Sinn des Lebens

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
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erbreich
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#511 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von erbreich » Do 18. Mai 2017, 13:17

Im Sinn zu leben ist das Ziel, (aber:)
Auf ein Ziel hin zu leben ist nicht der Sinn.

Ziska_Deleted

#512 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von Ziska_Deleted » Do 18. Mai 2017, 13:24

erbreich hat geschrieben:Im Sinn zu leben ist das Ziel, (aber:)
Auf ein Ziel hin zu leben ist nicht der Sinn.
Hallo!
Könntest du das etwas genauer erläutern?

erbreich
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#513 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von erbreich » Do 18. Mai 2017, 13:36

Ziska hat geschrieben:Hallo!
Könntest du das etwas genauer erläutern?
Auch hallo!

These: Im Sinn zu leben ist das Ziel
Antithese: Auf ein Ziel hin zu leben ist nicht der Sinn
Synthese: ???

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Ska'ara
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#514 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von Ska'ara » Do 18. Mai 2017, 13:50

Da würde ich sagen:
Sinn ist heute, nicht erst morgen.

erbreich
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#515 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von erbreich » Do 18. Mai 2017, 14:24

Ska'ara hat geschrieben:Da würde ich sagen:
Sinn ist heute, nicht erst morgen.
Ja, denn unaufhörlich auf ein Ziel hin zu leben ist wie dies:

Bild

Nun gut, dieser Esel hier scheint immerhin nicht unglücklich zu sein... ;)

...doch:

Die Frage die ich bin
Sucht nicht die Antwort in dem Sinn
Dass ein Wort mir könnte klären
Was nur die Frage kann gewähren


Der Sinn des Lebens kann unmöglich durch ein Wort - auch nicht durch viele Worte - erfahren werden, und zwar genau aus dem Grund, weil er sich nur im konkreten - und das heisst im subjektiven - Erleben zeigen kann.

Mein Leben ist ein grosses :?:
Die Antwort ist ein ebenso grosses :!:
Wenn beides erlebnismässig in eines fällt,
dann erlebe ich mich als am 'Ziel',
dann erlebe ich den 'Sinn'.

Rembremerding
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#516 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von Rembremerding » Do 18. Mai 2017, 15:17

Ska'ara hat geschrieben:Da würde ich sagen:
Sinn ist heute, nicht erst morgen.
Derselbe Sinn, der im Augenblick ist, ist auch im Ziel. So fällt es leichter das Ziel zu finden, den Weg zu gehen.
Wird allein der Weg zum Ziel, ist das Ziel im Weg, um es zu erreichen.
Wie ein Hund, der sich unentwegt im Kreis dreht, weil er seinen Schwanz nachjagt.
Wer nur einen Weg gehen will, der hängt sich an ihn und er wird ihm zum Sinn des Lebens. Wer aber das Ziel bereits kennt, gibt dem Leben dessen Sinn.
Jeder Mensch will ankommen.
Jeder Mensch kommt woher.
Dazwischen liegt das Leben.
Wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht.
Wer beides nicht weiß, bleibt auf der Strecke, auf dem Weg.
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erbreich
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#517 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von erbreich » Do 18. Mai 2017, 16:08

Hallo Rembremerding

Ja, es gibt ein Ziel, ich habe es oben definiert als im Sinn zu leben.

Ziel und Sinn sind synonyme Begriffe:
Das Leben kennt ein Ziel, das ist der Sinn.
Das Leben hat einen Sinn, der ist das Ziel.

Rembremerding hat geschrieben:Jeder Mensch will ankommen.
Der Mensch muss nur aufhören wegzugehen und schon ist er angekommen.
Wir können niemals woanders ankommen als im Sinn: In ihm leben, weben und sind wir, um mich eines biblischen Bildes zu bedienen.

Was bedeutet diese Aussage Christi:
Selig sind die geistlich Armen;
denn ihrer ist das Himmelreich! (Mt 5,3)
?

