Alles Teufelszeug? VIII

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Münek
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#861 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » So 21. Jan 2018, 16:56

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:natürlich können Setzungen hinterfragt und korrigiert werden.
Richtig - aber das passiert weder bei der HKM noch bei der Theologie.
Nö - nach Aussagen des frommen Theologieprofessors Klaus Berger in einem Fernsehinterview,

- glaubt die Hälfte der Pfarrer und Theologen in Deutschland NICHT mehr an die Auferstehung Jesu

- kennt er keinen Dogmatiker, der das Dogma der Dreifaltigkeit noch ernst nimmt (Erfindung aus dem Mittelalter)

- leugnete der Erzbischof Zollitsch als (ehemaliger) Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den Sühnetod Jesu


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du kannst mir doch nicht weismachen, dass ein kanonischer Exeget annimmt, auch zu Resultaten gelangen zu können, die nicht schon seit vielen Jahrhunderten als unhinterfragbare Dogmen der Kirche festgeschrieben sind.
Dazu KANN er kann nicht kommen, weil die als Dogmen festgeschriebenen Aussagen nicht falsifizierbar sind.
Lies meinen Satz genau. Kein Kanoniker geht davon aus, bei seiner Exegese auf neue Erkenntnisse zu stoßen.

closs hat geschrieben:Auch die HKM wird in Bezug auf Dogmen nicht "zu anderen Ergebnissen" kommen - weil es mangels Falsifizierbarkeit nicht geht.
Oh doch - so ist dem Jungfräulichkeitsdogma die Grundlage entzogen worden, als sich die Geburtsgeschichten der Evangelisten Lukas und Matthäus als erbauliche Legenden ohne historischen Anhalt erwiesen haben. Dieses Dogma ist ja nur deshalb formu-
liert worden, weil die alten Kirchenväter fälschlicherweise von der Historizität der Geburtsgeschichten ausgingen.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:die HKM äußert sich NICHT zum Wahrheitsgehalt von Aussagen über Gott und seinen angeglichen Plänen und Eingriffen.
Aber sie setzt etwas voraus, wenn sie diesbezüglich interpretiert.
Gerade das macht sie NICHT. Als wissenschaftliche Diziplin setzt sie NICHTS voraus. Täte sie es,handelte sie unwissenschaftlich.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Meines Wissens ist der richtende Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit seinen Engeln noch NICHT erschienen
Richtig - aber so war es, wie die Theologie gemeinhin sieht, nie gemeint.
Nach meinem Wissen zieht die Theologie Jesu Worte über das Kommen des richtenden Menschensohnes mit den Wolken des Himmels NICHT in Zweifel. In dem uralten christlichen Glaubensbekenntnis heißt es u.a. von Jesus: "von dannen er kommen
wird, zu richten die Lebendigen und die Toten."


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Sooo sollten sie zu Gott beten - einschließlich der Bitte, dass dessen Reich kommen möge. Warum sollten sie um das Kommen des Gottesreiches bitten, wenn es schon da ist?
Dazu gibt es Bücherwände voll von Veröffentlichungen
Damit hast Du meine Frage nicht beantwortet. Wieso bitten die Gläubigen noch heute um das Kommen des Gottesreiches, wenn dieses nach Deiner Auffassung doch schon seit 2000 Jahre da ist? :o

closs hat geschrieben:jedenfalls ist es NICHT so platt gemeint, wie Du es siehst: "Dein Reich möge in ein paar Jahren physisch und auf 'Regierungsebene' kommen".
Was Du nicht alles weißt, Du großer Bibelkenner.

Von der vom Himmel auf die Erde herabkommenden heiligen Stadt Jerusalem heißt es in der Offb. 21:3 "Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott."

Roland
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#862 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » So 21. Jan 2018, 17:16

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Wenn man so vorgeht, findet man alle religiösen Texte, Mythen und Legenden zirkelreferent bestätigt.
Du wiederholst laufend den selben Denkfehler.
Der Denkfehler liegt auf wohl eher auf deiner Seite.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.

