Antibiotika am Ende?

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Pluto
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#1 Antibiotika am Ende?

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 22:56

Hoffen, dass ein Krankenhausaufenthalt gar nicht erst notwendig wird...?

Das große Zeitalter der Antibiotika ist vorbei. Resistente Keime sind immer schwieriger zu beherrschen.
[...]
Heute sterben trotz bester medizinischer Versorgung in Europa pro Jahr mehr als 25 000 Menschen an Krankenhausinfektionen mit resistenten Bakterien, darunter vor allem Patienten, die frisch operiert sind, eine Immunschwäche haben oder auf einer Intensivstation liegen. Dabei hat das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten nur die fünf häufigsten Keime berücksichtigt – die tatsächliche Zahl der Todesfälle ist noch höher.
[ Quelle: Bild der Wissenschaft ]
Wie ernst ist die Lage an der "Bakterienfront" wirklich?
Ist das vielleicht nur Panikmache?
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Abischai
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#2 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Abischai » So 7. Dez 2014, 23:10

Es ist eine gewaltige Panikmache. Und es ist nicht auszumachen, wer der Antreiber dahinter ist.
Es ist wahr, daß Krankenhauskeime ein Problem sind, aber das könnte man in den Griff bekommen, wenn man das nur wollte. Ein Krankenhaus ist ein Kubus mit ineinander verschachtelter Infrastruktur, Medienverbund und so weiter.
Früher waren Sanatorien auf ein Parkgelände ausgedehnte Häuserkomplexe ohne direkte Verindung.
Als Semmelweis die Ursache für das Kindbettfieber erkannte, war das im Kleinen das, was wir heute im großen Stil als Hospitalkeime kennen.

Dann bliebe da noch zu bemerken, daß Antibiotika, die man in der Apotheke kaufen kann, nicht mit denen zu vergleichen sind, die unter Aufsicht im KH verabreicht werden können. Damit geschehen nach wie vor "Wunder", habe ich selbst erlebt. Ich war auf dem Weg in die Kiste unter dem Einfluß mehrerer starker Antibiotika. Dann kam ich ins KH und an den Tropf, da war es dann aus mit den Keimen.

Antibiotika sind eine feine Erfindung, man muß nur richtig mit ihnen umgehen, und man darf die Keime nicht unterschätzen.

Was bedeutet denn Quarantäne? Wer den Gedanken mal zu Ende spinnt, kommt auf die einfachsten Lösungen. Ein Sanatorium nach altem Vorbild ist quasi eine aus mehreren Stationen bestehende Quarantäneeinrichtung.

Heute ist ein KH im Stadtzentrum eingebaut, möglichst mit Penthouse drin und Einkaufsmeile unten im Paterr. Dann hat das Haus natürlich gemeinsame Klima~/Sanitäranlagen die aus Kostengründen von Firma Fleißig gewartet werden (sollten), und der Stoff für einen neuen Hollywoodthriller ist perfekt. Ich würde die Trilogie "Epidemia" nennen, 1. Teil "strange sepsis".
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Pluto
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#3 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 23:20

Abischai hat geschrieben:Antibiotika sind eine feine Erfindung, man muß nur richtig mit ihnen umgehen, und man darf die Keime nicht unterschätzen.
Da bin ich mir eben nicht sicher, deshalb finde ich das eine so interessante Frage.

Bakterien unterliegen der Evolution.
Einige Mutanten überleben den Angriff der Antibiotika, und schon ist eine neue, resistente Art "geboren". Das gilt besonders in Krankenhäusern, wo viel mit Antibiotika gearbeitet wird.

Die neuste "Waffe" in der Reihe der Antibiotika sind die Carbapeneme. In Indien sind heute bereits die Hälfte der Bakterien gegen Carbapeneme resistent; vor wenigen 3 Jahren waren es 30%.
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Abischai
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#4 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Abischai » So 7. Dez 2014, 23:51

Wenn man Antibiotika nicht richtig einsetzt (!!!) ist das wie die Hinrichtung eines gemeingefährlichen Massenmörders, bei der er überlebt, weil man die Spritze versehentlich mit "Kochsalz" aufgezogen und den "Toten" dann dem Bestatter überlassen hat.

Oder wie wäre das; jemand klagt über akute Schmerzen und man gibt ihm einfach "Medizin", was man so erlangen kann, wenn man blindlings hinter sich in den Eimer greift. Mir ging das jüngst in etwa so. Darum bin ich auch nach wie vor so ein bisschen ungesund. :lol:
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Pluto
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#5 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 23:54

Abischai hat geschrieben:Wenn man Antibiotika nicht richtig einsetzt (!!!)
nicht richtig einsetzt...?
Was qualifiziert dich zu einer solchen Aussage?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Abischai
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#6 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Abischai » Mo 8. Dez 2014, 00:43

Wie ich bereits mehrfach (!!) schrieb: meine eigene Erfahrung als manchmal bakteriell oder viral erkrankter Mensch, der auf die aktuelle Handhabe ärztlicher Kunst angewiesen ist (zu dt.: einer der die A-Karte gezogen hat). Ferner verfüge ich über reichliche Kenntnis aus meiner eigenen Tätigkeit im KH (liegt Jahrzehnte zurück) und die Kunde medizinischen Personals, mit dem ich mir zuweilen aufschlußreiche Gespräche nicht verkneifen kann.
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closs
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#7 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von closs » Mo 8. Dez 2014, 01:23

Pluto hat geschrieben:Wie ernst ist die Lage an der "Bakterienfront" wirklich? Ist das vielleicht nur Panikmache?
Aus meiner Sicht ist es ein Wettlauf, dessen Wettbewerbsbedingungen schärfer geworden sind.

