Was haltet ihr vom Buddhismus?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#1 Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Halman » Mi 6. Jul 2016, 16:19

Vor einigen Jahren hatte ich mich in einem anderem Forum mit einer Zen-Buddhistin über ihre religiöse Praxis unterhalten. Ich wusste fast nichts vom Buddismus und lernte eine Menge von ihr. Was? Nun, wenn ihr das wissen wollt, braucht ihr nur folgendes Zitat zu lesen:
Zitat von Space Girl:
... Auch wenn viele buddhistische Schulen definitv weit von dem entfernt sind, was der Buddha eigentlich gelehrt hat, so haben sie doch alle den Kern der Lehre (Die vier edlen Wahrheiten mit dem achtfachen Pfad)bewahrt,und Buddha kam es nur auf den Kern an.Buddha sah sich selbst als ein Arzt, der eine Krankheit diagnostiziert (das Unbefriedigende an der Welt)und die Medizin (den achtfachen Pfad) gegen diese Krankheit verschreibt, solange der Patient die Medizin nimmt, ist es unwichtig, was er sonst noch macht.Er kann beten,wenn er will, und er kann auch an Gott glauben, wenn er will.

„Nicht erklärt habe ich, ob die Welt ewig oder nicht ewig, begrenzt oder unbegrenzt ist, ob Seele und Leib dasselbe oder Verschiedenes sind, ob ein Vollendeter nach dem Tode lebt oder nicht lebt. Ich habe es deshalb nicht erklärt, weil dies nicht zum Heile beiträgt, nicht einen reinen Wandel begründet, ...“ (Pāli-Kanon, Majjhimanikaya 63).

Fazit: Nur persönliche Erkenntnis und Erfahrung, Achtsamkeit und Meditation können nach seiner Lehre Befreiung bringen.Glaubensvorstellungen sind demgegenüber untergeordnet.Du kannst also Christ und praktizierender Buddhist sein.Du kannst Atheist und praktizierender Buddhist sein.Du kannst zu Shiva beten und praktizierender Buddhist sein....

Das ist Heute in manchen buddhistischen Schulen anders, aber damit widersprechen sie meiner Ansicht nach dem, was der Buddha verkündet hat.Und viele Schulen wie zb. der Zen sehen das Heute immer noch so.Ob dies aus christlicher Sicht geht, wage ich aber wegen der buddhistischen Lehre vom Nicht-Ich zu bezweifeln, da sie eine konstante und unsterbliche Seele ausschließt.Andererseits gibt es viele Gemeinsamkeiten mit der negativen Theologie, wie sie etwa von Meister Eckhart und Nikolaus von Kues vertreten wurde.Und im Zen ist sowieso völlig egal, woran du glaubst oder nicht glaubst, solange du praktizierst.Der Zen ist an theoretischen Überlegungen überhaupt nicht interessiert.Zen ist Za Zen (also meditieren) und sonst Nichts.Sitze und siehe selbst.Hier.Liest du da irgendeine Lehre?Der Zen hat keine Lehre.Sitzen in Meditation.Das ist die ganze Philosophie im Zen.Interessant ist in dem Kontext der Fall des Benediktiner Mönchs Willigis Jäger, der zugleich Christ und Zen-Praktizierender ist.Von Zen Seite aus, gab es keinerlei Probleme, von christlicher Seite aus schon.Hier.

Der Buddha hat seine Lehre deshalb begründet, weil er den Hindusimus (dem er ursprünglich anhing) als unbefriedigend empfunden hat, als nicht zur Befreiung führend.Abgesehen davon, dass er das Kastenwesen grundweg ablehnte.Ich behaupte auch das die hinduistische Lehre von der Wiedergeburt dem Buddhismus später künstlich aufgepfropft wurde, weil sie mit anderen grundlegenden Lehrend des Buddha,wie der Lehre vom Nicht-Ich absolut nicht vereinbar ist.Ich bin da aber in der Minderheit.Im undogmatischen Zen ( der meiner festen Überzeugung nach wegen seiner Dogmenfreiheit dem Orginal am Nächsten ist) spielt das keine Rolle, in manch anderen buddhistischen Schulen hätte ich mit dieser Einstellung aber durchaus Schwierigkeiten.

