Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#31 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Di 20. Dez 2016, 18:47

Magdalena61 hat geschrieben:@ Christian: In der BRD leben ca. 4 Millionen Muslime. Vielleicht sind es mittlerweile 5 Millionen, die aktuellen Zahlen habe ich gerade nicht. In dieser "Volksgruppe" gibt es einen gewissen Prozentsatz Radikaler und Terroristen. Doch die Mehrheit der in Europa lebenden Muslime würde nicht im Traum daran denken, "die Ungläubigen zu töten, wo auch immer".

In vielen anderen Ländern der Erde verhält es sich ebenso. Eine beträchtliche Anzahl von Muslimen ordnet diese Kampfansagen richtig ein und betont eher Werte wie Selbstdisziplin und Barmherzigkeit.

Ob sie's dann auch schaffen, ihre Ideale zu leben, sei dahingestellt. Da sind sie wohl auch nicht besser als Christen.
LG


Von Jesus gibt es überraschend viele schöne Weisheitsgeschichten im Islam, weil er als einer der ganz großen Propheten bejaht wird. Beispielsweise diese hier:

Jesus wurde gefragt: "Geist Gottes, was ist das Größte und Schwierigste in dieser und jener Welt?" Er antwortete: "Der Zorn Gottes". Man fragt: "Und was rettet davor?" Er antwortete: "Dass Du deinen Zorn bemeisterst und deine Wut unterdrückst."
Daran kann man schon sehr gut erkennen, wie sich ein wahrhaft gläubiger Mensch verhalten sollte. Sicher nicht aufgrund einer lächerlichen Karikatur Menschen umbringen. Denn der Koran fordert die Menschen dazu auf, das "Übel mit etwas Besserem abzuwenden" (Sura23/98) was Rumi so kommentiert: der eigentliche Feind sind unsre eigenen bösen Gedanken, nicht der aus Fleisch und Blut. Tatsächlich sind es die Terroristen selbst, die den Namen ihrer Religion am meisten beschmutzen. Sie sind geistig irregeleitet, ihre Herzen verfinstert und deformiert bis zum Unmenschlichen:

Sie sind wie das Vieh, nein, noch irregeleiteter. (Sura 7/179)
Das ist mein Urteil über sie. Der Mensch besitzt ein sehr großes Potential zum Guten (er kann gewissermaßen "engelsgleich" werden) oder zum Schlechten (bis hin zum "Bestialischen"; noch destruktiver und irregeleiteter, als jedes Tier je sein könnte).

Muslime würde nicht im Traum daran denken, "die Ungläubigen zu töten, wo auch immer".

Da muss eben der historische Kontext beachtet werden: mit den "Ungläubigen" waren damals die Mekkaner gemeint, die Muhammad und seine Gemeinschaft bedrängt haben. Oder besser gesagt: sie wollten sie restlos auslöschen. Wenn ein Volk bedrängt wird, dann hat es das Recht sich zu verteidigen.
Zuletzt geändert von Novas am Di 20. Dez 2016, 22:16, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#32 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman » Di 20. Dez 2016, 21:52

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Mein sarkastischer Satz stand unter einem offenkundig sarkastischen Absatz von Henryk M. Broder. Wie können die Diskussion natürlich mit alglatter Sachlichkeit führen, aber dies finde ich fad. Dies sollte Dich "provozieren" und aufrütteln und auch der Leserschaft zeigen, was der Islam zwingend beinhaltet. Schreibe doch Broder einen Brief, wenn Du meinst, er irrt.

Ich mag Henryk M. Broder, aber auch nicht alles, was er am Frühstückstisch aus seinen Ärmeln schüttelt, ist das gelbe vom Ei oder wie die Gesetze des Mose in Stein gemeißelt :P
Er ist ja auch nicht Moses. Dennoch stimme ich ihm in seinem Artikel zu.

