Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Mimi
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#91 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Mimi » Mo 20. Feb 2017, 09:04

Hallo,
Rembremerding hat geschrieben:Es gibt zwar keine AV (bitte hier nicht zum Thema machen)
Dies hier zum Thema zu machen, ist überhaupt nicht meine Absicht.
Der Erwähnung bedurfte es, um meine persönliche Einstellung und in Folge
die Ähnlichkeit zu den Worten erbreich’s darzustellen.
Scheinbar wird schon der (pöse :silent: ) Gedanke daran geahndet…..
Da lasse ich mich von keinem Menschen „zensieren“.
Wenn ich es für nötig halte, AV hier im Rahmen eines Beitrags zu erwähnen,
dann ist dies lediglich zur Erläuterung meiner Gedanken.
Sonst kommt nämlich was ganz anderes dabei heraus.
Derselben Meinung zu sein bedarf es ja nicht.
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"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

closs
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#92 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von closs » Mo 20. Feb 2017, 10:06

Mimi hat geschrieben: Meintest Du "kompliziert hoch neun???
Ich meinte "9k9o9m9p9l9i9z9i9e9r9r9t9" - kam das nicht rüber? :lol:

Novas
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#93 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Mo 20. Feb 2017, 14:57

erbreich hat geschrieben:Hallo Novalis

In einer Stunde gehe ich zur Arbeit und komme erst morgen Abend wieder nach Hause. Ich will hier aber noch kurz eine Zusammenstellung deiner letzten Aussagen machen, die ich als hilfreich und zielführend für die globale multikulturelle und multireligiöse menschliche Gemeinschaft erachte:

Novalis hat geschrieben:Dabei erkannte ich in einer inneren Schau, dass das meiste von dem, was Religion genannt wird, mir nicht helfen kann, ja, lediglich nichtiges Gerede ist, welches nur an der Oberfläche bleibt. Das Gleiche gilt jedoch für einseitig rationalistische Weltbilder.

Menschen mit einem Lebenslauf, die mit verschiedenen spirituellen Traditionen in Berührung gekommen sind, gibt es immer öfter, weil wir als menschliche Wesen nun mal in verschiedenen Bezügen leben, die dann wieder sinnstiftend aufeinander bezogen werden können, um so den Erfahrungshorizont zu erweitern.

Ich versuche zu verstehen.

Die Frage ist vollkommen berechtigt: warum suchen die Menschen woanders nach Antworten auf ihre Sinnfragen?

Die Beschäftigung mit anderen Religionen kann sogar dazu dienen, dass man sich der eigenen Tradition bewusster ist und sie tiefer versteht und noch mehr zu schätzen weiß.

Wenn jemand ein ernsthafter Buddhist ist, dann geht er seinen spirituellen Weg aus einem tieferen inneren Empfinden dafür, dass es für ihn der richtige Weg ist, so wie Christen oder Muslime.

Miteinander den Weg gehen bedeutet nicht, dass man im Gleichschritt gehen muss. Wie soll sich Wahrheit zeigen, wenn die Sichtweisen nie aufeinanderprallen?

Religion vermittelt einen spirituellen Weg, der im Wesentlichen darin besteht, positive Geisteszustände zu kultivieren und alle leidvollen Seinszustände zu überwinden, sodass wir ungehindert Anteil haben an der Fülle des Lebens. Dieser "entscheidende Kampf in der Tiefe des menschlichen Geistes" ist letztlich Meditation.

Ich würde also nicht nur sagen, dass Christen etwas vom Buddhismus lernen können, sondern auch Buddhisten etwas vom Christentum.

Jeder Mensch hat ein Weltbild, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Es ist so ein Unsinn, das eigene Weltbild zu einer dogmatischen, absoluten Wahrheit für alle zu erheben und ein ebensolches Unding ist es, zu meinen, man lebe ohne ein Weltbild. Also ist es in jedem Fall sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die menschliche Gemeinschaft wesentlich, dass wir uns unseres Weltbildes bewusst sind und es für uns selber als hilfreich erleben können, als auch den anderen Menschen zuzugestehen, dass ihr Weltbild ihnen für ihre Lebensführung dienlich ist (siehe meine Signatur).

