Homöopathie II

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closs
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#21 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Do 20. Mär 2014, 23:02

Anton B. hat geschrieben:Na klar: Dein Beitrag.
Ja - da war der Praxisbezug gemeint. - Es DARF nicht soweit kommen, dass bei Fachärzten für Allgemeinmedizin mit HP-Zusatzausbildungüber Jahre Patienten krank reinkommen, praxis-bewährt therapiert werden - und es dann heißt: "Nee - das ist keine Realität - unsere Tests sagen das so". - Das war damit gemeint.

Anton B. hat geschrieben: Wie soll man so weiterkommen?
Da teilen wir dasselbe Problem. - Mir würde es schon reichen, dass man Realität und Wahrnehmung (also u.a. Naturwissenschaft) als zwei autonome Größen betrachtet, die im besten Fall koinzidieren. Und dass man keine Schlussfolgerungen aus naturwissenschaftlichen Ergebnissen zieht, die erkenntnis-theoretisch schlicht und ergreifend nicht gezogen werden DÜRFEN.

Wenn es diesbezüglich Einvernehmen gäbe, wären wir ganz weit.

Anton B.
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#22 Re: Homöopathie II

Beitrag von Anton B. » Do 20. Mär 2014, 23:29

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Na klar: Dein Beitrag.
Ja - da war der Praxisbezug gemeint. - Es DARF nicht soweit kommen, dass bei Fachärzten für Allgemeinmedizin mit HP-Zusatzausbildungüber Jahre Patienten krank reinkommen, praxis-bewährt therapiert werden - und es dann heißt: "Nee - das ist keine Realität - unsere Tests sagen das so". - Das war damit gemeint.
Dann hatte ich Deine Position ja richtig wiedergegeben: Was Du wahrnimmst, ist unbestechliche, autonome Realität und die Anderen sind -- tja, halt doof, wenn sie Deine Realität nicht nachvollziehen können.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Wie soll man so weiterkommen?
Da teilen wir dasselbe Problem. - Mir würde es schon reichen, dass man Realität und Wahrnehmung (also u.a. Naturwissenschaft) als zwei autonome Größen betrachtet, die im besten Fall koinzidieren. Und dass man keine Schlussfolgerungen aus naturwissenschaftlichen Ergebnissen zieht, die erkenntnis-theoretisch schlicht und ergreifend nicht gezogen werden DÜRFEN.

Wenn es diesbezüglich Einvernehmen gäbe, wären wir ganz weit.
Du bist lustig! Du verbindest naturwissenschaftliches Wissen andauernd mit Realität. Wenn in den Naturwissenschaften etwas koinzidiert, dann Beobachtungen mit von Modellen abgeleiteten vorausgesagten Beobachtungen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Pluto
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#23 Re: Homöopathie II

Beitrag von Pluto » Do 20. Mär 2014, 23:52

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Worin besteht dieser "Gap"?
Dass die pharmazeutischen Tests zu einem definitiv anderen Ergebnis kommen als dieser oben genannte Praxis-Test.
Tja... das liegt wohl an der Qualität der objektiven Tests.
Demgegenüber steht bei HP nur die subjektive Gefühlswelt der Behandelten.

Und du zweifelst immer noch an den Testergebnissen? *kopfschüttel*

der Fehler besteht darin, dass aus dem Nachweis "Wirkstoff führt zu Wirkung" nicht automatisch geschlussfolgert werden DARF, dass "Nicht-Wirkstoff führt nicht zu Wirkung" (das ist ein erkenntnis-theoretischer Stockfehler an sich).
Nein. Der Stockfehler besteht bereits in der Annahme, dass ein wirkstofffreies Präparat eine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus
haben kann. Diese Annahme müsste man erst einmal beweisen.

Pluto hat geschrieben:Negativnachweise sind nicht möglich.
Behauptet doch keiner. - Es geht hier darum, dass etwas offen bleibt.
Ein "Gummibärchen" Argument.
Behauptungen wie "HP heilt" sind unglaubwürdig weil ihnen eine klare Rechtfertigung fehlt. Deshalb dürfen und werden sie auch ohne weiteren Kommentar verworfen.

