Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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Novas
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#1 Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Novas » So 12. Nov 2017, 10:19

Die Barmherzigkeit Gottes im Islam. von Dr. Ulrike Bechmann, kath. Theologin und Islamwissenschaftlerin

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Bismi llahi l-rahmani l-rahim - Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Allbarmherzigen. So beginnt der Koran, es ist der erste Vers der ersten Sure. Überschriftartig steht er am Anfang und nennt gleich doppelt die herausragende Eigenschaft des einen Gottes, den der Koran verkündet: seine Barmherzigkeit. Die basmala, wie kurz und bündig die ganze Sequenz genannt wird, steht als Anfangssatz im Koran. Dies wäre an sich schon eine herausragende Stelle; doch sie steht nicht nur vor der ersten Sure, sondern - außer vor Sure 9 - vor jeden einzelnen der 114 Suren. Wieder und wieder werden die Gläubigen an die Barmherzigkeit Gottes, seine weitaus am häufigsten genannte Eigenschaft, erinnert. Alle folgenden Korantexte liest man im Licht der Barmherzigkeit, die in die Verkündigung mit einfließt. Anhand dieser basmala erschließt sich die Bedeutung, die der Barmherzigkeit Gottes in der islamischen Theologie zukommt. Mit ihr lässt sich aber auch all das entfalten, was sich an Vorstellung und Bedeutung in dem mit Barmherzigkeit wiedergegebenen Begriff bündelt.

Die Bedeutung des Begriffes rahman - barmherzig

Um die Bedeutung des arabischen Wortes für Barmherzigkeit zu erfassen, ist ein kleiner Ausflug in die Sprache nötig. Wenn man sich die arabische Form der basmala ansieht, dann fällt die Ähnlichkeit der beiden Worte rahman und rahim auf. Die Buchstaben r, h und m kommen in beiden Wörtern vor, nur die Vokale (a und i) sind verschieden gesetzt. In den semitischen Sprachen, zu denen neben dem Arabischen auch das Hebräische gehört, werden Wörter aus meist drei Grundkonsonanten gebildet, wie hier r, h und m. Je nachdem, wie die Vokale dazwischen, davor oder danach gesetzt werden, unterscheidet sich die Bedeutung des Wortes etwas. In unserem Fall kommt das erste, l-rahman, nur als Substantiv als Name Gottes „der Barmherzige“ vor,rahim dagegen als substantiviertes Adjektiv, ebenfalls „der Barmherzige“. Um im Deutschen die Unterschiedlichkeit zum Ausdruck zu bringen, wird in der Übersetzung oft abgewechselt: „der Erbarmer, der Barmherzige“. In den deutschen Koranausgaben variiert diese Wiedergabe leicht.

Diese Wortwurzel r-h-m gibt es in allen semitischen Sprachen. In der Grundbedeutung verweist es im Hebräischen wie im Arabischen auf den Mutterleib, genauer den Mutterschoß. Dort wird das Mitleid und die Barmherzigkeit verortet. Damit wird sie nicht nur als Einstellung, sondern als körperliche Reaktion beschrieben, wie auch sonst Gefühle im Körper lokalisiert werden. Allerdings werden die Organe oft ganz anderen Gefühlen zugeordnet, als wir es gewohnt sind. So sitzen Gefühle im Unterleib, das Herz dagegen wird als Sitz des Verstehens angesehen. Barmherzigkeit bedeutet dann eigentlich: die Eingeweide drehen sich um, das Innerste wird zuoberst gekehrt und Erbarmen, Mitleid oder Barmherzigkeit gewinnen die Oberhand.

Die Barmherzigkeit Gottes im Koran

Die Rahma Gottes gehört nach isla­mischem Gottesverständnis zu der herausragenden Eigenschaft Gottes. In der Theologie wurde sie zum ersten Handlungsprinzip Gottes erhoben. Auf sie kann der Mensch zählen denn Gott hat sich zur Barmherzigkeit verpflichtet.

"Euer Herr hat sich zur Barmherzigkeit verpflichtet. Wenn (demnach) einer von euch in Unwissenheit Böses tut und dann später umkehrt und sich bessert (findet er Gnade). Gott ist barm­herzig und bereit zu vergeben" (Sure 6,54).

