Bevorzugt Gott die Unmündigen?

closs
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#91 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Sa 7. Sep 2013, 17:54

sven23 hat geschrieben:Das ließe sich ggf. nachprüfen.
Objektiv? - Wie soll das gehen? - Indem sie es so aussagt? - Wäre nicht objektiv.

sven23 hat geschrieben:würde aber dann aber auf einen gütigen Gott vertrauen, der alles zum Guten fügt.
Da hast Du einen guten Instinkt - aber das wäre OT.

sven23 hat geschrieben:Aber wenn ich an den AT Gott denke, graust es mir.
Man muss auch hier zwischen Wahrnehmung und Realität unterscheiden - das würde in das Feld der Heilsgeschichte führen - was das überhaupt "ist" - auch OT.

sven23 hat geschrieben:wenn man an die hunderte oder tausende von Göttern und Dämonen denkt, die sich Menschen im Laufe ihrer Kulturgeschichte ausgedacht haben.
Sehe ich andersrum: Der Mensch hat dasselbe in jeweiligem Zeit- und Kultur-Couleur anders benannt - wobei noch zu unterscheiden wäre zwischen das Gute und Böse - denn die Dialektik ist notwendiges Fundament der Heilsgeschichte. - Du wirst in all diesen religiösen Benennungen diese Dialektik finden.

Pluto
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#92 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von Pluto » Sa 7. Sep 2013, 19:11

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:wenn man an die hunderte oder tausende von Göttern und Dämonen denkt, die sich Menschen im Laufe ihrer Kulturgeschichte ausgedacht haben.
Sehe ich andersrum: Der Mensch hat dasselbe in jeweiligem Zeit- und Kultur-Couleur anders benannt -
Woher wollen wir das denn wissen?

wobei noch zu unterscheiden wäre zwischen das Gute und Böse -
Sehe ich anders. Die Dinge sind nicht an sich gut oder böse. Diese Unterscheidung existiert nur im Auge des Betrachters. Was für den Einen gut, kann für den anderen Böse sein.

denn die Dialektik ist notwendiges Fundament der Heilsgeschichte.
Huch... Dieses Gerede um Dialektik wird mir langsam etwas zu hoch. Kann man das auch für Laien verständlich ausdrücken?
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sven23
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#93 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » Sa 7. Sep 2013, 19:39

Pluto hat geschrieben: Huch... Dieses Gerede um Dialektik wird mir langsam etwas zu hoch. Kann man das auch für Laien verständlich ausdrücken?

Vor allem, wie sollen bei closscher Dialektik die Unmündigen und geistlich Armen noch mitkommen? :lol:
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#94 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Sa 7. Sep 2013, 19:56

Pluto hat geschrieben:Woher wollen wir das denn wissen?
Da sollten Kulturanthropologen etwas dazu zu sagen haben. - Mir fällt halt auf, dass a) Kinder überall gleich sind (bis zu einem gewissen Alter) und b) auch die Themen der großen Literatur überall sehr ähnlich sind (Liebe, Leid, Tragik, Komik, das Woher, das Wohin) - und das hat nichts mit "Abschreiben" zu tun, sondern entsteht offensichtlich autonom in jeder Kultur.

Pluto hat geschrieben:Was für den Einen gut, kann für den anderen Böse sein.
In der Praxis, ja. - Was für den Bankräuber gut ist, ist für die Bank schlecht. - Es wird von den Menschen aber auch transzendent ein Unterschied wahrgenommen zwischen gut und böse - man kann das am Kategorischen Imperativ festmachen, aber auch an religiösen Schriften. - Es steht zu vermuten, dass es da substantielle Parallelen gibt zwischen Christen, Moslems, Taoismus, Hinduismus, ...

Pluto hat geschrieben:Dieses Gerede um Dialektik wird mir langsam etwas zu hoch. Kann man das auch für Laien verständlich ausdrücken?
Das, was die Bibel "Sündenfall" nennt, ist eigentlich ein anderes Wort für den "Fall in die Dialektik", also der Fall vom Einen ins Getrennte, Zersplitterte, Un-Heile (Heil=holon=whole=ganz). Dialektik steht somit für das Nicht-Ganze, da polarisierte. Der "Hüter" der Dia-Lektik ist der Dia-Bolus, der das Heil, also das Ganze, also das Einssein nicht will.