Pluto hat geschrieben:Können sie diese denn nachweisen?
Weiß ich nicht. - Wenn sie sie NICHT nachweisen können, heißt dies lediglich, dass sie nicht positiv messbar bzw. noch nicht messbar sind.
Siehst du lieber closs ... Aus demselben Grund wirken auch Gummibärchen.

Pluto hat geschrieben:Welche Realität?
Das, was der Fall ist, ob wir es wahrnehmen oder nicht - es gibt nur diese Realität.
"Das was der Fall ist" ist genauso wenig beschreibbar wie die Realität (die es bekanntlich nicht gibt).

Pluto hat geschrieben: aber sie können die Wirkungsweise nicht beschreiben.
Wie es genau geht, wissen sie wahrscheinlich nicht. - Das ist übrigens in der Quanten-Physik ähnlich:
Das kann man nicht vergleichen. Die Vorhersagen der Quantenphysik wurden bis auf mehr als 15 Kommastellen bestätigt. Die HP hingegen hat nur Empfindungen zu bieten.
Die Ergebnisse sind hervorragend: Durchschnittliche Besserung nach 3 Monaten 50%,
25% nach 24 Monaten vollständig geheilt, Besserung hält auch nach 8 Jahren noch an.
Bitte verbreiten Sie doch diese Informationen.
Frag sie doch, was die Wirkung von Placebos unter gleichen Bedingungen war.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#24 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Fr 21. Mär 2014, 00:29

Anton B. hat geschrieben: Was Du wahrnimmst, ist unbestechliche, autonome Realität
Nicht einmal im Ansatz zutreffend. - Wie könnte ich dann ständig geradezu darum flehen, dass man doch bitte Realität und Wahrnehmung kategorial unterscheiden möge.

Anton B. hat geschrieben: Wenn in den Naturwissenschaften etwas koinzidiert, dann Beobachtungen mit von Modellen abgeleiteten vorausgesagten Beobachtungen.
Auch das wurde nie bestritten - im Gegenteil. - Im konkreten Fall:

Selbstverständlich bin ich vollständig überzeugt, dass die durchgeführten Tests im Sinne des Versuchs-Designs korrekte Ergebnisse erbracht haben. - Das ist wirklich nicht der Punkt. - Die Naturwissenschaft ist unbestritten diejenige Disziplin, deren positive Aussagen als Tatsachen verstanden werden dürfen (wenn wir in der Praxis irrelevante ontologische Fragen nach dem Verhältnis von Wahrnehmung und Realität weg lassen, die hier nichts zu suchen haben).

Kritische Punkte sehe ich allerdings hierin:
* Erstens: Ich habe Zweifel an den Versuchs-Designs.
* Zweitens: Die erkenntnis-theoretische Binse (ich dachte zumindest, es sei ein), dass eine positive Aussage zu x ("Nachweis von x = Realität") grundsätzlich NICHT zur Umkehr-Aussage berechtigt ("Nicht-Nachweis von x = Nicht-Realität"). - Ganz ehrlich - und das hat mit HP überhaupt nichts zu (wie im Grunde das meiste hier - das ist eine Statthalter-Diskussion): Das erschüttert mich schon.

Pluto hat geschrieben:Tja... das liegt wohl an der Qualität der objektiven Tests.
Im Sinne des Test-Designs sind die Tests sicherlich hoch-qualitativ - daran würde ich nicht zweifeln.

Pluto hat geschrieben:Und du zweifelst immer noch an den Testergebnissen?
Nein, überhaupt nicht - ich zweifle lediglich an deren Bezugs-Qualität zur Realität. - Das ist etwas ganz anderes.

Pluto hat geschrieben:Der Stockfehler besteht bereits in der Annahme, dass ein wirkstofffreies Präparat eine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus haben kann.
Wenn man a) energetische Präparate hat (also ohne materiellen Wirkstoff) und b) stellt fest, dass eine Wirkung davon ausgeht, berechtigt das zur Annahme, dass ein wirkstofffreies Präparat eine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus haben kann - unabhängig davon, ob die Wirkungsweise (bereits) komplett verstanden bzw. beschreibbar ist.