Gott ist der Barmherzige und der Erbarmer, weil er als Schöpfer der Welt allmächtig ist - und dadurch fähig, sich immer wieder als barmherzig zu erweisen. Gott als der gütige Schöpfer des Menschen und der Welt handelte dabei aus eigenem Entschluss und ohne Mitwirkung anderer We­sen. Die Ausschließlichkeit seiner Schöpfungstätigkeit begründet auch die alleinige Anbetungswürdigkeit. Dabei ist die Schöpferrolle Gottes sehr weit gefasst. Denn auch das Schreibrohr, die Schreibkunst und viele andere Kulturgüter werden als Gottes Schöpfung zugunsten der Menschen betrachtet. Er ist eben nicht nur der Schöpfer, sondern auch der gütige Versorger. Er schafft nicht nur einmal den Menschen, sondern er schafft den Menschen in jedem Stadium neu. Gott ist in einem hohen Maß fürsorglich den Menschen und den Lebewesen gegenüber.

Ohne diesen schenkenden Gott kann der Mensch sich auch nicht Gott unterwerfen, seine Gnade, seine Barmherzigkeit ist immer Vorgabe vor den Anstrengungen des Menschen, sie geht ihrer Hinwendung zu dem einzigen Gott voraus. Zwar gehören in der Theologie im Islam auch andere Eigenschaften zu Gott wie Zorn, Gerechtigkeit, Liebe, Treue oder Herrschaft. Doch in dieser Spannung teilweise gegensätzlicher Eigenschaften bleibt Gott barmherzig den Menschen gegenüber - und war es schon von Anfang an. Das Erbarmen kommt nicht nur den Gläubigen zu. Die ganze Schöpfung, die Natur, der Wechsel der Jahreszeiten, Wind, Regen und das erneute Aufblühen der Natur im Frühjahr sieht der Koran als Zeichen der Barmherzigkeit allen Menschen gegenüber.

„Und Er ist es, der die Winde als frohe Kunde seiner Barmherzigkeit vorausschickt. Und Wir lassen vom Himmel reines Wasser herabkommen, um damit eine abgestorbene Ortschaft zu beleben und um es vielen von dem, Was Wir erschaffen haben, Vieh und Menschen, zu trinken zu geben.“ (Sure 25,48f.)

Ohne Barmherzigkeit Gottes kann niemand gläubig sein. Denn aus Barmherzigkeit heraus hat sich Gott den Menschen offenbart und seine Botschaft von Anfang an durch seine Propheten gesandt. Weil die Menschen aber ihrer Bestimmung nicht immer nachkamen, hat Gott immer wieder Propheten erweckt, die die Menschen auf den richtigen Weg führen sollten. Adam zählt als der erste der Propheten. Die Tora, die Propheten, Jesus und Muhammad und schließlich der Koran selbst erweisen sich als barmherziges Handeln an den Menschen, denn nur durch sie ist der Mensch fähig, sich dem einzigen Gott zuzuwenden. Aus Barmherzigkeit hat er sich den Menschen immer und immer wieder zu erkennen gegeben. Ohne dieses gnädige Entgegenkommen Gottes wäre gar keine adäquate Antwort auf seine Offenbarung möglich.

Die Fatiha als Grundgebet des Islam

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.
Lob sei Gott
dem Herrn der Welten,
dem barmherzigen Erbarmer,
dem Herrscher des Gerichtstages.
Dir dienen wir, Dich rufen wir um Hilfe an:
Führe uns den geraden Weg,
den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast,
und nicht derer, die Gegenstand des Zorns sind
und in die Irre gehen. (Sure 1)

Die basmala leitet die erste Sure, die Fatiha, nach ihrer Platzierung am Anfang „die Eröffnende“ genannt, ein. Sie nimmt als Gebet eine herausragende Stellung in der islamischen Theologie und Frömmigkeit ein. Die Eröffnungssure formuliert zentrale Glaubensinhalte. Darin kommt der Zusammenhang von Gottes Macht und Barmherzigkeit und der Möglichkeit der menschlichen Antwort deutlich zum Ausdruck. Mit ihr beginnt jedes Pflichtgebet, das fünfmal am Tag gebetet werden soll. Sie wird bei vielen Anlässen als grundlegendes Gebet rezitiert. Ihre Bedeutung entspricht der, die das Vater Unser in der christlichen Tradition erlangt hat. Gott gebührt zunächst Lob als Schöpfer, Erbarmer und Herr über das Ende der Schöpfung. Er allein kann aufgrund seiner Barmherzigkeit die Rechtleitung gewähren, damit die Menschen seine Wege gehen können. Aus eigener Kraft ist dies gar nicht möglich. Und so prägt auch die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes die Erwartung des Gerichtes im Jenseits. Es gibt ein Gericht, aber die Barmherzigkeit gibt das Grundgefühl einer Geborgenheit im liebevollen Entgegenkommen des barmherzigen Gottes.

