Dualismus

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#1 Dualismus

Beitrag von Pluto » Fr 27. Okt 2017, 10:55

Wenn ich von "Dualismus" spreche, so meine ich üblicherweise den cartesischen Dualismus von Körper und Seele. Hier möchte ich aber eine ganz andere Art des Dualismus ansprechen: dem Religiösen Dualismus, oder wie closs es nennen würde, die Dialektik es Glaubens.

Der Monotheismus des Christentums prägt unsere Geselschaft, wie kaum ein anderer Glaube.
Doch stimmt das auch?

Glauben nicht die meisten Christen an zwei Götter?
Einerseits glauben sie an den gütigen Gott, verkörpert durch Jesus. Andererseits an das Böse, verkörpert durch Satan, dem Teufel, der Herrscher über alles Irdische?
Ist dies nicht eine Form des dualistischen (dialektischen) Glaubens?
Meine ketzerische Frage ist folgende:
Glauben Christen doch nicht an den Monotheismus der Dreiheiligkeit, sondern in Wahrheit an den Dualismus von Gut und Böse?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Lena
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#2 Re: Dualismus

Beitrag von Lena » Fr 27. Okt 2017, 13:45

Betrachte ich-Uno mich-Duo = Widersprüchliche Gefühle, Gedanken und Taten. So bin ich der Beweis für den Dualismus oder etwa nicht *Fragezeichen/Ausrufezeichen*. ;)
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#3 Re: Dualismus

Beitrag von Pluto » Fr 27. Okt 2017, 13:52

Lena hat geschrieben:Betrachte ich-Uno mich-Duo = Widersprüchliche Gefühle, Gedanken und Taten. So bin ich der Beweis für den Dualismus oder etwa nicht *Fragezeichen/Ausrufezeichen*. ;)
Wenn du an den Teufel als Inbegriff des Bösen glaubst, dann bist du in der Tat ein Dualist. :)


Der Glaube an den Teufel ist meines Erachtens ein ganz gute Lösung der Theodizee-Frage.
Besser ist nur der Glaube an einen bösen, missgünstigen Gott, in einer Welt wo der gute Mensch gegen die Übermacht des Bösen kämpft, und am Ende besiegt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Lena
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#4 Re: Dualismus

Beitrag von Lena » Fr 27. Okt 2017, 15:48

Ich brauche keinen Glauben an den Teufel. Es genügt mir mich selber zu betrachten um einen Dualismus zu erkennen. Ob beim Bösen der Teufel dahintersteckt und beim Guten Gott kann man glauben oder nicht glauben. Der Mensch allein gibt genug Anschauungsunterricht für weiss und schwarz.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#5 Re: Dualismus

Beitrag von Pluto » Fr 27. Okt 2017, 17:59

Lena hat geschrieben:Ich brauche keinen Glauben an den Teufel. Es genügt mir mich selber zu betrachten um einen Dualismus zu erkennen. Ob beim Bösen der Teufel dahintersteckt und beim Guten Gott kann man glauben oder nicht glauben. Der Mensch allein gibt genug Anschauungsunterricht für weiss und schwarz.
Woher kommt dann das Leid dass Menschen dauernd ausgesetzt sind?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Dualismus

Beitrag von Lena » Fr 27. Okt 2017, 19:59

Pluto hat geschrieben: Woher kommt dann das Leid dass Menschen dauernd ausgesetzt sind?

Erbreich wo bist Du?

Wie ich Dich verstanden habe steckt in der Frage bereits die Antwort....
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#7 Re: Dualismus

Beitrag von closs » Fr 27. Okt 2017, 20:18

Pluto hat geschrieben:Der Glaube an den Teufel ist meines Erachtens ein ganz gute Lösung der Theodizee-Frage.
Richtig - wobei man vorsichtshalber sagen sollte: "Der Glaube an die Existenz des Teufels". - Man glaubt ja nicht an den Teufel ("Ich bete Dich an"), sondern man kommt nicht um ihn rum.

Pluto hat geschrieben:Glauben Christen doch nicht an den Monotheismus der Dreiheiligkeit, sondern in Wahrheit an den Dualismus von Gut und Böse?
Vom Grundgedanken her richtig - das ist der Grundgedanke der Genesis - zu Erinnerung:

Der Mensch ("Adam") ist in Gott und hat nur diese Orientierung (man kann zu Gott auch "Alles in Einem" sagen) - die (gewollte) Entdeckung des eigenständigen Bewusstseins ("Sündenfall") stellt dieser einen Orientierung eine andere gegenüber. - "Der Teufel" steht letztlich für die Maßstäblichkeit des Ego über Gott. - "Richtig" wäre, dass der Mensch über sein Ich-Bewusstsein die Maßstäblichkeit Gottes erkennt - wobei wir bei Hiob wären.

Das klingt alles ganz einfach, aber eigentlich ist es das. - Seit der Schaffung des menschlichen Ich-Bewusstseins gibt es den Kampf zwischen Gott- und Ich-Kräfte im Menschen - dieser Kampf ist vom Menschen her nicht entscheidbar, weil er nie in der Lage ist, ganz von Gott wegzukommen oder ganz vom Ich wegzukommen.