Pluto hat geschrieben:Behauptungen wie "HP heilt" sind unglaubwürdig weil ihnen eine klare Rechtfertigung fehlt.
Was wäre eine Rechtfertigung? - Der Nachweis der Wirkungsweise? - Was tut man mit Wirkung in der Praxis, solange der Nachweis der Wirkungsweise aussteht? - Die Wirkung verwerfen ("Sorry - Du bist nicht gesund. - Das geht leider nicht, bis wir genau nachweisen können warum" :devil: )?

Pluto hat geschrieben:"Das was der Fall ist" ist genauso wenig beschreibbar
Stimmt - da Beschreibung Wahrnehmung ist.

Pluto hat geschrieben:die Realität (die es bekanntlich nicht gibt).
Wer erzählt so einen Mist? - Das klingt fast so: "Da wir Realität nicht 100%ig beschreiben können, gibt es sie nicht". - Für mich ist das erkenntnis-theoretisches Mittelalter.

Pluto hat geschrieben: Die Vorhersagen der Quantenphysik wurden bis auf mehr als 15 Kommastellen bestätigt.
Aha - es geht also doch, dass man Realität anerkennt, selbst wenn sie nicht genau beschreibbar ist.

Pluto hat geschrieben: Die HP hingegen hat nur Empfindungen zu bieten.
Ja - weil Medizin sich auf Menschen bezieht. - Die merken halt, ob sie gesund oder krank sind. - Mach doch mal bei folgendem Gedanken-Experiment mit:

Es gibt 200 Patienten, die meinetwegen Pseudokrupp haben (diese Krankheit haben wir ja hier schon behandelt). - Die Hälfte davon wird HP, die andere Hälfte schulmedizinisch therapiert. - Nehmen wir nun (der Einfachheit halber) an, dass in beiden Gruppen nach 7 Tagen 80% geheilt sind.

Kann man diese Gesundungs-Quote in der einen Gruppe ganz anders interpretieren als in der anderen? - Da sei es das (meinetwegen) Antibiotikum x verantwortlich für die Gesundung - dort seien es ausschließlich Effekte. - Würde sich das jemand trauen, so zu argumentieren?

Pluto hat geschrieben:Frag sie doch, was die Wirkung von Placebos unter gleichen Bedingungen war.
Mich würde mehr interessieren, wie bei gleichen Diagnosen die Zahlen bei schulmedizinischer Behandlung wäre. - Das hätte Aussagewert.

Pluto
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#25 Re: Homöopathie II

Beitrag von Pluto » Fr 21. Mär 2014, 01:15

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Was Du wahrnimmst, ist unbestechliche, autonome Realität
Nicht einmal im Ansatz zutreffend. - Wie könnte ich dann ständig geradezu darum flehen, dass man doch bitte Realität und Wahrnehmung kategorial unterscheiden möge.
Eben aus dem Grund, weil du an der Realität festhältst.

Selbstverständlich bin ich vollständig überzeugt, dass die durchgeführten Tests im Sinne des Versuchs-Designs korrekte Ergebnisse erbracht haben. - Das ist wirklich nicht der Punkt.
Doch, das ist der Punkt. Denn etwas anderes als diese Ergebnisse gibt es (bisher) nicht.

Kritische Punkte sehe ich allerdings hierin:
* Erstens: Ich habe Zweifel an den Versuchs-Designs.
Kritik ohne Rechtfertigung ist müssig, erst recht wenn es an objektiven Argumenten fehlt.

Pluto hat geschrieben:Und du zweifelst immer noch an den Testergebnissen?
Nein, überhaupt nicht - ich zweifle lediglich an deren Bezugs-Qualität zur Realität. - Das ist etwas ganz anderes.
Mit welcher Begründung?

Wenn man a) energetische Präparate hat (also ohne materiellen Wirkstoff)
Wenn du die "Energie" weder beschreiben noch definieren kannst, ist das Argument nichtig.

dass ein wirkstofffreies Präparat eine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus haben kann - unabhängig davon, ob die Wirkungsweise (bereits) komplett verstanden bzw. beschreibbar ist.
Wir verstehen vieles nicht, aber wenn keine nachweisbare Wirkung besteht, was ist dann dein Argument?

