Natur - der schlimmste Feind des Menschen

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ThomasM
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#1 Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von ThomasM » Mo 8. Dez 2014, 13:14

Ein paar bedenkenswerte Argumente finden sich in dem folgenden Artikel:

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/48 ... l-freezing
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

closs
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#2 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von closs » Mo 8. Dez 2014, 14:45

Ja - als Abonnent konnte ich das letzte Woche schon lesen. - Martenstein gehört einer Generation an, die a) christlich geprägt wurde und die b) diese Prägung im Sinne der 68er Bewegung bekämpft hat. - Trotzdem ist von dieser Prägung etwas übrig geblieben - das heisst: Es war damals überhaupt substantiell etwas da, was man bekämpfen konnte - heute fehlt das.

Inhaltlich trifft er den Nagel auf den Kopf.

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Andreas
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#3 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von Andreas » Mo 8. Dez 2014, 15:44

Aus den Unterschieden von Blickrichtung und Betrachtungsabstand (räumlich, zeitlich) ergeben sich ganz verschiedene Perspektiven. Zoomen wir uns mal von einem maximalen Betrachtungsabstand von "Natur" an "Mensch" heran (Zahlenwerte, sehr grob und gerundet):

Natur = ganzes Universum, Zeitfenster ca. 13,8 Milliarden Jahre = Entstehung und Evolution der Materie
Natur = Entstehung des Sonnensystems in der Milchstraße = vor ca. 5 Milliarden Jahren
Natur = Erde, Differenzierung "unbelebte Natur" - "belebte Natur", Entstehung des Lebens = vor ca. 4 Milliarden Jahren

Belebte Natur = gesamte Biosphäre, Differenzierung der Arten = biologische Evolution = seit ca. 4 Milliarden Jahren
Mensch = Gattung Homo, Evolution des Menschen = seit ca. 2,5 - 1,5 Millionen Jahre
Mensch = Art Homo sapiens = Menschheit = geschichtliche Entwicklung = Dauer ca. 200 000 Jahre
Mensch = Mensch als individuelle Person (ich oder du) = Lebenserwartung ca. 100 Jahre

Aus keiner dieser Perspektiven macht der einseitige Focus nur auf den Begriff der Feindschaft "Natur" gegen "Mensch" Sinn. Aus allen Perspektiven sind in "Natur" immer auch Aspekte des Schöpfens und Bewahrens für "Mensch" enthalten. Natur und Mensch ist immer beides: Werden sowie Vergehen - Freund sowie Feind.

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Aus meiner christlichen Perspektive verstehe ich im Prinzip das Gleiche. Unterschiede gibt es in der Beschreibung durch eine andere Terminologie (z.B. Gut, Böse) und einer erweiterten räumlich-zeitlichen (transzendent-göttlichen) Perspektive. Daraus ergibt sich eine andere Zukunfts-Perspektive als die von der aktuellen Naturwissenschaft prognostizierte.

Pluto
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#4 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von Pluto » Mo 8. Dez 2014, 16:13

Andreas hat geschrieben:Aus keiner dieser Perspektiven macht der einseitige Focus nur auf den Begriff der Feindschaft "Natur" gegen "Mensch" Sinn. Aus allen Perspektiven sind in "Natur" immer auch Aspekte des Schöpfens und Bewahrens für "Mensch" enthalten.
Das ist IMO viel zu kurz gedacht, lieber Andreas.
Die Natur ist mit ganz seltenen Ausnahmen, dem Leben gegenüber in der Tat feindselig gegenübergestellt.

Beweis?

Die Erde ist weit und breit, soweit wir blicken können, der einzige Ort wo Leben überhaupt möglich ist. Doch selbst das ist nicht überall der Fall.
Aus der menschlichen Perspektive, sind rund 2/3 der Oberfläche mit Wasser bedeckt, zu kalt (Antarktis) zu warm (Wüste) oder zu steil (Alpen, Anden, Himalaya), um menschliches Leben zu erhalten. Was bleibt, ist eine mehr oder weniger flache, hauchdünne Kruste, die auf einer wackelpudding-artigen Magma aus geschmolzenem glühend heißem Gestein schwimmt. Diese Kruste ist so fragil, dass sie ständig in Bewegung ist (Plattentektonik) und sich hin und wieder Risse zeigen (Vulkane, der pazifische "Feuerring"). Als ob das nicht genug wäre, um selbst die Erde größtenteils als lebensfeindlich einzustufen, lässt die Natur oft Wind und Sturm aufkommen, und ganze Landstriche überfluten. Naja... und der winzige Rest ist mehr oder weniger lebenserhaltend. Wobei man nicht vergessen darf, dass 99% aller einst die Erde bevölkernden Lebewesen bereits ausgestorben sind.

Da muss schon mehr als eine große Portion Fantasie aufgebracht werden um sagen zu können, das Universum sei Lebensfreundlich. :?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#5 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von closs » Mo 8. Dez 2014, 16:35

Pluto hat geschrieben:Die Natur ist mit ganz seltenen Ausnahmen, dem Leben gegenüber in der Tat feindselig gegenübergestellt.
Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter "Natur" die belebte Natur und nicht das Universum - als Nächstes differenziert man zwischen Mensch und Natur (so machen es die natur-Fernseh-Sendungen). - Es macht also nur Sinn, wenn man vorher definiert, was man damit meint - das war doch auch Dein Ansinnen, Andreas?