Er zitierte ja aus der Kairoer Erklärung der Menschenrechte, die sicher repräsentativ für die gegenwärtige islamische Welt ist.

Novalis hat geschrieben:was das "Aufrütteln" angeht: es gibt einen politischen und einen spirituellen Islam. Selbst Hamed Abdel Samad, der scharfe Kritik übt, hat immer wieder betont, dass wir das unterscheiden müssen.
Das Problem dabei ist, dass diese beiden Größen im sunnitischen Islam (~85% der Muslime weltweit sind Sunniten) nicht zu trennen sind und der spirituelle Islam sogar vom soziopolitischen Islam erstickt werden kann. Die oben erwähnte Erklärung von 56 islamische Staaten zur Menschenrechten untermauert dies.
Bitte nehme Dir die Zeit, den Nahostexperitenn Peter Scholl-Latour zum Islam zu hören.


Novalis hat geschrieben:Ich stimme übrigens seiner These des "Untergangs der islamischen Welt" zu: entweder die Religion wird zeitgemäß ausgelegt oder die Menschen werden sie abschütteln.
Da bin ich weniger optimistisch. Sowohl im Christentum wie auch im Islam gibt es die Neigung zu einer "orthodoxeren" bis regrideren Auslegung der Religion.
Ich vermute schon, dass sich viele Muslime nach mehr Freiheit und Moderene sehnen und bei uns in Europa einen liberaleren und spirituellen Islam leben wollen. Gerade diese beobachten vermutlich mich großer Sorge die Entwicklung, die ich kritisiere.
Übrigens, ich kritisiere nicht die Muslime, ich kritisiere das sunnitische Glaubenssystem, weil dieses eine soziopolitische Ideologie enthält. Ich stimme Hamed Abdel-Samad darin zu, dass die Muslime viel vielfähltiger sind als die Religion als Glaubenssystem, da sollte man wirklich differenzieren.

Novalis hat geschrieben:
Die Menschen brauchen Religion, die Ägypter zum Beispiel kann ich mir ohne die Spiritualität des Islams gar nicht vorstellen. Die Religion nimmt uns im Umgang miteinander viel Übel weg, sonst hätten wir wirklich gravierende soziale Probleme. Aber wenn die Religion politisch oder juristisch am Werk ist, dann zerstört sie sehr viel und nimmt den Gesellschaften die Substanz, die Kreativität. Wenn man will, dass die Religion spirituell und sozial überlebt, muss man die Religion politisch entmachten ~ Hamed Abdel Samad
http://www.taz.de/!5045310/

Das klingt schon deutlich differenzierter.
Die politische Entmachtung einer Religion, die selbst in den Anspruch nach politischer Macht erhebt, dürfte sich als schwierig erweisen und scheint mir auch weit weg von der gegenwärtigen Realität zu sein.

Novalis hat geschrieben:Ich würde allerdings noch beifügen: die Reformation kann nur aus dem Inneren der Menschen kommen. Wenn wir ihnen etwas von Außen überstülpen wird das nicht funktionieren. Soetwas würde die islamische Welt wieder als kolonialistische Anmaßung des Westens empfinden. Sie sollen ja nicht unsre Kultur kopieren, denn sie haben ihre eigene. Ich zweifle nicht daran, dass sie ihren eigenen Weg finden werden.
Hoffentlich hast Du recht. Ich sehe es eher pessimistisch.