Gruss, erbreich

Das sehe ich ähnlich. Es ist Zeit, dass sich Christen der Realität des 21. Jahrhunderts stellen: wir leben in einem "globale village" zusammen mit anderen Kulturen und Religionen. Diese Pluralität scheint Gott gewollt zu sein. Christen dürfen Christus als den Weg, die Wahrheit und das Leben verkündigen, aber nicht rücksichtslos und erbarmungslos. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich etwas von Buddhisten und Muslimen lernen durfte, darum verteidige ich sie.
Die simple Tatsache, dass es verschiedene Weltreligionen gibt, zeigt lediglich, dass Menschen eine gemeinsame Intuition für das Göttliche und Heilige miteinander teilen. Ich habe zu viel Respekt vor dieser in der menschlichen Seele wirkenden Intuition, als dass ich mich arrogant und eitel darüber erheben würde.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 20. Feb 2017, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.

Rembremerding
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#94 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Rembremerding » Mo 20. Feb 2017, 15:09

Mimi hat geschrieben:Hallo,
Rembremerding hat geschrieben:Es gibt zwar keine AV (bitte hier nicht zum Thema machen)
Dies hier zum Thema zu machen, ist überhaupt nicht meine Absicht.
Der Erwähnung bedurfte es, um meine persönliche Einstellung und in Folge
die Ähnlichkeit zu den Worten erbreich’s darzustellen.
Scheinbar wird schon der (pöse :silent: ) Gedanke daran geahndet…..

LG
Nein, wird nicht geahndet. Ich habe meine Einstellung wie Du ja auch nur erwähnt, damit das nachfolgende von mir in einem rechten Licht gerückt ist.
Ich wollte damit nur kein OT eröffnen. Es gibt ja einen AV-Thread.

Servus :wave:
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Novas
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#95 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Mo 20. Feb 2017, 15:17

Ich gehe davon aus, dass alle Weltreligionen, als ein Ausdruck des einen Logos verstanden werden können. Ein Versuch ihn zu beschreiben und zu meditieren. Meister Eckhart lehrte, dass der "Vater" unentwegt - das heißt schon immer - den "Sohn" in der menschlichen Seele gebiert. Nicht erst wenn ein Mensch ein christliches Glaubensbekenntnis ablegt :)

Novas
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#96 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Mo 20. Feb 2017, 15:23

Rembremerding hat geschrieben:
Mimi hat geschrieben:Hallo,
Rembremerding hat geschrieben:Es gibt zwar keine AV (bitte hier nicht zum Thema machen)
Dies hier zum Thema zu machen, ist überhaupt nicht meine Absicht.
Der Erwähnung bedurfte es, um meine persönliche Einstellung und in Folge
die Ähnlichkeit zu den Worten erbreich’s darzustellen.
Scheinbar wird schon der (pöse :silent: ) Gedanke daran geahndet…..

LG
Nein, wird nicht geahndet. Ich habe meine Einstellung wie Du ja auch nur erwähnt, damit das nachfolgende von mir in einem rechten Licht gerückt ist.
Ich wollte damit nur kein OT eröffnen. Es gibt ja einen AV-Thread.

