Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

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Demian
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#1 Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Demian » Do 10. Apr 2014, 06:41

Diesen beachtlichen Text des Physikers Erwin Schrödinger - der wie kaum ein anderer Wissenschaftler sich in die mystische Gedankenwelt einfühlen und sie verstehen konnte (wohl weil er sie durch seine Forschung selbst immer wieder erfahren hat) - möchte ich euch hier nicht vorenthalten. ;)

Das arithmetische Paradoxon - Die Einheit des Bewußtseins

Der Grund dafür, dass unser fühlendes, wahrnehmendes und denkendes Ich in unserm naturwissenschaftlichen Weitbild nirgends auftritt, kann leicht in fünf Worten ausgedrückt werden: Es ist selbst dieses Weltbild. Es ist mit dem Ganzen identisch und kann deshalb nicht als ein Teil darin enthalten sein. Hierbei stoßen wir freilich auf das arithmetische Paradoxon: Es gibt scheinbar eine sehr große Menge solcher bewußten Iche, aber nur eine einzige Welt. Das beruht auf der Art der Entstehung des Weltbegriffs. Die einzelnen privaten Bewußtseinsbereiche überdecken einander teilweise. Der ihnen allen gemeinsame Inhalt. in dem sie sich sämtlich decken, ist die „reale Außenwelt“. Bei alledem bleibt aber ein unbehagliches Gefühl, das Fragen auslöst wie: Ist meine Welt wirklich die gleiche wie die deine? Gibt es eine reale Welt, verschieden von den Bildern, die auf dem Weg über die Wahrnehmung in einen jeden von uns hineinprojiziert werden? Und wenn es so ist, gleichen diese Bilder der realen Welt, oder ist diese, die Welt „an sich“, vielleicht ganz anders als die Welt, die wir wahrnehmen?

Solche Fragen sind sehr geistreich, aber nach meiner Meinung sehr dazu angetan, in die Irre zu führen. Es gibt keine angemessene Antwort auf sie. Sie sind durchweg Antinomien oder führen auf solche, und diese entspringen aus einer Ouelle, die ich das arithmetische Paradoxon nenne: den vielen Bewußtseins-Ichen, aus deren sinnlichen Erfahrungen die eine Welt zusammengebraut ist. Die Lösung des Zahlenparadoxons würde alle solche Fragen beiseite schaffen und sie nach meiner Überzeugung als Scheinprobleme entlarven.

Aus diesem Zahlenparadoxon gibt es zwei Auswege, die beide vom Standpunkt unsres heutigen naturwissenschaftlichen Denkens (das sich auf altes griechisches Denken gründet, also rein westlich ist) reichlich unsinnig aussehen. Der eine ist die Vervielfachung der Welt in Leibniz' schrecklicher Monadenlehre, in der jede Monade eine Welt für sich ist, es ist keine Verbindung zwischen ihnen. Die Monade „hat keine Fenster“, sie ist „incomunicado“. dass sie dennoch alle miteinander in Einklang sind, nennt man die „prästabilisierte Harmonie“. Es gibt wohl nur wenige, denen diese Lösung zusagt oder die darin auch nur eine Milderung des Problems der numerischen Antinomie erblicken.

Offenbar gibt es nur einen anderen Ausweg: die Vereinigung aller Bewußtseine in eines. Die Vielheit ist bloßer Schein; in Wahrheit gibt es nur ein Bewußtsein. Das ist die Lehre der Upanishaden, und nicht nur der Upanishaden allein. Das mystische Erlebnis der Vereinigung mit Gott führt stets zu dieser Auffassung, wo nicht starke Vorurteile entgegenstehen; und das bedeutet: leichter im Osten als im Westen. Als ein Beispiel neben den Upanishaden zitiere ich Aziz Nasafi , einen islamisch-persischen Mystiker aus dem 13. Jahrhundert, in der Übersetzung von Fritz Meyer,

„Beim Tod jedes Lebewesens kehrt der Geist in die Geisterwelt und der Körper in die Körperwelt zurück. Dabei verändern sich aber immer nur die Körper. Die Geisterwelt ist ein einziger Geist, der wie ein Licht hinter der Körperwelt steht und durch jedes entstehende Einzelwesen wie durch ein Fenster hindurchscheint. Je nach der Art und Größe des Fensters dringt weniger oder mehr Licht in die Welt. Das Licht aber bleibt unverändert.“

