Der wahre Gott - Eine Illusion?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#101 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 13:06

sven23 hat geschrieben: Mit 99,999999 prozentiger Wahrscheinlichkeit ist hier Ende Gelände.
Damit machst Du Dich zur Geißel Deines Systems, weil Du DEIN System als Maßstab für Fragen machst, die außerhalb Deines Systems angesiedelt sind. - Mir geht es jetzt gar nicht um Glaubensfragen, sondern um den dialektischen Stockfehler.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#102 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 13:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Mit 99,999999 prozentiger Wahrscheinlichkeit ist hier Ende Gelände.
Damit machst Du Dich zur Geißel Deines Systems, weil Du DEIN System als Maßstab für Fragen machst, die außerhalb Deines Systems angesiedelt sind. - Mir geht es jetzt gar nicht um Glaubensfragen, sondern um den dialektischen Stockfehler.

Du, ich fühle mich überhaupt nicht als Geißel. Wenn man den Tod als das Ende des Lebens ansieht und zwar endgültig, dann ist das dialektisch doch kein Stockfehler, sondern eine Annahme, die mit höchster Wahrscheinlichkeit zutreffend ist, da es für gegenteilige Theorien nicht die geringsten Anhaltspunkte gibt.
Sicher, im Kopfkino ist es möglich, aber da ist ja bekanntlich alles möglich.

Ich empfinde das übrigens überhaupt nicht als schlimm. Im Gegenteil hat es was befreiendes, wenn man sich von der "Big brother is watching you" Mentalität emanzipiert hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#103 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 13:52

sven23 hat geschrieben:dann ist das dialektisch doch kein Stockfehler
In dem Moment doch, wenn man seine Wahrscheinlichkeitsrechung auf ein System bezieht, das dafür gar nicht zuständig ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#104 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 13:55

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:dann ist das dialektisch doch kein Stockfehler
In dem Moment doch, wenn man seine Wahrscheinlichkeitsrechung auf ein System bezieht, das dafür gar nicht zuständig ist.

Tja, umgekehrt aber auch. Wenn man so denkt, wird man beide Systeme nie zusammenbringen können.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Sola
Beiträge: 416
Registriert: So 23. Jun 2013, 21:58

#105 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 14:31

sven23 hat geschrieben: Interessant wäre auch aus psychologischer Sicht, warum die einen nicht ohne diese Phantasiewelten leben können, andere wiederum ganz gut ohne können, ohne dabei dem Hedonismus zu verfallen oder asozial zu werden.

Keiner kann "ohne diese Phatasiewelten" ständig nur die "grausamen Realität der Natur vor Augen haben; jeder hat seine "Bewältigungsstrategie".

Die einen verarbeiten das in "Glaubenshypothesen", mit denen sie sich auseinandersetzen.

Andere blenden die Negativität schlicht und einfach aus und tun so, als wären sie "allmächtig" und "unsterblich", als stünden ihnen jederzeit irgendwann in der Zukunft noch alle Möglichkeiten offen, haben einen "blinden" Zukunftsoptimismus und jede kritische Eigenhinterfagung wird in "Aktivismus" und "Ablenkung" erstickt".

Und so weit vom Hedonismus ist unsere Gesellschaft ja nun wirklich nicht mehr entfernt - jedenfalls ist sie auf dem besten Wege dahin. Egoismus und Egozentrik sind doch schon Normalität und kaum einer hat deswegen ein schlechtes Gewissen. Andere übervorteilen, ausnützen, austricksen, betrügen ist doch gängige Praxis und wird nur durch die Strafverfolgung mehr schlecht als recht in Schach gehalten. Wer keine Strafe fürchten muss, tut doch so viel Böses, wie er will und lebt nur nach dem Prinzip der eigenen Lustmaximierung bis hin zum ultimative Kick - egal, ob das auf Kosten der anderen geht. Die Schwachen werden untergebuttert und sind auch noch selbst schuld daran; Schwäche ist ein Makel, ein Schimpfwort.

Bis jetzt spielt ja auch noch die prägende Erziehung nach überlieferten Werten aus der ach so geschmähten christlichen Tradition eine gewisse prägende Rolle. Wenn das alles endgültig über Bord geworfen wird - na dann gute Nacht, dann haben wir Haifischbecken pur .
Liebe Grüsse
Sola

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#106 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 17:12

Sola hat geschrieben:
Keiner kann "ohne diese Phatasiewelten" ständig nur die "grausamen Realität der Natur vor Augen haben; jeder hat seine "Bewältigungsstrategie".
Ein Humanist, für den Wissenschaft kein Teufelszeug ist, braucht keine mythologischen Geschichten aus 1000 und einer Nacht, deren Wahrheitsgehalt auch noch mehr als zweifelhaft ist.



Sola hat geschrieben: Bis jetzt spielt ja auch noch die prägende Erziehung nach überlieferten Werten aus der ach so geschmähten christlichen Tradition eine gewisse prägende Rolle. Wenn das alles endgültig über Bord geworfen wird - na dann gute Nacht, dann haben wir Haifischbecken pur .

Die christliche Tradition hatte auch ihre dunklen Seiten. In den vergangenen Jahrhunderten wurden die Menschen vor allem durch die Angst vor der Hölle diszipliniert, weniger durch Einsicht.