Der Vergleich hinkt, weil es (je nach Schule) noch hunderte Sutras gibt,die teils als wichtiger eingeschätzt werden.Aber der Palikanon ist die älteste buddhistische Textsammlung.Obgleich auch hier nur für sehr wenige Passagen angenommen werden kann, dass sie unmittelbar vom Buddha stammen.Das sind aber die entscheidenen Passagen, an denen ich alle anderen Texte messe.Ein Zen Sutra, das zb. tausend Jahre später entstanden ist kann also manchen Stellen des Palikanon's verwandter sein, als andere Stellen des Palikanons es sind.

Ich mache das auch gern.:) Nur weil Buddha selbst diese Fragestellungen als unwichtig empfunden hat, muss es mir ja nicht genauso gehen.Seine Antwort wäre: Wenn es dir Spaß macht, dann bitte sehr.Er hat überhaupt keine Gebote erlassen, sondern nur Ratschläge erteilt.Er sprach nie von Sünde, sondern nur von heilsam oder unheilsam.Einzige Ausnahme ist das Gebot:des Nichtötens.Und zum logischen Empirismus:Wenn ich sage, dass es diese philosophischen Überlegungen gibt, heißt das nicht, dass ich sie teile.:)
Was meinst ihr dazu?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#2 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Pluto » Mi 6. Jul 2016, 17:04

Wie bei allen Religionen, hat der Buddhismus seine guten wie auch seine schlechten Seiten.
Sehr positiv finde ich die Empfehlung der Meditation. Wenn sie dem "Diamant-Weg" Buddhismus folgt kann sie durchaus zu positiven Veränderungen des Gehirns und der Psyche führen. So finden viele Leute durch die von den Buddhisten gelehrte Meditation zu mehr Ruhe und Gelassenheit.

Negativ finde ich...
- Die patriarchale Strukturen. Es besteht kein (kaum) Interesse, dies zu ändern.
- Der Glaube an physische Wunder, wie bspw. die Macht heiliger Gegenstände, Prophetie, magische Kräfte, Aberglaube u.v.m.
- Akzeptanz der politischen Strukturen (Kastensystem) im Land.
- Rituale sind dem Buddhisten wichtiger als Weisheit und Barmherzigkeit.
- Dogmatische Ergebenheit gegenüber Lamas und Zen Meister.
- Anbetung des Buddha, anstatt der Anwendung des Dharma.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#3 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Halman » Do 7. Jul 2016, 17:38

Pluto hat geschrieben:Wie bei allen Religionen, hat der Buddhismus seine guten wie auch seine schlechten Seiten.
Sehr positiv finde ich die Empfehlung der Meditation. Wenn sie dem "Diamant-Weg" Buddhismus folgt kann sie durchaus zu positiven Veränderungen des Gehirns und der Psyche führen. So finden viele Leute durch die von den Buddhisten gelehrte Meditation zu mehr Ruhe und Gelassenheit.
Ja, dies ist ein positiver Effekt. Eine Zen-Buddhistin, die ich über das Internet kennengelernt hatte, fand über das Zazen (Meditation) inneren Frieden.

Pluto hat geschrieben:Negativ finde ich...
- Die patriarchale Strukturen. Es besteht kein (kaum) Interesse, dies zu ändern.
Dies liegt möglicherweise daran, dass es als Schicksal hingenommen wird und idealerweise im Buddhismus das Befinden nicht von äußeren Umständen abhängen sollte, weil dies "Anhaftung" ist.