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#6 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von Andreas » Mo 8. Dez 2014, 16:42

Pluto hat geschrieben:Da muss schon mehr als eine große Portion Fantasie aufgebracht werden um sagen zu können, das Universum sei Lebensfreundlich.
Du willst Mutter Natur verlassen und ausziehen? Geht es dir so schlecht zu Hause? Hast du schon einen neue Wohnung gefunden?

Christen haben ja noch ihren Papi, der ist Hausbesitzer mit vielen freien Wohnungen - und einen coolen Wohnungsmakler obendrein. :lol:

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#7 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von Andreas » Mo 8. Dez 2014, 17:03

closs hat geschrieben:Es macht also nur Sinn, wenn man vorher definiert, was man damit meint - das war doch auch Dein Ansinnen, Andreas?
Stimmt.

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#8 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von Andreas » Mo 8. Dez 2014, 17:15

closs hat geschrieben:Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter "Natur" die belebte Natur und nicht das Universum
Allgemeiner Sprachgebrauch? Wenn ich draußen in der Natur übernachte, am Ufer eines Gebirgsees oberhalb der Baumgrenze, liege ich in meinem Schlafsack unter freiem Himmel und genieße die Natur inklusive der felsigen Berge, dem Mond wie er sich im Seewasser spiegelt und schlafe irgendwann unter dem gigantischen Sternenzelt selig ein. Noch niemand der da mit unterwegs war, hat da differenziert zwischen belebter und unbelebter Natur. Wenn da in der Natur einer mit seinem Laptop anfängt "Natur" zu googeln, war er das letzte mal mit dabei.

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#9 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von 2Lena » Mo 8. Dez 2014, 17:30

"Du traust dich was Andreas!"
Mit solchen Reden wurde mir solche Erlebnisse früher madig gemacht ...
Die Meisten, die solche Naturfreuden nicht kennen, würden umkommen, nichts zu essen und zu trinken finden - und Berge wegen Hängebäuchen nicht erklimmen können ...
"Ich ging so gern auf'd Kampenwand, wenn i mit meiner Wampn kannt ...", singen die Chiemgauer...

"Lebensfeindlich" ist die Natur vor allem in Bezug auf die nach ihrer Vorstellung "schrägen" Lebensweisen. Der Mensch hat die Natur in jeder Hinsicht vergewaltigt.

Beispiele:
Wer sie kennt, lässt gern ein paar Zecken oder Mücken Mahlzeit halten. Immer zeigen sie dabei an, was am eigenen Körper nicht passt. Meist setzen sie sich auf entsprechende Akupunkturpunkte. Bei richtiger Ernährung sind sie fast gar kein Problem. Jedoch die Ängste der Menschen und ihr falsches Leben brachte schließlich Insektenvertilgungsmittel ohne Ende. Sogar am Nordpol, wo keine Mücke hinkommt, wurden Reste von DDT gemessen. Der jüngste Milchskandal in Österreich, in einem wunderschönen "Biotal", bringt längst vergessenen Altlasten erneut zum Überprüfen. Ich weiß nicht, wie es woanders aussieht, wo keiner "Bio" prüft.

Viele Bauern gaben "billiges Bauland" das sie nicht bepflanzen konnten. Die Besiedelung der Auen, Begradigung der Flüsse - machte riesige Schäden. Abholzung der Bergregionen und Lawinen gehen Hand in Hand. Waschmittelproduktion, Kläranlagen und Fischsterben sind Puzzlesteine die das Vernichten zeigen. Pflanzenschäden und Verkehr gehen zusammen. Was die Mittel dagegen anrichten, schlägt sich in unseren Krankheitsstatistiken nieder. Das ginge so ziemlich lange weiter...

Weil der Mensch es nicht versteht, richtig in der Natur zu leben, hat er sie als Gegner. Er bewohnt den Kühlschrank der Erde, das Wohnzimmer vermüllt er, läst kaum Leute richtig siedeln und gemeinschaftlich leben. Die Küche betoniert er zu, macht stinkende Schornsteine drauf. Auf dem kleinen Rest plagen sich zahllose Pflanzenarten und Lebewesen um's Überleben - statt dass "der Mensch" als Hüter arbeitet - macht er zahllose Feindschaft.

closs
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#10 Re: Natur - der schlimmste Feind des Menschen

Beitrag von closs » Mo 8. Dez 2014, 17:55

Andreas hat geschrieben:Noch niemand der da mit unterwegs war, hat da differenziert zwischen belebter und unbelebter Natur.
OK - das war jetzt mein Fehler. - Wer "Natur" hört, meint damit "Natur auf Terra" und nicht das Universum - so war es gemeint. - Im Gegensatz dazu umfasst die "naturalistische Welt" auch das Universum.

Wenn wir also von "lebensfeindlicher" Natur sprechen, müssen wir vorher klären, ob wir die naturalistische Welt an sich meinen (= Universum - so stellt es Pluto dar) oder die "Natur auf Terra". - Sorry für die Umständlichkeiten - aber ich werde immer nervös, wenn das gleiche Wort für völlig unterschiedliche Inhalte verwendet wird.

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