen scharf. Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte.

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/ ... 66230.html

und hier musst du dir dann die Frage gefallen lassen, wie du es so mit der Wahrheit hälst?

Noch einmal:

Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte.

wie krank, wie unmenschlich darf dieses Christentum noch sein? Und wie ist es um deine Menschlichkeit bestellt?

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#219 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 18:06

sven23 hat geschrieben:Dann ist mir diese "Scheinfreiheit" 1000 mal lieber als die Systemzwänge früherer Religionspraxis.
Logisch - wenn man scheinfrei ist, spürt man die Zwänge nicht, die man ignoriert.

sven23 hat geschrieben: Moralisch holt sie die Keule raus, indem sie Abtreibung als "verabscheuungswürdiges Verbrechen" brandmarkt.
Trotzdem kann jede machen, was sie will - UND: Ihr wird in jedem Fall von christlichen Einrichtungen geholfen - auch NACH der Abtreibung.

Die "moralische Keule" ist (erstens) nicht MEIN Ding, aber (zweitens) darin begründet, dass man nicht einfach so über das Töten von Menschen hinwegsehen will. - Aber ich gebe Dir recht: der Ausdruck "verabscheuungswürdiges Verbrechen" ist gar nicht gut.

PS: Nimm bitte zur Kenntnis, dass hier von VerbrecheN und nicht VerbrecheR gesprochen wird - liebe den Sünder, hasse die Sünde.

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#220 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 18:33

Queequeg hat geschrieben:Vergewaltigte Zehnjährige darf nicht abtreiben
Ich bezog mich mehr auf Europa. - In Südamerika ist es tatsächlich noch so, dass Kirchenvertreter säkulares und kirchliches Recht verwechseln - dies verurteile ich.

"Zwingen" darf man dort übrigens auch nicht, weil es dort meines Wissens auch säkulares Recht gibt. Dass dies nicht ausreichend getrennt wird, ist nicht gut - insofern hat die säkulare Aufklärung dort noch einiges aufzuholen, deren Verdienst es wirklich ist, dass beides getrennt ist. Es MUSS getrennt sein.

Queequeg hat geschrieben:vergewaltigte Frauen wurden von zwei katholischen, wohlgemerkt katholischen KLINIKEN abgewiesen
Moment: Wenn ich mich recht entsinne, wurden die Frauen nicht wegen der Behandlung einer Vergewaltigung abgewiesen, sondern wegen einer damit verbundenen möglichen SChwangerschaft. - Das sind wirklich zwei Paar Stiefel.

Da gibt es ganz einfach die Zwickmühle, dass nach katholische Auffassung das Leben über individuellen Abwägungen der Mutter steht - in unserer individualistischen Gesellschaft ist das schwer verständlich, ich weiß. - Im übrigen hat die Klinik meines Wissens die Abtreibungs-Suchenden an eine andere Klinik verwiesen, da kein unmittelbarer (= innerhalb der nächsten Stunden) Bedarf bestand. - Da bequemen sich die Medien schon gerne verzerrender Darstellungen.

Queequeg hat geschrieben:Abtreibung bei Neunjähriger - Mutter und Ärzte exkommuniziert
Aus meiner Sicht bescheuert, aber kein Zwang auf die Handlungsfreiheit - trotzdem bescheuert.

Queequeg hat geschrieben:Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte.
Natürlich schlägt eine medizinische Indikation alles andere - andererseits müsste man überprüfen, wer diesen Satz geschrieben hat - stimmt er oder nicht?

Wie gesagt: Man sollte allen Mensch unter christlichen Gesichtspunkten Wahlfreiheit lassen, aber natürlich Empfehlungen geben ("Mut zum Leben"). - Dass die von Dir genannten südamerikanischen Beispiele auch aus meiner Sicht Entartungen in Bezug auf "Empfehlungen" sind, sei hier unterstrichen.

Dies gilt übrigens auch nicht nur bei Abtreibungen, sondern auch dann, wenn einer vorhat, seine Nachbarin zu erdolchen - christlich gesehen besteht hier kein kategorialer Unterschied. - Und trotzdem dürfen diese christlichen Auffassungen nicht säkular-rechtlich durchgesetzt werden - beide Perspektiven sind sehr unterschiedlich.

Queequeg hat geschrieben: wie unmenschlich darf dieses Christentum noch sein? Und wie ist es um deine Menschlichkeit bestellt?
Das ist nicht DAS Christentum, sondern das sind Ausartungen. - Christlich wäre, dass man jenseits von medizinischen ERwägungen (Lebensgefahr für die Mutter) das Leben vor Befindlichkeiten der Mutter stellt - darüber kann man streiten, aber verständlich sollte dieser Ansatz trotzdem sein - man muss ja nicht zustimmen.

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