Der "leidende" Messias

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Zeus
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#21 Re: Der "leidende" Messias

Beitrag von Zeus » Mo 4. Nov 2013, 16:45

2Lena hat geschrieben:Denkt jemand die hebräische Zahl eins [axad], so kommen ihm die Gedanken zum gleichen Wort, das noch anderes bedeutet. Das heißt Einheit, achad. Dazu muss wegen einer Ähnlichkeit noch einzigartig überlegt werden oder das Erste.
Es ist nicht nur einer da ...
Hebräische Zahlen unterscheiden sich in männlich und weiblich.
So fangen die Überlegungen an, ob ich vielleicht terrorisiere oder Furcht habe, achat.
Ein geschickter Dichter bringt durch einen anders gestellten Satz seine Überlegung an.
In der Übersetzung wird sie kaum oder gar nicht bemerkt.
Achat ist "eigentlich" nicht eine Zahl, sondern auch ein Verb, gleichzeitig.
Die akustische Denkweise bereitet den Leser auf eine Klärung vor:
"Geht die Einheit wirklich, oder gibt es irgendwo noch Bruchstellen?"
Bei entsprechenden Hinweisen in verschiedensten Erzählungen (die aber in deutsch nicht das Gleiche nachvollziehen lassen) fangen die Leser an, den Aufbau der Sprache zu verstehen. Sie werden umfangreich in die Lehre eingewiesen.
Bei der Zwei überlegen sie nicht nur, ob es mit grader Linie weiter geht - unter Berücksichtigung der zwei Enden. Durch das mehrdeutige Verb kommt das Ändern, Wiederholen und Dazulernen ins Spiel und auch das entsprechende Gegenstück bei der weiblichen Zahl.
Wir kennen das Rechnen mit 2, das Verdoppeln oder das Halbieren.
Die Zahlen der Bibel sind aus anderem Grund genau.
Da war nichts mit Schätzungen, so wie Zeus es vermutete.
Die Bibel hat nicht nur den bekannten Erzählstoff. Sie ist weitaus umfangreicher.

Liebe 2Lena, würdest du vielleicht die Freundlichkeit besitzen, deinen obigen etwas abstrus anmutenden Kommentar mit etwas weniger Wörtern zu erklären?
Willst du etwa sagen, dass ähnlich wie (angeblich) der Koran, die Bibel nicht in moderne Sprachen übersetzt werden kann?
Wozu soll sie dann von Nutzen sein, wenn keine Sau (entschuldige bitte den saloppen Ausdruck) außer hebräischen Linguisten das wirre Zeug richtig deuten und verstehen kann?

Gruß
Zeus
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

closs
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#22 Re: Der "leidende" Messias

Beitrag von closs » Mo 4. Nov 2013, 17:57

Zeus hat geschrieben:Falls noch mehr "Erklärungen" benötigt werden, die Münek etwas hart aber treffend als "Herumgeeiere" bezeichnet hat, hier ist eine (wahrscheinlich noch unvollständige) Liste, die sehr hilfreich sein könnte:
Unter Strich wird stehen: "Wenn Ihr's nicht fühlt, Ihr werdet's nie erjagen". Oder anders gesagt: Das Herumgeeiere ist der Versuch, etwas Erkanntes zu erklären. Nicht das Erkannte eiert, das Erklären davon eiert.

Es geht nicht darum, per Argumentarium etwas Geistiges zu beweisen oder zu widerlegen, sondern etwas Geistiges zu erkennen.

In diesem Sinne zur Sache: Ob der Leidens-Tod Jesu als solcher vorhergesagt ist oder nicht, ist mir persönlich vollkommen egal. Vorher muss man erst einmal die Grundlagen verstehen.