Es bedeutet, das Ziel loszulassen, jedes Wollen bezüglich des Ziels fahren zu lassen, wie sich Meister Eckhart dazu trefflich geäussert hat:

Denn ich sage euch bei der ewigen Wahrheit,
solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes zu erfüllen,
und solange ihr noch Begehren habt nach der Ewigkeit und nach Gott,
solange seid ihr noch gar nicht geistlich arm.
(aus der Predigt über Mt 5,3)


...und habt damit noch nicht erkannt, dass ihr hier und jetzt im "Himmelreich" - ich spreche vom "Sinn" - leben und in Tat und Wahrheit auch niemals woanders als im Sinn leben könnt. Eben: In ihm leben, weben und sind wir.

Wird allein der Weg zum Ziel, ist das Ziel im Weg, um es zu erreichen.
Solange das Ziel als Karotte vor dem Esel baumelt, kann er rennen soweit er will, er wird sie nie verzehren, das Ziel nie verinnerlichen und damit erleben können. Wenn der Esel aber eine Vollbremsung hinlegt, ja: dann springt ihm die Karotte ungebremst ins Maul - auch ein Esel kann ans Ziel kommen! ;)

Wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht.
Er geht in den Sinn sobald er (sich) aus dem Sinn kommt... :)

...oder:

Wer selber scheinen will (ein Ziel für sich erreichen will) wird nicht erleuchtet.
(Thaddeus Golas)


:wave:

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#518 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von Rembremerding » Do 18. Mai 2017, 16:56

erbreich hat geschrieben:
Wer selber scheinen will (ein Ziel für sich erreichen will) wird nicht erleuchtet.
(Thaddeus Golas)


:wave:
Und da hat er recht, denn das ist eher buddhistische Praxis.
Als Christ erreicht man weder selbst und allein das Ziel, noch kann man sich selbst das Ziel geben.
Man erhält das Ziel und man erhält den Weg, beides ist Jesus Christus, alles ist Gnade. Und dann wird man zum Licht.

Man kann das Leben erleben oder das Leben erleben und dann begreifen.
Dann ist in jedem Augenblick Gott gegenwärtig und in jeden Nächsten ebenso.
Jedes Handeln wird so zu einem (ver)ehren Gottes und um das Ziel und den Weg braucht man sich nicht mehr kümmern, denn beides ist und wirkt in einem selbst.

Aus dem Nachbarthread und gerade passend:

"Die Erde ist randvoll mit Himmel,
und in jedem gewöhnlichen Dornbusch brennt Gott,
Aber nur jene, die sehen können, ziehen ihre Schuhe aus;
Die anderen sitzen drum herum und pflücken Brombeeren"

(Elizabeth Barret Browning)


Die einen erleben das Leben und pflücken Brombeeren, die anderen begreifen, ergreifen das Leben und geben ihm Tiefe und ein Ziel, einen Sinn: Sie ziehen sich die Schuhe aus, denn es ist heilig.

Servus :wave:
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#519 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von erbreich » Do 18. Mai 2017, 18:31

Rembremerding hat geschrieben:
erbreich hat geschrieben:
Wer selber scheinen will (ein Ziel für sich erreichen will) wird nicht erleuchtet.
(Thaddeus Golas)


:wave:
Und da hat er recht, denn das ist eher buddhistische Praxis.
Und das ist ein christlicher Irrtum, zu meinen, buddhistische Praxis wolle etwas für ein "Selbst" erreichen - wo doch eine der buddhistischen Kernlehren gerade diese ist, dass jegliche Selbstsucht, jegliches Bezogensein auf ein "Ich", ein "Selbst" und auf ein "Mein" als Verblendung und Wahn erklärt wird. Wenn der buddhistische Weg irgendetwas von Wert ist, dann gerade dies, dass er dem Praktizierenden hilft, diese selbstsüchtige Verblendung zu erkennen und zu überwinden.

Was Jesus übrigens - und zwar als grundlegende Bedingung für seine Nachfolge - genauso fordert: Will jemand mir nachfolgen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! (Matthäus 16.24)

Wer sich für sich selbst, für sein Ich, nach Erlösung sehnt, der wird ent-täuscht werden: "Ewiges Leben" gibt es nicht für ein "Ich" - "Ewiges Leben" ist gekennzeichnet durch das Fehlen jeglicher selbstischer Absicht, jeglichen selbstbezogenen Wünschens und Wähnens.