Servus :wave:


Ob es eine Allversöhnung gibt oder nicht dürfen wir vertrauensvoll dem Herrn überlassen, dessen Gedanken höher als alle menschlichen Gedanken sind. Ende der Diskussion ;) meiner bescheidenen Meinung nach, geht die Lehre von der Allversöhnung (Apokatástasis pánton) in die richtige Richtung, denn die Versöhnung steht absolut im Mittelpunkt der jesuanischen Lehre. Die Allversöhnungslehre übeträgt das dann auf das kosmische Ganze. Nicht nur Einzelne, sondern das Ganze geht seiner Vollendung entgegen.
Wer von solch einer positiven, lebensfreundlichen Theologie ausgeht, wird sich im Dialog mit anderen Religionen sicher wesentlich leichter tun, weil dann nicht mehr die egozentrische Wir-gegen-die-Mentalität im Vordergrund steht. Im Islam und im Buddhismus gibt es ebenfalls metaphysische Konzepte der Allversöhnung, weswegen das hier schon erwähnt werden darf. Wobei die christliche Theologie von einem christozentrischen Modell ausgeht, was vollkommen legitim ist. Meine Beschäftigung mit den Weltreligionen - die SEHR intensiv war - hat mich eher zu einem universalistischen und "kosmischen Christentum" gebracht.

Doch mit solchen Begriffen muss ich vorsichtig sein, sonst denkt man gleich, ich hätte zu viel psychedelische Musik gehört :lol: Dabei ist es ziemlich naheliegend über die universelle Bedeutung der in Christus geschehenen Versöhnung der Welt nachzudenken, falls ein Mensch wirklich daran glaubt. Oder über den universellen Heilswillen des liebenden Schöpfers in Beziehung zu seiner Schöpfung. Warum sonst nennen wir ihn Vater? Eine "kosmische Christologie" sollte im Zeitalter der modernen Naturwissenschaft selbstverständlich sein, denn die Wissenschaftler haben längst den ganzen Kosmos im Blick.

Die Theologie sollte sich daran ein Beispiel nehmen und sich fragen, was die kosmische Dimension des Christus-Ereignisses ist. Für mich ist klar: niemand kann Christus nachfolgen ohne nach Verständnis für und Versöhnung mit anderen Religionen zu streben. Das ist das absolute Minimum, welches ich voraussetze, weil es einfach praktizierte Nächstenliebe ist.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 20. Feb 2017, 20:08, insgesamt 1-mal geändert.

erbreich
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#97 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von erbreich » Mo 20. Feb 2017, 19:39

Novalis hat geschrieben:Die simple Tatsache, dass es verschiedene Weltreligionen gibt, zeigt lediglich, dass Menschen eine gemeinsame Intuition für das Göttliche und Heilige miteinander teilen. Ich habe zu viel Respekt vor dieser in der menschlichen Seele wirkenden Intuition, als dass ich mich arrogant und eitel darüber erheben würde.
Dieser Respekt wird in deinen Beiträgen erlebbar. Danke.

Für mich ist klar: niemand kann Christus nachfolgen ohne nach Verständnis für und Versöhnung mit anderen Religionen zu streben. Das ist das absolute Minimum, welches ich voraussetze, weil es einfach praktizierte Nächstenliebe ist.
Auch das ist einfach und deutlich gesprochen und es gilt auch für mich als Buddhist. Weder habe ich mich während meiner sieben christlichen Jahre dazu hinreissen lassen, Buddha, seine Lehre und die buddhistische Gemeinde schlecht zu machen (nach 20 Jahren buddhistischer Praxis), noch habe und werde ich seit meiner Rückkehr zum Buddhismus (vor 10 Jahren) jemals Christus, die Bibel und die christliche Gemeinde diffamieren. Beide Personen - die "Gründer" aber auch deren "Nachfolger" - und beide Wege schätze ich zu hoch, als das ich sie schlecht reden könnte.

Ich habe sowohl unter Buddhisten wie auch unter Christen zu echter Nächstenliebe fähige Menschen kennen gelernt als auch in beiden Gemeinden solche angetroffen, die nach meinem Empfinden noch tief in engherzigen und dogmatischen Religionsauffassungen stecken. Das ist jedoch durchaus menschlich und nicht dazu da, solche Menschen zu verurteilen, sondern dazu, ihnen Nächstenliebe praktisch vorzuleben.