Ausdrucksformen dieser Polarisierung/Dialektik sind ying/Yang oder Mann/Frau oder gut/böse oder Zeit/Überzeitlichkeit oder Krieg/Frieden oder Licht/Dunkelheit ... - Es ist ganz sicher KEIN Zufall, dass die Schaffung Evas UNMITTELBAR mit dem Sündenfall verknüpft ist (da sind gerade mal ein paar Zeilen dazwischen).

Das heißt NICHT, dass die Frau die Böse ist, sondern dass das (!) geschlechtslose Adam durch die Entnahme der Rippe selbst getrennt wird in ying/Yang bzw. Mann/Frau - seit der Rippengeschichte gibt es potentiell Dialektik, die unmittelbar darauf am Baum der Erkenntnis in Aktion tritt.

Dialektik ist nötig für Entwicklung (die es im Überzeitlichen nicht gibt) - und Heilsgeschichte "ist" Entwicklung. - Übrigens sind auch Proton und Elektron Ausdruck von Dialektik - gäbe es nur Neutronen, würde kein Strom fließen. - Aus dem Gegensatz entsteht Bewegung/Entwicklung. - Aus diesem Grund ist es übrigens aus meiner Sicht komplett undenkbar, dass die Schöpfungsgeschichte physikalisch zu verstehen ist (denn dann hätte es vor dem Fall schon Elektronen und Protonen gegeben). - Vielmehr beschreibt (aus meiner Sicht) die Schöpfungsgeschichte im Gewand menschlicher Gleichnishaftigkeit das, was "vor" (eigentlich besser "über") dem geschah/geschieht, was wir Dasein/Welt nennen.

Soweit ein kleiner Ausflug in den Zusammenhang von Schöpfungsgeschichte, Heilsgeschichte und Dialektik - verständlich?

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#95 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Sa 7. Sep 2013, 20:03

sven23 hat geschrieben:Vor allem, wie sollen bei closscher Dialektik die Unmündigen und geistlich Armen noch mitkommen?
Die brauchen das nicht, weil sie oft die Substanz ohne intellektuelle Umwege erkennen. - Ohne Scheiß: Ich unterhalte mich sehr gerne mit geistig Behinderten, weil die oft sehr nah dran sind, ohne Dialektik, Kant oder Bibel zu kennen. - Die Öffnung der Bibel fürs Volk hat auch eminente Nachteile: Denn diejenigen, die ihre Schlussfolgerungen daraus ziehen, sind meistens weder geistig behindert (also unschuldig nah dran) noch große Geister (also bewusst nah dran). Folge ist eine grassierende Halbzeug-Exegese.

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#96 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von Pluto » So 8. Sep 2013, 00:12

closs hat geschrieben: Mir fällt halt auf, dass a) Kinder überall gleich sind (bis zu einem gewissen Alter) und b) auch die Themen der großen Literatur überall sehr ähnlich sind (Liebe, Leid, Tragik, Komik, das Woher, das Wohin) - und das hat nichts mit "Abschreiben" zu tun, sondern entsteht offensichtlich autonom in jeder Kultur.
Richtig.
Aber es sind jeweils ganz unterschiedlich Geschichten, genau wie die Dämonen die darin vorkommen unterschiedlich sind... ;)

Es steht zu vermuten, dass es da substantielle Parallelen gibt zwischen Christen, Moslems, Taoismus, Hinduismus, ...
Sicher ja... aber die Gleichheit der ethischen Werte unter den Völkern könnte einfach darauf zurückzuführen sein, dass die Grundregeln der Ethik (salopp gesagt) bei der Geburt im Gehirn festeschrieben werden — also genetisch bedingt sind.

Gleiches Ethikverständnis ist also keinewegs als Beweis für eine gemeinsame metaphysische "Oberaufsicht" zu sehen.

