Die Welt des Scheins

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#31 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » Sa 4. Okt 2014, 17:23

Demian hat geschrieben:Es geht in der Geschichte, um die essenzielle Einsicht aller Weisheitslehren: „Alles ist Geist, Bewusstsein, Gott“. Die Menschen glauben aber häufig, dass es eine von Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen unabhängige und getrennte Welt gibt. Die Geschichte vermittelt, dass das eine Illusion ist. Und das, was aus dieser Illusion entsteht, ist das Leiden.
Wie so oft, haben die "Menschen", das Volk, ein besseres Gefühl für die Wahrheit als mancher Phislosoph.

Wenn es wirklich so ist, dass die Geschichte diesen Eindruck vermittelt, dann gründet das IMO auf ein falsches Verständnis der Geschichte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#32 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » Sa 4. Okt 2014, 17:47

Pluto hat geschrieben:Wenn es wirklich so ist, dass die Geschichte diesen Eindruck vermittelt, dann gründet das IMO auf ein falsches Verständnis der Geschichte.
Ich verweise nur auf die Wahrheit, welche diese Geschichte zum Ausdruck bringen soll.

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#33 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » Sa 4. Okt 2014, 17:50

Demian hat geschrieben:Ich verweise nur auf die Wahrheit, welche diese Geschichte zum Ausdruck bringen soll.
Welcher Geschichte?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#34 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » Sa 4. Okt 2014, 17:55

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Ich verweise nur auf die Wahrheit, welche diese Geschichte zum Ausdruck bringen soll.
Welcher Geschichte?
Die eingestellte Zengeschichte, die den Prozess des Erwachens versinnbildlicht. Das Erwachen aus der Illusion (einer "gegensätzlichen" Welt) in die Wahrheit des Bewusstseins.

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#35 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » So 5. Okt 2014, 14:10

Moin,

die Interpretation von Demian kommt mE der Intention des Autors dieser Geschichte am nächsten. Was man einfach zu berüchsichtigen muss, ist die Gedankenwelt des Kulturkreises aus der die Geschichte stammt oder spezieller die Betrachtung der religiösen Wurzeln des Zen-Buddhismus, der eine taoistischen Variante des Mahayana-Buddhismus (Ur-Buddhismus n. Siddharta Gautama) ist.

Das Gedankengut Laotses lässt sich in diesem Fall leicht ausblenden, da die "Weisheit", welche die Geschichte bergen soll, buddhistisch erklärbar ist.

Demian hat geschrieben:Die Menschen glauben aber häufig, dass es eine von Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen unabhängige und getrennte Welt gibt. Die Geschichte vermittelt, dass das eine Illusion ist. Und das, was aus dieser Illusion entsteht, ist das Leiden.

Siddharta, trotz Ablehnung des Hinduismus wesentlich von ihm geprägt, ging davon aus, dass das Ich eine Illusion sei und das durch "Anhaften" an diese Illusion Leiden enstehe, welches kausal die Gefangenheit in dem Rad der Wiedergeburten ("Samsara") bedinge. D.h. jedwedes Begehren vergänglicher Dinge schürt die Illusion der Existenz eines individuellen Ichs, welches wiederum Leiden bedeutet.

Daraus ergibt sich auch, wie im Buddhismus "Glück" definiert wird, welches übrigens weder bei Konfuzius noch bei Laotse eine Rolle spielt. Ich bin der Meinung, dass sich die chinesische Glücksphilosophie durch den Einfluss des Buddhismus entwickelt hat.

Demian hat geschrieben:Es geht in der Geschichte, um die essenzielle Einsicht aller Weisheitslehren: „Alles ist Geist, Bewusstsein, Gott“.

Nicht ganz. Der Zustand dem Leiden zu entkommen, ist im Buddhismus die "Leere". Der Weg ins Nirvana ist also wirklich ein Weg ins "Nichts". Der Geist ist uferlos und das Erfahren dieser Leere gilt als heilsam. So läuft es auch in der Meditationspraxis darauf hinaus, dass man versucht eine "Lücke" zwischen zwei Gedanken zu erfahren und künstlich (durch Übung) zu verlängern.

Der tibetische (Vajrayana-) Buddhismus geht noch einen Schritt weiter und behauptet, dass alle Phänomene an sich leer sind. Für den Weg zur Erleuchtung, so meinen sie, wird ein effizienteres Vehikel angeboten, um diesen Weg abzukürzen.

Es ist nicht überspitzt, wenn man behauptet, dass es im Buddhismus um die Zerstörung des Individuums, das im asiatischen Kulturkreis häufig wenig gilt, und das Freisetzen der angeblich wahren Buddhanatur geht. Ein Schöpfergott hat in diesem Weltbild keinen Platz, sondern gilt auch als Illusion.

Das steht alles konträr dem christlichen Glauben gegenüber: Kol 1,19

Angewandt auf die Geschichte:

JackSparrow hat geschrieben:Der Frosch war die ganze Nacht über real. Das Erleben des Mönchs, sein Empfinden, seine Gedanken wären nicht anders gewesen, wenn er wirklich einen Frosch zertreten hätte.