Dieses Argument zitiert den 2. Brief an Timotheus LUT aus dem Neuen Testament; da das Neue Testament ein Teil der christlichen Bibel ist, wird also die Autorität der Bibel durch ein Bibelzitat begründet. Die Bibel zieht damit ihre Autorität als Gotteswort aus sich selbst.

Quelle: Wikipedia

Man kann auch Kreisschluss dazu sagen, oder zirkelreferente Begründung, wenn dir das lieber ist. Es kommt jedenfalls auf dasselbe raus.
Nein! Zum 100. Mal: Niemand zieht ja den Schluss, den Wikipedia hier beispielhaft für einen Zirkelschluss anführt! Niemand behauptet ja: WEIL es in der Bibel steht, IST die Bibel Gottes Wort. Und niemand sagt außerdem WEIL die Texte sagen, dass sie Tatsachenberichte beschreiben, SIND es Tatsachenberichte. Sondern es wird gesagt, dass die Möglichkeit besteht, dass die Autoren nicht gelogen haben und dass die Möglichkeit besteht, dass die Texte NICHT allesamt gelogen oder manipuliert oder gefälscht worden sind. Es ist hüben wie drüben eine Glaubensentscheidung, sie für wahr und echt zu halten, ebenso wie eure Verschwörungstheorie.

Du scheinst immernoch selbst einem Fehlschuss zu erliegen, der da lautet: WEIL es in den Texten drin steht, KANN es nicht stimmen (denn es wäre ja sonst ein Zirkel). Das ist aber falsch, denn wenn ein Autor sagt: Ich beschreibe jetzt was wir gehört und gesehen haben, dann könnte es taaaatsächlich sein, dass dem auch so ist!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#863 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » So 21. Jan 2018, 17:49

sven23 hat geschrieben:Die historische Forschung belegt, dass deine Einwände alles unbegründete Hirngespinste sind
Das macht JEDE Disziplin - sich selber belegen.

sven23 hat geschrieben:Nein, weil eine nicht vorhandene a-priori Setzung (Ratzinger) doch gerade der Garant für ergebnisoffene Forschung ist.
:?: - Damit ist die neutrale Sachebene gemeint - diese ist nicht das Problem und längst abgesfrühstückt.

Nochmals: Du meinst also, dass das, was die HKM für "selbstverständlich" hält, KEINE Setzung ist?

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Dann muss der Laie closs eben einen Forschungszweig "Die Wirklichkeit Jesu" eröffnen.

Viel wichtiger ist, dass der Laie Sven erkennt, dass verschiedene Forschungszweige auf verschiedenen Wegen versuchen, der "Wirklichkeit Jesu" gerecht zu werden. - Damit ist das Problem bereits gelöst.


Damit ist gar nichts gelöst.
Doch - denn dann erkennst Du, dass die Wirklichkeit Jesu aus verschiedenen Perspektiven angegangen werden kann - mit gelegentlich unterschiedlichen Ergebnissen.

sven23 hat geschrieben:Es gibt nämlich keine alternative historische Jesusforschung, genau so wenig, wie es alternantive Fakten gibt.
Es gibt keine alternative Fakten, wenn man "Faktum" als ontische Größe versteht. - Versteht man "Faktum" als inner-systemische Größe, kann es dagegen jeweils widersprechende "Fakten" zur selben Fragestellung geben. - Vielleicht verstehst Du jetzt, warum ich ontische und methodische Sichtweise unterscheide.

sven23 hat geschrieben:Es sei denn, du heißt Trump und hast ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit.
Bei ihm wärest Du möglicherweise besser aufgehoben, als Dir recht ist - aber was soll eine solche Diskussion?

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Systemintern klingt so laienhaft. 1+1 ist nicht nur systemintern gleich 2. Unser Wissen ist da ziemlich gesichert.

"Wissen" in wissenschaftlicher Definition ist IMMER "gesichert", da es ja immer nur einen Status Quo beschreibt. - Insofern ist "gesichert", dass Jesus eine Naherwartung hatte und dass er keine Naherwartung hatte.


