Krieg der Religionen

Rembremerding
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#71 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Rembremerding » Mi 20. Sep 2017, 10:02

closs hat geschrieben:Schmidt-Salomon ist ein atheistischer Anthropozentrist, der seinen Glauben/seine Religion folgerichtig darstellt - nicht mehr und nicht weniger.
Seine Glaubensaussagen sind typische "weasel words".
https://de.wikipedia.org/wiki/Weasel_word
Ein Drehen und Wenden um etwas, das nicht gesagt werden darf, aber dennoch bewusst oder eher unbewusst erkannt.
Ein Hineinformulieren etwas intuitiv bekanntes in ein System, das die Form des erkannten nicht anerkennen darf.
Moral - nein, ersetzt durch einen durch die Moral formulierten neuen moralischen Begriff.

Ähnliches geschieht im atheistischen Glaubenssystem auch mit der Vernunft:
Erst durch die Vernunft kann man etwas in dieses Glaubenssystem hineintransportieren, welches dann die Vernunft dort verneint.
Für mich sind solche Kurzschlüsse die tragischten Entwicklungen des Anthropozäns.

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Detlef
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#72 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Detlef » Mi 20. Sep 2017, 10:12

closs hat geschrieben:Schmidt-Salomon ist ein atheistischer Anthropozentrist, der seinen Glauben/seine Religion folgerichtig darstellt - nicht mehr und nicht weniger.
Rembremerding hat geschrieben:Ein atheistisches Glaubenssystem
Lese ich jetzt erst - Du verwendest denselben Begriff - genauso ist es.
- So ist es, wenn man sich nicht vorstellen kann (oder will!?), dass es auch Menschen gibt, die keinen Glauben (im Sinne einer religiösen Überzeugung) haben. Aber... nicht Fussball spielen ist k e i n e Sportart...
Zuletzt geändert von Detlef am Mi 20. Sep 2017, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
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#73 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Rembremerding » Mi 20. Sep 2017, 10:24

... und dennoch liegt dort ein Ball im Spielfeld.
Und so sprechen jene gläubigen Atheisten: Lasst ihn uns ignorieren, denn das Spiel, das Feld und die Möglichkeiten sind uns egal.
Ihre Sportart ist nun eine andere: Das Kritisieren des Spiels, der Spieler und des Platzes, auf den es stattfindet. Ein Leben in der Verneinung.
Nur die auch für sie geltenden Regeln müssen sie anerkennen, denn nur so kann kritisiert werden und der Standpunkt erkannt, von dem man aus sein Nein bezieht und die auch jenseits der Aus-Linie gelten.

Derweil winken die Spieler die an der Aus-Linie stehenden herein, damit sie mitspielen, und sagen: Warum wohl habt ihr Fußballschuhe an?
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Ska'ara
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#74 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Ska'ara » Mi 20. Sep 2017, 10:49

Zeus hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Überhaupt erst zu wissen, dass etwas gut oder gräuelhaft ist, bedeutet, dass es ein dem Menschen übergeordnetes Gute, Gott, gibt.
Indem ein Atheist Gott Gräueltaten vorwirft, erkennt er ihn logisch und letztlich damit an.
:clap: Genau!
Ein Fehlschluss. Wenn ich eine Figur in einem Roman kritisiere, das heißt doch nicht, dass ich an ihre Existenz glaube.
Du machst aber den Fehler, es als Roman zu betrachten, ohne zu wissen, ob dies stimmt. Nur annehmen reicht nicht.

closs
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#75 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Mi 20. Sep 2017, 11:00

Detlef hat geschrieben:- So ist es, wenn man sich nicht vorstellen kann (oder will!?), dass es auch Menschen gibt, die keinen Glauben (im Sinne einer religiösen Überzeugung) haben. Aber... nicht Fussball spielen ist k e i n e Sportart...
So gesehen ist das richtig - aber es passt nicht zum Atheismus, der in der Tat ein Glaube ist. - Sicherlich kein klassisch-religiöser, aber trotzdem ein Glaube.