Pluto hat geschrieben:- Der Glaube an physische Wunder, wie bspw. die Macht heiliger Gegenstände, Prophetie, magische Kräfte, Aberglaube u.v.m.
Diese Form von Volksglauben ist wohl in Asien sehr verbreitet. Im Grunde kann man Buddhist sein, ohne an diese Dinge zu glauben. Eigentlich braucht Buddhist an gar nichts zu glauben, er kann aber glauben, woran es ihn immer beliebt. Nach meinem bescheidenen Verständnis handelt es sich im Kern eher um eine spirituelle Lebensphilosophie, welche nicht geglaubt, sondern praktiziert werden soll.
Soweit ich es verstanden habe, ist das Ich gem. der buddhistischen Lehre nur eine Illusion und in Wahrheit gar nicht existent. Daher ist es sinnlos, das Ego festhalten zu wollen; das Nicht-Ich ist nach meinem sehr bescheidenen Wissen eine zentrale buddhistische Lehre. Der Buddhist versteht sich nicht als konstante Seelen-Einheit, sondern als Prozess ständiger Veränderung. Es geht nicht darum, sich auf das Ich zu fokussieren, sondern darum, diese Illusion zu überwinden, also die Vorstellung zu überwinden, dass man losgelöst vom Ozean des Seins wäre. Der Buddhist versteht sich als Teil des Ganzen. Erst die Illusion der Trennung vom Sein führt zur Gier, Furcht und so zu Leid.

Pluto hat geschrieben:- Akzeptanz der politischen Strukturen (Kastensystem) im Land.
Auch hier scheint mir die Fügung in das Schicksal der Grund für die Passivität zu sein. Die Lösung für die Befreiung von Leid liegt nicht im Aktivismus, sondern in der Meditation.

Pluto hat geschrieben:- Rituale sind dem Buddhisten wichtiger als Weisheit und Barmherzigkeit.
"Pharisäertum" gab und gibt es im Judentum, im Christentum und offenbar auch im Buddhismus. Ich denke nicht, dass Buddha dies so gewollt hat.

Wie verstehst Du die Vier Großen Gelübde?
  • - Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
    - Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
    - Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
    - Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen

So, wie ich das verstehe, ist der Buddhist bestrebt, kein Leid zu verursachen, sondern es zu vermindern, und zwar sowohl für sich selbst, wie auch für sein Umfeld - denn aus seiner Sicht ist er Teil des Ganzen.

Pluto hat geschrieben:- Dogmatische Ergebenheit gegenüber Lamas und Zen Meister.
Davon wurde ich Zeuge davon, als ich eine Kung-Fu-Show der Shaolin-Mönche bewunderte. Darin war eine Szene, in der ein sehr junger Shaolin vor einem Altmeister kniete und ihn anbetete. Dies ging mir dann doch zu weit, obgleich ich die Mönche und besonders die Altmeister hoch respektiere.

Pluto hat geschrieben:- Anbetung des Buddha, anstatt der Anwendung des Dharma.
Der Buddhismus ist sehr anspruchsvoll. Als Beispiel greife ich mal einen zentralen Text des Buddhismus raus, das Herzsutra:
Form ist nichts anderes als Leere, und Leere ist nichts anderes als Form.
Form ist identisch mit Leere und Leere ist identisch mit Form.
Und so ist es auch mit Empfindung,
Wahrnehmung, geistiger Formkraft und Bewußtsein.


Alle Dinge sind in Wahrheit leer.
Nichts entsteht und nichts vergeht.
Nichts ist unrein, nichts ist rein.
Nichts vermehrt sich und nichts verringert sich.
Es gibt in der Leere keine Form, keine Empfindung, Wahrnehmung, geistige Formkraft und kein Bewußtsein, keine Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper oder Geist; es gibt nichts zu sehen, hören, riechen,
schmecken, fühlen oder denken, keine Unwissenheit und auch kein Ende der Unwissenheit,
kein Altern und keinen Tod, noch deren Aufhebung, kein Leiden und keine Ursache des
Leidens, kein Auslöschen und keinen Weg der Erlösung, keine Erkenntnis und auch kein Erreichen.

Es ist eben einfacher, Buddha anzubeten, als seinem Beispiel zu folgen.

Im Christentum ist es doch ähnlich: Die Christen beten zu Jesus. Besser wäre es, sie würden sich mehr an ihm orientieren.