Blödsinn, völlig unlogischer Quark, der aber irgendwie ins closssche Denkmuster paßt.
Tja - da fasst man nur Svens Aussagen zusammen - und schon ist es unlogischer Quark. - Im übrigen waren wir uns in diesem Punkt sogar mal einig.

Mit anderen Worten: Meine Aussage ist logisch richtig - falls Du zweifelst: Warum sollte es NICHT logisch sein?

sven23 hat geschrieben:Ich weiß aber, dass die Bemühungen von Thaddäus, und die hat sich ehrlich bemüht, bei dir nicht die geringsten Früchte getragen haben. Wenn du nicht mal die einfachsten Basics beherrschst, wird das nix.
Das ist die falsche Begründung. - Thaddäus hat versucht, außer-systemische Fragestellungen inner-systemisch zu lösen - das kann nichts funktionieren. - Im übrigen bringt es nichts, sich ständig gegenseitig vorzuhalten, dass der andere doof sei.

Denn daran liegt es nicht: Ich halte Dich durchaus NICHT für doof - aber: Ich sehe, dass Du hermeneutisch derart ideologisch eingestielt bist, dass Du fundamentale Dinge nicht verstehst. Das hat nichts mit "Nicht-Beherrschung einfachster Basics" zu tun, sondern mit nachhaltiger Denkformatierung, die nicht mehr aus sich rauskommt. - Diesbezüglich hat aus meiner Sicht Thaddäus das Problem, dass sie einerseits ein durchaus geistiger Mensch ist, andererseits sich aber einem Denksystem verschrieben hat, dass zwangsläufig mit ihrer Geistigkeit kollidieren muss - weiter möchte ich das nicht ausführen, bis Thaddäus wieder an Bord ist.

Mit anderen Worten: Wir haben hier auf dem Forum im wesentlichen kein Doofheits- und Ungebildetheits-Problem, sondern ein hermeneutisches/weltanschauliches Problem. - Und eben WEIL das so ist, versuche ich ständig, auf diese Grundlagenebene zu hieven - denn wie ein Denksystem/eine Methodik en detail funktioniert, ist auf dieser Ebene vollkommen irrelevant. - Wenn man eine Frau sucht, löst man das Problem nicht damit, dass man Masturbations-Techniken verfeinert.

sven23 hat geschrieben:Das erklärt vor allem, warum closs keine Ahnung hat
s.o.: q.e.d.

sven23 hat geschrieben:Eine Aussage kann nicht gleichzeitig wahr und gleichzeitig unwahr sein, egal welche Hermeneutik oder ontisches Geschwafel du voranschaltest. Ist es dir nicht peinlich, dein Unvermögen so offensichtlich zur Schau zu stellen, oder merkst du gar nichts mehr?
Auch hier: Du erkennst Deinen eklatanten Mangel durch ideologische Verblendung nicht und entsorgst diese durch Ad-hominem-Getöse.

Nochmals:
1) Ontisch ist nur EINE Antwort wahr.
2) Methodisch/hermeneutisch kann man zu verschiedenen, gar widersprüchlichen Antworten kommen, die jeweils professionell begründet sind.
3) Welche dieser Antworten die ontisch richtige ist, ist nicht falsifizierbar.
4) Sowohl die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung (in DEINEM Verständnis)" als auch das Gegenteil ist jeweils als "systeminternes Wissen" professionell darstellbar. - Wobei Du sicherlich nicht vergessen hast, dass wir uns vor kurzem einig waren, dass "Wissen" lediglich ein argumentativ abgesicherter Status Quo innerhalb eines Untersuchungs-Systems ist.

sven23 hat geschrieben:Es genügt, wenn es andere wissen.
NIEMAND kann es absolut wissen.

sven23 hat geschrieben:Das könnte dann nur von Leuten kommen, die wirklich keine Ahnung haben und die sind keine ebenbürtigen Gesprächspartner.
Oder Dir überlegene Gesprächspartner - wer weiß?

sven23 hat geschrieben:Nein, die Forschung hat ja gerade die Diskrezpanz zwischen historischen Jesus und geglaubtem und verkündetem Rezeptionsjesus aufgezeigt.
Jetzt meinst Du "historisch" wieder methodisch - und dann stimmt Dein Satz natürlich. - Denn wie sollte es eine Übereinstimmung zwischen zwei so unterschiedlichen Hermeneutiken geben? - Insofern ist dies nun wirklich keine Überraschung.

