Krieg der Religionen

Pluto
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#61 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Pluto » Di 19. Sep 2017, 12:53

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber wie argumentierst du mit Jemanden der ein scharfes Gewehr auf dich gerichtet hat?
Da muss die säkulare Ordnungsmacht im Notfall das eigene Gewehr auspacken.
Genau! Doch dann jammern die Pazifisten.

closs hat geschrieben:Ich finde die deutsche Außenpolitik Russland gegenüber sehr gemäßigt und somit sehr gut.
Naja... Wenn man Putin zu einem Quasi-Gott hochstilisieren will, dann hast du recht.

Ich sehe zwei Probleme:
1) Die Annexion der Krim ist völkerrechtswidrig.
2) Die Unterstützung des Assad-Regimes ist keine langfristige Alternative für den Frieden in Nahost.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#62 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Di 19. Sep 2017, 13:34

Pluto hat geschrieben:Genau! Doch dann jammern die Pazifisten.
Staatsrechtlich ist das kein Argument, selbst wenn Pazifisten auf anderer Ebene recht haben. - Im Grunde haben wir hier den Grundkonflikt zwischen Christentum und säkularer Welt, der nie lösbar sein wird.

Pluto hat geschrieben:Ich sehe zwei Probleme:
1) Die Annexion der Krim ist völkerrechtswidrig.
2) Die Unterstützung des Assad-Regimes ist keine langfristige Alternative für den Frieden in Nahost.
1) Die Annexion ist völkerrechtswidrig - UND die Dummheit der Europäer, die Ukraine vor die Wahl zu stellen "Entweder wir oder Russland", war grandios. - Wenn Dummheit Teil des Völkerrechts wäre, hätte sich Europa grob völkerrechtswidrig verhalten.

2) Aber das, was die USA gemacht haben, war ebenfalls keine Alternative - insofern muss man auf beide zeigen. - Streng genommen haben wir es hier mit einer Suppe zu tun, das uns Frankreich und England bei der Auflösung des Osmanischen Reichs nach dem 1. Weltkrieg eingebrockt haben - und die von den USA kräftig befeuert und heiß gehalten wurde.

Ich glaube nicht, dass es momentan eine langfristige Alternative gibt (außer vielleicht einer Zerschlagung in ethnisch homogene Teilstaaten). - Dies einseitig Putin anzulasten, ist geschichtsvergessen. - Hier würde ich mir eine anspruchsvolle und unabhängige Presse in Deutschland wünschen - statt sich formal-empört hinter die Ordnung des Völkerrechts zu verstecken.

Novas
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#63 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Novas » Di 19. Sep 2017, 15:21

Detlef hat geschrieben:Wir müssen falsche Ideen sterben lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben.

Michael Schmidt-Salomon

Da stellt sich die Frage, was richtig und falsch ist? Schon diese Aussage von Michael impliziert einen universellen Sinn für “Richtig” und “Falsch”. Manche nennen es das „natürliche Sittengesetz“. Dieses “Gesetz” wurde vom Menschen nicht geschaffen, sondern ist eine vorgefundene Realität, welche die meisten Menschen intuitiv nachvollziehen. Immanuel Kant fasste es in die geniale Formel:

“Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.”Quelle: Kant, Kritik der praktischen Vernunft, 1788. Beschluss

Wenn dem so ist, dann stellt sich jedoch gleich die nächste Frage: woher kommt das moralische Gesetz, wer ist sein Verfasser? Die Existenz des Gesetzes verweist auf den Gesetzgeber. Das moralische Gesetz ist ebenso real, wie die Naturgesetze, aber es unterscheidet sich von den Naturgesetzen dadurch, dass der Mensch imstande ist, es zu ignorieren oder zu brechen (und je nachdem wird er dann ernten, was er gesät hat, die guten und segensreichen oder schlechten Früchte seines Handelns ;) ) Außerdem möchte ich die Aussage von Michael ergänzen: der Mensch kann nicht nur für die falschen, sondern auch für die richtigen Ideen sterben. Der Gekreuzigte beweist es.

Manchmal muss ein Mensch bereit sein für die richtigen Ideen zu sterben, damit die Wahrheit leben kann

Manche nennen das Idealismus :wave:
Zuletzt geändert von Novas am Di 19. Sep 2017, 16:35, insgesamt 1-mal geändert.

Helmuth
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#64 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Helmuth » Di 19. Sep 2017, 15:53

Pluto hat geschrieben:
Helmuth hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber wie argumentierst du mit Jemanden der ein scharfes Gewehr auf dich gerichtet hat?
Gar nicht, hier bete ich.
Und du denkst das hilft?
Das denke ich nicht, davon bin ich überzeugt.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Ska'ara
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#65 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Ska'ara » Di 19. Sep 2017, 16:40

Rembremerding hat geschrieben:Überhaupt erst zu wissen, dass etwas gut oder gräuelhaft ist, bedeutet, dass es ein dem Menschen übergeordnetes Gute, Gott, gibt.
Indem ein Atheist Gott Gräueltaten vorwirft, erkennt er ihn logisch und letztlich damit an.
:clap: Genau!

Novas
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#66 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Novas » Di 19. Sep 2017, 16:43

Helmuth hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Helmuth hat geschrieben: Gar nicht, hier bete ich.
Und du denkst das hilft?
Das denke ich nicht, davon bin ich überzeugt.