[...]

Die Barmherzigkeit des einen Gottes

Die Barmherzigkeit Gottes ist kein Freibrief für verwerfliches Handeln - das stellt die Rede vom Gericht klar. Die Barmherzigkeit gibt den Menschen erst die Chance, nach Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit und Solidarität sowie nach der Verehrung des einen Gottes zu streben. Das ist die dankbare Antwort von Menschen auf das Entgegenkommen Gottes - bei allen Fehlern, die Menschen begehen. Diese Einsicht in die Güte Gottes verbindet den Islam mit dem Judentum und dem Christentum. Die Bibel spricht immer wieder von Gottes Barmherzigkeit. In Hosea 11 kehrt sich gerade angesichts des Elends des sündigen Volkes das Innerste Gottes um und seine Barmherzigkeit siegt gegenüber aller Gerechtigkeit „denn Gott bin ich, nicht Mann“, so die wörtliche Übersetzung von Hos 11,9. „Der Herr ist gnädig und barmherzig“ betet der Psalmist in Ps 111,4 ganz ähnlich der basmala. Auch die Reaktion des barmherzigen Vaters im Lukasevangelium (Lk 15) auf den Anblick des verloren geglaubten Sohnes wird mit einem nur hier gebrauchten griechischen Wort geschildert, das auf den Ursprung der Barmherzigkeit zurückgreift: seine Eingeweide kehren sich um vor Mitleid! Sehr interessant ist, dass nicht barmherzig sein nur von Menschen, nie aber von Gott ausgesagt wird. Der Glaube an die Barmherzigkeit des einen Gottes verbindet also die drei monotheistischen Religionen in ihrem Kernbereich. Angesichts dieser Aussage kann es ruhig in Gottes Hände gelegt werden, die unterschiedlichen gläubigen Antworten anzunehmen.


~ Dr. Ulrike Bechmann ist katholische Theologin und Islamwissenschaftlerin aus Bayreuth.


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Pluto
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#2 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Pluto » So 12. Nov 2017, 10:28

Novalis hat geschrieben:Die Barmherzigkeit Gottes im Islam. von Dr. Ulrike Bechmann, kath. Theologin und Islamwissenschaftlerin
Diese Dame blendet gedanklich so Manche Passage des Korans aus. Das Gesülze von Barmherzigkeit steht in klarem Widerspruch zu dem was der Koran ist, nämlich eine Buch voller Grausamkeit und Gewalt.

Und das soll eine Islamwissenschaftlerin sein? Ich vermute, sie weiß nicht wovon sie spricht/schreibt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#3 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von AlTheKingBundy » So 12. Nov 2017, 12:29

So ist es. Streng genommen, wenn man sich zum Koran bekennen würde, wäre dies eine verfassungsfeindliche Schrift. Was die lieben Theologen zu einem unkenntlichen Harmoniebrei zusammenschwaeln, ist mir unklar. Vielleicht verkauft sich Mainstreamtheologie, die nichts mit den eigentlichen Aussagen einer Schrift zu tun hat, besser.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Novas
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#4 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Novas » So 12. Nov 2017, 16:54

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die Barmherzigkeit Gottes im Islam. von Dr. Ulrike Bechmann, kath. Theologin und Islamwissenschaftlerin
Diese Dame blendet gedanklich so Manche Passage des Korans aus. Das Gesülze von Barmherzigkeit steht in klarem Widerspruch zu dem was der Koran ist, nämlich eine Buch voller Grausamkeit und Gewalt.
.