Allerdings stimme ich Dir vollstens darin zu, dass wir dem Orient niemals erfolgreich unseren "Way of Life" überstülpen können. Der Westen trat dem Orient in der Vergangenheit mit viel zu viel Unverständnis und unangebrachter Arroganz entgegen. Zudem hat der Orient eine reiche Kultur, der wier übrigens auch die Bibel verdanken.
Eine Erneuerung (dies meinst Du vermutlich, wenn Du Reformation sagst) kann nur von den Menschen selbst kommen. Damit diese eine Chance hat, muss der Westen, aber auch Russland, endlich damit aufhören, mit Bomben immer mehr Islamisten zu erzeugen. Leider befürchte ich, dass Trump in bester Absicht wie ein Elefant im Porzellanladen im Orient grobe Fehler begehen wird. Hoffentlich irre ich mich.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#33 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Hemul » Di 20. Dez 2016, 22:46

Wo die Menschheit in den Augen Gottes zeitmäßig im Weltgeschehen angelangt ist geht wie folgt aus Offenbarung 14:6-8 hervor wo es heißt:
6 Dann sah ich einen anderen Engel hoch am Himmel fliegen. Er hatte eine Botschaft von ewiger Bedeutung, die er allen Bewohnern der Erde verkündigen sollte, allen Völkern und Stämmen, den Menschen jeder Sprache und Kultur. 7 Laut rief er: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, die ihm gebührt! Denn jetzt ist die Stunde gekommen, in der er Gericht hält. Betet den an, der Himmel und Erde, das Meer und alle Quellen geschaffen hat! " 8 Ein zweiter Engel folgte dem ersten und rief: "Gefallen! Gefallen ist das mächtige Babylon, das mit dem Wein seiner leidenschaftlichen sexuellen Unmoral alle Völker getränkt hat.

Das teuflische babylonische religiöse System gleich welcher Fakultät leistet gerade für jeden sichtbar den Offenbarungseid.
Wo auch immer auf dieser Erde etwas grausames geschieht die falsche Religion hat immer ihrer schmutzige Hand im Spiel.
Was sollten Menschen die vielleicht durch die Taufe gezwungenermaßen mit diesem teuflischen religiösen System verbunden sind aber tun? :roll: Gem. Offenbarung 18:1-8 unverzüglich folgendes:
Der Untergang Babylons
1 Danach sah ich einen anderen Engel vom Himmel herabkommen. Er war mit großer Vollmacht ausgestattet, und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. 2 Er rief mit mächtiger Stimme: "Babylon ist gefallen! Die große Stadt ist gefallen! Sie ist zu einer Behausung für Dämonen geworden, zu einem Schlupfwinkel für böse Geister aller Art, zu einem Tummelplatz für alles unreine und Abscheu erregende Getier. 3 Alle Völker haben von dem schweren Wein ihrer gierigen sexuellen Unmoral getrunken. Die Könige der Erde haben es mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Welt sind durch ihren verschwenderischen Luxus reich geworden............................." 4 Dann hörte ich eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: "Verlass die Stadt, mein Volk! Komm heraus, damit du nicht in ihre Sünden verstrickt wirst und ihre Plagen nicht dich treffen! 5 Denn ihre Sünden türmen sich bis zum Himmel auf, und Gott wird sie dafür zur Rechenschaft ziehen. ".........................................6 Vergeltet ihr, wie sie auch euch vergolten hat! / Zahlt ihr doppelt heim, was sie anderen antat! / Gießt ihr ein doppelt so starkes Getränk / in ihren eigenen Kelch! 7 Gebt ihr so viel Qual und Trauer / wie sie in Prunk und Luxus schwelgte!Denn sie dachte ja: 'Ich bin Königin auf meinem Thron! Ich bin keine hilflose Witwe, mir wird nichts geschehen!' 8 Darum werden die Nöte des Todes und der Trauer und des Hungers an einem einzigen Tag über sie kommen und sie wird in Schutt und Asche gelegt. Denn stark ist Gott, der Herr, der sie gerichtet hat.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#34 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Münek » Mi 21. Dez 2016, 00:18

Hemul hat geschrieben: Darum werden die Nöte des Todes und der Trauer und des Hungers an einem einzigen Tag über sie kommen und sie wird in Schutt und Asche gelegt. Denn stark ist Gott, der Herr, der sie gerichtet hat.
JAWOLL - nieder mit Rom! Nieder mit dem Vatikan! Nieder mit dem Petersdom! Immer feste druff auf die pöhse Hure Babylon! :devil:

Da wird gewisslich sein Heulen und Zähneklappern ohne Ende am Tiber.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#35 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Mi 21. Dez 2016, 00:22

Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Darum werden die Nöte des Todes und der Trauer und des Hungers an einem einzigen Tag über sie kommen und sie wird in Schutt und Asche gelegt. Denn stark ist Gott, der Herr, der sie gerichtet hat.
JAWOLL - nieder mit Rom! Nieder mit dem Vatikan! Nieder mit dem Petersdom! Immer feste druff auf die pöhse Hure Babylon! :devil:

Ja, Hemul hat einen Hang zum Theatralischen.
Sagen wir es so........ :P

Benutzeravatar
Christian41285
Beiträge: 1507
Registriert: So 13. Nov 2016, 15:36
Wohnort: Bergisch Gladbach bei Köln
Kontaktdaten:

#36 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Christian41285 » Fr 23. Dez 2016, 21:06

Magdalena61 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet!

Steht im Koran.
Das ist doch nicht schlimmer als die Bibel, oder?

5.Mose 20, 13-14
Und wenn sie der HERR, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts schlagen. Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, die ganze Beute, sollst du unter dir austeilen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat.
5. Mose 20 ist definitiv ein Gebot, das einem bestimmten Volk in einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Situation gegeben wurde. Es hat keinen allgemeingültigen, zeitlosen, universalen Charakter.

Nicht einmal Israel praktiziert heute den Bann.

Niemand kann sich heute auf diesen Vers in 5. Mose 20 berufen, um irgendwelche imperialistischen Ansprüche geltend zu machen/ durchzusetzen.

Mit einigen Suren im Koran, die meist aus dem Kontext gerissen oder mutwillig umgedeutet werden, verhält es sich ebenso.
An die Stelle sorgfältiger Exegese treten aus dem Zusammenhang gerissene eklektische Auslegungen, die suggerieren sollen, dass man dem Propheten und seinen Gefährten folge.
Quelle
... oder, auf "christlich", dass man JHWH "gehorsam" ist--- in Wirklichkeit geht es nur darum, prsönliche Vorteile wahrzunehmen, Macht zu erhalten und zu festigen und anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen, nicht selten mit Gewalt.

@ Christian: In der BRD leben ca. 4 Millionen Muslime. Vielleicht sind es mittlerweile 5 Millionen, die aktuellen Zahlen habe ich gerade nicht. In dieser "Volksgruppe" gibt es einen gewissen Prozentsatz Radikaler und Terroristen. Doch die Mehrheit der in Europa lebenden Muslime würde nicht im Traum daran denken, "die Ungläubigen zu töten, wo auch immer".

In vielen anderen Ländern der Erde verhält es sich ebenso. Eine beträchtliche Anzahl von Muslimen ordnet diese Kampfansagen richtig ein und betont eher Werte wie Selbstdisziplin und Barmherzigkeit.

Ob sie's dann auch schaffen, ihre Ideale zu leben, sei dahingestellt. Da sind sie wohl auch nicht besser als Christen.
LG


Ich denke jedoch,das die Bibel Imkern eine gute Lebensweise predigt!

Altes Testament:

Bestrafung wenn die Gebote nicht eingehalten werden.

Die Sünde führt zum Tod!

Neues Testament:

Aufhebung der Todesstrafe weil Jesus für uns gestorben ist.

Jegliche Gewalt und Todesurteile werden aufgehoben durch die erweiterte und neue Botschaft


Den Koran hingegen halte ich für Teufelswerk!

Ganz ehrlich..das ist meine Meinung!

LG Christian!

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#37 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » So 25. Dez 2016, 03:25

Christian41285 hat geschrieben:Ich denke jedoch,das die Bibel Imkern eine gute Lebensweise predigt!

