Gott ist die Liebe

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Demian
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#251 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von Demian » Fr 15. Nov 2013, 16:44

closs hat geschrieben:Das stimmt, kann aber verwaschen wirken. - Jesus sagt ja selber, dass er "einer von uns" ist - insofern ja. - Aber er ist eben nicht NUR einer von uns. Denn Jesus ist der einzige Mensch, in dem sich Gott über das Menschliche stellt - konkret: Jesus hätte weder den Versuchungen des Satans erliegen noch den Kelch an sich vorübergehen lassen KÖNNEN. Allerdings wird das kontrovers gesehen.

Du hast meinen Gedanken noch nicht verstanden: wenn es nur eine Urnatur gibt, dann ist unser Wesen mit dem von Jesus, Buddha und Laotse identisch. Dann ist jeder spirituelle Weg eine Imitatio Christi. Dann ist jeder Mensch - durch Erkenntnis und Erfahrung - zu einem solchen Weg ( für mich psychologisch die Individuation ) imstande. Der Gang in die Wüste und die Konfrontation mit Satan ist psychologisch das, was jedem Menschen auf die ein oder andere Weise geschieht; die Verblendung durch das Ego ist aber nicht der Normalzustand, sondern eine Verzerrung, die sich mehr und mehr auflöst. Buddhistisch gesehen: "Satan" ist die Unklarheit.
Zuletzt geändert von Demian am Fr 15. Nov 2013, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.

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sven23
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#252 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von sven23 » Fr 15. Nov 2013, 16:57

closs hat geschrieben:
Kindesmißbrauch wird in der RKK genausowenig verfochten wie im deutschen Grundgesetz - und trotzdem kommen solche Sachen vor.


Darum gings ja nicht, sondern um deine Behauptung, die RKK habe in den letzten 30 Jahren gegen keine ihrer Botschaften verstoßen. Und ich hoffe mal, daß Kindesmißbrauch nicht zu ihren Botschaften gehört.
Sollte das dennoch der Fall sein, dann hast du Recht und die Kirche hätte nicht dagegen verstoßen.
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Demian
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#253 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von Demian » Fr 15. Nov 2013, 17:36

closs hat geschrieben:Kindesmißbrauch wird in der RKK genausowenig verfochten wie im deutschen Grundgesetz - und trotzdem kommen solche Sachen vor.

Das muss auch nicht verfochten werden - es genügt, wenn die "Sexualmoral" der Kirche vorallem junge Männer anspricht, die irgendein Problem mit ihrer eigenen Sexualität haben. Die in diesem Bereich vielleicht auf dem Niveau eines Kindes stehen geblieben sind - wenn diese Männer auch noch Macht bekommen und das ganze "heilig" gesprochen wird, dann ist das ein ganz besonders guter Nährboden für Machtmissbrauch. Noch tragischer ist aber, dass die Kirche viel zu wenig zur Aufdeckung der Missbrauchsfälle getan hat. Mea Maxima Culpa

"Befreiungstheologie" ist tatsächlich ein ernstes Thema: Darf man gegen die weltliche Obrigkeit rebellieren? - Rein emotional würde ich ja sagen - fundamental-geistig würde man eher das Kreuz auf sich nehmen sollen.

Ich denke: wenn Theologie nicht befreit, wäre das fragwürdig. ;)

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#254 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 20:10

Demian hat geschrieben:Ich denke: wenn Theologie nicht befreit, wäre das fragwürdig.
Das würde ein konservativer Katholik genau so sehen - aber als innere Befreiuung. - Genau da liegt der konflikt: Wie sehr darf man äußere Befreiung gegen "das, was des Kaisers ist", forcieren? - Die Antwort wird schwer zu finden sein.

