sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Und wenn etwas völlig anderes weitergegeben worden wäre, als tatsächlich geschehen ist, hätten die noch lebenden Zeitgenossen und Augenzeugen es leicht widerlegen können. Legendenbildung ist so früh praktisch ausgeschlossen.
Scherzkeks. Es ist sogar Konsens in der Forschung, dass der historische Jesus sehr stark von Legenden überwuchert ist.
Es war nie Konsens (höchstens bei Kubitza) und wie man sieht hat sich diese Vermutung nicht bestätigt und man findet zurück zu den Evangelien als Geschichtsschreibung.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Was der Atheismus ausdrücklich tut. Die finale Nichtigkeit des Seins ist eben die logische Konsequenz des Atheismus.
Es ist der natürliche Lauf der Evolution, aus dem sich auch homo sapiens nicht ausklinken kann.
Entspringt die Hoffnung auf ewiges Leben dagegen nicht frommem Wunschdenken?
Nur weil etwas wünschenswert ist, muss es ja nicht falsch sein. Im Gegenteil, die Ahnung, dass es etwas Höheres gibt, als nur Materie und Energie, dass hinter allem ein Sinn, eine Ursache, eine Intelligenz steckt, diese Ahnung war immer schon und auf der ganzen Welt verbreitet. Sie ist keinem Menschen fremd. H.v.Ditfurth nennt es eine "dem Menschen, wie alle historische und transkulturelle Erfahrung lehrt, ganz offensichtlich wesenseigene Religiosität…eine Form überindividuellen »Wissens«".
Die Bibel sagt dazu: "Die Ewigkeit ist dem Menschen ins Herz gelegt" (Pred. 3,11).
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Sagt sven23, aber eben nicht die jüngste Entwicklung der Jesusforschung!
Diese Entwicklung hat sich noch längst nicht etabliert. Es sind reaktionäre Bestrebungen, das Rad zurückdrehen zu wollen. Aus meiner Sicht wird das ebenso scheitern wie die Ratzinger-Exegese.
Letztere ist ja nicht gescheitert. Du verwechselst da was: Nur weil diejenigen Exegeten, die "die Bibel dem Maßstab des sogenannten modernen Weltbildes unterwerfen, dessen Grunddogma es ist, dass Gott in der Geschichte gar nicht handeln kann" (Ratzinger), nicht mit fliegenden Fahnen der ihnen direkt widersprechenden Ratzinger-Exegese übergelaufen sind, ist sie nicht gescheitert.
Christen sind ihm vielmehr dankbar, dass er gezeigt hat, dass dieses Grunddogma eben auch nur ein Glaube ist, nicht mehr. Und wer ihm folgt, kann sich logischerweise auch nicht "Christ" nennen, also ein an "Christus", den Retter, Glaubender. Es ist eine Exegese für Nichtchristen, für an den Atheismus Glaubende.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Seine Wandlung zum Paulus lässt sich nur erklären mit der direkten Begegnung mit dem Auferstandenen. Und er erklärt es auch so.
Und der Glaube des Propheten Mohammed ist nur zu erklären, wenn er von Gott persönlich den Aufrag erhielt.
Und mein folgender Satz war, dass es jedem frei steht zu behaupten: Er lügt!
Im Falle des Mohammed ist diese Behauptung in meinen Augen weitaus plausibler, als im Falle des Paulus. Worum es aber in meiner Antwort ging war deine Behauptung, Paulus sei "auf die Idee gekommen Jesus literarisch-theologisch zu verwerten". Für diese aus der Luft gegriffenen Geschichte gibt es keinerlei Belege. Als Pharisäer Saulus hätte er ein sorgloses, abgesichertes Leben führen können. So aber schaut er in 2. Kor. 11 zurück:
24 Fünfmal habe ich von den Juden die neununddreißig Schläge bekommen.
25 Dreimal wurde ich von den Römern mit Stöcken geprügelt, einmal wurde ich gesteinigt. Ich habe drei Schiffbrüche erlebt; das eine Mal trieb ich eine Nacht und einen Tag auf dem Meer.
26 Auf meinen vielen Reisen haben mich Hochwasser und Räuber bedroht. Juden und Nichtjuden haben mir nachgestellt. Es gab Gefahren in Städten und in Einöden, Gefahren auf hoher See und Gefahren bei falschen Brüdern.
27 Ich hatte Mühe und Not und oftmals schlaflose Nächte. Ich war hungrig und durstig, oft hatte ich tagelang nichts zu essen. Ich fror und hatte nichts Warmes anzuziehen.
28 Ich könnte noch vieles aufzählen; aber ich will nur noch eins nennen: die Sorge um alle Gemeinden, die mir täglich zu schaffen macht.
29 Wenn irgendwo jemand schwach ist, bin ich es mit ihm. Und wenn jemand an Gott irrewird, brennt es mich wie Feuer.
30 Wenn schon geprahlt werden muss, will ich mit meiner Schwäche prahlen.
31 Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus – gepriesen sei er in Ewigkeit – weiß, dass ich nicht lüge.
Er war ein hoher, etablierter Pharisäer und sein Leben erfuhr eine Wende um 180° und er hat all das auf sich genommen für Jesus, der ihm begegnet ist. Das sind nunmal die Texte, so schreibt er es in seinen Briefen. Und die muss die "Forschung" schon zur Kenntnis nehmen. Es gibt nichts, was dagegen spricht, dass er seine Lebensgeschichte richtig wiedergibt.
sven23 hat geschrieben: Und so steht es ja auch geschrieben. Auf diese Weise lassen sich alle Religionen zirkelreferent bestätigen.
So kann die Forschung verständlicherweise nicht vorgehen.
Texte auslegen hat schon was damit zu tun, den Inhalt der Texte zur Kenntnis zu nehmen und zumindest in Erwägung zu ziehen, dass die Autoren das Ganze nicht einfach erfunden haben. Die Grundannahme zu treffen, dass sie lügen, weil man z.B. davon ausgeht, dass es keinen handelnden Gott geben darf und dann entsprechend als Ergebnis zu präsentieren, dass sie tatsächlich lügen, wäre dann genauso zirkelreferent.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Und wieder bleibt dir nichts übrig als zu sagen: Er lügt.
Lüge ist ein hartes Wort, zumal Paulus ja ein "entspanntes" Verhältnis zur Lüge hatte, wenn die der Verherrlichung Gottes diente.
Aber soll man alle Schreiber des NT und der Apokryphen als Lügner bezeichnen, wo sie doch nur Glaubenspropagandaschriften verfassen wollten?
Zu behaupten wahre Dinge zu beschreiben, die man selber gesehen, gehört, mit den Händen betastet hat (1. Joh.1,1), oder wie Paulus die eigene Lebensgeschichte zu erzählen, wenn sich all das gar nicht so zugetragen hat und es sich in Wahrheit nur um Propaganda handelt, also um Manipulation, das ist glatte Lüge.
Du darfst gern daran glauben aber es gibt keinen plausiblen Grund für deinen Glauben.
sven23 hat geschrieben: Ja, aber er macht sich doch die letzte Version zu eigen, weil er sie für die wahrscheinlichste hält.
Eine 100%ige Sicherheit gibt es im NT fast nirgends, wie Theißen ja immer betont.
Eben. Die "Wissenschaft des Vermutens" saugt sich halt bestimmte Dinge aus den Fingern.
Ratzinger hat recht, wenn er über "die These der Naherwartung" sagt: "Aber diese Deutung ist keineswegs zwingend, ja, wenn man das ganze Gefüge der Jesusworte zusammennimmt, ist sie sogar
eindeutig auszuschließen."