Die Grundlagen des Christentums sind (in diesem Sinne):
a) Das Paradies steht für das Vereintsein von Gott und Menschen (alles ist EINS - der Holon).
b) Nur durch das Aufbrechen des Holon ist es möglich, dass der Mensch in Eigen-Erkenntnis Gott erkennt oder verkennt - der Mensch muss zum Erkennen-Können Abstand zum Ganzen finden, um das Ganze als Ganzes wahrnehmen zu können. Hat er aber diesen Abstand, ist er nicht mehr Teil dieses Ganzen - das ist der Preis von menschlicher (geistiger) Erkenntnis.
c) Eins-Sein im Ganzen oder die Sehnsucht danach beschreibt in etwa inhaltlich das Wort "Liebe".
d) Indikator für das Getrennt-Sein ist das Leid (im Paradies kann es kein Leid geben).

Versteht man Jesus als denjeniger, in dem Gott das Getrennte vereint (oder den Weg dahin weist), ist Jesus gleichzeitig der Überwinder des Indikators der Trennung, also des Leids. - Aus meiner Sicht kann das nur Gott im Menschen, also Jesus als Gott und Mensch, schaffen, weil die Wunde zwischen Gott und Mensch nur von beiden Seiten geschlossen werden kann. Insofern wäre es NICHT möglich gewesen, dass Jesus ein Opa wird, der in hohem Alter ruhig verscheidet.

Wäre dies möglich, müsste man Jesus als Nur-Propheten sehen - damit aber wäre das ganze Christentum subtantiell nichtig.

Nicht Freiheit oder Wille oder Entscheidung sind Schlüsselbegriffe des Christentums, sondern das Leid. - Diese Linie zieht sich von Beginn des AT an wie ein roter Faden durch die Bibel.

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#23 Re: Der "leidende" Messias

Beitrag von Pluto » Mo 4. Nov 2013, 18:40

closs hat geschrieben:Nicht Freiheit oder Wille oder Entscheidung sind Schlüsselbegriffe des Christentums, sondern das Leid. - Diese Linie zieht sich von Beginn des AT an wie ein roter Faden durch die Bibel.
Leid ist mir persönlich zu wenig.
Hätte Gott in seiner Allmacht nicht die Welt auch ohne Leid erschaffen können?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#24 Re: Der "leidende" Messias

Beitrag von closs » Mo 4. Nov 2013, 18:45

Pluto hat geschrieben:Hätte Gott in seiner Allmacht nicht die Welt auch ohne Leid erschaffen können?
Umgekehrt: Wenn es Leid gibt - welche Notwendigkeit ist daraus erkennbar?

Gott HAT ja die Welt (das Paradies) ohne Leid erschaffen - aber er konnte nicht die Eigen-Erkenntnis des Menschen erschaffen - hätte er das getan, wäre es keine Eigen-Erkenntnis gewesen. - Da aber Eigen-Erkenntnis nur über den Weg der Emanzipation geht, geht dieser Weg über Trennung. Definiert man Leid als Indikator für Trennung, wird die Sache rund (damit kann man AT und NT sehr schön entschlüsseln).

Pluto hat geschrieben:Leid ist mir persönlich zu wenig.
Wäre es mir auch. - Als Indikator für Trennung ist Leid gleichzeitig Indikator für das "Cogito" - eigentlich geht es um Erkenntnis - aber eben zwangsweise über das Leid.

barbara
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#25 Re: Der "leidende" Messias

Beitrag von barbara » Di 5. Nov 2013, 06:32

Pluto hat geschrieben: Hätte Gott in seiner Allmacht nicht die Welt auch ohne Leid erschaffen können?

Hätte er wohl können, das wäre dann aber eine massiv andere Welt als jene, die wir kennen. Eine Welt, die auf keine Weise vergleichbar ist mit unserer Welt.

Die Rolle des Leids im Christentum sehe ich in dem, was die "gute Botschaft" genannt wird: das Leid ist nicht die ultimative Realität - es gibt eine Wahrheit jenseits des Leids. Und jeder Mensch kann dorthin gelangen und erlöst sein vom Leid.

gruss, barbara

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