#1 "Ein Christ liest den Koran"
Verfasst: Fr 13. Mai 2016, 22:31
Gerne weise ich hier auf den Blog „Ein Christ liest den Koran“ hin, dessen Autor „Jörg“ ein katholischer Christ und Theologe ist. Seine Auseinandersetzung mit dem Koran finde ich substanziell wertvoll und profund.
"Erkennst du den Koran an als Gottes Wort?"
Es gibt für Gott viele Wege, sich zu offenbaren. Einige sind in einzelnen Beiträgen auch bereits besprochen:
in der Bibel, die für uns Wort Gottes ist, im Gesetz, das Gott in das Herz jedes Menschen gelegt hat, in Ereignissen, in denen Menschen die Nähe Gottes intuitiv spüren, in Wundern, in den Worten von Propheten, in seiner Schöpfung.
Ich gehe fest davon aus, dass der Koran Ausdruck einer solchen authentischen Gotteserfahrung ist. Wort Gottes? – Ja, bestimmt. Für mich als Christen allerdings nicht mit der Dignität, mit welcher wir die Bibel als „Wort Gottes“ bezeichnen.
***
Dieser Blog lädt Euch herzlich ein, gemeinsam mit mir die Suren des Heiligen Buchs des Islam zu erkunden.
Es werden die spirituellen und theologischen Impulse reflektiert, mit denen der Koran den Christen einlädt, Gott neu zu entdecken. Muslime, Christen und alle Interessierten sind zum Dialog eingeladen: vorurteilsfrei den Koran mitzulesen, die Beiträge zu kommentieren und mitzudiskutieren.
Das Grundverständnis des Blogs ist das Muslimen, Juden und Christen gemeinsame Bekenntnis zu dem einen Gott, dem Schöpfer der Welt, der sich in den Heiligen Schriften offenbart.
Ein solcher Versuch von Seiten eines Christen kann immer nur vorläufig und unter zahlreichen Vorbehalten geschehen. Die hier wohl entscheidensten sind diese:
1. Ich bin fest davon überzeugt, dass Mohammed von ganzem Herzen Gott suchte. Dies ist die religiöse Grundtugend auch des Juden und des Christen schlechthin: „So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen, spricht unser Gott“, zitiert Mendelssohn im „Elias“ den Propheten Jeremia (vgl. Jer. 29,13-14). Der Koran ist für mich ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Suche und damit auch heilig. Eine „Heilige Schrift“ im Sinne der Bibel ist der Koran für einen Christen nicht. Der Akt der authentischen Koran-Lesung ist aber ein Glaubensakt vor dem Hintergrund eben dieser Dignität der Schrift.
2. Der Koran ist „in arabischer Sprache vorgetragen, damit ihr es begreift“ (Sure 12,2). Ich muss mir mit einer deutschen Übertragung (Max Henning) behelfen. Da die arabische und die deutsche Sprache völlig unterschiedlich sind, kann eine solche Übertragung immer nur eine kleine Facette der Wirklichkeit des Koran vermitteln. Die sprachlich-literarische Komposition sowie zahlreiche sprachlich subtile Wendungen gehen zwangsläufig bei der Übertragung verloren.
3. „Steh während der Nacht (im Gebet) … und trage den Koran vor, bedächtig und deutlich.“ (Sure 73, 2;4) – Ich habe den Koran „gelesen“. Das arabische Wort für den Koran, Qur-’an, bedeutet zwar „Lesung“, meint aber kein „leises durchlesen“, sondern vielmehr ein „Lautlesen“, Rezitieren. Wer einmal eine Moschee besucht – oder wer im christlichen Gottesdienst der Lesung am Ambo (Lesepult) lauscht – entdeckt, dass zwischen „lesen“ und „laut lesen“ ein Unterschied besteht. Ich habe den Koran „leise“ gelesen.
4. Ich habe mich oft genug beim Lesen in Sackgassen führen lassen. Ganz bestimmte Abschnitte, insbesondere Abgrenzungen zu „uns“ Ungläubigen, haben mich von der eigentlichen Intention – der Gottessuche in den Perikopen – ablenken lassen.
5. Ich habe mich ganz unbefangen und ganz ohne Korankommentar an die Lektüre gemacht. Viele Fragen, die sich aufgrund der historischen und geografischen Distanz zur Lebenswirklichkeit des Propheten hätten klären lassen, blieben mir so verborgen. Und so traten bestimmte Perikopen – insbesondere die Bilder der letzten Suren – in einen Glaubensdialog mit mir, der eher dem postmodernen Literaturverständnis entspricht: die Auseinandersetzung – also der Weg – liefert eine subjektive Erkenntnis. Unabhängig von irgendeiner orthodoxen Interpretation, an die sich ggf. die gesamte Umma (Glaubensgemeinschaft aller Muslime) gebunden fühlt.
Trotz all der Beiläufigkeiten war die Lektüre für mich eine spannende Reise. Als katholischer Theologe durfte ich sehr intensiv „meine“ Heiligen Schriften bereisen. Auch dort war die Gottsuche eine Auseinandersetzung mit den zahlreichen Lebenswelten der biblischen Autoren. Und auch diese Auseinandersetzung glich oft genug einem Kampf.
Ich möchte Euch einladen, vielleicht den einen oder anderen Impuls im Blog mitzulesen und vielleicht sogar zu kommentieren (beachtet hier bitte die „Spielregeln“). Ich würde mich auch und besonders über Deine Kommentare freuen, wenn Du Muslim/-a bist, um von Dir zu lernen – vor allem auch dann, wenn ich eine Sure völlig falsch verstanden habe und korrigiert werde.
