Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

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Halman
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#21 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman » Mo 19. Dez 2016, 22:58

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Dies beantwortet doch viele Fragen. Also lass uns folgendem zustimmen:
Wer also der Meinung ist, der Islam gehöre zu Deutschland, sollte nicht zögern, einen Schritt weiter gehen und erklären: Auch die Scharia gehört zu Deutschland. Denn ohne die Scharia gibt es keinen authentischen Islam, und der von vielen herbeigewünschte „Euro-Islam“ ist eine Schimäre, wie es auch der „Euro-Kommunismus“ war. Dies würde das friedliche Zusammenleben auf eine feste Grundlage stellen und damit wesentlich erleichtern. Es wäre auch das Ende aller Debatten – über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Ehe für alle, Kopftücher im öffentlichen Dienst, Gewaltenteilung in der Politik, Trennung von Staat und Kirche, Karikaturen und Satiren. Wir würden viel Zeit sparen und könnten uns den wirklich relevanten Fragen zuwenden. Zum Beispiel: War Jesus der erste Muslim?
Und Novalis ist glücklich. :clap:

Ich verteidige die universellen Menschenrechte, wozu auch die Religionsfreiheit für Muslime gehört; und als Christ glaube ich, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Dir scheint das nicht aufzufallen, aber Du passt Dich leider dem schwarz-weiß Denken der Fundamentalisten an. Meinst Du, dass es der richtige Weg ist, wenn Du dich ihnen anpasst?
Nein, darum vermeide ich dies ja und beziehe mich lieber auf einen differenziert und kritisch denkenden Publizisten wie Henryk M. Broder, den ich zitierte.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#22 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Di 20. Dez 2016, 00:34

Halman hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Dies beantwortet doch viele Fragen. Also lass uns folgendem zustimmen:

Und Novalis ist glücklich. :clap:

Ich verteidige die universellen Menschenrechte, wozu auch die Religionsfreiheit für Muslime gehört; und als Christ glaube ich, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Dir scheint das nicht aufzufallen, aber Du passt Dich leider dem schwarz-weiß Denken der Fundamentalisten an. Meinst Du, dass es der richtige Weg ist, wenn Du dich ihnen anpasst?
Nein, darum vermeide ich dies ja und beziehe mich lieber auf einen differenziert und kritisch denkenden Publizisten wie Henryk M. Broder, den ich zitierte.

Weshalb dann deine Unterstellung, ich wäre über eine Einführung der Scharia glücklich? Wenn dem so wäre, dann würde ich nicht auf Reza Aslan verweisen, der liberale Ansichten und eine reformistische Lesart des Korans vertritt, die offen ist für Mystik und demokratische Ideen. Zu nennen wäre da auch Seyyed Hossein Nasr, den ich für einen interessanten und beachtlichen Denker halte. Allerdings kritisiert Nasr auch den westlichen Materialismus und hält ihn in spiritueller Hinsicht für zurückgeblieben, also er hinterfragt den Anspruch des Westens in jeder Hinsicht überlegen und aufgeklärt zu sein. Wenn man das Ganze von einer eher "integralen" Perspektive betrachtet, so können beide Seiten etwas voneinander lernen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es keinen Weg daran vorbei gibt, weil der Prozess der Globalisierung noch weiter fortschreiten wird und die Zeit nicht zurück gedreht werden kann. Das Problem ist nicht die Religion. Eher mangelnde Bildung, fehlendes Wissen und Armut.

Im 11. Jahrhundert, vor fast genau tausend Jahren, sagte der Universalgelehrte Abu Rayhan al-Birūni:

"Es ist Wissen, im Allgemeinen, um das sich der Mensch allein und um des Wissens selbst bemüht, denn sein Erwerb ist eine wahre Freude und anders als die erstrebenswerten Freuden aus anderer Beschäftigung", sagte al-BirÅ«ni. "Denn das Gute lässt sich nicht fördern und das Böse nicht vermeiden außer denn durch Wissen."
https://de.qantara.de/inhalt/wissenscha ... hauses-der

Eine Reformation ist schon deshalb möglich, weil es eine Zeit gab, in welcher es tatsächlich eine islamische Zivilisation gab, die ein Haus der Weisheit war. Eine Wiege der Wissenschaft und der Humanität. Gerne erinnere ich an diese Worte des persischen Dichters und Mystikers Saaid:

Die Menschenkinder sind ja alle Brüder
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder
Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst
So bleibt anderen weder Ruh und Rast
Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt
Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt.
Saadi

Ich erinnere mich daran, dass der muslimische Schriftsteller Navid Kermani in einer Rede sagte, dass die islamische Zivilisation eigentlich gar nicht mehr existiert, sie ist geistig tot. Das sagt er als einer der gebildeten Muslime. Dem kann ich nur zustimmen. Doch das muss nicht so bleiben. Gerade wir Christen wissen ja, dass Tote auferstehen können :)

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Christian41285
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#23 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Christian41285 » Di 20. Dez 2016, 02:40

Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet!