Pluto hat geschrieben:Behauptungen wie "HP heilt" sind unglaubwürdig weil ihnen eine klare Rechtfertigung fehlt.
Was wäre eine Rechtfertigung? - Der Nachweis der Wirkungsweise? -
Der Nachweis einer Wirkung würde genügen. ;)
Die Wirkungsweise kann man später hinzufügen,

Pluto hat geschrieben: Die Vorhersagen der Quantenphysik wurden bis auf mehr als 15 Kommastellen bestätigt.
Aha - es geht also doch, dass man Realität anerkennt, selbst wenn sie nicht genau beschreibbar ist.
Nein. Theoretisch besteht noch ein Rest an Zweifel an der Genauigkeit der Messungen. Praktisch ist das als würde man die Entfernung Berlin - New York cm genau angeben.

Pluto hat geschrieben: Die HP hingegen hat nur Empfindungen zu bieten.
Ja - weil Medizin sich auf Menschen bezieht. - Die merken halt, ob sie gesund oder krank sind. - Mach doch mal bei folgendem Gedanken-Experiment mit:

Es gibt 200 Patienten, die meinetwegen Pseudokrupp haben (diese Krankheit haben wir ja hier schon behandelt). - Die Hälfte davon wird HP, die andere Hälfte schulmedizinisch therapiert. - Nehmen wir nun (der Einfachheit halber) an, dass in beiden Gruppen nach 7 Tagen 80% geheilt sind.
Das ein Test ohne Doppelblind versuch. Man müsste der Hälfte jeder Gruppe ein Placebo verabreichen, und dann den Heilungserfolg in allen vier Gruppen statistisch auswerten. Danach müsste man das mit mehreren Krankheiten wiederholen, und die Ergebnisse in einer Metastudie zusammenfassen. Das wäre dann Stand der Technik.

Aber genau das wurde gemacht, mit dem Ergebnis, dass ein HP-Mittel nicht mehr Wirkung aufweist als ein Placebo.
Pluto hat geschrieben:Frag sie doch, was die Wirkung von Placebos unter gleichen Bedingungen war.
Mich würde mehr interessieren, wie bei gleichen Diagnosen die Zahlen bei schulmedizinischer Behandlung wäre. - Das hätte Aussagewert.
Hatte ich das nicht bereits erwähnt?
Die Wirkung ist bei pharmazeutischen Präparaten nahezu 100%. Leider gibt es Nebenwirkungen, die das Heilungs-Ergebnis auf etwa 90% drücken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Fr 21. Mär 2014, 09:34

Pluto hat geschrieben: weil du an der Realität festhältst.
Ja - als eigenständige Größe, die NICHT in Abhängigkeit von Wahrnehmung ist. - Das, was wir als "Baum" erkennen, ist dasselbe, ob wir es erkennen oder nicht.

Pluto hat geschrieben:Denn etwas anderes als diese Ergebnisse gibt es (bisher) nicht.
Im Sinne der Tests gibt es nichts anderes (nehme ich zumindest an). - Aber es gibt das, was in der Praxis (also unabhängig von den Tests) abgeht.

Pluto hat geschrieben:Kritik ohne Rechtfertigung ist müssig
Davon hatten wir es aber schon oft - Stichwort Typisierung/Individualisierung. - Laut Sven gibt es eine Rheuma-Studie, bei der dies berücksichtigt sei - wie genau, habe ich immer noch nicht verstanden. - Aber es scheint nicht die Regel zu sein.

Pluto hat geschrieben:Mit welcher Begründung?
Stichwort Typisierung/Individualisierung. - Sowie die Kluft zwischen Test-Ergebnissen und Praxis, die man im Sinne der Tests nur dann schließen kann, wenn man Placebo-Effekten den Rang einer giga-mäßigen Wirkungs-Kraft auf breiter Front zugesteht. - Da sind wirklich noch nicht alle Fragen beantwortet.

Pluto hat geschrieben:Wenn du die "Energie" weder beschreiben noch definieren kannst, ist das Argument nichtig.
Im schlimmsten Fall JA - nur: Was haben solche System-Spielchen der Naturwissenschaft mit Realität zu tun?

Pluto hat geschrieben:aber wenn keine nachweisbare Wirkung besteht
Ich habe diese Falle schon verstanden: Es gilt als mindestens ungewöhnlich, dass etwas ohne Wirkstoff wirken sollte - dann greifen auch noch gängige Tests nicht - also verschiebt man die Praxis-Realität in das Reich der "Effekte".

