Krieg der Religionen

closs
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#111 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Fr 22. Sep 2017, 19:44

2Lena hat geschrieben:Wie ganz anders verlief doch die Aufklärung der Propheten!
Da war ein Gesamtkonzept. Das Bekannte wurde wiederholt. Spezielle Details wurden in gleicher Art erklärt und in den Bau eingefügt. Das geht aber heute nicht, weil schon viele Generationen zuvor der Rundumblick sich verlor.
Im Prinzip stimme ich Dir zu - allerdings würde ich kirchen-kritisch hinzufügen, dass die Kirchen (auch heute) dazu neigen, zu Entschlüsselndes eher zum Abglauben zu präsentieren als zum Verstehen (und wenn sie selber nicht verstehen, flüchten sie sich in "göttliches Geheimnis") - oder sie gehen den Weg der Säkularisierung ("mit der Zeit gehen"), indem sie ihre eigene Lehre substantiell unverständig in modern-gesellschaftliche Muster transformieren - genauso schlecht.

Trotzdem ist Dein Urteil aus meiner Sicht richtig: Unsere kritisch-rationale Zeit ist ein Kleinkrämer-Betrieb, der gelernt hat, in Puzzles zu denken, aber nicht in geistigen Zusammenhängen (Heidegger: "Die Wissenschaft denkt nicht":
"Die Rationalität wissenschaftlicher Revolutionen geht nicht aus der Opposition gegen die Wissenschaft als Prinzip hervor, sondern bildet in ihr einen Selbsterhaltungsmechanismus zur Bewahrung des Prinzips. Dieses Prinzip denkt nicht, stellt sich nicht ... grundsätzlich in Frage". - Aus ZEIT, 5.3.1993 ).
Verschärft wird dies noch dadurch, dass man (bewusst oder unbewusst) setzt, Geist sei eine Folge von Materie - da kann nichts rauskommen.

JackSparrow
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#112 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von JackSparrow » Fr 22. Sep 2017, 20:53

Ska'ara hat geschrieben:Wenn es sich bei der Bibel nur um einen Roman handeln würde, wäre das Interesse doch wohl nicht so groß.
Aufgrund ihres Umfangs und ihres abwechslungsreichen Inhalts von einem Haufen unbekannter Autoren besitzt die Bibel den entscheidenden Vorteil, dass sich damit eigentlich jeder beliebige Quatsch begründen lässt. Falls einzelne Stellen mal nicht passen sollten, dann erklärt man den Leuten eben einfach, sie dürften diese Stellen nicht wörtlich nehmen...

Ihr macht falsche Vergleiche, um einen Gott herabzuwürdigen.
Herabzuwürdigen sind Menschen, die von sich selbst behaupten, sie würden den Willen der Götter kennen. Inklusive des lieben Jesuleins. Denn du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deines Nächsten, und die Aussagen des lieben Jesuleins als besonders intelligent, besonders logisch oder besonders nützlich zu bezeichnen, wäre ganz klar ein falsches Zeugnis.

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Ska'ara
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#113 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Ska'ara » Fr 22. Sep 2017, 22:39

JackSparrow hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben:Wenn es sich bei der Bibel nur um einen Roman handeln würde, wäre das Interesse doch wohl nicht so groß.
Aufgrund ihres Umfangs und ihres abwechslungsreichen Inhalts von einem Haufen unbekannter Autoren besitzt die Bibel den entscheidenden Vorteil, ...
... dass trotz der unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Zeiten verblüffende Zusammenhänge erkennbar sind.

Falls einzelne Stellen mal nicht passen sollten, dann erklärt man den Leuten eben einfach, sie dürften diese Stellen nicht wörtlich nehmen...
Tust du aber und kommst kaum klar. :lol:

Denn du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deines Nächsten, und die Aussagen des lieben Jesuleins als besonders intelligent, besonders logisch oder besonders nützlich zu bezeichnen, wäre ganz klar ein falsches Zeugnis.
Also, die Bergpredigt klingt doch weitaus besser als jede politische Rede und ist wenigstens nicht gelogen.

