M.N. hat geschrieben: ↑Mo 30. Nov 2020, 20:28
Wenn ich jeder Aussage von Menschen glaube schenken würde wäre ich Katholik, Protestant, Evangelikaler, Buddhist, Islamist, Moslem, Reinkarnation-Gläubiger usw. usw. alles in einer Person.
Für mein Empfinden ist genau dies das Kernproblem ... sowie gleichzeitig eine Lösung.
Menschen lieben es, in Systemen zu funktionieren. Wahrscheinlich deshalb, weil es überall auch "Feinde" gibt, denen man sich alleine nicht stellen kann. Indem man ein System bastelt oder sich einem bestehendem anschließt, wird man stärker und kann "Kämpfe" aller Art besiegen.
Nach meinem Empfinden hat der Gott der Bibel gegen dieses Streben nach Systemen gearbeitet. Er selbst wollte der Gott seines Volkes sein. Schon das erste der zehn Gebote zeigt diesen Anspruch ziemlich deutlich.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Gott nur Einzelkämpfer unter den Menschen haben will. Aber als Freie, ohne Bindung untereinander, sondern nur eine Bindung an Gott selbst, der mit denen, die das so befolgen, in alle anderen Systeme mit hinein wirken zu können.
Die ganzen Religionen und Konfessionen sind Systeme, die binden und natürlich auch ein Gefühl der Sicherheit vermitteln können. Es ist interessant, wenn man es mal wagt, aus diesen ganzen Bindungen auszusteigen, und dabei trotzdem an Gott festzuhalten. Für mich hat mein Glaube an (den einen) Gott auf diese Weise eine ganz besondere Bedeutung bekommen, und vieles (für mich aufbauendes) bewirkt. Das ist bei mir aber auch in mehreren Schritten passiert, und wahrscheinlich auch unvollkommen. Irgendwo bleiben immer Bindungen bestehen, wenn man nicht als Einsiedler leben will.
Klar, manchmal denke ich auch zurück an Zeiten, wo ich kindlich geglaubt habe, und mich in einer Schar von Gläubigen wohlgefühlt habe. Und manchmal denke ich auch, etwas wie Geborgenheit verloren zu haben. Aber der Friede, der in dieser Zeit entstanden ist, gleicht einem Bild, das mal ein Prediger so beschrieben hat:
Das Bild zeigt eine Landschaft von Felsen, abgebrochenen Bäumen, Unwetter, Blitze und Sturm, sowie an manchen Stellen gefährliche Raubtiere. Mittendrin in diesem Geschehen befindet sich ein Vogelnest mit jungen Vögeln, in der Nähe die Vogeleltern, einer auf Futtersuche und der andere direkt bei den Jungen.
Das ganze Bild steht unter dem Titel: "Frieden"
Diese Bildbeschreibung hat mich vor vielen Jahren mal sehr fasziniert. Sie zeigte mir eigentlich, wie das Leben wirklich ist, und wie man den Frieden besonders spüren kann. Nämlich nicht in der Abwesenheit von Krieg, sondern genau da, wo eben kein Frieden "auf den Bäumen wächst", sondern überall auch Unruhe und Feindschaft sichtbar ist. Frieden beeinflussen kann man nur in der eigenen kleinen Umgebung, in welcher man sich befindet. Für mich besonders dort, wo ich mich mit Gott verbunden fühle. Oft auch dort, wo ich gerade "gestolpert" bin, und unversehrt aufgestanden bin ... was ich Gott zuschreibe: er hat mich aufgefangen.