Ich sprach aber vom "wirklichen Jesus" - als DEN Jesus, der vor 2000 Jahren gelebt hat und sich NICHT geklont hat für einerseits diese oder andererseits jene Hermeneutik. - Also DEN Jesus, den es nur EINMAL gibt. - Also NICHT der historisch-methodische Jesus, sondern der wirkliche Jesus. - Insofern ist Deine Aussage irrelevant.

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#864 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » So 21. Jan 2018, 18:08

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:

Münek hat geschrieben:
natürlich können Setzungen hinterfragt und korrigiert werden.

Richtig - aber das passiert weder bei der HKM noch bei der Theologie.


Nö - nach Aussagen des frommen Theologieprofessors Klaus Berger in einem Fernsehinterview, ...
Was hat dieses Interview mit dem Thema zu tun?

Münek hat geschrieben: Kein Kanoniker geht davon aus, bei seiner Exegese auf neue Erkenntnisse zu stoßen.
Doch - deswegen untersucht er doch. - Schau Dir mal die Literatur dazu an (Halman hat mal eine längere Passage eingestellt).

Münek hat geschrieben:Oh doch - so ist dem Jungfräulichkeitsdogma die Grundlage entzogen worden, als sich die Geburtsgeschichten der Evangelisten Lukas und Matthäus als erbauliche Legenden ohne historischen Anhalt erwiesen haben. Dieses Dogma ist ja nur deshalb formuliert worden, weil die alten Kirchenväter fälschlicherweise von der Historizität der Geburtsgeschichten ausgingen.
Was sind das denn für schräge Argumentationen? - DAS nennst Du "Grundlage entziehen"? - Da fehlt jetzt nur noch das Wort "widerlegen" - dann ist es endgültig entwertet.

Zur Sache: Die Geburt fand statt (DAS ist das entscheidende Faktum) - dazu gibt es komplexe theologische Überlegungen. - Punkt. - Was da konkret zur Geburtsgeschichte gemeint oder gar "nachgewiesen" ist, spielt für dieses Faktum überhaupt keine Rolle.

Münek hat geschrieben:Gerade das macht sie NICHT. Als wissenschaftliche Diziplin setzt sie NICHTS voraus. Täte sie es,handelte sie unwissenschaftlich.
Sie wäre NICHT unwissenschaftlich, wenn sie es täte, weil sie gar nicht drum rum kommt, es zu tun.

Es wurden hier schon einige Voraussetzungen vorgetragen - aus dem Gedächtnis nur eine davon: Es ist eine Setzung, wenn man Bibeltexte genau so interpretiert wie mythologische Texte der Griechen. - Damit sage ich nicht, dass es falsch sein muss, sondern eine Setzung ist. - WÄRE Jesus göttlich, wäre diese Setzung falsch. - Mit anderen Worten: Man setzt etwas, was nur dann richtig ist, wenn Jesus nur menschlich ist. - Und Du behauptest trotzdem, dass Jesu Nur-Menschlichkeit nicht vorausgesetzt wird? - Über die(se) Bande geschieht das selbstverständlich.

Münek hat geschrieben: "von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten."
Das ist fester Bestandteil auch der RKK - richtig. - Aber das hat nichts mit dem zu tun, was "Ihr" unter "Naherwartung" versteht.