Vor einer Reihe von Jahren hat Aldous Huxley ein wertvolles Werk veröffentlicht, The Perennial Philosophy, eine Blütenlese aus den Mystikern der verschiedensten Zeiten und Völker. Wo immer man es aufschlägt, findet man viele schöne Äußerungen ähnlicher Art. Man ist beeindruckt durch die wunderbare Übereinstimmung zwischen Menschen verschiedener Rasse, verschiedener Religion. von denen keiner von der Existenz des anderen wußte und zwischen denen Jahrhunderte und Jahrtausende und die größten Entfernungen auf unserm Erdball lagen.

Aber man muß doch sagen, dass diese Lehre unser westliches Denken wenig anspricht, ihm wenig schmackhaft ist und von ihm als phantastisch und unwissenschaftlich abgelehnt wird. Das beruht darauf, dass unsre - die griechische - Wissenschaft sich auf Objektivierung gründet und sich damit den Weg zu einem angemessenen Verständnis für das erkennende Subjekt, den Geist, versperrt hat. Ich glaube aber, dass hier genau der Punkt ist, in dem unsre gegenwärtige Art zu denken verbessert werden muß, vielleicht durch eine kleine Bluttransfusion von seiten östlichen Denkens. Leicht wird das aber nicht sein, und wir müssen uns vor Fehlgriffen hüten. Bluttransfusionen erfordern ja immer große Vorsicht, wenn kein Gerinnen eintreten soll. Wir möchten doch die logische Exaktheit nicht aufgeben, zu der unser Denken gelangt ist und die zu keiner Zeit je ihresgleichen gehabt hat.


[...]

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closs
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#2 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von closs » Do 10. Apr 2014, 09:18

Demian hat geschrieben: Die Monade „hat keine Fenster“, sie ist „incomunicado“. dass sie dennoch alle miteinander in Einklang sind, nennt man die „prästabilisierte Harmonie“.
Wobei die Monaden-Lehre durchaus die setzungs-ärmste Konsequenz aus dem "Cogito ergo sum" ist - insofern ist Leibnitz wenigstens auf puristische Weise ehrlich.

Demian hat geschrieben:Die Geisterwelt ist ein einziger Geist, der wie ein Licht hinter der Körperwelt steht und durch jedes entstehende Einzelwesen wie durch ein Fenster hindurchscheint.
Hier kann amn durchaus eine Verbindung zur "prästabilisierten Harmonie" sehen.

Demian hat geschrieben:Je nach der Art und Größe des Fensters dringt weniger oder mehr Licht in die Welt. Das Licht aber bleibt unverändert.
Super Satz - das verstehen aber die gängigen westlichen Ideologien des 21. Jh. nicht.

Ganz nebenbei und etwas OT: Es ist kein Zufall, dass sich sogar der Islam der westlichen Welt kulturell überlegen fühlt - und auch Putins Abgrenzung ist (via russische Orthodoxie) zum Teil kulturell bedingt - man sieht das Dekadente des Westens. - In spirituellen Dingen verstehe ich diese Haltung.

Demian hat geschrieben: Das beruht darauf, dass unsre - die griechische - Wissenschaft sich auf Objektivierung gründet und sich damit den Weg zu einem angemessenen Verständnis für das erkennende Subjekt, den Geist, versperrt hat.
Deshalb lese ich jüdische Bibel-Übersetzungen. - Das Jüdische erscheint mir als einzige Kulturgröße des Westens, die NICHT griechisch-europäisch-amerikanisch geprägt ist - weil sie schon vorher da war (siehe auch Esra).

