ThomasM hat geschrieben:Aber ich gebe zu, dass die Wahrscheinlichkeit, dass christliche Kirchen ein solches innovatives Konzept auch nur diskutieren, verschwindend gering ist.
In der Pastorale wird das nicht nur ständig diskutiert, sondern sogar ständig umgesetzt - das ist nicht das Problem. - Insofern ist das Problem nicht die praktische Problemlösungs-Ebene, sondern das Normative.
Die Kirchen (insbesondere die RKK) wollen (aus meiner Sicht zu Recht) verhindern, dass das Deskriptive mit dem Normaltiven verwechselt wird - will heißen: Die Tatsache, dass immer öfter etwas grundlegend falsch gemacht wird, darf nicht deshalb zur Norm werden.
Gehen wir doch einmal in den inhaltlichen Aspekt:
1)
Was ist eigentlich eine Ehe? Im christlichen Sinne wäre es als Ideal das Eins-Werden - nicht nur sexuell, sondern geistig und seelisch - in guten wie in schlechten Tagen. Wie will man das mit mehr als einer person hinkriegen? -Alternative: Ehe = Selbst-Verwirklichunge-Plattform. - Wenn das Ego überdehnt ist, lässt man es frei und verlässt den Weg zum Selbst (das ist natürlich eine Interpretation, kann aber Gedankenanstoß sein).
2)
Kinder. - Wie will man Kindern stabile seelische Strukturen für ihre Zukunft hinterlassen, wenn man nicht in der Lage ist, selbige vorzuleben?
3)
Männliche und weibliche Charismen. - Die heutigen Gender-Diskussionen scheinen diese unterschiedlichen Charismen zu leugnen. - Das Christentum hält an diesen Charismen fest und sieht darin die Grundlagen für Bindungs-Fähigkeit der nächsten Generation.
4)
Es gibt dann noch sehr gewichtige fundamental-theologische Gründe, die hier zu weit führen würden - und vor allem im Bewusstsein unserer Zeit in der Regel nicht mehr erkannt werden. - Aber das würde hier zu weit führen.
Unterm Strich sollte man also sehr deutlich zwischen organisatorischer Gesellschafts-Gestaltung ("Wie händeln wir das jetzt mit den verschiedenen Zusammenlebens-Modellen?") und geistigem/spirituellem/christlichem Menschen- und Familien-Bild unterscheiden.
Als Staatsbürger habe ich nichts dagegen, wenn Ehegattensplitting abgeschafft wird und jeder mit jedem eine eingetragene Lebensgemeinschaft mit Rechten und Pflichten eingehen kann - meinetwegen auch mit mehreren. - Warum sollten Thomas, Closs, Pluto und Münke nicht zu Viert eine eingetragene Lebensgemeinschaft haben dürfen? - Aus meiner Sicht: Nix dagegen.
Aus geistiger/spiritueller/christlicher Sicht habe ich sehr wohl etwas dagegen, wenn das Sakrament der Ehe nicht nur familien-willigen Hetero-Paaren, sondern auch überzeugten Hetero-DINKY-Paaren oder HS-Paaren erteilt wird. - Diesbezüglich wird nach meinem Verständnis die RKK in Zukunft sogar noch mehr anziehen, also strenger vorgehen.
Die Frage bleibt: Darf ein säkularer Staat ein christliches Weltbild in seinem Handeln überhaupt berücksichtigen? - Vom Grundgesetz her gesehen sicherlich ja - aber das kann man ja demokratisch ändern.
ThomasM hat geschrieben:Christen, die den Mut haben, die Freiheit in Gott wirklich anzunehmen, sind zu sehr in der Minderheit.
Das könnte ein Missverständnis sein. - Unter christlicher Freiheit wird man nicht ernsthaft meinen können, dass man christliches Menschenbild säkularen Menschenbildern opfert. - Das wäre ein eigenes, ziemlich umfassendes Thema.