Pluto hat geschrieben:Der Nachweis einer Wirkung würde genügen.
Laut HP gibt es diesen Nachweis. - Link: V. Carstens-Stiftung (und andere).

Pluto hat geschrieben:Theoretisch besteht noch ein Rest an Zweifel an der Genauigkeit der Messungen.
Wenn man also Messergebnisse hat, die genau genug sind, geht's - wenn sie ungenau sind, aber im Praxis-Alltag unübersehbar sind, dann nicht.

Pluto hat geschrieben:Aber genau das wurde gemacht, mit dem Ergebnis, dass ein HP-Mittel nicht mehr Wirkung aufweist als ein Placebo.
Solche Tests wird es geben - aber Du hast meine Frage nicht beantwortet:
closs hat geschrieben:Kann man diese Gesundungs-Quote in der einen Gruppe ganz anders interpretieren als in der anderen? - Da sei es das (meinetwegen) Antibiotikum x verantwortlich für die Gesundung - dort seien es ausschließlich Effekte. - Würde sich das jemand trauen, so zu argumentieren?

Pluto hat geschrieben:Die Wirkung ist bei pharmazeutischen Präparaten nahezu 100%. Leider gibt es Nebenwirkungen, die das Heilungs-Ergebnis auf etwa 90% drücken.
Das ist sicherlich richtig - allerdings muss man sich auch das genauer anschauen - nochmal das Pseudo-Krupp-Beispiel:

Als vor 20 Jahren die HP-Wallfahrt der Pseudokrupp-Mütter in unserem Umkreis stattfand, hatten die kleinen Patienten ja auch beim Kinderarzt etwas bekommen - und das hat auch gewirkt - insofern passt das zu Deinen 100%. - Nur:

Die Krankheit kam wieder nach 1 oder 2 Wochen - und dann gab's halt das selbe nochmal - und dann nochmal. - Es wäre jetzt typisch, dass eine Studie sagen würde: "Das Medikament hat 3 x 100%ig gewirkt".

Beim HP-Arzt war der Pseudo-Krupp nicht gleich weg, aber nach eins bis 2 Wochen war er NACHTHALTIG weg - kam also nicht mehr.

Jetzt stelle ich mir die Satire vor, dass es ein Studien-Design fertig bringen würde, folgenden Ergebnisse zu ermöglichen:

"Uns liegen 75 Fälle vor, bei denen nachgewiesen ist, dass das pharmazeutische Mittel x zu 100% nach 4 Tagen gewirkt hat. Bei HP waren es nur 38%, was wir dem Placebo-Effekt zuschreiben". - Verschwiegen würde werden, dass die 75 Fälle 2 Wochen später wiedergekommen seien (und nochmal an ihnen nachgewiesen wird, dass das Mittel 100%ig wirkt :devil: ) UND dass die HP-Patienten nach 14 Tagen ausgeheilt waren (also AUCH 100%) und seitdem keine Pseudo-Krupp-Probleme mehr hatten.

Im Sinne des Studien-Designs wäre - diametral zur praktischen Wirklichkeit - die Pharma-Gruppe die "erfolgreichere" Gruppe. - Dass sie auch die kränkere wäre, würde keine Sau interessieren, weil dies ja über die Fragestellung hinaus ginge. - Diese Problematik scheint mir charakteristisch zu sein in der Auseinandersetzung zwischen Schulmedizin und HP.

Anton B.
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#27 Re: Homöopathie II

Beitrag von Anton B. » Fr 21. Mär 2014, 11:21

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Was Du wahrnimmst, ist unbestechliche, autonome Realität
Nicht einmal im Ansatz zutreffend. - Wie könnte ich dann ständig geradezu darum flehen, dass man doch bitte Realität und Wahrnehmung kategorial unterscheiden möge.
Bei anderen ja. Bei Dir leider nicht.