Weil dies so ist, kann "Erlösung" davon nur von Gott kommen - weshalb Jesus keinen Sinn macht, wenn er nicht "wahrer Mensch und wahrer Gott" ist. - Insofern: Ja - es gibt diesen Dualismus/diese Dialektik von "gut" und "böse", an deren Existenz Christen glauben.

Pluto hat geschrieben:Woher kommt dann das Leid dass Menschen dauernd ausgesetzt sind?
Leid ist der Indikator für die Spannung zwischen "gut" und "böse" - das gilt auch für Leid durch Natur-Katastrophen, weil die naturalistische Welt eine dualistische/dialektische Welt ist, auf der "der Fürst" (damit meint Jesus den Satan) das Sagen hat.

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#8 Re: Dualismus

Beitrag von SamuelB » Fr 27. Okt 2017, 20:52

Pluto hat geschrieben:Woher kommt dann das Leid dass Menschen dauernd ausgesetzt sind?
Das liegt in der menschlichen Natur begründet. Leider oft hausgemacht. Gib mal bitte ein Bsp..

Deine eingangs gestellte Frage beantworte ich mit Ja. Bei Christen ist das so. Alles Schlechte wird dem Satan zugeschrieben, alles Gute dagegen Gott. Dabei ist es unbiblisch.
Und unrealistisch sowieso. Es hat nirgends jmd ausschließlich negative oder positive Charakterzüge.

Wenn man auf göttlich verursachtes Leid hinweist, bekommt man zu hören, dass all das bloß zu einem größeren Plan gehöre, den wir nicht verstünden, und sich am Ende noch alles wende. Bin gespannt.

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#9 Re: Dualismus

Beitrag von Pluto » Sa 28. Okt 2017, 00:13

SamuelB hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Woher kommt dann das Leid dass Menschen dauernd ausgesetzt sind?
Das liegt in der menschlichen Natur begründet. Leider oft hausgemacht. Gib mal bitte ein Bsp.
Och, davon gibt es sehr viele.
Z.B. Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis....

SamuelB hat geschrieben:Dabei ist es unbiblisch.
Und unrealistisch sowieso. Es hat nirgends jmd ausschließlich negative oder positive Charakterzüge.
Das interessiert doch den Gläubigen nicht.

SamuelB hat geschrieben:Wenn man auf göttlich verursachtes Leid hinweist, bekommt man zu hören, dass all das bloß zu einem größeren Plan gehöre, den wir nicht verstünden, und sich am Ende noch alles wende. Bin gespannt.
Genau.
Warum geht keiner von einem missgünstigen Schöpfer aus? Damit wäre das Problem der Theodizee gelöst.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Dualismus

Beitrag von SamuelB » Sa 28. Okt 2017, 08:43

Pluto hat geschrieben:Och, davon gibt es sehr viele.
Z.B. Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis....
*lol* :clap: Ok.^^
(Die Natur wehrt sich? )
Aber gut. Sofern das tatsächlich Gott anzulasten ist - wie die Sintflut - dann kann man sagen, dass er hier uns Menschen und den Tieren zum Satan wurde. Da er vorsätzlich den Tod verursacht hat, ist er auch ein Mörder.

Pluto hat geschrieben:Warum geht keiner von einem missgünstigen Schöpfer aus? Damit wäre das Problem der Theodizee gelöst.
Zu hohe Ansprüche. Man will den besten Gott. Der muss alles können und durch und durch gut sein. Sonst ist er der Anbetung nicht würdig. Finde ich frech. An keinen Menschen stellt man diese Forderung.
Wir sind aber laut Bibel nach deren (Plural!) Bild geschaffen. Somit liegt es doch nahe, dass er ist wie wir.
Gut und Böse ist ohnehin Ansichtssache.

Außerdem lässt sich mit einem guten Gott besser neue Anhänger gewinnen. Wie willst du sonst die Werbung aufziehen? Die Gläubigen versprechen einem das Schlaraffenland: Einzug ins Paradies, keine Trauer, keine Schmerzen, Gott wird mitten sein, das Böse wird bestraft (wodurch letztlich niedere Rachegelüste gestillt werden) usw.. Gerade die Unzufriedenen rennen hinterher.

Müsste man gleich sagen, dass Gott auch für Naturkatastrophen verantwortlich ist, überlegen es sich die Leute, ob sie den anbeten.

Gleichzeitig Allmacht und reine Güte beanspruchen, läuft aber nicht. Auch nicht mit Anwesenheit eines Engels, dem alles Schlechte angelastet wird. Wieso duldet ein allmächtiger Gott ihn dann? Bitte nicht beantworten, das ist eine rhetorische Frage.
Das dient also zu Werbezwecken und ich tippe mal, dass das der springende Punkt ist... :silent:

Früher stimmte man die Götter milde durch Opfergaben. In unseren Breiten hängte man bspw. Bänder an die Bäume, warf Münzen in einen Teich oder brachte Kuchen. Da war es anscheinend nicht überraschend, dass die Angebeteten auch mal ausrasten.

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