Bist Du es, Mephistopheles? :)Ich bin der Geist, der stets verneint!”. Das ist eigentlich die wahre Bedeutung von Satanismus: das Schlechte suchen und sehen und blind sein für das Gute und Schöne. Das blendest Du nämlich aus. Wenn Dir ein Bruder die Hand reicht, solltest Du ihm nicht ins Gesicht schlagen. Ich bin mir sicher, dass Dr. Ulrike Bechmann den Islam sehr eingehend studiert hat und diese Religion wesentlich besser kennt, wie Du sie jemals kennen wirst. Wenn sie in ihrem Artikel nicht den Vorschlaghammer auspackt und auf den Glauben der Muslime eindrischt, dann weil dieser wohlwollende Tonfall die Basis für einen interreligiösen Dialog ist. Die Wortwahl hängt immer von der Intention des Autors ab: in diesem Falle wollte sie über die islamische Theologie der Barmherzigkeit aufklären und die gemeinsame verbindende Basis des Islam mit dem Judentum und Christentum heraus arbeiten. Wenn die Absicht eines Autors Religionskritik ist, dann wählt er selbstredend eine andere Wortwahl. Das mag für Dich schwer vorstellbar sein, aber man kann sich mit Religion auch auf eine positive und wohlwollende Weise auseinandersetzen, was aber nicht bedeutet, dass man irgendetwas ausblendet. Die Religion hat Licht- und Schattenseiten, weil der Mensch Licht- und Schattenseiten in sich trägt. Die Religionen und ihre heiligen Schriften sind ein Spiegel der menschlichen Seele in all ihren Facetten.

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#5 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Pluto » So 12. Nov 2017, 18:29

Novalis hat geschrieben:Bist Du es, Mephistopheles? :)Ich bin der Geist, der stets verneint!”.
Was ist los? Darf ich dir nicht die Wahrheit sagen?

Novalis hat geschrieben:Das ist eigentlich die wahre Bedeutung von Satanismus: das Schlechte suchen und sehen und blind sein für das Gute und Schöne. Das blendest Du nämlich aus.
Keineswegs, ich versuche nur der Wahrheitstfindung zu verhelfen.
Gut ist wenn sich alle Menschen wohl finden. Schlecht ist wenn alle Menschen sich unwohl fühlen.

Novalis hat geschrieben:Ich bin mir sicher, dass Dr. Ulrike Bechmann den Islam sehr eingehend studiert hat und diese Religion wesentlich besser kennt, wie Du sie jemals kennen wirst.
Dann hat sie bei hrem Studium die psychlogischen Bedürfnisse der Menschen nicht verstanden.

Organisationen wie der IS oder die Taliban behaupten, sie würden nach dem Koran leben. Sie berauben den Menschen des Gefühls des Wohlbefindens.
Gerade eine Frau wie Frau Bechmann, die sich Islamtheologin und Versteherin des Islam nennt, sollte wissen dass unter der IS oder der Taliban, die Hälfte der Menschen (die Frauen) unterdrückt werden.
Warum dürfen diese Frauen nicht zur Schule gehen?
Will der Mann sie bewusst dumm halten? Für mich eine patriarchalische, verschrobene Haltung.

Warum müssen sie ein Ganzkörperzelt tragen?
Bild
[Quelle: Verfassungsrechtler streiten um das Burka-Verbot]

Schlimmer noch: Es wird behauptet Männer würden sich sexuell aufgeilen, wenn sie das Gesicht einer Frau sehen. Man macht dadurch die Frau für die Geilheit der Männer verantwortlich. Was ist das denn für eine verkehrte Welt?

Warum wird die Praxis der genitalen Verstümmelung (vor allem von Mädchen) im Islam immer noch toleriert?

Sind das Beispiele für Nächstenliebe und Barmherzigkeit?
Ich wundere mich mehr als ein wenig, dass Frau Bechmann diesen Scheiß auch noch unter dem Titel der Barmherzigkeit durchgehen lässt.

Novalis hat geschrieben:Wenn sie in ihrem Artikel nicht den Vorschlaghammer auspackt und auf den Glauben der Muslime eindrischt, dann weil dieser wohlwollende Tonfall die Basis für einen interreligiösen Dialog ist. Die Wortwahl hängt immer von der Intention des Autors ab: in diesem Falle wollte sie über die islamische Theologie der Barmherzigkeit aufklären und die gemeinsame verbindende Basis des Islam mit dem Judentum und Christentum heraus arbeiten.
Ich vermute eher die Dame hat keine Ahnung von der Praxis des Alltags in einem islamischen Land, hat ihr Kokon der Universität nie verlassen, sonst würde sie nicht so viel dummes Zeug reden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Detlef
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#6 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Detlef » So 12. Nov 2017, 22:37

Ein Streigespräch zwischen dieser Dame und Hamed Abdel-Samad wäre bestimmt höchst interessant...
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

Novas
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#7 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Novas » So 12. Nov 2017, 22:45

Detlef hat geschrieben:Ein Streigespräch zwischen dieser Dame und Hamed Abdel-Samad wäre bestimmt höchst interessant...