Demian hat geschrieben: es genügt, wenn die "Sexualmoral" der Kirche vorallem junge Männer anspricht, die irgendein Problem mit ihrer eigenen Sexualität haben.
Der Zölibat ist an sich ein Thema - und findet sich auch bei evangelischen Christen begründet. - Buddhistische Mönche leben doch auch zölibatär - wie verarbeitet man das dort?

sven23 hat geschrieben:Darum gings ja nicht, sondern um deine Behauptung, die RKK habe in den letzten 30 Jahren gegen keine ihrer Botschaften verstoßen.
Und da sage ich: Sexueller Missbrauch ist kein Verstoß der RKK, sondern ein Verstoß innerhalb der RKK - so wie es nicht ein Verstoß des Grundgesetzes ist, sondern innerhalb des Staates - halt bei Bürgern.

Demian hat geschrieben: dann ist unser Wesen mit dem von Jesus, Buddha und Laotse identisch.
"Authentisch" würde ich unterschreiben - "identisch" klingt so, als sei das menschliche Wesen nicht Abbild (Ebenbild) Gottes, sondern gleich-dimensional koinzident. Da spricht viel dagegen.

Demian hat geschrieben:Der Gang in die Wüste und die Konfrontation mit Satan ist psychologisch das, was jedem Menschen auf die ein oder andere Weise geschieht; die Verblendung durch das Ego
Psychologisch kann man das so sehen - aber aus meiner Sicht nicht spirituell - denn: Es ist ein Unterschied, ob die "Verblendung durch das Ego" durch Gott aufgehoben wird (Jesus), oder (im Dasein) nicht aufgehoben werden kann (normaler Mensch). - Mich stört die dimensionale Gleichstellung von Jesus (als Ganzes) und Mensch.

Demian hat geschrieben:Buddhistisch gesehen: "Satan" ist die Unklarheit.
Wie klug - genau wie im Christentum: "dia-bollei". - Genau das ist es: die Verwirrung. - "Das Böse" ist nicht das aggressive "Messer-zwischen-den-Zähnen-haben", sondern die oft passive Verirrung und Verwirrung.

Demian hat geschrieben:Entsprechend wird die Aktivität vom Menschen in Gott verlegt, weil ein Mensch zur Gnade in einem einzigen Leben - und aus eigener Kraft - nicht imstande sei.
So ist es - weshalb es (spirituell gesprochen) nicht entscheidend ist, ob jemand 10 oder 100 Jahre alt wird. - Der Reinkarnations-Gedanke ist der Versuch, den Selbst-Erlösungsgedanken auf Umwegen zu realisieren.

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sven23
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#255 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von sven23 » Fr 15. Nov 2013, 20:20

closs hat geschrieben: Der Zölibat ist an sich ein Thema - und findet sich auch bei evangelischen Christen begründet. - Buddhistische Mönche leben doch auch zölibatär - wie verarbeitet man das dort?

.

Durch die Rippen schwitzen. :lol:
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#256 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von Demian » Fr 15. Nov 2013, 20:23

closs hat geschrieben:Das würde ein konservativer Katholik genau so sehen - aber als innere Befreiuung. - Genau da liegt der konflikt: Wie sehr darf man äußere Befreiung gegen "das, was des Kaisers ist", forcieren? - Die Antwort wird schwer zu finden sein.

Innere und äußere Befreiung hängen zusammen - mit Dorothee Sölle "… Dreh dein gesicht zu uns gott komm zu denen die nach dir ausschau halten mach uns satt am morgen von deinem licht… bring uns brot und rosen mit gott… und hilf uns deine welt bewahren und treib das werk unserer hände voran die gute arbeit der Befreiung"

Der Zölibat ist an sich ein Thema - und findet sich auch bei evangelischen Christen begründet. - Buddhistische Mönche leben doch auch zölibatär - wie verarbeitet man das dort?

Da werden zwei Bereiche vermengt: die Berufung des Priesters mit dem Zwangszölibat. Das Eine hat aber mit dem Anderen nichts zu tun - Zölibat sollte freiwillig erfolgen; keine Sexualität zu leben macht keinen guten Priester - und sie zu leben keinen schlechten. Ich würde deutlich sagen: ganz im Gegenteil. Wie soll man den Menschen "Gottes Wort" verkünden, wenn man keine Ahnung von zentralen Inhalten des menschlichen Seelenlebens hat und auf die Liebe einer Frau nichts anderes zu erwidern weiß, als "ich darf nicht"?