Wir sind alle Übende und Lernende auf unseren spirituellen Wegen. Mich haben die Bücher von Jörg Zink während meiner christlichen Lebensphase sehr angesprochen (und ich hatte mit ihm einen einmaligen, spannenden Briefwechsel). Zwei Jahre nach meiner Rückkehr zum buddhistischen Weg ist sein Buch "Gotteswahrnehmung" (2009) erschienen, in meinen Augen sind solche Schriften etwas vom Wertvollsten für unsere spirituell zerrissene Gesellschaft. Ein kurzes Statement von Jörg Zink zum Inhalt:

"Soll es für unsere Kirche noch etwas anderes geben als ein Beharren auf dem gegenwärtigen Stand des Nachdenkens und das allmähliche Absinken in die Bedeutungslosigkeit, so wird sie dem Suchen und Bemühen nach religiöser Orientierung anders als mit ihrer eingeübten Rechthaberei begegnen müssen. Unsere Kirche sollte nicht meinen, sie könnte diese Phase der bunten Religiosität aussitzen. Sie wird für sich selbst und für die Menschen dieser Zeit eine am Evangelium orientierte Spiritualität finden müssen, die Phänomene wie die religiöse Erfahrung einschließt. Das Thema ist gestellt. (...) Alles aber, was es an Erfahrung gibt, als esoterischen Irrtum zu beschreiben, ist kein Weg zur Wahrheit. Können wir nicht unterscheiden zwischen Wirklichkeit und Träumerei? (...) Wer die Offenheit der Welt und die Tiefe seiner Seele zusammensehen und verstehen will, muss seinem Glauben viele Fesseln abnehmen, die die Lehre der Kirche ihm angelegt hat."

Das gilt für die Gläubigen aller Religionen.

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Rembremerding
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#98 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Rembremerding » Do 23. Feb 2017, 12:05

Novalis hat geschrieben:... geht die Lehre von der Allversöhnung (Apokatástasis pánton) in die richtige Richtung, denn die Versöhnung steht absolut im Mittelpunkt der jesuanischen Lehre. Die Allversöhnungslehre übeträgt das dann auf das kosmische Ganze. Nicht nur Einzelne, sondern das Ganze geht seiner Vollendung entgegen.
Das Ganze ist die Liebe und was nicht Liebe ist, wird nicht ganz. Die Liebe ist das Ganze, also auch die Freiheit. Meine wahre Freiheit aus Liebe beginnt beim anderen und nicht in mir. Wenn Freiheit nur in mir ist, lässt sie die Liebe nicht beim anderen zu, dann ist sie Fessel, womit ich das Ganze nur in mir gelten lasse und ich mich somit dem Ganzen verwehre.


Doch etwas anderes zu deinem Stichwort Musik:
Doch mit solchen Begriffen muss ich vorsichtig sein, sonst denkt man gleich, ich hätte zu viel psychedelische Musik gehört ... Eine "kosmische Christologie" sollte im Zeitalter der modernen Naturwissenschaft selbstverständlich sein, denn die Wissenschaftler haben längst den ganzen Kosmos im Blick.
Strukturen und Muster in der Natur wiederholen sich endlos. Die Spirale beim Kaffee umrühren ist dieselbe, wie die Spiralen ferner Galaxien. Dendritenbildungen und Baumäste entsprechen den Verzweigungen der Flussmündungen, etc. Diese Muster sind äußerst komplex, aber sie existieren dank der ihnen zugrunde liegenden physikalischen Gesetze des Universums und können untersucht und definiert werden. Unsere stoffliche Existenz steht mit den Gesetzen in Zusammenhang, die das Verhalten von Materie regulieren. Muster sind Erscheinungsformen der Grundlagen des Lebens.