Mehr Dinge sind durch das Gebet erwirkt worden, als diese Welt sich träumen lässt (Alfred Lord Tennyson) :thumbup:

Im Grunde haben wir hier den Grundkonflikt zwischen Christentum und säkularer Welt, der nie lösbar sein wird.
Zwischen dem Geist der Welt und dem heiligen Geist. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist (1. Kor. 2,12) beide stehen für zwei in sich schlüssige, aber einander völlig ausschließende Denksysteme.

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#67 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Zeus » Di 19. Sep 2017, 23:51

Ska'ara hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Überhaupt erst zu wissen, dass etwas gut oder gräuelhaft ist, bedeutet, dass es ein dem Menschen übergeordnetes Gute, Gott, gibt.
Indem ein Atheist Gott Gräueltaten vorwirft, erkennt er ihn logisch und letztlich damit an.
:clap: Genau!
Ein Fehlschluss. Wenn ich eine Figur in einem Roman kritisiere, das heißt doch nicht, dass ich an ihre Existenz glaube.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#68 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Rembremerding » Mi 20. Sep 2017, 09:34

Ein atheistisches Glaubenssystem wird immer in seiner begrenzten Sicht an der Erklärung und dem Begreifen der Dinge scheitern. Der Blick geht zu kurz, bleibt stets nur an der Oberfläche, eben bei der Materie und einer begrenzenden Analyse. Aus diesen Kurzschlüssen erwachsen Fehlschlüsse. Und diese Fehlschlüsse werden in Selbstimmunisierung jenen angelastet, die den vorausgehenden Kurzschluss nicht zulassen.
So entstehen Aussagen, die gerade das bestätigen, welches sie eigentlich widerlegen sollen, aber der Aussagende erkennt und begreift dies nicht einmal.

So muss man an keine Romanfigur glauben, die man kritisiert, aber man muss erst die Fähigkeit besitzen lesen zu können, um einen Roman zu begreifen und erkennen, dass eine Lesefähigkeit auch durch einen Roman Sinn erhält.

Im Menschen ist eine Veranlagung, die ihn absolut durchdringt. Es ist jener Teil des Bauplans, das dem Wesen des Erbauers entstammt. Zu wissen, was gut ist, bedeutet, sich einem vorgegebenen Maßstab anzuvertrauen, der dem eigenen Wesen entspricht, deshalb verschafft dies Befriedigung, Erfüllung von Sehnsucht, Harmonie, Schönheit.
Oder:
Novalis hat geschrieben:Manche nennen es das „natürliche Sittengesetz“. Dieses “Gesetz” wurde vom Menschen nicht geschaffen, sondern ist eine vorgefundene Realität, welche die meisten Menschen intuitiv nachvollziehen.
Dieses Sittengesetz hat keinerlei evolutiven Vorteil, sofern es rein moralisch gelesen wird und nur auf "Aussonderung" angewandt.
Dennoch zeigt es den Weg der Phänomenologie des Lebens, das in ihrer komplexesten Form letztendlich für das Leben an sich als Erfüllung des individuellen Lebens lebt.
(Danke für diese allgemeine Erkenntnis an Pierre Teilhard de Chardin)

Servus :wave:
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Detlef
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#69 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Detlef » Mi 20. Sep 2017, 09:43

"Hinter der moralischen Maske lauerte immer schon der blinde Instinkt der Rache. Die Belegung 'des Fremden', 'des Abweichlers' , 'des Gegners' mit dem 'Signum des Bösen' erlaubte erst jene Eskalation von Gewalt, die sich wie ein blutroter Faden durch die Geschichte der Menschheit zieht. Ein Abschied von diesem archaischen Denkmuster würde uns – so eine der Hauptaussagen des vorliegenden Buches – nicht nur in ethischer Hinsicht stärken, er würde uns auch zu einer entspannteren Weltsicht verhelfen. Dieser Perspektivenwechsel würde unser Verhältnis zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen entkrampfen, ja, er hätte durchaus auch eine 'spirituelle Dimension': Denn was Gläubige tagaus, tagein in ihren Gebeten erflehen, die 'Erlösung von dem Bösen', liefert uns eine humanistische, rational-wissenschaftliche Weltsicht gewissermaßen 'frei Haus'. Zu dieser 'Erlösung' bedarf es nämlich keiner göttlichen Gnade, keines wie auch immer gearteten Beistands von oben, sondern lediglich einer kritischen Überprüfung unserer Annahmen über die Welt."
Michael Schmidt-Salomon in "Jenseits von Gut und Böse"
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

closs
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#70 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Mi 20. Sep 2017, 09:49

Detlef hat geschrieben: "Zu dieser 'Erlösung' bedarf es nämlich keiner göttlichen Gnade, keines wie auch immer gearteten Beistands von oben, sondern lediglich einer kritischen Überprüfung unserer Annahmen über die Welt."
Michael Schmidt-Salomon in "Jenseits von Gut und Böse"
Schmidt-Salomon ist ein atheistischer Anthropozentrist, der seinen Glauben/seine Religion folgerichtig darstellt - nicht mehr und nicht weniger.

Rembremerding hat geschrieben:Ein atheistisches Glaubenssystem
Lese ich jetzt erst - Du verwendest denselben Begriff - genauso ist es.

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