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#520 Re: Sinn des Lebens

Beitrag von Rembremerding » Do 18. Mai 2017, 19:39

erbreich hat geschrieben: Wenn der buddhistische Weg irgendetwas von Wert ist, dann gerade dies, dass er dem Praktizierenden hilft, diese selbstsüchtige Verblendung zu erkennen und zu überwinden.
Und wer soll dann auf diesen Weg seine Verblendung erkennen und überwinden? Doch wieder nur das Ich. Das Ich und Selbst als Illusion zu erkennen gelingt nur mit dem Ich und Selbst, was wiederum das verwendet, was man überwinden will. Da mag mit der Zeit immer mehr vom Ich als Illusion und Wahn erklärt sein, jedoch bleibt immer jener Träger im Menschen bestehen, welcher der Erklärung zustimmt.
Hier dreht man sich im Kreis. Dieser Weg ist auf Vereinzelung angelegt, muss er sein, denn weder der Nächste, noch irgendetwas größeres außerhalb des Ich stehen zur Verfügung es gemeinsam zu tun, denn das wäre ja jener Wahn, zu dem man ihn erklären will.
Selbsterlösung ist dies richtigerweise übrigens nicht, denn der Wunsch nach Erlösung kann hier keinen Bestand haben.

Die christlichen Mystiker von der Antike bis ins späte Mittelalter sprechen ebenso von der Überwindung selbstsüchtiger Verblendung, nennen Mittel dies selbst zu erreichen. Jedoch ist dies alles in einem Feld der Gnade Gottes eingebettet, was oft und gerne übersehen wird. Wo der Buddhist auf den Weg bleiben muss, ergreift Gott den christlichen Mystiker und tut mit ihm das, was kein Geschöpf selbst tun kann: sich mit ihm vereinigen, ohne ihn auszulöschen.
Was Jesus übrigens - und zwar als grundlegende Bedingung für seine Nachfolge - genauso fordert: Will jemand mir nachfolgen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! (Matthäus 16.24)
Richtig und hier ist kein Synkretismus möglich, denn man muss nach der Verleugnung weiter lesen: Das Kreuz aufnehmen, heißt das Leid durch Annahme zu überwinden (wie Jesus) und nicht es auszublenden. Jesus nachzufolgen heißt mit seiner Person, mit all den Vorzügen und Fehlern, der Person Gottes zu folgen, die Weg, ewiges Leben und die Wahrheit ist und sich damit von ihm leiten und verwandeln lassen. Als Buddhist ist da niemand dem ich folgen kann (höchstens einem Menschen, einem Guru), der mich verwandelt, wenn ich mich immer mehr verleugne. Man bleibt immer auf dem Weg, Wiedergeburt um Wiedergeburt.
Wer sich für sich selbst, für sein Ich, nach Erlösung sehnt, der wird ent-täuscht werden: "Ewiges Leben" gibt es nicht für ein "Ich" - "Ewiges Leben" ist gekennzeichnet durch das Fehlen jeglicher selbstischer Absicht, jeglichen selbstbezogenen Wünschens und Wähnens.
Das ist richtig, mit dem Unterschied im Christentum, dass bereits im Leben das Reich Gottes eingebrochen ist und es andererseits deshalb dort sowie im ewigen Leben um Gemeinschaft geht, nicht um Vereinzelung und Auflösung. Christ-Sein bei Gott ist Vollendung deines, meines Sein, wie wir gewollt, gebraucht und geliebt. Es ist auch immer ein Mit-Sein. Dies geschieht nicht durch Überwindung von Leid und Liebe, sondern durch Überwindung von Leid durch Liebe.

Im übrigen, und da bin ich sicherlich nicht mit allen Christen eins, glaube ich: Gott frägt nicht nach, ob da ein Buddhist oder Christ eine Sehnsucht hat ihn zu erreichen. Wenn Jesus die Bereitschaft eines Menschen erkennt ihm, und damit der Wahrheit und der Liebe nachzufolgen, dann geht er mit ihm diesen Weg und holt ihn einmal zu sich, in sich, um mit ihm Gemeinschaft zu haben, denn er liebt jeden Menschen unendlich.

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