So verstehen die meisten Muslime den Koran und die Lehre des Islam auch, denn sonst würden sie eine andere Religion bevorzugen ;)
Christian41285 hat geschrieben:Den Koran hingegen halte ich für Teufelswerk! Ganz ehrlich..das ist meine Meinung! LG Christian!

Deswegen wird ja der Glaube an den einen unendlichen und allmächtigen Schöpfer verkündigt, der als „der Schöpfer“ und „Erhalter“ des gesamten Universums beschrieben und auch als „Al-Wadud“ angesprochen wird, „der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende.“ (einer der 99 schönen Namen Gottes), während andererseits vor dem IblÄ«s bzw. dem Schaitan (Teufel) gewarnt wird, der im Islam das Prinzip des Bösen verkörpert. In „Islam ist Barmherzigkeit“ deutet Mouhanad Kchorchide die Gestalt des Iblis als ein Symbol für jemanden, der zwar äußerlich Gott verehre, aber die Menschen als seine Geschöpfe nicht würdige (Vgl. "Islam ist Barmherzigkeit" Seite 113). Diese Deutung geht auf diese Sure des Koran zurück: „Und als Wir zu den Engeln sagten: „Werft euch vor Ä€dam nieder!“ Da warfen sie sich nieder, außer IblÄ«s. Er weigerte sich und verhielt sich hochmütig und gehörte zu den Ungläubigen.“ (Sure 2: al-Baqara (Die Kuh) ) – Hochmut und die Verachtung der Würde anderer Menschen (wie sie bei religiösen Fanatikern und Terroristen zu erkennen ist), werden im Koran mit dem IblÄ«s assoziiert und somit als teuflische Eigenschaften verstanden. Wenn der Koran ein Teufelswerk wäre, so müsste der Teufel positiv dargestellt und ihm gehuldigt werden, aber das Gegenteil ist der Fall.

Ein gutes Heilmittel gegen deine falschen Vorurteile: Wissen und Bildung. Meinungen sind billig zu haben (denn jeder hat über alles jederzeit eine Meinung) aber wirklich Wissen zu erwerben und das Andersartige zu verstehen ist eine ganz andere Hausnummer. Du wirst vermutlich überrascht sein, zu lernen, dass auch Muslime Jesus als einen der ganz großen Propheten lieben und verehren (und ebenso seine Mutter Maria). Du solltest Dich schämen dafür, dass Du jetzt in der Weihnachtszeit nichts besseres zu tun hast, als den Glauben der Muslime schlecht zu machen, obwohl die Nachfolger Jesu ganz andere Aufgaben haben: vorallem Frieden schaffen....

Matthäus 5,3 – 9: „Selig die Frieden stiften, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden.“

Das mag Dir noch nicht aufgefallen sein, aber meistens wenn Muslime den Namen „Jesus“ sagen (den sie auch „Isa al Masih“ nennen, Jesus den Messias) fügen sie aus Ehrerbietung bei „Friede seit mit ihm“ ('alayhi'l-salām). Anstatt schlecht über sie zu reden, könntest Du den Friedensgruß erwidern. Was ist daran eigentlich so schwierig?

Erster Petrusbrief 3,8 – 12: „Wer das Leben liebt, suche den Frieden und jage ihm nach!“

Wie kann dieser Friede erreicht werden? Beispielsweise in dem man erkennt, dass die christliche und islamische Mystik (also die spirituelle Dimension dieser beiden Religionen) sehr viel Ähnlichkeit besitzen und das Gemeinsame mehr zur Grundlage des Gesprächs macht, anstatt Konflikt und den Kampf der Kulturen zu predigen, wie Samuel Huntington es tat. Gerade die Terroristen wollen diesen Konflikt beschwören, in dem sie den Eindruck erwecken, dass die Welt in „den Westen“ und „den Islam“ gespalten sei. Jeder soll zur Entscheidung zwischen Freund und Feind gezwungen werden. Anstatt sich darauf einzulassen, empfehle ich, dass wir eine größere positive Vision der Einheit der Menschheit dagegen setzen. Das entspricht auch der Realität, denn wir leben längst in einer vernetzten Welt (in der selbst wirtschaftliche Rivalen wie die USA und China stark voneinander abhängen) , dieses Blockdenken hingegen ist vollkommen veraltet (Huntington formulierte seine Idee im 20 Jahrhundert, noch geprägt vom Eindruck des Kalten Krieges, er konnte vermutlich gar nicht in anderen Begriffen denken)