Steht im Koran.

Was gibts da falsch zu verstehen?

Außerdem wird die Frau herab gewertet.

Ich denke das Buch ist einfach schlecht und fördert Gewalt.

Es ist keineswegs eine friedliche Religion.

LG

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#24 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Di 20. Dez 2016, 06:07

Christian41285 hat geschrieben:Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet! Steht im Koran. Was gibts da falsch zu verstehen?

Soll das ein Scherz sein? Sehr viel gibt es da falsch zu verstehen, wenn der historische Kontext nicht beachtet wird, denn das ist immerhin schon 1400 Jahre her (schon in einem einzigen Jahrhundert wandelt sich sehr viel) und der Qurʾān wurde im Laufe von 23 Jahren in der menschlichen Geschichte aufgeschrieben, inmitten der arabischen Stammeskultur des 7. Jahrhunderts. Wenn das nicht beachtet wird, dann können diese Worte nur falsch verstanden werden. Deswegen ist jede literalistische Lesart, wie sie von religiösen Fanatikern betrieben wird, falsch. Kommen wir zur Deutung: im Islam gibt es ein Recht auf Selbstverteidigung, zum Schutz von Leib und Leben. Es ist bekannt, dass die Muslime zuvor angegriffen und verfolgt wurden:

"Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah" (22:40)
Die Erlaubnis ist an eine Bedingung geknüpft. Ihnen ist Unrecht widerfahren, sie wurden verfolgt und angegriffen, weshalb sie in der damaligen Situation ihre Existenz verteidigten. Wenn Du die ausführliche Fassung hören willst, könntest Du das Buch von Reza Aslan lesen, denn darin erklärt er sehr ausführlich, detailreich und literarisch sehr gut beschrieben die historischen Umstände. Die Muslime waren sozusagen ein eigenes Volk und wenn ein Volk durch ein anderes verfolgt wird über längere Zeit, dann ist es den Verfolgten gestattet, sich gegen die Verfolger zu wehren (mit den „Ungläubigen“ sind also die Verfolger gemeint, genauer gesagt die Quraisch). Im übrigen gehört die Bejahung der universellen Würde ausnahmslos jedes Menschen zu einem wesentlichen Bestandteil des spirituellen Menschenbildes des Islam:

Als dein Herr zu Seinen Engeln sprach: „Seht, ich werde den Menschen aus Lehm erschaffen, und wenn Ich ihn geformt und ihm von Meinem Geist (min rūḥī) eingehaucht habe, dann fallt vor ihm nieder!“, da warfen alle Engel sich nieder – (38:71-73) Falaturi leitet hiervon ab, dass allein dem Menschen ein Teil des Göttlichen gegeben wurde, das von der restlichen Schöpfung, von Raum und Zeit, unabhängig ist. Dieses Göttliche geht der Vernunft voran. Das "Wie" der Erschaffung des Menschen, stellt seine Besonderheit dar. Was genau dieses Göttliche ist, lässt sich nur schwer auszumachen, da die gesamte Adams-Erzählung allegorisch verstanden werden muss. Zumindest kann es sich um keine Substanz im Menschen handeln, hierfür eignet sich das Wort Geist nicht. Eine genauere Beschreibung dieses Absoluten im Menschen ist aber nicht weiter möglich, wehrt dies doch schon die Offenbarung ab:

Und sie werden dich über den Geist (al-rūḥ) befragen. Sprich: „Der Geist (al-rūḥ) ist eine Angelegenheit meines Herrn. Aber ihr habt nur wenig Wissen darüber.“ (17:85) Al-rūḥ ist dasjenige, das dem Menschen Leben verleiht und zugleich immerwährend mit Gott verbindet. In dieser besonderen Beschaffenheit des Menschen wurzelt seine transzendente Würde. Der Mensch ist nicht nur ein Erdenkoloss. Der Mensch ist nicht nur Lehm. Und so adelte Gott den Menschen, als er den Engeln befahl, sich vor Adam und damit stellvertretend vor allen Menschen niederzuwerfen:

