Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Novas
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#61 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Sa 18. Feb 2017, 19:13

erbreich hat geschrieben:In der Welt, doch nicht von der Welt, mit diesen Worten beschreibt Jesus diesen Sachverhalt. Für den Buddha ist ein Mensch vor dem Stromeintritt ein Weltling, danach nicht mehr. Don Juan spricht vom Durchschnittsmenschen und Menschen, die die Schwelle überschritten haben, nennt er Zauberer, Krieger und Wissende.


:thumbup:

erbreich hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:
erbreich hat geschrieben:Das Problem bei dieser Anschauung ist, dass der Tod damit gleichbedeutend mit Erlösung wird. Die einzig konsequente und befreiende Tat wäre damit der Suicid (und sogar der Mord: als Erlösung für den Mitmenschen).
Der Tod ist für mich nicht die Erlösung, sondern einfach das Ende des Daseins. Er wäre eine Erlösung, wenn das Dasein unerträglich wäre. Und für manche Menschen ist das auch so (z.B. Thema Sterbehilfe bei nicht heilbaren, starke Schmerzen verursachenden Krankheiten).
Ich brachte das (persönliche) Beispiel Depression. In einer tiefen Depression wird die Existenz als in allen Teilen qualvoll erlebt. Ausserdem schwindet die Bewusstheit darüber, dass das Leben nicht immer schon qualvoll erlebt worden ist: Auch die Erinnerungen sind alle mit Leiden verknüpft. Der Depressive sieht in der Gegenwar nur Leiden, in der Vergangenheit nur Leiden und in der Zukunft nur Leiden (auf sich zukommen).


Etwas ähnliches habe ich auch durchlebt. Der christliche Mystiker Johannes von Kreuz nannte es die dunkle Nacht der Seele. Ich wusste anfangs gar nicht, was mit mir passiert, aber dann entdeckte ich, dass schon sehr viele Menschen etwas ähnliches durchlebt haben. Sehr häufig ist dies der Impuls, um einen spirituellen Weg zu gehen. Dabei erkannte ich in einer inneren Schau, dass das meiste von dem, was Religion genannt wird, mir nicht helfen kann, ja, lediglich nichtiges Gerede ist, welches nur an der Oberfläche bleibt. Das Gleiche gilt jedoch für einseitig rationalistische Weltbilder. Wenn das tragfähig gewesen wäre, dann wüsste ich es, denn es hat mich nicht getragen. Fakt ist aber, dass etwas mich getragen hat, denn ich selbst konnte mich nicht mehr tragen. Wer oder was hat mich getragen? Als Christ kann ich sagen, dass Christus dieser tragende Grund ist.

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5)

Das ist für mich seitdem eine selbstverständliche Erfahrung: aus mir selbst heraus, kann ich eigentlich gar nichts tun, aber ich weiß, dass ich alle Kraft bekomme, um zu tun, was es zu tun gibt. Aus christlicher Sicht ist die Kraftquelle die persönliche Lebensbeziehung zu Jesus Christus. Das wird als der tragende Grund benannt, so wie der Weinstock seine Reben trägt, nährt und miteinander verbindet. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich andere Religionen in ihrem Sinn und Wert missachte (Paulus hat auf dem Areopag auch nicht über die Griechen gelästert, sondern sie für ihre Frömmigkeit und rechtschaffenes Streben nach der Wahrheit gelobt, an dieser interreligiösen Sensibilität könnten sich mehr Christen ein Beispiel nehmen ;) ). Gerade der Buddhismus ist für sehr viele Menschen hilfreich. Daraus kann ich nur schlussfolgern, dass es sich um eine göttlich inspirierte und wahrhaftige Religion handelt.

Ich schätze Michael von Brück, der Religionswissenschaftler, evangelischer Theologe und darüber hinaus Zen- und Yoga-Lehrer ist. Das ist einer der genialsten Denker aus dem Bereich der Religion, der mir einfällt. Menschen mit seinem Lebenslauf, die mit verschiedenen spirituellen Traditionen in Berührung gekommen sind, gibt es immer öfter, weil wir als menschliche Wesen nun mal in verschiedenen Bezügen leben, die dann wieder sinnstiftend aufeinander bezogen werden können, um so den Erfahrungshorizont zu erweitern. Wir können schon seit dem 19. Jahrhundert in Europa und Amerika eine sehr intensive Beschäftigung mit dem Buddhismus beobachten (womit schon mal bewiesen ist, dass es nicht nur eine Modeströmung ist, sondern ein kontinuerlicher geistiger Strom, der schon zu unsrem Kulturgut gehört), ausgehend von Künstlern, Philosophen, Ärzten, Schriftsteller (wie der Siddhartha von Hermann Hesse, Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer...) also allgemein bei den sogenannten „Intellektuellen“, weil der Buddhismus offenbar als eine Religion wahrgenommen wird, die den Menschen im Zeitalter nach der Aufklärung die Möglichkeit gibt religiös zu sein ohne sich intellektuell verbiegen zu müssen, was Herr Brück in diesem Gespräch näher erklärt:




Als Christ hat mich das natürlich zum Nachdenken gebracht, weshalb unsre christliche Tradition auf viele Menschen nicht mehr anziehend wirkt, weshalb das Evangelium häufig nicht mehr zu den Herzen spricht. Wenn Christen effektiv „Evangelisierung“ betreiben wollen und ihren Glauben verteidigen, dann müsste man erwarten, dass sie sich diese Fragen stellen. Gerade aufgrund der Konkurrenz: ein intellektuell sehr gut aufgestellter Buddhismus, ein hyperidentitär, sehr vital auftretender Islam, dazu eine immer säkularer und atheistischer werdende Gesellschaft und zur Krönung esoterischer Nonsence. Vielen Christen ist offenbar nicht bewusst, was das bedeutet, angesichts der christlichen Glaubwürdigkeitskrise. Das bedeutet nichts geringeres, als dass das Christentum in Europa bald wieder in exakt der selben Situation ist, in der sich die ersten Christen befunden haben :)

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#62 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von JackSparrow » Sa 18. Feb 2017, 21:47

erbreich hat geschrieben:Ich brachte das (persönliche) Beispiel Depression. In einer tiefen Depression wird die Existenz als in allen Teilen qualvoll erlebt.
Depression ist eine Krankheit. Aus Krankheiten lassen sich keine Empfehlungen für die Gesamtbevölkerung ableiten. Der Normalbürger hält das Leben nicht für qualvoll und verspürt demzufolge auch nicht das Bedürfnis, schnellstmöglich von seinem Leid erlöst zu werden.


Josi hat geschrieben:Denn er war der Meinung, dass es uns am besten ginge, wenn wir überhaupt nichts empfinden - schon gar nicht irgendein Begehren.
Das Universum ist 14 000 000 000 Jahre alt. Als Mensch ist man nach spätestens 80 bis 100 Jahren komplett frei von Begehren. Und zwar auf ewig. Man sollte sich seine Begehren weder von einem Buddha noch von einem Herrn Freud schlecht reden lassen. Im Nirwana wird man schließlich noch mehr als genug Zeit verbringen.

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lovetrail
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#63 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 22:03

Novalis hat geschrieben:

Als Christ hat mich das natürlich zum Nachdenken gebracht, weshalb unsre christliche Tradition auf viele Menschen nicht mehr anziehend wirkt, weshalb das Evangelium häufig nicht mehr zu den Herzen spricht. Wenn Christen effektiv „Evangelisierung“ betreiben wollen und ihren Glauben verteidigen, dann müsste man erwarten, dass sie sich diese Fragen stellen. Gerade aufgrund der Konkurrenz: ein intellektuell sehr gut aufgestellter Buddhismus, ein hyperidentitär, sehr vital auftretender Islam, dazu eine immer säkularer und atheistischer werdende Gesellschaft und zur Krönung esoterischer Nonsence. Vielen Christen ist offenbar nicht bewusst, was das bedeutet, angesichts der christlichen Glaubwürdigkeitskrise. Das bedeutet nichts geringeres, als dass das Christentum in Europa bald wieder in exakt der selben Situation ist, in der sich die ersten Christen befunden haben :)
Und was machst du? Du promotest den Buddhismus. :roll:
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Novas
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#64 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Sa 18. Feb 2017, 22:06

lovetrail hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Als Christ hat mich das natürlich zum Nachdenken gebracht, weshalb unsre christliche Tradition auf viele Menschen nicht mehr anziehend wirkt, weshalb das Evangelium häufig nicht mehr zu den Herzen spricht. Wenn Christen effektiv „Evangelisierung“ betreiben wollen und ihren Glauben verteidigen, dann müsste man erwarten, dass sie sich diese Fragen stellen. Gerade aufgrund der Konkurrenz: ein intellektuell sehr gut aufgestellter Buddhismus, ein hyperidentitär, sehr vital auftretender Islam, dazu eine immer säkularer und atheistischer werdende Gesellschaft und zur Krönung esoterischer Nonsence. Vielen Christen ist offenbar nicht bewusst, was das bedeutet, angesichts der christlichen Glaubwürdigkeitskrise. Das bedeutet nichts geringeres, als dass das Christentum in Europa bald wieder in exakt der selben Situation ist, in der sich die ersten Christen befunden haben :)
Und was machst du? Du promotest den Buddhismus. :roll:

Ich versuche zu verstehen. Was geht es Dich eigentlich an? Ich bin nicht Mitglied in deiner Gruppierung. Die Frage ist vollkommen berechtigt: warum suchen die Menschen woanders nach Antworten auf ihre Sinnfragen?
Zuletzt geändert von Novas am Sa 18. Feb 2017, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.

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#65 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 22:12

Novalis hat geschrieben:
Ich versuche zu verstehen.

Du schriebst u.a.:
Gerade der Buddhismus ist für sehr viele Menschen hilfreich. Daraus kann ich nur schlussfolgern, dass es sich um eine göttlich inspirierte und wahrhaftige Religion handelt.

Wie kannst du gleichzeitig an Jesus Christus glauben und daran, dass der Buddhismus eine "göttlich inspirierte wahrhafte Religion" sei?
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#66 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Sa 18. Feb 2017, 22:13

lovetrail hat geschrieben:Wie kannst du gleichzeitig an Jesus Christus glauben und daran, dass der Buddhismus eine "göttlich inspirierte wahrhafte Religion" sei?


Das geht sehr leicht: er ist hilfreich.Prüft alles und behaltet das Gute, sagte der Heilige Paulus (Friede sei mit Ihm).

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#67 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 22:35

Novalis hat geschrieben: Das geht sehr leicht: er ist hilfreich.
Der Buddhismus enthält gewisse Elemente die man als Hinführung zu Jesus verstehen kann. (ähnlich wie das Gesetz Mose, oder antike Philosophen).
Aber wenn man bei Jesus angekommen ist, dann hat man die Erfüllung in ihm. Da braucht es keine anderen Wege mehr.

Es ist so wie in der Partnerschaft: Wenn du mal deinen fixen Lebenspartner gefunden hast, dann brauchst du nicht mehr anderen Frauen nachgucken.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#68 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Sa 18. Feb 2017, 22:42

lovetrail hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Das geht sehr leicht: er ist hilfreich.
Der Buddhismus enthält gewisse Elemente die man als Hinführung zu Jesus verstehen kann. (ähnlich wie das Gesetz Mose, oder antike Philosophen).
Aber wenn man bei Jesus angekommen ist, dann hat man die Erfüllung in ihm. Da braucht es keine anderen Wege mehr.

Es ist so wie in der Partnerschaft: Wenn du mal deinen fixen Lebenspartner gefunden hast, dann brauchst du nicht mehr anderen Frauen nachgucken.


Ich habe auch noch nie behauptet, dass es für einen Christen notwendig sei bei anderen Religionen um Weisheit zu betteln. Tatsächlich denke ich, dass wir in unsrer christlichen Tradition alles finden, was das menschliche Leben abdeckt. Die Beschäftigung mit anderen Religionen kann sogar dazu dienen, dass man sich der eigenen Tradition bewusster ist und sie tiefer versteht und noch mehr zu schätzen weiß. So ist es bei mir.

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#69 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 22:57

Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!
Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;
und ihr seid in ihm zur Fülle gebracht. Er ist das Haupt jeder Gewalt und jeder Macht. (Kol.2,8-10; Elb.)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#70 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Novas » Sa 18. Feb 2017, 23:03

lovetrail hat geschrieben:
Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!
Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;
und ihr seid in ihm zur Fülle gebracht. Er ist das Haupt jeder Gewalt und jeder Macht. (Kol.2,8-10; Elb.)



Wenn jemand ein ernsthafter Buddhist ist, dann geht er seinen spirituellen Weg aus einem tieferen inneren Empfinden dafür, dass es für ihn der richtige Weg ist, so wie Christen oder Muslime. Hast Du dich mal gefragt, weshalb Gott so viele verschiedene Religionen zulässt? Die logische Schlussfolgerung ist, dass diese Pluralität zum göttlichen Plan gehört.

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