closs hat geschrieben:Kritische Punkte sehe ich allerdings hierin:
* Erstens: Ich habe Zweifel an den Versuchs-Designs.
* Zweitens: Die erkenntnis-theoretische Binse (ich dachte zumindest, es sei ein), dass eine positive Aussage zu x ("Nachweis von x = Realität") grundsätzlich NICHT zur Umkehr-Aussage berechtigt ("Nicht-Nachweis von x = Nicht-Realität"). - Ganz ehrlich - und das hat mit HP überhaupt nichts zu (wie im Grunde das meiste hier - das ist eine Statthalter-Diskussion): Das erschüttert mich schon.
Um es nochmal zu sagen: Du bist der Typ mit dem ständigen Bezug auf Realität. Und das nicht nur mit der fruchtlosen Behauptung, es gäbe eine Realität, sondern auch mit der gewagten Aussage, die Realität sei so und so:
closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Da du diesen Zugang nicht hast, kannst du überhaupt keine Aussage dazu treffen
Doch - weil ich Zugang zur Realität habe.
Und wieder sind wir an einem Punkt, wo ich Dir ernsthaft die Auseinanderstzung mit einem grundlegenden Thema -- in diesem Fall der Erkenntnistheorie -- empfehlen muss. Zumal Du ja auch immer mal wieder darauf referenzierst. Deine Hausaufgabe ist: Was kann ich, der closs, wirklich wissen. Hntendran käme dann: "Wie bekomme ich mein Wissen mit dem anderer Menschen abgeglichen."

Gerhard Ernst (Einführung in die Erkenntnistheorie. -- WBG-Verlag) könnte Dich bezüglich des ersten Themas auf eine spannende Reise mitnehmen.
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#28 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Fr 21. Mär 2014, 11:57

Anton B. hat geschrieben:Bei anderen ja. Bei Dir leider nicht.
Doch doch - mir ist sehr bewusst, dass meine Wahrnehmung von Setzungen abhängt. Das gilt für jeden - auch für die Naturwissenschaft.

Anton B. hat geschrieben: Und das nicht nur mit der fruchtlosen Behauptung, es gäbe eine Realität
Interessante Aussage - demnach wäre im Umkehrschluss "Realität" das, was der Mensch zu erkennen in der Lage wäre. - Realität wäre also eine abhängige Größe von Wahrnehmung. - Wahnsinn.

Es sei denn, man würde einen kategorialen Unterschied zwischen "Realität" und "Sein" machen - geschieht das bei Dir?

Unabhängig davon - folgendes Problem bleibt damit unbeantwortet (und hat auch gar nichts damit zu tun):
closs hat geschrieben:dass eine positive Aussage zu x ("Nachweis von x = Realität") grundsätzlich NICHT zur Umkehr-Aussage berechtigt ("Nicht-Nachweis von x = Nicht-Realität").

Anton B. hat geschrieben: wo ich Dir ernsthaft die Auseinanderstzung mit einem grundlegenden Thema -- in diesem Fall der Erkenntnistheorie -- empfehlen muss
Das macht erst Sinn, wenn die Frage beantwortet ist, ob der Platonismus darin eine Rolle spielt. - Wenn dieser nämlich KEINE Rolle spielen sollte, ist jegliche Erkenntnis-Theorie eine "innerbetriebliche" Veranstaltung ohne ontologischen Bezug.

Ich habe immer mehr den Eindruck, dass das Sein (also das, was unabhängig von unserer Wahrnehmung der Fall ist) runtergebrochen wird auf das, was in unserer Erkenntnis der Fall ist. - Das allerdings wäre fatal.

Anton B.
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#29 Re: Homöopathie II

Beitrag von Anton B. » Fr 21. Mär 2014, 12:44

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Bei anderen ja. Bei Dir leider nicht.
Doch doch - mir ist sehr bewusst, dass meine Wahrnehmung von Setzungen abhängt. Das gilt für jeden - auch für die Naturwissenschaft.
Deine Setzungen kennen wir ja. Aber welches sind die der Naturwissenschaften?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Und das nicht nur mit der fruchtlosen Behauptung, es gäbe eine Realität
Interessante Aussage - demnach wäre im Umkehrschluss "Realität" das, was der Mensch zu erkennen in der Lage wäre. - Realität wäre also eine abhängige Größe von Wahrnehmung. - Wahnsinn.
Ja, wäre Wahnsinn. Nur ist Dein Umkehrschluss nicht das Inverse meiner Aussage. Der Umkehrschluss ist schlicht falsch.