Und als Wir zu den Engeln sprachen: „Werft euch vor Adam nieder!“ – da warfen sie sich nieder, außer Iblis, der sich aus Hochmut weigerte und so zu einem der Glaubensverweigerer wurde. (2:34) Und wahrlich, Wir zeichneten die Kinder Adams aus und trugen sie über Land und See und versorgten sie mit guten Dingen und bevorteilten sie gegenüber den meisten Unserer Geschöpfe. (17:70) Die Niederwerfung der Engel war kein Akt der Anbetung, sondern ein Akt des Anerkennens der außergewöhnlichen Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung. Alle Menschen wurden mit dieser Niederwerfung geadelt – selbst der schlechteste. Folglich dürfen Muslime niemals die Menschlichkeit eines Menschen bestreiten oder seine Würde verleugnen. Die transzendente Würde des Menschen ist ein absoluter unantastbarer Wert.
http://islam.de/26043.php

Hier ist es wichtig zu beachten, dass der Einzige, der sich vor Adam nicht niederwerfen wollte, Iblis (der Teufel) war. Mit anderen Worten: er hat die durch Gott verliehene Würde des Menschen negiert. Wenn Menschen die Würde anderer Menschen negieren, dann folgen sie damit dem Iblis. Damit ist klar, in welche Kategorie Terroristen fallen und wem sie in Wahrheit dienen, nicht wahr? Da können sie noch so sehr von Gott faseln und sich auf den Propheten berufen, aber wenn sie das Göttliche im Menschen - seine Würde - nicht achten, dann ist es nichts als Lüge und Schein. Eben scheinheilig. Al Ghasāli schrieb zu diesem Thema:

„Diese irdische Welt ist eine Karawanserei auf dem Wege zu Gott, und alle Menschen finden sich in ihr als Reisegenossen zusammen. Da sie aber alle nach demselben Ziele wandern und gleichsam eine Karawane bilden, so müssen sie Frieden und Eintracht miteinander halten und untereinander helfen und ein jeder die Rechte des anderen achten.“

Daraus geht klar hervor, dass jedem Menschen aufgrund der simplen Tatsache seiner Existenz, eine besondere Würde zugesprochen wird. Sie wird nicht zuerkannt (nach dem jemand ein bestimmtes Glaubensbekenntnis ablegt) sondern es wird anerkannt, was der Schöpfer jedem Menschen von Grund auf gegeben hat: den Geist (al-rūḥ), etwas vom Göttlichen, was dem Menschen „eingehaucht“ wurde. Das entspricht der Idee im Christentum, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Das ist eine der zeitlosen spirituellen Aussagen, die heute noch genau so wichtig sind (und m.E. auch WAHR), wie damals ;)

Ich denke das Buch ist einfach schlecht und fördert Gewalt. Es ist keineswegs eine friedliche Religion.

LG

Es gibt auch Menschen wie Richard Dawkins, die exakt das Gleiche über die Bibel sagen würden, denn auch darin stehen nicht nur Worte der Liebe. Ob Religion friedlich ist oder nicht, das hängt von ihrer Auslegung ab. Ein aktuelles Beispiel: die Vertreibung der Palästinenser wurde mit Verweis auf die biblische Landnahme begründet (gemeint ist die Landnahme Kanaans). Christen wiederum haben in ihrer Geschichte immer wieder auf den Schwertvers in Matthäus 10,34-37 verwiesen, um Gewalt zu rechtfertigen. Daraus geht klar hervor, dass es von der Auslegung abhängt ob eine Religion friedlich ist oder nicht. Religionen besitzen sowohl ein Friedenspotential, als auch ein Gewaltpotential.
Denn beides ist im Menschen. Das Wort „Islam“ selbst kann als „Frieden machen“ übersetzt werden, denn salām bedeutet so viel wie „Unversehrt, Wohlfahrt, Heil, Friede, Sicherheit“. Frieden mit wem oder was? Frieden mit Gott, Frieden mit sich selbst, Frieden mit den Mitmenschen, Frieden mit der Schöpfung, das sind die vier Ebenen in denen sich Frieden darstellt. Von seinem reinen Begriffsinhalt, steht also beim Islam das Friedenspotential im Vordergrund: Frieden zu finden und zu machen ist das dieser Religion innewohnende Ziel. Oder besser gesagt: das Ziel jeder Religion, wen sie menschenfreundlich und lebensbejahend ausgelegt wird. Der „Muslim“ ist demnach derjenige „der Frieden macht“ Genauer gesagt: „durch Hingabe an Gott.“ was inhaltlich noch genauer definiert wird: in dem er das Gebet verrichtet, die Zakat (Armensteuer) zahlt, das Gute gebietet und das Böse verbietet (22:42)

Pluto
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#25 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Di 20. Dez 2016, 10:55

Christian41285 hat geschrieben:Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet!