Außerdem: bekanntlich halten sich viele Priester gar nicht daran - Priesterkinder sind wohl unbestreitbar ;)
Die derzeitige Regelung zwingt da leider zur Doppelmoral; und ich wiederhole: Menschen kommen mit gewissen psychischen Voraussetzungen auf die Idee, Priester dieser Kirche zu werden - jemand der mit seiner Sexualität Probleme hat zum Beispiel. Das einfach abzusegnen ist keine sinnvolle Lösung.

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#257 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 20:36

sven23 hat geschrieben:Durch die Rippen schwitzen.
Mönche und Ordensschwestern lösen das durch Zellteilung.

Demian hat geschrieben:Innere und äußere Befreiung hängen zusammen
Nicht im Sinne der Befreiuungstheologie - das war ja hier der Ansatz. Dort versteht man unter äußerer Befreiung etwas sehr Praktisches: unter anderem genug zum Fressen zu haben.

Trotzdem glaube ich zu wissen, was Du meinst: Ist man innerlich befreit, kann man auch nah außen befreit auftreten. - Aber das ist nur etwas für spirituelle Eliten - man muss auch ans Volk denken.

Demian hat geschrieben:Da werden zwei Bereiche vermengt: die Berufung des Priesters mit dem Zwangszölibat.
Nochmals meine Frage: Wie löst der Buddhismus diese Frage? Dort ist doch (meines Wissens) beides ebenso verbunden.

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sven23
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#258 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von sven23 » Fr 15. Nov 2013, 20:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Durch die Rippen schwitzen.
Mönche und Ordensschwestern lösen das durch Zellteilung.


Verstehe, sie teilen sich eine Zelle, ist das denn erlaubt? :lol:
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#259 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von Demian » Fr 15. Nov 2013, 20:52

closs hat geschrieben:"Authentisch" würde ich unterschreiben - "identisch" klingt so, als sei das menschliche Wesen nicht Abbild (Ebenbild) Gottes, sondern gleich-dimensional koinzident. Da spricht viel dagegen.

Die Idee der Ebenbildlichkeit sagt, in meinen Augen, genau das Gleiche: das menschliche Wesen ist das göttliche Wesen. Karlfried Graf Dürckheim sprach gleichbedeutend von einer Doppeldeutigkeit des menschlichen Wesens, in dem sich Welt-ich und "Wesen" ( das "überweltliche Sein" ) grundsätzlich vereinen. Das kann man aber nur in der persönlichen Erfahrung erleben; irgendeine Theologie wird das nicht für uns tun.

Demian hat geschrieben:So ist es - weshalb es (spirituell gesprochen) nicht entscheidend ist, ob jemand 10 oder 100 Jahre alt wird. - Der Reinkarnations-Gedanke ist der Versuch, den Selbst-Erlösungsgedanken auf Umwegen zu realisieren.

Da treffen zwei verschiedene Sichtweisen aufeinander - viele Christen trennen das Selbst des Menschen, also letztlich das menschliche Bewusstsein, vom absoluten Bewusstsein. Für mich ist beides, also auch das "Höher-Dimensionale", eins. Darum ist echte Gnade möglich.
Zuletzt geändert von Demian am Fr 15. Nov 2013, 21:24, insgesamt 3-mal geändert.

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#260 Re: Gott ist die Liebe

Beitrag von Demian » Fr 15. Nov 2013, 21:10

closs hat geschrieben:Trotzdem glaube ich zu wissen, was Du meinst: Ist man innerlich befreit, kann man auch nah außen befreit auftreten. - Aber das ist nur etwas für spirituelle Eliten - man muss auch ans Volk denken.

Was ich genau meine: die Menschwerdung vollzieht sich nicht nur nach Innen, sondern allumfassend. Die innere Entwicklung ist mit der äußeren Entwicklung verknüpft. "Ethik" und "Mystik" sind verwoben. Die Befreiungstheologie ist eine berechtigte Fortführung dieses Denkens in der Dritten Welt.

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