Münek hat geschrieben:Wieso bitten die Gläubigen noch heute um das Kommen des Gottesreiches, wenn dieses nach Deiner Auffassung doch schon seit 2000 Jahre da ist?
Das wird verstanden als "Dein Reich komme in MIR, nehme Einzug in mich". Denn das nahe oder präsente "Reich Gottes" ist nur dann da, wenn es auch IN den Menschen ist, die einen Riegel davor schieben können oder denen ein Riegel davor geschoben wird.

Münek hat geschrieben:"Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott."
Das "Reich Gottes" ist doch kein weltliches Reich, das einen Thron hat, auf dem Gott sitzt. - Gott hat keinen Hintern.

Das sind Bilder/Chiffren/Gleichnisse.

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#865 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » So 21. Jan 2018, 19:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:denn für ihre Interpretation benötigt die Forschung keine Glaubensbekenntniss
DOCH! - Allein zu meinen (wie das einige tun), dass Geschichte als naturalistischer Wirkungszusammenhang zu verstehen sei, und dass Bibeltexte wie jeder andere Text zu untersuchen sei, hat den Rang eines "Glaubensbekenntnisses".
Der "naturalistische Zusammenhang" war - wie Du weißt - eine persönliche Äußerung Rudolf Bultmanns und darf deshalb nicht als allgemeine Auffassung der HKM dargestellt werden. Über die "historisch-kritische Methode" schreibt die "Päpstliche Bibelkommission" in dem Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche": "Als analytische Methode erforscht sie den biblischen Text auf die gleiche Art und Weise wie sie jeden anderen Text der Antike erforscht. Sie erläutert ihn als Erzeugnis der menschlichen Sprache."

War wohl nix.

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#866 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » So 21. Jan 2018, 19:58

Münek hat geschrieben:Über die "historisch-kritische Methode" schreibt die "Päpstliche Bibelkommission" in dem Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche": "Als analytische Methode erforscht sie den biblischen Text auf die gleiche Art und Weise wie sie jeden anderen Text der Antike erforscht. Sie erläutert ihn als Erzeugnis der menschlichen Sprache."
Super - diesen Satz kannte ich nicht. - Ja - hier wird klar gesagt, was die HKM tut und unter welchen Gesichtspunkten/welcher Hermeneutik sie es tut.

DAS meint Ratzinger mit apriori-frei: Einen Text vollkommen neutral ANALYSIEREN - zu ergänzen wäre: "und die daraus gewonnenen Ergebnisse der nachfolgenden geistigen Interpretation lt. Apg. 8,30 zur Verfügung stellen, die eine analysierende und erläuternde (!) Methodik nicht leisten kann".

Das seht sicherlich nicht unmittelbar daneben - aber das ist damit meines Erachtens ganz sicher gemeint. - Das ist typische Ratzinger-Denke - man muss fein zwischen den Zeilen lesen.

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#867 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Zeus » Mo 22. Jan 2018, 01:28

Andreas hat geschrieben:[...]
Was sind denn das für Formeln
Faszination in Ziffern
i^i = e^(-Pi/2)
e^(i*Pi) + 1=0

Andreas hat geschrieben:und was haben die mit dem Thema zu tun?
"I" ist die imaginäre Einheit, also eine nahe Verwandte des Chefs im Himmel.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#868 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Mo 22. Jan 2018, 09:32

Anton B. hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Ein Zerrbild der Wissenschaft dadurch zu erzeugen, dass man einzelne Sätze aus wissenschaftlichen Büchern aus ihrem Sinnzusammenhang reißt und so den Sinn ins Gegenteil verkehrt, hat mit "wissenschaftlich argumentieren" nichts zu tun.

Dass die Vertreter des "Neuen Atheismus" "die Wissenschaft" auf diese Weise missbrauchen und sich so dienlich machen, belege ich hier ein ums andere Mal exemplarisch am Beispiel von Theißen.
Ist ok. Können wir ja diskutieren.
Tun wir ja schon.