In gespannter Erwartung,
Jörg
http://www.christ-koran.de/11-2/
"Erkennst du den Koran an als Gottes Wort?"
Es gibt für Gott viele Wege, sich zu offenbaren. Einige sind in einzelnen Beiträgen auch bereits besprochen:
in der Bibel, die für uns Wort Gottes ist, im Gesetz, das Gott in das Herz jedes Menschen gelegt hat, in Ereignissen, in denen Menschen die Nähe Gottes intuitiv spüren, in Wundern, in den Worten von Propheten, in seiner Schöpfung.
Ich gehe fest davon aus, dass der Koran Ausdruck einer solchen authentischen Gotteserfahrung ist. Wort Gottes? – Ja, bestimmt. Für mich als Christen allerdings nicht mit der Dignität, mit welcher wir die Bibel als „Wort Gottes“ bezeichnen.
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Dieser Blog lädt Euch herzlich ein, gemeinsam mit mir die Suren des Heiligen Buchs des Islam zu erkunden.
Es werden die spirituellen und theologischen Impulse reflektiert, mit denen der Koran den Christen einlädt, Gott neu zu entdecken. Muslime, Christen und alle Interessierten sind zum Dialog eingeladen: vorurteilsfrei den Koran mitzulesen, die Beiträge zu kommentieren und mitzudiskutieren.
Das Grundverständnis des Blogs ist das Muslimen, Juden und Christen gemeinsame Bekenntnis zu dem einen Gott, dem Schöpfer der Welt, der sich in den Heiligen Schriften offenbart.
Ein solcher Versuch von Seiten eines Christen kann immer nur vorläufig und unter zahlreichen Vorbehalten geschehen. Die hier wohl entscheidensten sind diese:
1. Ich bin fest davon überzeugt, dass Mohammed von ganzem Herzen Gott suchte. Dies ist die religiöse Grundtugend auch des Juden und des Christen schlechthin: „So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen, spricht unser Gott“, zitiert Mendelssohn im „Elias“ den Propheten Jeremia (vgl. Jer. 29,13-14). Der Koran ist für mich ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Suche und damit auch heilig. Eine „Heilige Schrift“ im Sinne der Bibel ist der Koran für einen Christen nicht. Der Akt der authentischen Koran-Lesung ist aber ein Glaubensakt vor dem Hintergrund eben dieser Dignität der Schrift.
2. Der Koran ist „in arabischer Sprache vorgetragen, damit ihr es begreift“ (Sure 12,2). Ich muss mir mit einer deutschen Übertragung (Max Henning) behelfen. Da die arabische und die deutsche Sprache völlig unterschiedlich sind, kann eine solche Übertragung immer nur eine kleine Facette der Wirklichkeit des Koran vermitteln. Die sprachlich-literarische Komposition sowie zahlreiche sprachlich subtile Wendungen gehen zwangsläufig bei der Übertragung verloren.
3. „Steh während der Nacht (im Gebet) … und trage den Koran vor, bedächtig und deutlich.“ (Sure 73, 2;4) – Ich habe den Koran „gelesen“. Das arabische Wort für den Koran, Qur-’an, bedeutet zwar „Lesung“, meint aber kein „leises durchlesen“, sondern vielmehr ein „Lautlesen“, Rezitieren. Wer einmal eine Moschee besucht – oder wer im christlichen Gottesdienst der Lesung am Ambo (Lesepult) lauscht – entdeckt, dass zwischen „lesen“ und „laut lesen“ ein Unterschied besteht. Ich habe den Koran „leise“ gelesen.
4. Ich habe mich oft genug beim Lesen in Sackgassen führen lassen. Ganz bestimmte Abschnitte, insbesondere Abgrenzungen zu „uns“ Ungläubigen, haben mich von der eigentlichen Intention – der Gottessuche in den Perikopen – ablenken lassen.
5. Ich habe mich ganz unbefangen und ganz ohne Korankommentar an die Lektüre gemacht. Viele Fragen, die sich aufgrund der historischen und geografischen Distanz zur Lebenswirklichkeit des Propheten hätten klären lassen, blieben mir so verborgen. Und so traten bestimmte Perikopen – insbesondere die Bilder der letzten Suren – in einen Glaubensdialog mit mir, der eher dem postmodernen Literaturverständnis entspricht: die Auseinandersetzung – also der Weg – liefert eine subjektive Erkenntnis. Unabhängig von irgendeiner orthodoxen Interpretation, an die sich ggf. die gesamte Umma (Glaubensgemeinschaft aller Muslime) gebunden fühlt.
Trotz all der Beiläufigkeiten war die Lektüre für mich eine spannende Reise. Als katholischer Theologe durfte ich sehr intensiv „meine“ Heiligen Schriften bereisen. Auch dort war die Gottsuche eine Auseinandersetzung mit den zahlreichen Lebenswelten der biblischen Autoren. Und auch diese Auseinandersetzung glich oft genug einem Kampf.
Ich möchte Euch einladen, vielleicht den einen oder anderen Impuls im Blog mitzulesen und vielleicht sogar zu kommentieren (beachtet hier bitte die „Spielregeln“). Ich würde mich auch und besonders über Deine Kommentare freuen, wenn Du Muslim/-a bist, um von Dir zu lernen – vor allem auch dann, wenn ich eine Sure völlig falsch verstanden habe und korrigiert werde.
In gespannter Erwartung,
Jörg
http://www.christ-koran.de/11-2/