Aus meiner Sicht hat der anthropozentrische, atheistische Materialismus (incl. gelegentlich auftauchender humanistischer Weichspüler) in seiner heutigen Dominanz den Staffelstab der Kirche des Mittelalters übernommen: Man versteht sich als Maß der Dinge. - Und das soll KEIN Glaube sein?

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#76 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von piscator » Mi 20. Sep 2017, 11:06

closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht hat der anthropozentrische, atheistische Materialismus (incl. gelegentlich auftauchender humanistischer Weichspüler) in seiner heutigen Dominanz den Staffelstab der Kirche des Mittelalters übernommen: Man versteht sich als Maß der Dinge. - Und das soll KEIN Glaube sein?
Ob das jetzt ein Glaube ist oder nicht, ist nicht die Frage. Wichtig ist, ob der genannte anthropozentrische, atheistische Materialismus gegenüber den herkömmlichen Religionen Vorteile für die Menschen bringt. Dazu genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, um das zu bejahen.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#77 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Rembremerding » Mi 20. Sep 2017, 11:09

... und hier beginnt die Religionsgeschichte des Atheismus, verfasst vom Atheismus. :thumbup:
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closs
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#78 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Mi 20. Sep 2017, 11:40

piscator hat geschrieben: Wichtig ist, ob der genannte anthropozentrische, atheistische Materialismus gegenüber den herkömmlichen Religionen Vorteile für die Menschen bringt. Dazu genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, um das zu bejahen.
Das kann ich nicht bestätigen - denke nur daran, dass die großen europäischen Kriege der letzten 300 Jahre ausschließlich säkulare Kriege in Zeiten der Aufklärung waren.

Dazu kommt noch, dass die "Aufklärung" auf einem christlich-neutestamentarischen Menschenbild beruht ("Jedes Individuum ist vor Gott gleich viel wert"). - Dass sich die Aufklärung später von diesen ihren Wurzeln gelöst hat, ist ein anderes Thema. - Richtig ist allerdings auch, dass die aufgeklärte Verweisung der Kirche aus der säkularen Weltmacht nützlich war für die Entwicklung der Gesellschaft. Damit wurde sie in die Richtung geschubst, wo sie immer hin gehört hat: Ins Geistige.

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#79 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Pluto » Mi 20. Sep 2017, 12:31

Rembremerding hat geschrieben:... und hier beginnt die Religionsgeschichte des Atheismus, verfasst vom Atheismus. :thumbup:
closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben: Wichtig ist, ob der genannte anthropozentrische, atheistische Materialismus gegenüber den herkömmlichen Religionen Vorteile für die Menschen bringt. Dazu genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, um das zu bejahen.
Das kann ich nicht bestätigen.
Habt ihr denn gegenteilige Belege?

closs hat geschrieben:Dazu kommt noch, dass die "Aufklärung" auf einem christlich-neutestamentarischen Menschenbild beruht ("Jedes Individuum ist vor Gott gleich viel wert").
Das war nie die Haltung der Kirchen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#80 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von ThomasM » Mi 20. Sep 2017, 12:54

piscator hat geschrieben: Wichtig ist, ob der genannte anthropozentrische, atheistische Materialismus gegenüber den herkömmlichen Religionen Vorteile für die Menschen bringt. Dazu genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, um das zu bejahen.
Die Geschichtsbücher sagen dazu recht wenig.
Es ist auch die Frage, was man als Vorteil sieht.

Ich denke, die Aussage ist auf der Voraussetzung gegründet, dass die westlich, technische Entwicklung mit ihren Konsequenzen zu Medizin, Bequemlichkeit und Gesellschaftsordnung der entscheidende Vorteil sein soll.

Offen bleibt bei diesem Blickwinkel, ob der Vorteil auch dauerhaft ist. Das Problem "der Mensch ist des Menschen Feind" hat sich nicht geändert und die modernen technischen Zivilisationen sind , nach allem, was erkennbar ist, instabil. Der Vorteil könnte sich auch noch als Nachteil herausstellen, der den Menschen in eine Sackgasse führt.

Es sind auch eine Reihe von Vorteilen der traditionellen Gesellschaftsordnungen verloren gegangen, die aber von den Vertretern der neuen Glaubensrichtungen geringgeschätzt werden.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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