Steht im Koran.
Das ist doch nicht schlimmer als die Bibel, oder?

5.Mose 20, 13-14
Und wenn sie der HERR, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts schlagen. Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, die ganze Beute, sollst du unter dir austeilen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat.
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Halman
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#26 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman » Di 20. Dez 2016, 12:51

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Ich verteidige die universellen Menschenrechte, wozu auch die Religionsfreiheit für Muslime gehört; und als Christ glaube ich, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Dir scheint das nicht aufzufallen, aber Du passt Dich leider dem schwarz-weiß Denken der Fundamentalisten an. Meinst Du, dass es der richtige Weg ist, wenn Du dich ihnen anpasst?
Nein, darum vermeide ich dies ja und beziehe mich lieber auf einen differenziert und kritisch denkenden Publizisten wie Henryk M. Broder, den ich zitierte.

Weshalb dann deine Unterstellung, ich wäre über eine Einführung der Scharia glücklich?
Mein sarkastischer Satz stand unter einem offenkundig sarkastischen Absatz von Henryk M. Broder. Wie können die Diskussion natürlich mit alglatter Sachlichkeit führen, aber dies finde ich fad.
Dies sollte Dich "provozieren" und aufrütteln und auch der Leserschaft zeigen, was der Islam zwingend beinhaltet. Schreibe doch Broder einen Brief, wenn Du meinst, er irrt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Magdalena61
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#27 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Magdalena61 » Di 20. Dez 2016, 13:18

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet!

Steht im Koran.
Das ist doch nicht schlimmer als die Bibel, oder?

5.Mose 20, 13-14
Und wenn sie der HERR, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts schlagen. Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, die ganze Beute, sollst du unter dir austeilen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat.
5. Mose 20 ist definitiv ein Gebot, das einem bestimmten Volk in einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Situation gegeben wurde. Es hat keinen allgemeingültigen, zeitlosen, universalen Charakter.

Nicht einmal Israel praktiziert heute den Bann.

Niemand kann sich heute auf diesen Vers in 5. Mose 20 berufen, um irgendwelche imperialistischen Ansprüche geltend zu machen/ durchzusetzen.

Mit einigen Suren im Koran, die meist aus dem Kontext gerissen oder mutwillig umgedeutet werden, verhält es sich ebenso.
An die Stelle sorgfältiger Exegese treten aus dem Zusammenhang gerissene eklektische Auslegungen, die suggerieren sollen, dass man dem Propheten und seinen Gefährten folge.
Quelle
... oder, auf "christlich", dass man JHWH "gehorsam" ist--- in Wirklichkeit geht es nur darum, prsönliche Vorteile wahrzunehmen, Macht zu erhalten und zu festigen und anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen, nicht selten mit Gewalt.

@ Christian: In der BRD leben ca. 4 Millionen Muslime. Vielleicht sind es mittlerweile 5 Millionen, die aktuellen Zahlen habe ich gerade nicht. In dieser "Volksgruppe" gibt es einen gewissen Prozentsatz Radikaler und Terroristen. Doch die Mehrheit der in Europa lebenden Muslime würde nicht im Traum daran denken, "die Ungläubigen zu töten, wo auch immer".

In vielen anderen Ländern der Erde verhält es sich ebenso. Eine beträchtliche Anzahl von Muslimen ordnet diese Kampfansagen richtig ein und betont eher Werte wie Selbstdisziplin und Barmherzigkeit.

Ob sie's dann auch schaffen, ihre Ideale zu leben, sei dahingestellt. Da sind sie wohl auch nicht besser als Christen.
LG
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#28 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Di 20. Dez 2016, 14:27

Magdalena61 hat geschrieben:5. Mose 20 ist definitiv ein Gebot, das einem bestimmten Volk in einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Situation gegeben wurde. Es hat keinen allgemeingültigen, zeitlosen, universalen Charakter.
Da hast du recht!
Dasselbe könnte man über den Satz im Koran sagen.