Halman hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:was das "Aufrütteln" angeht: es gibt einen politischen und einen spirituellen Islam. Selbst Hamed Abdel Samad, der scharfe Kritik übt, hat immer wieder betont, dass wir das unterscheiden müssen.
Das Problem dabei ist, dass diese beiden Größen im sunnitischen Islam (~85% der Muslime weltweit sind Sunniten) nicht zu trennen sind und der spirituelle Islam sogar vom soziopolitischen Islam erstickt werden kann

Zweifellos. Wen man die islamische Welt insgesamt betrachtet, so ist vom spirituellen Islam nicht viel übrig geblieben. Heute ist der Islam hauptsächlich eine erstarrte Gesetzesreligion (auf das Äußere reduziert). Vielleicht vergleichbar mit dem Zustand des Judentums, als Jesus Christus erschien. Das ist auch meine hauptsächliche Kritik am Islam. Deshalb bin ich auch der Ansicht, dass die Botschaft von Jesus, der die Menschen von einer starren Gesetzlichkeit befreien wollte, hier und heute wieder zeitgemäß ist und gerade im Gespräch mit Muslimen in den Mittelpunkt gerückt werden sollte. Auf diese Weise könnten sie den spirituellen Islam durch Jesus neu entdecken.

Halman hat geschrieben:Ich vermute schon, dass sich viele Muslime nach mehr Freiheit und Moderene sehnen und bei uns in Europa einen liberaleren und spirituellen Islam leben wollen. Gerade diese beobachten vermutlich mich großer Sorge die Entwicklung, die ich kritisiere. Übrigens, ich kritisiere nicht die Muslime, ich kritisiere das sunnitische Glaubenssystem, weil dieses eine soziopolitische Ideologie enthält. Ich stimme Hamed Abdel-Samad darin zu, dass die Muslime viel vielfähltiger sind als die Religion als Glaubenssystem, da sollte man wirklich differenzieren

Wenn Du zwischen Muslimen und dem Glaubenssystem unterscheidest, dann ist das vollkommen in Ordnung. Ich wiederum kritisiere es, wenn Menschen auf Glaubenssysteme reduziert werden, denn sie sind immer mehr als das. Ich finde die Frage berechtigt: wie würde Jesus mit Muslimen reden? Mit Sicherheit würde er den Menschen ansprechen. Falls Muslime den Islam als zu beengend empfinden, werden sie ihn entweder abschütteln oder neu auslegen. Genau diesen Konflikt zwischen den Fundamentalisten und Reformern können wir heute beobachten. Die Einen wollen eine extrem strenge gesetzliche Auslegung, die keinen Raum für die freie Entfaltung des Inneren lässt und die Anderen fordern das ein. Vergleichbar mit der Situation des Christentum vor der Aufklärung. Ich persönlich denke, dass es eine islamische Aufklärung geben wird, aber das kann nur aus dem Inneren kommen und diese wird dann ihren eigenen Ausdruck finden und nicht nur eine Imitation der europäischen Aufklärung sein. Sie haben ihren eigenen „Way of Life“ und können auf diese Weise einen Beitrag leisten, um die gerade entstehende globale Zivilisation zu bereichern.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#38 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman » Mo 26. Dez 2016, 23:21

:wave:

eben habe ich mir eine Dokumantation über den Islam in Deutschland angesehen, welche sowohl den aufgeklärten Islam abbildet, wie auch den rigorosen Islam sichtbar macht.