Nunja, Hamed ist ein sehr intelligenter Atheist, aber es gibt ebenso sehr intelligente religiöse Menschen. Ebenso gibt es dumme Atheisten und dumme religiöse Menschen. Fällt Dir was auf? ;) Die Ebene auf der heute Religionskritik betrieben wird, lässt sehr häufig zu wünschen übrig. Religion und religiöse Menschen werden von den New Atheists auf eine Weise für dumm verkauft, wie es einfach nicht der Realität entspricht. Wenn Aufklärung das Ziel ist, dann sollte man schon differenzieren. Die Religion kann auf eine menschenfreundliche und menschenfeindliche Art ausgelegt werden. Sie pauschal abzulehnen und damit das Kind mit dem Bade auszuschütten, ist ziemlich absurd.

Novas
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#8 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Novas » So 12. Nov 2017, 23:02

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Bist Du es, Mephistopheles? :)Ich bin der Geist, der stets verneint!”.
Was ist los? Darf ich dir nicht die Wahrheit sagen?

Wenn Du von der “Wahrheit” sprichst, dann sprichst Du tatsächlich von einer Teilwahrheit, die Du für richtig erachtest, aber es ist nur eine Teilwahrheit. Deine persönliche Teilwahrheit. Wirkliche Aufklärung gibt es nur, wenn man die vielen Teilwahrheiten in einem größeren Zusammenhang sieht. Das gelingt aber nur, wenn Menschen über ihren egoistischen Tellerrand hinaus wachsen. Darum geht es in allen wahren spirituellen Lehren, wenn man sie genauer betrachtet. Im Islam wird vom Dschihadu-n-Nafs (dem Kampf gegen das Ego) gesprochen.

Organisationen wie der IS oder die Taliban behaupten, sie würden nach dem Koran leben.

Ja und? Es gibt ein schönes Sprichwort von den Sufis (den islamischen Mystikern) es lautet: Ein Esel mit einem Haufen heiliger Bücher ist immer noch ein Esel. Die Religion wird nicht verkehrt, nur weil sie von einzelnen Dummköpfen oder schlechten Menschen missbraucht wird. Ziel jedes spirituellen Lebens ist die Erleuchtung des Menschen. Dennoch gibt es immer die Gefahr, dass sie von unerleuchteten Menschen missbraucht wird. Die Religion ist so wie die Liebe und die Freundschaft immer ein Wagnis: es gibt immer die Gefahr, dass sie missbraucht oder enttäuscht wird. Doch niemand fordert deshalb die Abschaffung der Liebe und der Freundschaft; und das ist ein durchaus passender Vergleich, denn bei der Liebe, der Freundschaft und der Religion geht es um BEZIEHUNG.

Das Wort Religion kommt von lateinisch re-ligio = Wiederverbindung. Der Mensch ist ein Beziehungswesen und darum entspricht die Religion seiner Natur.

Gerade eine Frau wie Frau Bechmann, die sich Islamtheologin und Versteherin des Islam nennt, sollte wissen dass unter der IS oder der Taliban, die Hälfte der Menschen (die Frauen) unterdrückt werden. Warum dürfen diese Frauen nicht zur Schule gehen? Will der Mann sie bewusst dumm halten? Für mich eine patriarchalische, verschrobene Haltung

Als gebildeter und vernunftbegabter Mensch solltest Du zwischen der Religion als Denksystem, als Lebensform und Glaubenswirklichkeit und politischen Systemen unterscheiden können. Historisch betrachtet neigen autoritäre Gesellschaftssysteme zur Repression. Wenn ein solches System islamisch angemalt ist, dann bedeutet das nicht, dass die Religion damit identisch ist. Islām bedeutet übersetzt einfach Gottergebenheit und eine gottergebene Lebensweise ist an kein bestimmtes politisches System gebunden. Es gibt islamische Theologie wie YaÅŸar Nuri Öztürk, der Sätze sagt wie: Der Koran fordert Demokratie. Wer islamische Despotien verteidigt, fälscht Gottes Wort es ist ein koranisches Prinzip übrigens, dass „Die Religion für den Menschen geschaffen“ (weil sie für ihn hilfreich und wohltuend ist, sie ist ein Licht auf seinem Weg, wie es der Psalmist sagt: “Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege”) und genau das wird von religiös angemalten Fanatikern ins groteske Gegenteil verkehrt: „Der Mensch ist für die Religion geschaffen

Dabei stimmt es: Betrachten wir heute die islamischen Gesellschaften unter dem Aspekt „Demokratie“ oder „Menschenrechte“, bietet sich kein sehr positives Bild. Besonders dem Nahen Osten, der Kernregion des Islams, kann in Fragen der Menschenrechte kein gutes Zeugnis ausgestellt werden. In diesen Ländern wird der Wert des Menschen verschleudert. Seine Vortrefflichkeit, seine Ehre, Freiheit und seine Rechte kommen nur noch in Gedichten, nur noch in der schöngeistigen und mystischen Literatur vor.