Ausdrucksformen dieser Polarisierung/Dialektik sind ying/Yang oder Mann/Frau oder gut/böse oder Zeit/Überzeitlichkeit oder Krieg/Frieden oder Licht/Dunkelheit ... - Es ist ganz sicher KEIN Zufall, dass die Schaffung Evas UNMITTELBAR mit dem Sündenfall verknüpft ist (da sind gerade mal ein paar Zeilen dazwischen).
Liest du hier vielleicht Dinge in die Schöpfungsgeschichte hinein, die gar nicht drin stehen?

Aus diesem Grund ist es übrigens aus meiner Sicht komplett undenkbar, dass die Schöpfungsgeschichte physikalisch zu verstehen ist (denn dann hätte es vor dem Fall schon Elektronen und Protonen gegeben). -
Vielmehr beschreibt (aus meiner Sicht) die Schöpfungsgeschichte im Gewand menschlicher Gleichnishaftigkeit das, was "vor" (eigentlich besser "über") dem geschah/geschieht, was wir Dasein/Welt nennen.
Also aus der Dialektik der Elektronen und Protonen, schließt du, dass die Schöpfungsgeschichte eine Allegorie ist?

Dagegen werde ich mich nicht stellen. :P

Soweit ein kleiner Ausflug in den Zusammenhang von Schöpfungsgeschichte, Heilsgeschichte und Dialektik - verständlich?
Schön formuliert.
Danke.
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#97 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 00:59

Pluto hat geschrieben:Gleiches Ethikverständnis ist also keinewegs als Beweis für eine gemeinsame metaphysische "Oberaufsicht" zu sehen.
"Beweis" ohnehin nicht. - Da wäre dann zu fragen, woher genetische Bedingungen kommen.

Pluto hat geschrieben:Liest du hier vielleicht Dinge in die Schöpfungsgeschichte hinein, die gar nicht drin stehen?
Drin "stehen" tun sie nicht - aber manchen Menschen springt da etwas ins Auge. - Es ist so klar UND schwer zu vermitteln.

Pluto hat geschrieben:Also aus der Dialektik der Elektronen und Protonen, schließt du, dass die Schöpfungsgeschichte eine Allegorie ist?
Nicht nur deshalb - aber das gehört auch dazu. - Man muss von Grund auf begriffen haben, worum es geht - dann ergibt sich (fast) alles wie von selbst. - Aber das wäre wirklich ein sehr umfassendes Thema.

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#98 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von Pluto » So 8. Sep 2013, 01:27

closs hat geschrieben:Da wäre dann zu fragen, woher genetische Bedingungen kommen.
Ganz einfach: Evolution wirkt über die natürliche Auslese.
Viele Leute meinen, das besondere am Mensch sei seine Intelligenz (und alles was damit zusammenhängt). Ich meine dass das Sozialverhalten des Menschen eine ebenso wichtige Komponente bei der Entwicklung der Menschheit war. Wir sind nämlich die einzige Art, die als Familie auch in einer Gruppe (Rudel, Sippe...) angehört. Diese Sozialkomponente, die allen Menschen eigen ist (gemeinsam sind wir stark), erfordert aber auch besonders strenge Regeln um die Beziehungen in der Gruppe nicht zu gefährden.
Daraus ergeben sich auf ganz natürliche Weise die bekannten Gebote (nicht stehlen, nicht morden, nicht lügen, und Mutter und Vater ehren). Diejenigen die sich nicht andie Regeln halten werde nvon der Gruppe ausgestoßen.
Auch in der Bibel findet man viele solche Beipsiele.

Drin "stehen" tun sie nicht - aber manchen Menschen springt da etwas ins Auge.
... Tja! anderen halt nicht.

Man muss von Grund auf begriffen haben, worum es geht - dann ergibt sich (fast) alles wie von selbst. - Aber das wäre wirklich ein sehr umfassendes Thema.
Gute Idee.... Warum eröffnest du nicht einen neuen Thread dazu?
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#99 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 08:12

closs hat geschrieben:Folge ist eine grassierende Halbzeug-Exegese.

Um das zu korrigieren haben wir ja closs. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#100 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 08:13

sven23 hat geschrieben:Um das zu korrigieren haben wir ja closs.
Das reicht nicht - das wird Generationen dauern.

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