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Demian
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#3 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Demian » Do 10. Apr 2014, 09:43

Auf diesen Absatz möchte ich noch hinweisen:

Ich wage zu glauben, dass man beide Paradoxa lösen wird (ich gebe nicht vor, sie hier und jetzt zu lösen), indem man dem Bau unsrer westlichen Naturwissenschaft die östliche Identitätslehre einverleibt. Bewußtsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: Die Gesamtzahl aller „Bewußtheiten“ ist immer bloß „eins“. Ich wage, den Geist unzerstörbar zu nennen, denn er hat sein eigenes und besonderes Zeitmaß; nämlich er ist jederzeit jetzt. Für ihn gibt es in Wahrheit weder früher noch später, sondern nur ein Jetzt, in das die Erinnerungen und die Erwartungen einbeschlossen sind. Doch gebe ich zu, dass unsre Sprache das nicht auszudrücken vermag; und ich gebe auch zu - sofern jemand daran liegt, das festzustellen -, dass ich jetzt von Religion, nicht von Naturwissenschaft, spreche, doch von einer Religion, die der Naturwissenschaft nicht widerspricht, sondern ihre Stütze in dem findet, was unvoreingenommene Naturwissenschaft ans Licht gebracht hat.

Sherrington sagt: „Der menschliche Geist ist ein sehr junges Erzeugnis der Oberfläche unseres Erdballs.“ Natürlich stimme ich dem bei. Würde das zweite Wort („menschliche“) fehlen, so täte ich es nicht ... Es wäre sonderbar, ja lächerlich, wollte man meinen, der anschauende, bewußte Geist, der als einziger über das Weltgeschehen nachsinnt, habe erst irgendwann im Laufe dieses Werdens die Bühne betreten; er sei ganz zufällig aufgetreten, im Zusammenhang mit einer sehr speziellen biologischen Ausrüstung, die ganz offenbar die Aufgabe erfüllt, gewissen Formen des Lebens die Behauptung in ihrer Umwelt zu erleichtern und so ihre Erhaltung und Fortdauer zu begünstigen; Lebensformen, die erst spät gekommen und denen viele andere vorangegangen sind, die sich erhielten ohne jene besondere Ausrüstung (ein Gehirn). Nur ganz wenige von ihnen (nach Arten gerechnet) haben den besonderen Weg eingeschlagen, „sich ein Gehirn anzuschaffen“. Und bevor das geschah, sollte das Ganze ein Spiel vor leeren Bänken gewesen sein'! Ja, können wir denn eine Welt, die niemand wahrnimmt, überhaupt so nennen'? Wenn ein Archäologe eine längst versunkene Stadt oder Kultur rekonstruiert, so interessiert er sich für menschliches Leben, Handeln, Schauen, Denken, Fühlen, für Freud und Leid in der Vergangenheit, die sich ihm dort und dann entschleiert. Aber eine Welt, die viele Millionen Jahre bestanden hat, ohne dass irgendein Bewußtsein sie gewahr wurde und angeschaut hat, ist das überhaupt irgend etwas? Gab es sie? Wir wollen doch dies nicht vergessen: Wenn wir oben gesagt haben, dass das Werden der Welt sich in einem bewußten Geist spiegelt, so ist das nur ein Klischee, eine Redensart, eine Metapher, die Bürgerrecht erworben hat. Nichts spiegelt sich! Die Welt ist nur einmal gegeben. Urbild und Spiegelbild sind eins. Die in Raum und Zeit ausgedehnte Welt existiert nur in unsrer Vorstellung. dass sie außerdem noch etwas anderes sei, dafür bietet jedenfalls die Erfahrung - wie schon Berkeley wußte - keinen Anhaltspunkt.

[...]

Am schmerzlichsten ist das völlige Schweigen unseres ganzen naturwissenschaftlichen Forschens auf unsere Fragen nach Sinn und Zweck des ganzen Geschehens. Je genauer wir hinsehen, um so zweckloser und sinnloser kommt es uns vor. Das Spektakel, das sich da abspielt, erhält einen Sinn offenbar nur in bezug auf den Geist, der ihm zuschaut. Was uns die Naturwissenschaft über diesen Bezug zu melden weiß, ist ausgemacht ungereimt. Als sei der Geist nur durch eben dieses Spektakel entstanden, dem er nun zuschaut, und als werde er mit ihm wieder vergehen, wenn die Sonne schließlich erkältet sein und die Erde sich in eine Wüste von Eis und Schnee verwandelt haben wird.