Blicken wir nun auf Klangwellen. Ernst Florens Friedrich Chladni war der erste Physiker, der sich mit durch Klangwellen entstehende Strukturen befasste. So sind geometrische Gebilde in Natur und Kunst Erscheinungsformen der inhärenten Muster von Klangwellen. Diese Muster sind der konkrete Ausdruck des alten religiösen Glaubens, dass Gott durch das Wort schöpfte und im Anfang das Wort war. Das Om der Buddhisten drückt dies ebenso aus als Urschwingung des Sanskrit. Auch in der Runenweisheit findet man diese Schöpferkraft durch das Wort (durch Klang).
Das Experiment von Chladni war es eine feine Pulverschicht auf eine Metallplatte anzubringen und mit dem Geigenbogen am Rand der Platte entlang zu streichen. Je nach Frequenz, Vibration entstanden immer wieder herstellbare verschiedene Muster als Materieformen.

So birgt die spirituelle Evolution des Menschen etwa im Buddhismus, Judentum oder Christentum die Ahnung, dass Klang und damit das Wort Materie formt und aus Energie schafft. Etwa Jesu Worte im Evangelium hört der Mensch nicht nur, sondern sie haben die göttliche Kraft, die man Liebe nennt, auch konkret die Form und Struktur des Menschen zu ändern, in geistiger, aber auch in materieller Hinsicht (z.B. Heilung). Es gibt von Gott begnadete Musiker, wie z.B. Bach, welche die richtigen Klänge finden und ordnen aus dem Chaos, wie Gott, um Muster im Menschen zu schaffen, die ihn an den Schöpfer erinnern und die Sehnsucht nach ihm neu entfachen.
War das zu psychedelisch? :)

Frage an den Musiker und Buddhist @Erbreich oder andere: Welche musikalischen und/oder klangliche Traditionen kennt der Buddhismus (ich kenne da leider nur den Gong).

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Halman
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#99 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Halman » Fr 24. Feb 2017, 14:38

Kann der Buddhismus wirklich eine Religion der Liebe sein? Ist denn Liebe nicht auch eine "Anhaftung". Ist es denn nicht das Ziel des Buddhisten, jedwede "Anhaftung" zu überwinden?

Ich würde er sagen: Buddhismus, eine Religion ohne "Ich" und ohne Leid.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#100 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Fr 24. Feb 2017, 15:50

Halman hat geschrieben:Kann der Buddhismus wirklich eine Religion der Liebe sein? Ist denn Liebe nicht auch eine "Anhaftung". Ist es denn nicht das Ziel des Buddhisten, jedwede "Anhaftung" zu überwinden?

Ich würde er sagen: Buddhismus, eine Religion ohne "Ich" und ohne Leid.

Jede wahre Religion ist eine Religion der Liebe, wenn sie wahrheitsgemäß/mit rechtgesinntem Geist verstanden wird.

Denn meine Religion ist die Liebe. Ganz gleich, wohin die Karawane der Liebe zieht, ihr Weg ist der Weg meines Glaubens. Ibn Arabi

Das göttliche Gesetzt ist Liebe. Jesus sagt in Matthäus 22, 37-40: „

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt‘. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“

ALLE Propheten :thumbup: egal wann, egal wo, egal wer. Buddhisten sprechen zwar nicht im christlichen Sinne von Gott, aber sie sprechen von den vier göttlichen Geisteshaltungen, den Brahmavihāra (brahmā ist ein Name für den höchsten Schöpfergott, die Kenner von Brahman werden im Hinduismus deshalb auch Brahmanen/brāhmaṇa (ब्राह्मण) genannt....)