Übrigens, es gibt sogar Benediktiner, Franziskaner und Jesuiten, die sich, neben christlicher Kontemplation, im Za-Zen üben. Ziel ist es, durch Za-Zen still zu werden, um so hören zu können.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#4 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Rembremerding » Do 7. Jul 2016, 18:07

Halman hat geschrieben: Übrigens, es gibt sogar Benediktiner, Franziskaner und Jesuiten, die sich, neben christlicher Kontemplation, im Za-Zen üben. Ziel ist es, durch Za-Zen still zu werden, um so hören zu können.
Ich möchte hier das Ruhegebet von Johannes Cassian (360-435) erwähnen, eine frühchristliche Form der Meditation, die von den Wüstenvätern intensiv praktiziert wurde. In der Westkirche verbreitete es sich vor allem durch den Benediktinerorden in der lateinischen Kirche.
Das Ruhegebet verzichtet auf das bewusste Denken. Dies geschieht durch das Wiederholen einer einfachen Gebetsformel, die einen zurückbesinnt und abschweifende Gedanken ziehen lässt. Das hat sehr viel mit Zen-Meditation zu tun. Der Unterschied ist, dass das Gebet sich an die göttliche Person wendet.
Später entwickelte sich daraus das Herzensgebet oder Jesusgebet.

Alle drei Meditationsformen sind für Christen sehr wertvoll, um den Weg zur "unio" mit Gott zu erlangen.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#5 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Pluto » Do 7. Jul 2016, 18:08

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:- Der Glaube an physische Wunder, wie bspw. die Macht heiliger Gegenstände, Prophetie, magische Kräfte, Aberglaube u.v.m.
Diese Form von Volksglauben ist wohl in Asien sehr verbreitet. Im Grunde kann man Buddhist sein, ohne an diese Dinge zu glauben.
Eben... Man kann, aber hier besteht eine große Kluft zwischen Theorie und Praxis.


Halman hat geschrieben:Wie verstehst Du die Vier Großen Gelübde?
  • - Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
    - Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
    - Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
    - Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen

Wie gesagt, das Gute am Buddhismus ist die Meditation. Der Rest kann mir geschenkt bleiben.

Halman hat geschrieben:So, wie ich das verstehe, ist der Buddhist bestrebt, kein Leid zu verursachen, sondern es zu vermindern, und zwar sowohl für sich selbst, wie auch für sein Umfeld - denn aus seiner Sicht ist er Teil des Ganzen.
Ja. Das dachte ich auch... Ich hatte geglaubt, dass es für Buddhisten nichts Böses gibt, nur Unerleuchtetes geben kann.
Aber auch hier weicht die Praxis erheblich vom Ideal ab. Es gibt im Buddhismus jede Menge Mord und Totschlag, schwarze Magie und Hexerei.

Z.B. soll es ruhmreich sein, die Welt von Menschen zu befreien, die in Zukunft etwas schreckliches tun werden. Padmasambhava, der Gründer des tibetischen Buddhismus, ging hier mit gutem Beispiel voran, indem er als Kind einen anderen Jungen tötete, dessen zukünftige Gräueltaten er angeblich vorhergesehen haben wollte. :roll:
Insbesondere führen die Buddhisten einen religiösen Kampf gegen Menschen die sie als Schamanen bezeichnen. Das erinnert irgenwie an die Hexenverfolgung in ausgehenden Mittelalter Europas.

Halman hat geschrieben:Der Buddhismus ist sehr anspruchsvoll. Als Beispiel greife ich mal einen zentralen Text des Buddhismus raus, das Herzsutra:
Form ist nichts anderes als Leere, und Leere ist nichts anderes als Form.
Das mag positiv sein, aber das Negative überwiegt, weil der Buddhismus genauso von religiösen Fanatikern besetzt ist.

Halman hat geschrieben:Es ist eben einfacher, Buddha anzubeten, als seinem Beispiel zu folgen.
Wenn nur die religiösen Fanatiker nicht wären.

Halman hat geschrieben:Im Christentum ist es doch ähnlich: Die Christen beten zu Jesus. Besser wäre es, sie würden sich mehr an ihm orientieren.
Neulich las ich den Spruch: Es gibt keine schlechte Religion; es gibt nur schlechte Menschen die sie missbrauchen.
Davon scheint auch der Buddhismus nicht verschont zu sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#6 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von JackSparrow » Do 7. Jul 2016, 23:57

Im Buddhismus gibt es wenigstens eine logisch nachvollziehbare Struktur. Sobald man die These akzeptiert, dass das gesamte Leben aus Leiden besteht, kann man problemlos auch alle übrigen Lehren des Buddha akzeptieren. Wären die Lehren des Buddha auch noch durch Studien und empirische Belege untermauert, wäre der Buddhismus die perfekte Religion.