[...]

Der wahre Islam spricht niemandem das Recht zu, ein Beauftragter, Stellvertreter oder Repräsentant Gottes zu sein. Einzig den Propheten steht es zu, im Namen Gottes zu sprechen und zu führen. Das Recht zur Führung eines Volkes kann nicht von Gott oder per Geburt erlangt werden, sondern nur vom Volk und durch Wahlen. Dies bezeichnet der Koran als bajat. Das mittels bajat erlangte Recht zur Führung eines Volkes wird mit dem schura genannten System der Beratung und Kontrolle vollzogen. Dieses System stellt sicher, dass die Führenden die Geführten und umgekehrt die Geführten die Führenden kontrollieren. Auf der Grundlage der schura kann das Volk, das über die Regierenden wacht, ihnen auch das Recht zur Herrschaft entziehen, falls es dies für notwendig erachtet.

Die koranische Entsprechung für das demokratische Verfahren ist also die schura. Weil sie im Koran erwähnt wird, konnte sie nicht völlig unterschlagen werden. Aber ihre Bedeutung wurde verzerrt wiedergegeben und so ausgeformt, dass sie dem traditionellen Islam ins Konzept passte. Von den Despoten im Nahen Osten wurde die schura darauf reduziert, dass der König oder der Sultan sich einige Ratgeber zulegen solle.

~ YaÅŸar Nuri Öztürk

Nach dem Koran sollen sich die Regierenden und Herrschenden auf die Prinzipien der schura (das System der Beratung und Kontrolle) und bajat (den Gesellschaftsvertrag) stützen. Das im Grunde bereits ein Ansatzpunkt, um aus islamischer Sicht für die Demokratie zu argumentieren und das sind koranische Prinzipien. Der 1988 gestorbene islamische Gelehrte Fazlur Rahman sagt hierzu:

„Schura, wie sie der Koran aufträgt, bedeutet nicht, dass jemand sich gelegentlich den Rat anderer einholt. Vielmehr bedeutet es wechselseitige Konsultation von Gleichberechtigten. Wer diese Konsultationen verweigert oder sie verzögert, weil sie angeblich nicht passen, ist ein Diktator, der im Widerspruch zum Islam steht.“

Ein weiterer großer islamischer Denker des 20. Jahrhunderts ist Mohammed Iqbal (1877 bis 1938). Er hat mal gesagt, dass den Rechtsgelehrten die Berechtigung Normen und Gesetze aufzustellen entzogen werden und stattdessen auf das Parlament übertragen werden sollten. Beispielsweise gibt es das Prinzip der icma, des Konsenses innerhalb der islamischen Gemeinschaft. Das könnte ebenso im Sinne einer parlamentarischen Demokratie realisiert werden.

Hemul
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#9 Re: Die Barmherzigkeit Gottes im Islam

Beitrag von Hemul » Mo 13. Nov 2017, 14:07

Novalis hat geschrieben: Das Wort Religion kommt von lateinisch re-ligio = Wiederverbindung.

Wenn, dann bitte aber Vollständig zitieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Religion
Religion
[1] ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen, deren Grundlage der jeweilige Glaube an bestimmte transzendente (überirdische, übernatürliche, übersinnliche) Kräfte[2] ist

Auf den Punkt gebracht, Religion ist eine Form der Anbetung. Um auf die Religion oder Weltanschauung des Islam um die es hier ja im Thread geht zu kommen. Auch bei dieser Religion oder Form der Anbetung ging es genau wie bei der Gründung der Christenheit drei Jahrhundert vorher, nur um Macht die mit Gewalt also dem Schwert erzwungen werden musste. Von Anfang an, sprich seit dem 7. Jahrhundert bis auf den heutigen Tag bekämpfen sich Schiiten und Sunniten im Namen Allahs des Barmherzigen deshalb bis aufs Blut:
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... assen.html
Warum Sunniten und Schiiten sich so hassen
Die muslimische Gemeinschaft spaltete sich im Streit über die Nachfolge des Propheten Mohammed im siebten Jahrhundert.

Immer schön bei der ganzen Wahrheit bleiben.
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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