Anton B. hat geschrieben:"Angeblicher Konsens" ist ja erstmal eine Behauptung. Wenn es einen Majoritäts-Konsens in der Forschung geben sollte, dann ist das ein "zeitgenössischer" Konsens der jetzigen Forschergemeinschaft. Reimarus, Schweitzer usw. sind letztlich Schritte dahin.
Diese Behauptung richtet sich gegen die Behauptung, dass die vom "Neuen Atheismus" dargestellte Anti-Theologie der "Konsens der Forschung" sei. Die Naherwartung des "historischen Jesu" ist ja nur ein exemplarisches Beispiel, das mich im Grunde so wenig interessiert wie der ganze "historische Jesus" die wissenschaftlich forschenden Theologen interessiert - sie bleiben ja nicht bei Jesus stehen, sonder gehen weiter und in die Tiefe auf Christus bzw. Gott zu.

Es stimmt, dass Schweitzer 1. geschrieben hat:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Es stimmt aber auch 2.:
Bibelwissenschaft hat geschrieben:Was Schweitzer von der liberalen Theologie abhebt, ist die „Leidenschaftlichkeit des ethischen Impulses“ (Picht, W., Albert Schweitzer, Wesen und Bedeutung, 50), seine Unterwerfung unter den Willen Jesu, der für ihn der Herr ist. Damit meint er nicht den historischen Jesus, sondern den Geist Jesu, der uns mittels der in den Evangelien überlieferten Worte auch noch heute ergreift.
Die Vertreter des Neuen Atheismus sind wie Bomberpiloten die ausschließlich solches wie 1. als Waffe zitieren um Religion und Glauben anzugreifen, nie solches wie 2.
In Wahrheit sind die wissenschaftlich arbeitenden Theologen die sie zitieren allesamt Brückenbauer. Auch 2. ist das Produkt von Schweizers wissenschaftlichen Forschungen. Dasselbe bei Strauß, Conzelmann/Lindemann, Theißen/Merz usw. All diese Theologen bauten und bauen jeweils ihre Brücke zwischen (Natur-)Wissenschaft und Religion bzw. Christentum. Es ist doch auch logisch, das jemand der wissenschaftlich an Glaubensdinge herangeht, nicht die Wissenschaft gegen den Glauben einsetzt sondern dafür.

Es stimmt viel mehr, dass ein Theologiestudium den Glauben vertieft, als dass es der schnellste Weg sei, den Glauben zu verlieren. In der Regel folgt auf den ersten kritischen Schritt der Falsches aufdeckt, auch der zweite konstruktive Schritt der Richtiges vertieft, doch dieser zweite Schritt wird generell von den Bomberpiloten unterschlagen. Darin besteht die Verzerrung, welche ins Gegenteil verkehrt. Diesen verzerrt dargestellten, angeblichen "Konsens einer anti-theologischen 'wissenschaftlichen' Forschung" widerspreche ich, wie ich meine zu Recht.

Anton B. hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:[...] -- der genau zu der eigenen ideologischen Stoßrichtung und den Zielen des "Neuen Atheismus" beispielsweise der Giordano Bruno Stiftung passt.
Nu, ja. Wahrscheinlich sind die federführenden Mitglieder der Giordano-Bruno-Stiftung praktizierende oder zumindest ausgebildete Wissenschaftler. Wenn die sich selber nicht in die Nesseln setzen wollen, dann wenden die genau ihre erlernte Methodik so gut wie möglich an, um sich nicht angreifbar zu machen. Wahrscheinlich aber setzen auch sie "Wissen" über "Glauben". Was eine schwerlich wirklich begründbare Positionsentscheidung ist, wenn wir, wie es hier ja der Fall ist, über die philosophischen Kategorien "Wissen" und "Glauben" sprechen.
Das erste Opfer aller Ideologen auf dem Kriegspfad war doch immer schon die Wahrheit. Sie vertrauen auf die Macht oft wiederholter Parolen mit denen sie sich an die ungebildete Masse richten. Desinformation, die ja immer auch Wahrheit beinhalten muss, ist schnell gemacht - Bildung dauert. Die Lüge ist schon um die Welt, während sich die Wahrheit noch die Schuhe bindet.