Der entscheidene Faktor scheint mir die Frage zu sein, ob bspw. die Schwerverse in einem historischen Kontext gelesen und so in der Vergangenheit belassen werden, oder ob sie im Literalsinn auf die Gegenward normativ übertragen werden.
Im Grunde lässt sich auch die Streitdiskussion zwischen Novalis und mir auf diese Streitfrage zurückführen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#39 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Hemul » Di 27. Dez 2016, 00:57

Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Darum werden die Nöte des Todes und der Trauer und des Hungers an einem einzigen Tag über sie kommen und sie wird in Schutt und Asche gelegt. Denn stark ist Gott, der Herr, der sie gerichtet hat.
JAWOLL - nieder mit Rom! Nieder mit dem Vatikan! Nieder mit dem Petersdom! Immer feste druff auf die pöhse Hure Babylon! :devil:
Da wird gewisslich sein Heulen und Zähneklappern ohne Ende am Tiber.
Nicht nur am Tiber-nicht nur am Tiber lieber Müneki. Aber das weißt du Schelm doch ganz genau gelle? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#40 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Di 27. Dez 2016, 20:57

Halman hat geschrieben:Der entscheidene Faktor scheint mir die Frage zu sein, ob bspw. die Schwerverse in einem historischen Kontext gelesen und so in der Vergangenheit belassen werden, oder ob sie im Literalsinn auf die Gegenwart normativ übertragen werden. Im Grunde lässt sich auch die Streitdiskussion zwischen Novalis und mir auf diese Streitfrage zurückführen.

So ist es. Dieser historischen Lesart bedient sich auch Reza Aslan in seinem Buch, welches ich Dir empfohlen habe. Das ist auch die richtige Vorgehensweise, denn wie kann ein Text ohne Berücksichtigung des Kontextes richtig verstanden werden? Der Koran ist genau so wenig vom Himmel gefallen, wie die biblischen Texte. Hinter allen Worten steht eine historische Lebenswirklichkeit (im Falle des Koran eine Offenbarungsperiode von insgesamt 23 Jahren im 7. Jahrhundert und nun schon 1400 Jahre Differenz zur modernen Gesellschaft). In der Koranexegese gibt es darum die Lehre der Offenbarungsanlässe (Asbāb an-nuzÅ«l, arabisch أسباب النزول „Anlässe des Herabkommens“). Hinzu kommt, dass es immer der Mensch ist, der einen Text deutet. Schon Ali ibn Abu Talib (der Schwiegersohn von Muhammad) sagte „Nicht der Koran spricht, es sind die Menschen, die ihn sprechen lassen“. Die Art und Weise wie ein Mensch den Text auslegt sagt vorallem etwas über den Ausleger aus ;) Als Beispiel für eine historische Auslegung kann Fazlur Rahman dienen: „Fazlur Rahman war der Meinung, dass es für das Verstehen des Korans zweckmäßig sei, ihn zuerst bezogen auf seinen chronologischen Kontext zu betrachten. >Die sinnvollste Methode<, wiederholte er oft, >besteht darin, die Entstehung und Entwicklung der koranischen Themen in ihrem historischen Verlauf zu verfolgen.< Diese Sichtweise stützte er auf die Tatsache, dass die frühen Kommentare die Umstände der Offenbarung bewahrt haben, die zeigen, dass der Koran kontinuierlich in Antwort auf bestimmte historische Situationen als Sichtweise offenbart wurde” (Islam und Moderne, die Neuen Denker S. 119; Verlag der Weltreligionen)
http://tavhid.de/wp-content/uploads/201 ... ntext1.pdf