Im Christentum existiert das alles nicht. Da wird einfach nach dem Zufallsprinzip mit irgendwelchen billigen Plattitüden um sich geworfen. Irgendein roter Faden oder gar eine "Lehre" ist in Jesu Aussagen ja leider nicht erkennbar. Und wer die Evolutionstheorie in Frage stellt oder eine "persönliche Beziehung" mit Jesus voraussetzt, hat sich als ernstzunehmende Religion sowieso disqualifiziert.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#7 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von 2Lena » Fr 8. Jul 2016, 10:57

Danke Halman für die interessanten Hinweise.
Zu den einzelnen Stellen gäbe es Einiges zu sagen. Wie mit allen Ideen, die über lange Zeit hinweg bringen zahlreiche Aspekte. Wir betrachten in unserer Kultur Zen als unpraktisch. Einfälle kommen auch beim Wandern oder beim Windelwechseln von Babys daher. Genauso verhält es sich mit Ruhe und Einsichten. Es gibt viele Erfahrungswege, manche klingen zum Teil absurd.

Wir wissen von Buddha (Gautama) recht wenig, außer der Reklame - durch einzelne Gruppen oder Reisende. Man machte sich kaum die Mühe, das Geschichtliche darüber zu erforschen.
Halman so haben sie doch alle den Kern der Lehre (Die vier edlen Wahrheiten mit dem achtfachen Pfad)bewahrt.

Wikipedia gibt über Buddha Auskunft. Das brauche ich hier nicht zu erwähnen. Zu bedenken wären die Zeitspannen und Kontinente. In jener Zeit (um 500 v. Chr.) grenzte die Hochkultur der Meder an Indien. Assyrien hatte sich zwei Jahrhunderte davor (um 700 v. Chr). des Ägyptischen Reiches bemächtigt und auch Judäa erobert. Lydien (Türkei) und Thrakien (in Europa), die Küsten des Mittelmeeres, Neubabylonien bildeten mit Medien das Persische Reich, das vom Atlantis bis zum Indischen Ozean reichte.

In diesem riesigen Reich herrschte eine hohe Kultur. Sie baute auf zum Teil sehr alte Werte auf. Wir kennen heute durch die Flüchtlingsströme aus Syrien etwas mehr von den Religionen und wie sie sich entwickelt haben. Die neuen Erkenntnisse wurden die in all den Ländern erarbeitet. Gehen wir auf die Ursprünge zurück, so finden wir dort inmitten des Reiches das Gebiet, in dem die Arche Noah gelandet war. Abraham war von dort aus nach Ägypten gezogen. Die ersten Lehren sind uns kaum bewusst.

Das Buch Hiob wird bei uns nur als Wette zwischen Gott und Satan gelesen, aber nicht als Weg, in dem das Wissen weiter übermittelt worden ist. Teilweise war das gar nicht möglich, und man erzählte das weiter - was verstanden wurde. Es war bestimmt nicht die ganze Fülle mit allen Zweigen und Details. So geschah es auch mit "Abraham". Zwar wird die geschichtiche Erzählung einigermaßen verstanden, aber die Lehren darin, die nur in hebräischer Sprache erschließbar werden, die kennt man nicht ...

Es wundert also, wenn ein Israeli sich ausgerechnet zum Buddhismus hingezogen fühlt?
Ich will damit nicht sagen, dass der Buddhismus richtig ist ... Nur, wer die Gesetze "Abrahms" von innen heraus versteht, der kommt zu dem "Ergebnis", das Buddha bekam:
Das Ende der Wünsche, Nirwana, Erlösung vom Leid ... (also Gedanken um Wollen)

"Avram" (gewaltiger Wunsch) und "Lot" (Zurückhaltung) erzählen nicht nur den Lauf der Geschichte, sondern eben die Themen, die in jenen Jahren im Gespräch waren und es sind "zeitlose" Gesetze, die nach wie vor wirken.