Ein Grund dafür die Globalisierung, die weltweit Keime noch schneller als heute unter die Leute bringt. - Ein weiterer Grund ist die leichtsinnig frühe Verordnung von Antibiotika in Fällen, in denen es nicht nötig wäre. - SChließlich ist ebenfalls gefährlich, dass sogar sogenannte "Reserve-Antibiotika" von Fleischerzeugern verwendet werden und für den Einsatz bei Menschen vorauseilend entschärft werden.

Die Gefahr, dass in großem Stil etwas in die Hose geht, ist aus meiner Sicht real.

Abischai
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#8 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von Abischai » Mo 8. Dez 2014, 01:52

Mikroben mutieren. Aber sie können nicht gegen alles Resistenzen entwickeln. Es wird immer ein Mittel geben, dem sie (noch) nicht gewachsen sind.

Ich bin Globalisierungsgegner. Der Mensch meint so oft alles anscheinend machbare auch machen zu dürfen und zu müssen. Dann wird schnell sichtbar, wie eng unsere Bandbreite doch ist.

Wenn man die negativen Trends mal nicht beschönig, sondern beim Namen auflistet, so wird schnell sichtbar, wie der "Infektionsweg" der Menschheit funktioniert. Die exakte Umkehrung kehrt auch die Chancen der Infektionen um.

Früher war ein Paket 2-3 Wochen unterwegs, da sind viele Keime einfach verhungert (instabil), heute reist eine Sendung von Hongkong bis zu mir nach Hause in einer Woche oder weniger... Ein asiatischer Keim hat gute Chancen sich bei mir als Wirt auszukurieren.

Das muß man sich wirklich mal überlegen. Ein Pencil wird in Hongkong von jemandem eingetütet, der eine für ihn nicht, aber für mich recht schwere Verkeimung hat. Dann reist das eiligst zu mir (5d) und ich nehme den Stift in die Hand und hab den Jackpot geknackt.

Zu DDR-Zeiten hätte sich höchstens die Stasi angesteckt. Ich will die DDR zurück ! (Nee, will ich natürlich nicht, aber man muß das eben auch mal bedenken.)

Ich werde alle Importe in Quarantäne bringen, am Besten bei 40°C, dann vergeht denen schneller die Lust. Und dann nehme ich meine... nee, ich werde sie sterilisieren, UV-Licht, Backofen, Peressig...

Na ich lasse mir was einfallen.
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#9 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von 2Lena » Mo 8. Dez 2014, 08:07

Wie ernst ist die Lage an der "Bakterienfront" wirklich?
Ist das vielleicht nur Panikmache?
Sehr ernst - lieber Pluto ...
Sie zeigen das, was man schon immer wusste:
Es gibt die Kräfte der Anpassung, die des Widerstandes und die Gleichgültigkeit.

Nicht normal ist - zu denken: Ich schere mich nicht um die Krankheit, es gibt ja Antibiotika. Anti und Bio ... wer weiß, was sich schon sprachlich dahinter verbirgt?
Super gesund sind die auf alle Fälle nicht, und erfordern oft eine längere "Ruhe" als durch die eigentliche Krankheit erforderlich gewesen wäre. Aber wie gesagt - die Gründe für die Krankheiten - die wurden kaum erforscht, sondern einfach "Medikamente" verschrieben. Nun hat man die Wirkung besser studiert.

Wie gesundsein geht - das wir nach wie vor aber dem Zufall überlassen ...

Na, lieber Abischai - lass dir zu Fuß gehen einfallen - bei Sonnenlicht ...
Da vergehen die meisten Keime ... und man erlebt viel, viel mehr als beim durch die Welt düsen ... Jedoch, wer kann sich ein "zu Fuß gehen" aber heute noch leisten?

Allerdings, es gibt auch Dinge, die nicht unbedingt "zurückgeschraubt" werden sollen.

barbara
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#10 Re: Antibiotika am Ende?

Beitrag von barbara » Mo 8. Dez 2014, 09:50

hat jemand von euch die "Millionen der Begum" von Jules Verne gelesen?

Dort wird eine ideale Stadt entworfen, und Krankenpflege wird so gehandhabt, dass Kranke in leichten Baracken aus Holz gepflegt werden, und diese Baracken werden jährlich verbrannt und neu aufgebaut. Das scheint mir vom hygienischen Standpunkt deutlich besser zu sein als die heutigen Krankenhäuser, die alle Keime schön nett konzentrieren.

Die routinemässige Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht ist auch nicht grad eine gute Idee. Antibiotika sollten ein Notfallprogram sein, und sparsam verwendet werden, und nicht, wie es heute getan wird, breit in der Landschaft rumgestreut werden.

Es gibt heute schone wieder Fälle, wo Leute mit resistenten Bakterien befallen sind, Antibiotika sind machtlos, und die Wunden müssen sehr aufwendig gepflegt werden - täglich mehrere Verbandwechsel, über lange Zeit.

gruss, barbara

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