closs hat geschrieben:Unabhängig davon - folgendes Problem bleibt damit unbeantwortet (und hat auch gar nichts damit zu tun):
closs hat geschrieben:dass eine positive Aussage zu x ("Nachweis von x = Realität") grundsätzlich NICHT zur Umkehr-Aussage berechtigt ("Nicht-Nachweis von x = Nicht-Realität").
Völlig falsches Verständnis des naturwissenschaftlichen Procederes: Abgesehen von dieser mittlerweile sehr ärgerlichen Realitätsklamotte weist die Naturwissenschaft auch nichts nach. Sie entwickelt Modelle, die durch das Eintreffen daraus abgeleiteter Beobachtungsvorhersagen sich "bewähren" oder im anderen Falle falsifiziert werden. Das wirklich absolut Positivistische an Naturwissenschaft ist die Liste fasifizierter Modelle/Hypothesen/Theorien, also pikanterweise die Erstellung einer Negativliste.

Wenn die klassische Homöopathie sich mit ihrem Simile-Prinzip eindeutig aufstellt und als falsifizierbares Modell angesehen werden kann, genügt sie den Anforderungen einer wissenschaftlichen Theorie. Wenn das von Hahnemann im Selbstversuch eingesetzte Chinin nicht reproduzierbar die festgestellten Symptome als Krankheitsbild bekämpfen kann (Falsifikationsexperiment!), ist diese wissenschaftliche Theorie falsifiziert und erweitert die Negativliste. Wenn durch "Aufbohren" der ursprünglichen Theorie eine neue Theorie generiert wird, die praktisch nicht die Möglichkeit der Falsifikation zulässt (closs'sche Typisierungstheorie?), dann ist es keine wissenschaftliche Theorie mehr.
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#30 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Fr 21. Mär 2014, 14:10

Anton B. hat geschrieben:Aber welches sind die der Naturwissenschaften?
Dass Wahrnehmung wesensmäßig verbunden ist mit der Realität des Wahrgenommenen (salopp gesagt: dass Wahrnehmungen kein "Kopfkino" sind). - Kein Mensch (auch nicht der Naturwissenschaftler) kann unterscheiden, ob die Sonne oder eine Messreihe real ist oder Kopfkino. - Man muss diese Wesens-Verknüpfung setzen.

Spirituell kann man gut begründen, warum diese Setzung sinnvoll ist (von pragmatischen Dingen ganz abgesehen).

Anton B. hat geschrieben: Der Umkehrschluss ist schlicht falsch.
Dann anders: Wenn Du in Frage stellst, dass es Realität gibt ("fruchtlose Behauptung"), ist die eigene Wahrnehmung der Maßstab für das, was man als Sein/Realität (was eigentlich? welches Wort benutzt man dann?) versteht. - Eigene Wahrnehmung als Maßstab - Anthropozentrismus.

Anton B. hat geschrieben: dann ist es keine wissenschaftliche Theorie mehr
Mag sein. - Wie geht man dann mit der wirksamen Existenz einer Sache um, die einer wissenschaftlichen Theorie nicht zugänglich wäre? - Ignorieren?

Anton B. hat geschrieben: Erstellung einer Negativliste
Kann man ja im Rahmen einer Methodik machen. - Wie Du inzwischen weißt, interessiert mich das nur bedingt - mich interessiert, was "ist" - unabhängig von dieser oder jener Methode.

Anton B. hat geschrieben:weist die Naturwissenschaft auch nichts nach. Sie entwickelt Modelle, die durch das Eintreffen daraus abgeleiteter Beobachtungsvorhersagen sich "bewähren"
Ja - das ist eine gute Aussage, die aber nicht typisch ist (gemessen an dem, was man hier öfter hört).

Was macht man mit Dingen, die sich wirksam im Alltag bewähren, aber keinem Modell genügen? - Als Phänomen ignorieren? - "Ihr wart zwar vorher krank und seid jetzt gesund. - Leider gibt es dafür kein wissenschaftliches Modell. - Das Gescheiteste ist, Ihr seid wieder krank, damit es keine methodischen Komplikationen gibt" :devil:

closs hat geschrieben:dass eine positive Aussage zu x ("Nachweis von x = Realität") grundsätzlich NICHT zur Umkehr-Aussage berechtigt ("Nicht-Nachweis von x = Nicht-Realität")
Sind wir uns darüber einig, dass dieser Satz zutrifft?

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