Diese Wissenschaft fand nicht als Religion allein - sondern in dem aufbauenden Welthandel Anwendung. Das war nicht in bester Art, aber immerhin wurde die Regel bekannt und wird heutiger Zeit als "Marketing" missbraucht. Weniger bekannt sind die klassischen Regeln, die auf eine wirkliche ideale Gesellschaftsordnung gehen.

Jesus hat die "Himmelreichsgleichnisse" und die "Seligpreisungen" erzählt. In ihnen kommt all das Wissen vor. Richtig ausgebreitet und in die Tat umgesetzt? Ej, da sind wohl einige Baustellen, die schon wieder ruiniert wurden. Wir haben Fortschritt (aber wo ist er bloß).

In östlichen Ländern wurden viele abartige Gebräuche gebildet, die nur ganz wenig mit einer verünftigen Lehre zu tun hatten. Entsprechend kam auch nach Jahrhunderten die "Retourkutsche" der kommunistischen Ideen zurück. Doch es müsste (meines Erachtens nach) da eines der ganz frühen christlichen Schriften in Indien entstand, weitere Anknüpfungen im Osten geben.

Das Zitierte ist ein typischer Fall von "Nichtverstehen":
Irgendein roter Faden oder gar eine "Lehre" ist in Jesu Aussagen ja leider nicht erkennbar. Und wer die Evolutionstheorie in Frage stellt oder eine "persönliche Beziehung" mit Jesus voraussetzt, hat sich als ernstzunehmende Religion sowieso disqualifiziert.
Das ist zwar eine gängige Meinung, von "Wissenschaftlern" vertreten, die sich leider nicht bei "globales Wissen" auskennen. Der gesamte Inhalt der Bibel baut auf die grundlegenden Lehren aus ältester Zeit DURCHGÄNGIG auf und er findet seine leichtestverstehbare Spitze in den Gleichnissen Jesu. Aber die müsste man halt verstehen.
Noch simpler ist die persönliche Beziehung. Aber wie das geht?

Wie blöd, wenn man auf der Leiter oben hängt, die untere Treppe nicht mehr kennen kann ...
und niemand lernt's, keiner hat den "Nürnberger Trichter", der das Wissen vollautomatisch abfüllen und es einbauen kann.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#8 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Halman » Fr 8. Jul 2016, 13:02

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:- Der Glaube an physische Wunder, wie bspw. die Macht heiliger Gegenstände, Prophetie, magische Kräfte, Aberglaube u.v.m.
Diese Form von Volksglauben ist wohl in Asien sehr verbreitet. Im Grunde kann man Buddhist sein, ohne an diese Dinge zu glauben.
Eben... Man kann, aber hier besteht eine große Kluft zwischen Theorie und Praxis.
Nun, man kann als Buddhist Glauben, woran einem immer beliebt. Der Buddhismus ist meines Wissens vom Wesen her diesbezüglich gleichgültig.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wie verstehst Du die Vier Großen Gelübde?
  • - Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
    - Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
    - Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
    - Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen

Wie gesagt, das Gute am Buddhismus ist die Meditation. Der Rest kann mir geschenkt bleiben.
Die Meditation ist ja auch der Kern des Buddhismus'. Eine Zen-Buddhistin erklärte mir, dass es genügt, das Zazen (die Meditation) zu praktizieren, um Buddhist zu sein. Ob man dazu noch an etwas glaubt oder nicht ist hierfür ohne belang.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:So, wie ich das verstehe, ist der Buddhist bestrebt, kein Leid zu verursachen, sondern es zu vermindern, und zwar sowohl für sich selbst, wie auch für sein Umfeld - denn aus seiner Sicht ist er Teil des Ganzen.
Ja. Das dachte ich auch... Ich hatte geglaubt, dass es für Buddhisten nichts Böses gibt, nur Unerleuchtetes geben kann.
Aber auch hier weicht die Praxis erheblich vom Ideal ab. Es gibt im Buddhismus jede Menge Mord und Totschlag, schwarze Magie und Hexerei.
Da gilt meiner Meinung nach der häufig gebrauchte Spruch: Dies hat nichts mit der Religion zu tun. Oder irre ich mich?