Illusion halt. Weitergehend müsste man sagen, dass das Zertreten der Frucht ebenso illusorisch ist. Und hier hinkt die Geschichte: Sie muss die Wirklichkeit gebrauchen, um die Unwirklichkeit derselben zu verdeutlichen. Das ist inkohärent.

Pluto hat geschrieben:Wenn es wirklich so ist, dass die Geschichte diesen Eindruck vermittelt, dann gründet das IMO auf ein falsches Verständnis der Geschichte.

Meinst du: Wenn es wirklich so ist, dass die Story diesen Eindruck vermittelt, dann gründet das IMO auf ein falsches Verständnis der History... ?

Für fernöstliche Religionen spielt die Geschichte keine große Rolle. Sie denken nicht linear, sondern zirkulär. Es interessiert vielmehr das Wiederkehren der Dinge, als die Rekonstruktion des Vergangenen. In dem Zuge spielt auch die Gegenwart immer die größere Rolle. Ihre Ursache ist die Vergangenheit und ihre Wirkung die Zukunft. Deshalb konzentriert man sich auf das Augenblickliche als Ausgangspunkt.

Auch ein Urknall wäre nicht mit dem Buddhismus vereinbar. Das Problem wäre der Punkt von dem ein "Anfang" ausgeht. Ein Kreis hat keinen Anfang.

Während im Christentum die Tatsache der Kreuzigung und Auferstehung Jesu eine zentrale Rolle spielt. Hier ist also ein Bezug zum Geschehenen von immenser Bedeutung. Dem chronologischen Zeitablauf steht nicht ein Kreis gegenüber, sondern die Ewigkeit.

lg
Zuletzt geändert von Tom am So 5. Okt 2014, 17:23, insgesamt 1-mal geändert.
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#36 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » So 5. Okt 2014, 14:25

Shalom,

Wind hat geschrieben: Ich weiß zwar auch nicht, wie der Mönch das meint. Habe mir selbst aber vorgestellt, dass die Gegensätze in dem "Gut" oder "Böse" damit gemeint sind.

Gibt es im Buddhismus nicht. Es gibt nur Kausalität und Dualität bzw. im Taoismus "Polarität".

Abischai hat geschrieben: Ein Bekannter strafte seinen kleien Sohn ab, weil der an einem Baum ein Blatt abriß, und er drohte dem Sohn, wie der sich wohl fühlen würde, wenn er, der Vater ihm, dem Sohn einen Finger abrisse. Entsetzen und Angst im Gesicht des Kindes, völlig unnötig !!

Hey, das wurde mir als Kind auch mal erklärt, allerdings nicht von meinem Vater. Es hatte eine nachhaltige Wirkung. Von dieser Vorstellung habe ich Jahre später einem Freund von mir auch mal erzählt, der Botaniker ist. Das hat er doch sehr belächelt.

lg
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#37 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » So 5. Okt 2014, 15:10

Tom hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben:Ein Bekannter strafte seinen kleien Sohn ab, weil der an einem Baum ein Blatt abriß, und er drohte dem Sohn, wie der sich wohl fühlen würde, wenn er, der Vater ihm, dem Sohn einen Finger abrisse. Entsetzen und Angst im Gesicht des Kindes, völlig unnötig !!

Hey, das wurde mir als Kind auch mal erklärt, allerdings nicht von meinem Vater. Es hatte eine nachhaltige Wirkung. Von dieser Vorstellung habe ich Jahre später einem Freund von mir auch mal erzählt, der Botaniker ist. Das hat er doch sehr belächelt.
Solche Anthropomorphismen sind nicht mal so selten.
Der Unterschied ist ganz einfach. Die Pflanze ist angewurzelt, und könnte bei drohender Gefahr nicht die Flucht ergreifen. Deshalb hat sie kein Nervensystem mit dem sie Schmerzen verspüren könnte (wäre ja sinnlos). Auch bei Anemonen, die als freischwimmende Larven noch ein Nervensystem besitzen, wird dieses resorbiert sobald sie sesshaft geworden sind, weil sie ebenfalls keines mehr brauchen (Recycling der Rohstoffe).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#38 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » So 5. Okt 2014, 16:03

Die Gefühle der Mimose sollte man natürlich wirklich nicht verletzten. :mrgreen:


Bild


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mimose
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#39 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » So 5. Okt 2014, 16:34

Tom hat geschrieben:Die Gefühle der Mimose sollte man natürlich wirklich nicht verletzten. :mrgreen:
Naja...
Wiki schreibt u.a. zur Momose
Die Mimose vollführt Nastien, also durch den Bau der Pflanzenorgane vorgegebene Bewegungen.
Deshalb: Kein Schmerzreiz.
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#40 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » So 5. Okt 2014, 16:52

Pluto hat geschrieben:Deshalb: Kein Schmerzreiz.

Natürlich nicht. Faszinierend bleibt sie trotzdem.

Tom hat geschrieben:[...]einem Freund von mir auch mal erzählt, der Botaniker ist.

Eben selbiger Freund hat eine bescheidene private Sammlung von Pflanzen, die alle etwas Besonderes können... :D
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