Daß es eine intelektuelle Verflachung in weiten Teilen der Gesellschaft, da stimme ich dir zu. Aber war es in früheren Jahrhunderten wirklich so viel besser? (Stichwort: selbst verschuldete Unmündigkeit)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Sola
Beiträge: 416
Registriert: So 23. Jun 2013, 21:58

#107 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 17:36

sven23 hat geschrieben: Ein Humanist, für den Wissenschaft kein Teufelszeug ist, braucht keine mythologischen Geschichten aus 1000 und einer Nacht, deren Wahrheitsgehalt auch noch mehr als zweifelhaft ist.


Auch ein Humanist ist der christlichen Tradition mit ihrem Wertesystem entsprungen, auch wenn er sich für einen "unabhängigen Freigeist" hält.

Daß es eine intelektuelle Verflachung in weiten Teilen der Gesellschaft, da stimme ich dir zu. Aber war es in früheren Jahrhunderten wirklich so viel besser? (Stichwort: selbst verschuldete Unmündigkeit)
Hier gilt: Gleicher Masstab für alle!
Ich erinnere mich, wie hier im Forum noch vor kurzem verlangt wurde, dass Christen sich gefälligst für die Hexenverbrennung und die Kreuzzüge rechtfertigen sollen und am besten noch gleich auch für die Verbrechen der Nazis, weil es Hitler gelungen ist einer ganzen Reihe von Kirchenoberen Honig ums Maul zu schmieren und sie zumindest zum Stillhalten zu bringen.
Also gilt die Gleichung: Christentum = alles, was jemals an Auswüchsen durch Missbrauch der Lehre zustande kam.
Nichtchristliches Gedankengut = einige Philosophen, die ihren christlichen Wurzeln den Rücken gekehrt haben und meinen, die Werte kann man auch ohne den Glauben leben.

Über alles Negative im "Rest" der Gesellschaft sieht man grosszügig hinweg. Und natürlich auch darüber, dass die grossen Denker selbst im praktischen Leben keineswegs immer so eine helle Leuchte des theoretisch gepredigten Humanismus waren....
So kann man leicht auf die dunklen Seiten der anderen zeigen ;)
Liebe Grüsse
Sola

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#108 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 17:47

Sola hat geschrieben: Und natürlich auch darüber, dass die grossen Denker selbst im praktischen Leben keineswegs immer so eine helle Leuchte des theoretisch gepredigten Humanismus waren....
So kann man leicht auf die dunklen Seiten der anderen zeigen ;)

Ok, aber in welcher Kultur und in welcher Zeit hatte die Gesellschaft bessere Werte und diese vor allem auch umgesetzt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Sola
Beiträge: 416
Registriert: So 23. Jun 2013, 21:58

#109 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 20:06

sven23 hat geschrieben:
Sola hat geschrieben: Und natürlich auch darüber, dass die grossen Denker selbst im praktischen Leben keineswegs immer so eine helle Leuchte des theoretisch gepredigten Humanismus waren....
So kann man leicht auf die dunklen Seiten der anderen zeigen ;)

Ok, aber in welcher Kultur und in welcher Zeit hatte die Gesellschaft bessere Werte und diese vor allem auch umgesetzt?

Du willst damit sagen, dass wir uns heute mit unserer Menschlichkeit, gegenseitigen Liebe und Achtung, Fürsorge für die Schwachen, selbstlose Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit usw als leuchtendes Beispiel gegenüber allen anderen Zeiten weit herausheben?

Ich meine nicht staatliche Krankenvorsorge und Sozialhilfe - die wächst natürlich mit dem allgemeinen Wohlstand.
Sondern die "Menschlichkeit" von "Otto Normalmensch" im zwischenmenschlichen Bereich.

Gibt es da wirklich weniger Lieblosigkeit, Gefühlskälte, menschliche Vereinsamung als noch vor 100 oder 200 oder auch ein paar mehr Jahren?

Ich war früher des öfteren in Indien. Dort haben mich indische Freunde ganz entsetzt gefragt, ob das wirklich stimmt, was sie von Europa gehört haben: dass dort Menschen tatsächlich ihre eigenen Eltern im Stich lassen, sie in ihren Wohnungen vereinsamen lassen oder sie in ein Heim abschieben, nachdem diese sich fast ihr ganzes Leben lang um ihre Kinder und Enkel gekümmert haben und sie lieben? Wie es denn sein kann, dass einem die eigenen Eltern, wenn sie nicht mehr für sich selbst sorgen können, "lästig" werden und man sie ohne schlechtes Gewissen einfach abschiebt, um sich in Ruhe seiner eigenen Selbstverwirklichung zu widmen?

Was meinst du - könnte ein Mensch von vor 100 Jahren eine Zeitreise machen, würde er uns nicht dasselbe fragen?
Meinst du, er wäre erstaunt, wie liebevoll und rücksichtsvoll die Menschen miteinander umgehen, wie wenig Schlechtigkeit, Boshaftigkeit und Verbrechen es gibt?
Liebe Grüsse
Sola

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#110 Re: Der wahre Gott - Eine Illusion?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 20:17

Sola hat geschrieben:
Was meinst du - könnte ein Mensch von vor 100 Jahren eine Zeitreise machen, würde er uns nicht dasselbe fragen?

Richtig, aber wann in der Geschichte war es gesamtgesellschaftlich wirklich besser?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Antworten