Nur kurz will ich den notorischen Atheismus der Naturwissenschaft erwähnen, der natürlich zum gleichen Thema gehört. Wieder und wieder erfährt die Naturwissenschaft diesen Vorwurf, aber zu Unrecht. Der persönliche Gott kann in einem Weltbild nicht vorkommen, das nur zugänglich geworden ist um den Preis, dass man alles Persönliche daraus entfernt hat. Wir wissen: Wenn Gott erlebt wird, so ist das ein Erlebnis, genauso real wie eine unmittelbare Sinnesempfindung oder wie die eigene Persönlichkeit. Wie diese muß er im raum-zeitlichen Bilde fehlen. „Ich finde Gott nicht vor in Raum und Zeit“, so sagt der ehrliche naturwissenschaftliche Denker. Und dafür wird er von denen gescholten in deren Katechismus geschrieben steht: Gott ist Geist.

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sven23
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#4 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von sven23 » So 20. Jul 2014, 08:16

closs hat geschrieben:
Ganz nebenbei und etwas OT: Es ist kein Zufall, dass sich sogar der Islam der westlichen Welt kulturell überlegen fühlt - und auch Putins Abgrenzung ist (via russische Orthodoxie) zum Teil kulturell bedingt - man sieht das Dekadente des Westens. - In spirituellen Dingen verstehe ich diese Haltung.

.

Tut er das wirklich? IMO fühlt er sich dem Westen hoffnungslos unterlegen und reagiert mit religiösem Fundamentalismus, um die gefühlte Minderwertigkeit zu kompensieren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#5 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Pluto » So 20. Jul 2014, 11:31

Demian hat geschrieben:Diesen beachtlichen Text des Physikers Erwin Schrödinger - der wie kaum ein anderer Wissenschaftler sich in die mystische Gedankenwelt einfühlen und sie verstehen konnte (wohl weil er sie durch seine Forschung selbst immer wieder erfahren hat) - möchte ich euch hier nicht vorenthalten. ;)
Da nützt auch kein Meckern, gelle?
Also hat sich also auch Erwin Schrödinger aus seinem Kompetenzbereich heraus in den dunklen Sumpf der Metaphsyik getraut — und ist gescheitert.
Demian hat geschrieben:
Das arithmetische Paradoxon - Die Einheit des Bewußtseins
...ist, wie sich später herausstellen sollte, eine völlig abstruse unhaltbare Behauptung die auf dem Morastboden der Hoffnung auf ewiges Leben aufbaut.
Ein Unfug aus falschem metaphysichem Denken.

Hierbei stoßen wir freilich auf das arithmetische Paradoxon: Es gibt scheinbar eine sehr große Menge solcher bewußten Iche, aber nur eine einzige Welt.
Dieses Paradoxon besteht nur in der Fantasie des verklärten und verwirrten Herrn Schrödinger (Auch große Köpfe können irren).
Die Lösung des Zahlenparadoxons würde alle solche Fragen beiseite schaffen und sie nach meiner Überzeugung als Scheinprobleme entlarven.
Wenigstens ein Lichtblick im ansonst finsteren Gebrabbel!

Als ein Beispiel neben den Upanishaden zitiere ich Aziz Nasafi , einen islamisch-persischen Mystiker aus dem 13. Jahrhundert, in der Übersetzung von Fritz Meyer,

„Beim Tod jedes Lebewesens kehrt der Geist in die Geisterwelt und der Körper in die Körperwelt zurück. Dabei verändern sich aber immer nur die Körper. Die Geisterwelt ist ein einziger Geist, der wie ein Licht hinter der Körperwelt steht und durch jedes entstehende Einzelwesen wie durch ein Fenster hindurchscheint. Je nach der Art und Größe des Fensters dringt weniger oder mehr Licht in die Welt. Das Licht aber bleibt unverändert.“
Solche dualistisch anmutenden Hypothesen des Geistes, die auf die o.a. Hoffnung gründen, wurden längst widerlegt (s. Gilbert Ryle in The Concept of Mind (1949)).

Für solches esoterische "Herumgeeiere" kann man sich als Wissenschaftler nur noch fremdschämen für den ansonst so großartigen Physiker Erwin Schrödinger.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Demian » So 20. Jul 2014, 21:09

War ja klar, Pluto weiß mal wieder alles. Amen! ;)

Solche dualistisch anmutenden Hypothesen des Geistes, die auf die o.a. Hoffnung gründen, wurden längst widerlegt (s. Gilbert Ryle in The Concept of Mind (1949)).