Magdalena61 hat geschrieben:Nicht einmal Israel praktiziert heute den Bann.
Stimmt! :thumbup:
Gewisse radikale Gruppierungen tun offenbar so, als gelten diese Worte heute noch. :thumbdown:

Magdalena61 hat geschrieben:Niemand kann sich heute auf diesen Vers in 5. Mose 20 berufen, um irgendwelche imperialistischen Ansprüche geltend zu machen/ durchzusetzen.
Sollte man meinen... aber ist es in der Praxis auch so?

Magdalena61 hat geschrieben:in Wirklichkeit geht es nur darum, persönliche Vorteile wahrzunehmen, Macht zu erhalten und zu festigen und anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen, nicht selten mit Gewalt.
Das ist leider allzu oft die Motivation religiöser Gruppierungen. Da ist es egal ob in Bagdad, oder vor 20 Jahren in Belgrad oder Belfast.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#29 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von JackSparrow » Di 20. Dez 2016, 15:47

Novalis hat geschrieben:Der Koran muss, wie die Bibel und jede andere Heilige Schrift, ausgelegt werden.
Wer "Töte alle Ungläubigen" oder "schlagt den Götzendienern alle Finger ab" korrekt auslegt, dem dürften neben einer Karriere als Selbstmord-Terrorist wohl eher wenige Optionen offenstehen.

Cui bono? Wem nützt es, wenn solch ein Feindbild proklamiert wird.
Das nützt allen Leuten, die gern einen islamischen Staat etablieren wollen, dafür aber zu wenig militärische Mittel zur Verfügung haben und es deshalb mit einer dezentralisierten Einschüchterungstaktik versuchen müssen.


Pluto hat geschrieben:Das ist doch nicht schlimmer als die Bibel, oder?
In der Bibel ist das Gebot auf einen bestimmten Ort und einen bestimmten Zeitraum beschränkt. Im Koran nicht.

Sure 8 verspricht übrigens sowohl eine Generalamnestie als auch eine Belohnung für alle Straftaten gegen Ungläubige: Und rüstet gegen sie auf, soviel ihr an Streitmacht und Schlachtrossen aufbieten könnt, damit ihr Allahs Feind und euren Feind - und andere außer ihnen, die ihr nicht kennt - abschreckt (...) was ihr auch für Allahs Sache aufwendet, es wird euch voll zurückgezahlt werden, und es soll euch kein Unrecht geschehen.

Novas
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#30 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Di 20. Dez 2016, 17:49

Halman hat geschrieben:Mein sarkastischer Satz stand unter einem offenkundig sarkastischen Absatz von Henryk M. Broder. Wie können die Diskussion natürlich mit alglatter Sachlichkeit führen, aber dies finde ich fad. Dies sollte Dich "provozieren" und aufrütteln und auch der Leserschaft zeigen, was der Islam zwingend beinhaltet. Schreibe doch Broder einen Brief, wenn Du meinst, er irrt.

Ich mag Henryk M. Broder, aber auch nicht alles, was er am Frühstückstisch aus seinen Ärmeln schüttelt, ist das gelbe vom Ei oder wie die Gesetze des Mose in Stein gemeißelt :P was das "Aufrütteln" angeht: es gibt einen politischen und einen spirituellen Islam. Selbst Hamed Abdel Samad, der scharfe Kritik übt, hat immer wieder betont, dass wir das unterscheiden müssen. Ich stimme übrigens seiner These des "Untergangs der islamischen Welt" zu: entweder die Religion wird zeitgemäß ausgelegt oder die Menschen werden sie abschütteln.

Die Menschen brauchen Religion, die Ägypter zum Beispiel kann ich mir ohne die Spiritualität des Islams gar nicht vorstellen. Die Religion nimmt uns im Umgang miteinander viel Übel weg, sonst hätten wir wirklich gravierende soziale Probleme. Aber wenn die Religion politisch oder juristisch am Werk ist, dann zerstört sie sehr viel und nimmt den Gesellschaften die Substanz, die Kreativität. Wenn man will, dass die Religion spirituell und sozial überlebt, muss man die Religion politisch entmachten ~ Hamed Abdel Samad
http://www.taz.de/!5045310/

Das klingt schon deutlich differenzierter. Ich würde allerdings noch beifügen: die Reformation kann nur aus dem Inneren der Menschen kommen. Wenn wir ihnen etwas von Außen überstülpen wird das nicht funktionieren. Soetwas würde die islamische Welt wieder als kolonialistische Anmaßung des Westens empfinden. Sie sollen ja nicht unsre Kultur kopieren, denn sie haben ihre eigene. Ich zweifle nicht daran, dass sie ihren eigenen Weg finden werden.

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