Pluto hat geschrieben:Z.B. soll es ruhmreich sein, die Welt von Menschen zu befreien, die in Zukunft etwas schreckliches tun werden. Padmasambhava, der Gründer des tibetischen Buddhismus, ging hier mit gutem Beispiel voran, indem er als Kind einen anderen Jungen tötete, dessen zukünftige Gräueltaten er angeblich vorhergesehen haben wollte. :roll:
Insbesondere führen die Buddhisten einen religiösen Kampf gegen Menschen die sie als Schamanen bezeichnen. Das erinnert irgenwie an die Hexenverfolgung in ausgehenden Mittelalter Europas.
Das wusste ich nicht. Dies ist natürlich verwerflich.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Buddhismus ist sehr anspruchsvoll. Als Beispiel greife ich mal einen zentralen Text des Buddhismus raus, das Herzsutra:
Form ist nichts anderes als Leere, und Leere ist nichts anderes als Form.
Das mag positiv sein, aber das Negative überwiegt, weil der Buddhismus genauso von religiösen Fanatikern besetzt ist.
Könnte man sagen, dass der Buddhismus "kontaminiert" ist?

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Es ist eben einfacher, Buddha anzubeten, als seinem Beispiel zu folgen.
Wenn nur die religiösen Fanatiker nicht wären.
Unkraut vergeht nicht. Ist doch in der Christenheit ähnlich.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Im Christentum ist es doch ähnlich: Die Christen beten zu Jesus. Besser wäre es, sie würden sich mehr an ihm orientieren.
Neulich las ich den Spruch: Es gibt keine schlechte Religion; es gibt nur schlechte Menschen die sie missbrauchen.
Davon scheint auch der Buddhismus nicht verschont zu sein.
Offenkundig nicht.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#9 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Pluto » Fr 8. Jul 2016, 17:24

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Es gibt im Buddhismus jede Menge Mord und Totschlag, schwarze Magie und Hexerei.
Da gilt meiner Meinung nach der häufig gebrauchte Spruch: Dies hat nichts mit der Religion zu tun. Oder irre ich mich?
Ja. Ich denke du irrst.
Nicht die Religion an sich ist das Problem. Es sind die Menschen, die die Religionen zu ihren eigenen Zwecken (Machtansprüche, Kontrolle oder einfach nur Sadismus) missbrauchen. Leider bieten die Religionen den Nährboden für solchen Missbrauch.

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn nur die religiösen Fanatiker nicht wären.
Unkraut vergeht nicht. Ist doch in der Christenheit ähnlich.
Eben!
Und die Religionen bieten wie gesagt eine fruchtbare Grundlage für Fanatiker.

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt keine schlechte Religion; es gibt nur schlechte Menschen die sie missbrauchen.
Davon scheint auch der Buddhismus nicht verschont zu sein.
Offenkundig nicht.
Beginnst du jetzt, meine Ablehnung von Religion zu verstehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#10 Re: Was haltet ihr vom Buddhismus?

Beitrag von Janina » Fr 8. Jul 2016, 21:08

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das mag positiv sein, aber das Negative überwiegt, weil der Buddhismus genauso von religiösen Fanatikern besetzt ist.
Könnte man sagen, dass der Buddhismus "kontaminiert" ist?
Ist das ein Fehler des Buddhismus (oder jeder anderen Religion)?
Ich find's recht sympathisch am Buddhismus, dass es dort geschätzt wird, sich ständig in Frage zu stellen und nichts unhinterfragt zu schlucken. Dogmen werden prinzipiell abgelehnt. "Triffst du Buddha, töte ihn" heißt: Akzeptiere keinen Führer. Eigentlich ist es ein Kult der Aufklärung.
Andererseits sind Buddhisten so... langweilig. Ich halte nichts davon, dem Leben zu entsagen, damit man nachher, wenns zuende geht, nicht dran klammern muss. Lieber kräftig leiden und dafür wenigstens kräftig gelebt haben!

Halman hat geschrieben:Im Christentum ist es doch ähnlich: Die Christen beten zu Jesus. Besser wäre es, sie würden sich mehr an ihm orientieren.
:thumbup:

Antworten