Brahmavihāra ist ein buddhistischer Begriff und bedeutet „Die vier himmlischen Verweilzustände“ oder „Die vier Unermesslichen“ (pali: appamaññā, skt.: apramana). Die Brahmavihāras sind Grundlage für Meditationsübungen (brahmavihāra-bhāvanā) im Theravada[1] wie auch im Mahayana. Sie sind Bestandteil der buddhistischen Ethik und bezeichnen vier zu kultivierende Geisteshaltungen anderen Wesen gegenüber. Weitere Übersetzungen des Begriffs sind: „Die vier unermesslichen Geisteshaltungen“, „Die vier grenzenlosen Geisteszustände“, „Die vier Wohnstätten Brahmas“ (Vihara bedeutet so viel wie „Wohnstätte“, „Ort des Verweilens“; Brahma ist eine indische Gottheit).
https://de.wikipedia.org/wiki/Brahmavihara

1. mettā = Liebende Güte
2. karunā = Mitgefühl
3. muditā = Mitfreude
4. upekkhā = Gleichmut


Im Laufe der Zeit bildete sich ein Kastensystem heraus und die Brahmanen gelangten zu großer Macht und Einfluss, was dann den Buddhismus inspirierte, der eine soziale und spirituelle Gegenbewegung darstellte. In „Who is a Brahmin? The politics of identity in India“ schreibt Gilles Chuyen: „Weder die Herkunft noch die Weihe und Gelehrsamkeit machen den Brahmanen aus, allein sein Lebenswandel ist der Grund.“ - ich verstehe den Buddhismus vor diesem Hintergrund, als eine Erneuerungsbewegung. Aus buddhistischer Sicht besitzt jeder Mensch das Potential ein brāhmaṇa (bzw. erleuchteter Mensch) zu werden. Im Christentum kennen wir die Erleuchtung (illuminatio) durch den Heiligen Geist, die ebenfalls ausnahmslos jedem Menschen offen steht, wie wir wissen war der Apostel Petrus ursprünglich ein einfacher Fischer, was für sich genommen ein herrliches Sinnbild ist, da er vom „Fische-Fischer“ zum „Menschen-Fischer“ wurde.

Wenn Petrus Jünger und Apostel Christi sein kann, dann können das alle Menschen ;) Das Hohelied der Liebe, wie es der Heilige Paulus (Friede sei mit Ihm) formulierte, zeigt eine Liebe frei von Anhaftung (griechisch ἀγάπη agápÄ“):

Das Hohelied der Liebe

(1 Korintherbrief 13,1-13)


Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
läßt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.

Aus: DIE BIBEL. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung
Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart, 1980

Das könnte ebenso aus einer der Lehrreden des Buddha stammen. Sowohl der Buddhismus als auch das Christentum thematisieren das Problem des Leidens als Mittelpunkt der Religion und erkennen die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Von Jesus wird der Rückzug in die „Wüste“und Kampf mit inneren „Dämonen“ erzählt (nach seiner „Großen Gotteserfahrung“ bei seiner Taufe im Jordan, als ihm offenbart wurde: „Du bist mein geliebter Sohn“) ganz ähnlich wird vom Buddha erzählt, dass ihn Mara, der Gott der Täuschung, verführen wollte.

Das sind archetypische Begebenheiten, die jeder Mensch auf dem spirituellen Weg erlebt: der innere Kampf gegen die "Dämonen", gegen all das, was Leiden schafft und uns hindert innerlich und äußerlich im Frieden zu leben, wie Angst, Hass und Gier.

Aufgrund des dualistisches Denkens

„erheben sich deine selbstgezeugten Dämonen mitsamt dem ganzen Höllenbereich von Gier, Hass und Verblendung. Doch diese Dämonen sind keine wirklichen stofflichen Wesen. ... Sie sind vom Ich-Wahn hervorgebracht und haben keine eigene, vom Geist unabhängige Existenz. Wer das wirklich klar zu erkennen vermag, der verwandelt seine inneren Dämonen in das reine, hellklare Gewahrsein des Geistes.“
(Z.W.Kopp: Im Farbenrausch des Göttlichen 122)

http://www.adolf.frahling.de/Web-Site/I ... _Herz.html
Zuletzt geändert von Novas am Fr 24. Feb 2017, 17:44, insgesamt 2-mal geändert.

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