Dazu sei noch gesagt, dass sich der Koran selbst als ein „Diskurs“ versteht: „Siehe, es ist ein wahrhaft edler Diskurs” (56:77) Nun, was ist das eigentlich? „Der Begriff Diskurs (von lateinisch discursus „Umherlaufen“) wurde ursprünglich in der Bedeutung „erörternder Vortrag“ oder „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet.“ (Wiki) Es ist also nicht so, dass der Koran absolutistisch irgendetwas von oben herab sagt, dem der Leser dann bedenkenlos zustimmen muss, sondern er versteht sich inhaltlich, als eine Einladung zu einem „hin und her gehenden Gespräch“. Ich persönlich sehe es so, dass die wirkliche Botschaft und Intention dieser Offenbarung keineswegs gewaltfördernd ist, aber es gibt eine bestimmte Auslegung, die aktuell tatsächlich Gewalt produziert – und da ist scharfe Kritik angebracht. Die darf dann auch mal so deutlich sein, wie die von Hamed Abdel Samad (der von einem islamischen Faschismus spricht). An der Art und Weise, wie sie mit solch einer Kritik umgehen, kann man ablesen ob sie wirklich bewusstseinsmäßig in der Moderne angekommen sind oder nicht. Ich würde mich durchaus freuen, wenn es mehr solche Gespräche geben würde, wie zwischen Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und Hamed Abdel Samad im SRF (Sternstunde Religion):



Streitkultur ist großartig - solange es nicht nur Streit ist :wave: Eine wichtige Erkenntnis aus dem Gespräch: es gibt unterschiedliche Lesarten und Erzählungen, auch sehr viele unterschiedliche (oder sogar sehr widersprüchliche) Vorstellungen darüber, was für ein Mensch Muhammad war (wie Hamed Abdel-Samad selbst zugibt :P ). Die bekannteste Biografie des Propheten (ibn Isḥāq) entstand 200 Jahre nach dem Tod des Propheten. Demnach ist die Biografie selbst von vornherein als ein Narrativ zu verstehen, welches über ihn erzählt wurde, da zu dieser Zeit kein Augenzeuge mehr lebte. „Der“ Islam ist nicht das Problem, sondern bestimmte Narrative. Beispielsweise waren mit den „Ungläubigen“ damals der Stamm der QuraiÅ¡ gemeint, die Muslime zuvor verfolgt haben, weshalb sie sich dann zur Wehr gesetzt haben. Sie haben also um ihre Existenz gekämpft (im Grunde hatten die Muslime damals ihre eigene Regierung – und wenn eine Regierung angegriffen wird, dann ergreift sie Maßnahmen der Verteidigung). Wer das heute ahistorisch aus dem Kontext reißt, der missbraucht diesen Text.

In der arabischen Stammesgesellschaft des 7. Jahrhunderts waren blutige Stammeskonflikte normal. In diese wurden die Muslime verwickelt. Um die Hintergründe noch etwas klarer zu machen: die QuraiÅ¡ waren damals die „Hüter der Schlüssel“ über die KaÊ¿ba in Mekka. Zwar wurde in der Stadt auch Handel betrieben, aber andere Städte waren viel wichtigere Handelszentren. Mekka war vergleichsweise abgelegen. Viele Menschen sind nur nach Mekka gereist aus religiösen Gründen, weil es ein Pilgerzentrum war. Nicht nur für einen Gott, sondern für sehr viele Götter. Diesen Polytheismus hat Muhammad kritisiert und abgelehnt, was die QuraiÅ¡ als Angriff empfunden haben, denn sie haben davon profitiert. Außerdem kritisierte er die soziale Ungerechtigkeit der damaligen Gesellschaft. Anfangs haben die QuraiÅ¡ das hingenommen, als die Bewegung jedoch weiter wuchs, sahen sie ihre Machtbasis gefährdet und bekämpften die Muslime (eine rein menschlich verständliche Handlung).
Zuletzt geändert von Novas am Di 27. Dez 2016, 23:44, insgesamt 2-mal geändert.

Antworten