Du hast Aziz Nasafi nicht verstanden.

Für solches esoterische "Herumgeeiere" kann man sich als Wissenschaftler nur noch fremdschämen für den ansonst so großartigen Physiker Erwin Schrödinger.

Die gute, alte Esoterik-Keule erspart Dir neue Gedanken ... :wave:

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#7 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Demian » So 20. Jul 2014, 21:25

Pluto hat geschrieben:...ist, wie sich später herausstellen sollte, eine völlig abstruse unhaltbare Behauptung die auf dem Morastboden der Hoffnung auf ewiges Leben aufbaut.
Ein Unfug aus falschem metaphysichem Denken.

Da wäre zu sagen:
* Hoffnung ist sehr menschlich, belebend, heilsam und kein "Morastboden".
* Trotzdem geht es um die Wahrheit.
* Etwas einfach als "Unfug aus falschem metaphysischen Denken" zu benennen, macht etwas nicht unrichtig. Die Wahrheit ist unabhängig von deiner (und jeder) persönlichen Wahrnehmung.
* Besser ist es den Geist frei zu lassen, als ihn durch unnötige Denkverbote - in der Art: "spirituell-philosophische Weltanschauung sind grundsätzlich unrichtig, weil sie nicht mit meinen Konzepten und Vorstellungen übereinstimmen" - zu behindern, denn Konzepte und Vorstellungen sind niemals die Wirklichkeit, weder meine, noch deine, noch irgendwelche anderen, sie können sie aber vielleicht besonders gut wiederspiegeln, fühlbar und begreifbar machen.
* Spirituell-philosophisches und naturwissenschaftliches Denken können und dürfen einander ergänzen, denn der Naturwissenschaftler erforscht nur das WIE der objektiven Welt, nicht aber das WARUM, das WORAUS oder das WORIN ("woraus entfaltet sich die gegenständliche Welt bzw. worin erscheint sie?" - "was ist der (ewige) Seinshintergrund aller (vergänglichen) Erscheinungen?" - "Was ist Materie und was ist Geist? - ist möglicher Weise alles Geist und Materie eine FORM (oder Manifestation) von Geist?")

Also hat sich also auch Erwin Schrödinger aus seinem Kompetenzbereich heraus in den dunklen Sumpf der Metaphsyik getraut — und ist gescheitert.

Metaphysik ist kein dunkler Sumpf, auch dann nicht, wenn Plutos großartiges Ego soetwas einfach behauptet. :mrgreen:

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#8 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Pluto » So 20. Jul 2014, 22:00

Demian hat geschrieben:* Hoffnung ist sehr menschlich, belebend, heilsam und kein "Morastboden".
Es hängt davon ab, wie realistisch die Hoffnung ist.
* Trotzdem geht es um die Wahrheit.
Die ebenfalls immer relativ gesehen werden muss.
Die Wahrheit ist unabhängig von deiner (und jeder) persönlichen Wahrnehmung.
Sicher. Aber der Begriff wird verfälscht sobald man ihn zu definieren versucht.
Besser ist es den Geist frei zu lassen, als ihn durch unnötige Denkverbote - in der Art: "spirituell-philosophische Weltanschauung sind grundsätzlich unrichtig,
Lass dich in deiner Meinung nicht beirren, denn es war kein Denkverbot.
Meine Ansicht sollte lediglich als Anregung dienen. Wenn du mir meine Meinung nicht gestattest, käme das einem Denkverbot gleich.
Spirituell-philosophisches und naturwissenschaftliches Denken können und dürfen einander ergänzen, denn der Naturwissenschaftler erforscht nur das WIE der objektiven Welt, nicht aber das WARUM, das WORAUS oder das WORIN
Wenn das WARUM nur Spekulation beinhaltet, ist es dann nicht besser zu sagen, man habe keine Antwort, als sich eine Antwort auszudenken die falsch sein kann?
Demian hat geschrieben:
Also hat sich also auch Erwin Schrödinger aus seinem Kompetenzbereich heraus in den dunklen Sumpf der Metaphsyik getraut — und ist gescheitert.
Metaphysik ist kein dunkler Sumpf,
Findest du?
Aus meiner Sicht, und metaphorisch gesehen eben schon.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Demian » So 20. Jul 2014, 23:01