Die Giordano Bruno Stiftung und der Neue Atheismus sind keine wissenschaftlichen sondern ideologische Veranstaltungen, die sich gegen alle Religionen richtet. Da machen sie ja keinen Hehl daraus, das ist ihr Programm.
Die zehn (An-)Gebote der Giordano Bruno Stiftung hat geschrieben:4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.
Damit der gute Zweck jedes Mittel heiligt, wird im Kontext der anderen 9 An-Gebote hier im 4. Gebot die Religion mit dem Nazionalsozialismus auf die gleiche Stufe gestellt.
Der aktuelle "Notfall" ist die kinderschändende Kirche und der kinderprügelnde Christ, der Bombengürtel tragende Moslem usw. Mit "Humanität" ist natürlich suggestiv ihr ganz spezieller "Evolutionärer Humanismus" gemeint. Der gute Zweck, gegen den allgegenwärtigen "Notfall" zu kämpfen, heiligt zumindest schon das Lügen und Betrügen - das Stehlen und Töten sitzen aber schon auf der Reservebank ihrer "humanistischen Ethik" gegen die Religioten (auch dieser Ausdruck findet sich auf deren Website des öfteren).

So wie sie mit ihren Sprachschöpfungen versuchen, die an ihnen desinteressierten Humanisten als schweigende Mehrheit hinter sich darzustellen (Evolutionärer Humanismus), so versuchen sie auch, die an ihnen desinteressierten Atheisten als schweigende Mehrheit hinter sich darzustellen (Neuer Atheismus).
Stell dir vor, es ist Globaler Atheistenkongress und keiner geht hin. :clap:

Anton B. hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Das ist Ideologie - Wissenschaft zu entstellen und zu missbrauchen ist kein "wissenschaftliches Argumentieren".
Ob die Wissenschaft "entstellt" ist, ist bis hierher noch gar nicht klar. Der Vorwurf der "Ideologie" kann sich bis hier erstmal nur auf die Annahme einer Position und die Darstellung derselben als einzig gerechtfertigte beziehen.
Die Wissenschaft ist nicht entstellt, sie wird nur entstellt dargestellt. Vielleicht ist ja jetzt klarer geworden, wie ich das meine.

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#869 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » Mo 22. Jan 2018, 10:52

Andreas hat geschrieben:Die Wissenschaft ist nicht entstellt, sie wird nur entstellt dargestellt. Vielleicht ist ja jetzt klarer geworden, wie ich das meine.
Von wem wird sie entstellt dargestellt? Von dir?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#870 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Mo 22. Jan 2018, 13:28

Ich dachte da eher an dich. Du hast jedenfalls schon so einiges entstellend oder sogar grottenfalsch dargestellt in Bezug auf die wissenschaftliche Historisch-Kritische Forschung, wenn du behauptest, dass "DIE HKM" nicht hermeneutisch sondern wissenschaftlich arbeiten würde, oder dass das Standardwerk zum NT, der Nestle-Aland eine Übersetzung wäre. Dieser "Vortrag" von dir war auch ziemlich daneben ...
Pluto hat geschrieben:Der erste vollständig erhaltene Text des NT ist der Codex Sinaiticus aus dem 4. Jahrhundert in lateinischer Sprache und nicht im Aramäischen oder Griechischen, also eine Übersetzung. Dazu ist er vermutlich eine Abschrift einer älteren Version. Also weichen alle Versionen der Bibel die uns zur Verfügung weichen vermutlich mehr oder weniger vom "echten" Original ab.
... weil der codex sinaiticus nachweislich in altgriechischer Sprache geschrieben und daher keine Übersetzung ist, und zudem im Nestle-Aland zur höchsten Kategorie I der neutestamentlichen Textzeugen gehört. Außerdem ist es wirklich Konsens in der Wissenschaft, dass es ein "echtes" Original des NT gar nicht gegeben haben kann.

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