Eigentlich nehmen wir nicht „die“ Welt wahr, sondern wir nehmen die wahrgenommene Welt wahr, und wahrgenommen wird sie im Geist. Die Welt „da draußen“ ist eigentlich im Geist. Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie sie in uns erscheint. Unser ganzes Leben ist ein strömender Ozean von Erscheinungen, die im Bewusstsein erscheinen und wieder darin verschwinden. Geburt und Tod, kommen und gehen, „Panta rhei“, alles fließt, sagte Heraklit, und er meinte damit die vergängliche, materielle Welt. Trotzdem gab es immer Menschen, die gefühlt, erfahren oder entdeckt haben (bzw. „erkannt“), dass in der Tiefe dieses Vergänglichen ETWAS ist, was selbst unvergänglich und immerwährend ist, über das im Wesentlichen aber nur gesagt werden kann, dass es IST. Wenn in spirituellen Philosophien von „Wahrheit“ die Rede ist, dann meinen sie dieses tiefste Sein allen Seins, die Quelle.

Max Planck sagte aus seinem Forscherleben heraus: „Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.
Spirituell geht es immer, um einen „inneren“ Weg der Erfahrung und Entdeckung, der geistigen Befreiung, Heilung, sinnvollen Deutung des Lebens und seine Verwandlung in Weisheit und Liebe. Jesus Christus sprach davon, dass der Mensch neu geboren werden müsste (Joh. 3,7) damit das „im Fleisch“ beschränkte und gefangene Sein, durch eine geistige Geburt zu einem Bild Gottes wird, es verkörpert, bezeugt und lebt. Es ist nicht die Aufgabe der Naturwissenschaften, zu bewerten, ob das wahr oder falsch ist, das kann nur jeder einzelne Mensch für sich selbst entdecken, erproben und überprüfen - verifizieren oder falsifizieren - in dem er einen solchen geistlichen Weg geht.

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#10 Re: Erwin Schrödinger und die Einheit des BEWUSSTSEINS

Beitrag von Pluto » Mo 21. Jul 2014, 00:29

Demian hat geschrieben:Eigentlich nehmen wir nicht „die“ Welt wahr, sondern wir nehmen die wahrgenommene Welt wahr, und wahrgenommen wird sie im Geist.
IMO siehst du das falsch.
Wer, außer ICH ist denn der Geist?

Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie sie in uns erscheint.
Das ist wohl wahr, denn wie sie ist, können wir die Welt nicht erkennen, sondern nur uns ein Bild konstruieren, wie sie uns erscheint. Das ist die Essenz des modernen radikalen Konstruktivismus.

„Panta rhei“, alles fließt, sagte Heraklit, und er meinte damit die vergängliche, materielle Welt.
Das kann ich nachvollziehen.
Aber warum sollte die spirituelle Welt nicht gleichermaßen vergänglich sein?

Trotzdem gab es immer Menschen, die gefühlt, erfahren oder entdeckt haben (bzw. „erkannt“), dass in der Tiefe dieses Vergänglichen ETWAS ist, was selbst unvergänglich und immerwährend ist,
Vielleicht... Aber wie willst du feststellen ob DU zu diesen Menschen gehörst?

Wenn in spirituellen Philosophien von „Wahrheit“ die Rede ist, dann meinen sie dieses tiefste Sein allen Seins, die Quelle.
Mmm... Verstehe nicht wirklich wie du das wissen kannst.

Max Planck sagte aus seinem Forscherleben heraus: „Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.
Ja. Ein weiser Satz.
Dazu eine These die von vielen Physikern heute neu aufgegriffen wird. Sie sagen nicht dass Materie und Energie in einander übergehen können, sondern Materie sei einfach eine andere Daseinsform der Energie — nicht Umwandlung sondern Identität.

Geist ist der Urgrund aller Materie.
Aber vielleicht ist es auch umgekehrt? Wenn ich den Nachthimmel betrachte, dann weiß ich, dass alles was da draußen ist, uns feindlich gesinnt ist — nicht geeignet um Leben zu erhalten, sondern es zu zerstören.

Vielleicht sind wir auf der richtigen Spur, wenn wir sagen, Energie ist die Quelle von Materie, und Materie die Quelle des Bewusstseins?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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