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Zeus
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#114 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Zeus » Sa 23. Sep 2017, 00:21

Ska'ara hat geschrieben:Also, die Bergpredigt klingt doch weitaus besser als jede politische Rede und ist wenigstens nicht gelogen.
Meinst du dieses Gefasel des JC klingt besser:
Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch." Matthaeus 6:26
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Quelle

Und etwa dieser Unfug?
28 Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. (1. Könige 10.1) 30 So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? 32 Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#115 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Ska'ara » Sa 23. Sep 2017, 08:48

Zeus hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben:Also, die Bergpredigt klingt doch weitaus besser als jede politische Rede und ist wenigstens nicht gelogen.
Meinst du dieses Gefasel des JC klingt besser:
Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch." Matthaeus 6:26
Du setzt voraus, dass Jesus auch Aasgeier gemeint hat. Wohl kaum. :roll:

Und etwa dieser Unfug?
28 Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. ...Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? 32 Nach solchem allem trachten die Heiden.
Die Heiden trachteten nach Reichtum oder Besitz, wie alle Menschen auch heute, und sie machen sich Sorgen um das eigene Überleben. Es ging Jesus vielmehr darum, andere Prioritäten zu setzen, genügsamer zu sein, sich gegenseitig zu helfen.
Zuvor steht in Matthäus:
19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Und dann danach:
33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Zuletzt geändert von Ska'ara am Sa 23. Sep 2017, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.

Novas
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#116 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Novas » Sa 23. Sep 2017, 08:52

Zeus hat geschrieben:Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch." Matthaeus 6:26
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Ist das geistige Niveau des zeitgenössischen Atheismus schon so tief gesunken, dass sie auf solch eine Propaganda zurück greifen müssen?

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sven23
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#117 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von sven23 » Sa 23. Sep 2017, 09:25

Novalis hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch." Matthaeus 6:26
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Ist das geistige Niveau des zeitgenössischen Atheismus schon so tief gesunken, dass sie auf solch eine Propaganda zurück greifen müssen?
Warum sind Dürren und Hungersnöte Propaganda?
Jesus irrte sich nun mal: Wer gesät hat und aufgrund von Dürren nicht ernten kann, den ernährt "unser himmlicher Vater" eben nicht, wie man an Millionen Beispielen immer wieder sehen kann.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#118 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Novas » Sa 23. Sep 2017, 10:03

sven23 hat geschrieben:Warum sind Dürren und Hungersnöte Propaganda?

Jeder Christ weiß, dass es Leid in der Welt gibt. Einer Religion, welche den Gekreuzigten im Mittelpunkt hat, kann man nicht gerade nachsagen, die Augen davor zu verschließen. Wenn Atheisten jedoch das Leid instrumentalisieren, um die Hoffnung und den Glauben in den Herzen der Menschen zu attackieren und sich als Giftmischer betätigen, dann ist das eine sehr fragwürdige Methodik.

Echter Humanismus sieht anders aus.

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sven23
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#119 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von sven23 » Sa 23. Sep 2017, 10:12

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum sind Dürren und Hungersnöte Propaganda?

Jeder Christ weiß, dass es Leid in der Welt gibt. Einer Religion, welche den Gekreuzigten im Mittelpunkt hat, kann man nicht gerade nachsagen, die Augen davor zu verschließen. Wenn Atheisten jedoch das Leid instrumentalisieren, um die Hoffnung und den Glauben in den Herzen der Menschen zu attackieren, dann ist das eine sehr fragwürdige Methodik.
Die Theodizeefrage instrumentalisiert nicht das Leid, sondern stellt es in einen kritischen Kontext zu einem gütigen und allmächtigen Gott, wie schon im Buch Hiob geschehen.

Schon Epikur stellte sich lange vor Jesus diese Frage.

Entweder will Gott das Übel beseitigen und kann es nicht, oder er kann es und will es nicht, oder er kann es nicht und will es nicht, oder er kann es und will es. Wenn er nun will und nicht kann, ist er schwach, was auf Gott nicht zutrifft. Wenn er kann und nicht will, ist er missgünstig, was ebenfalls Gott fremd ist. Wenn er nicht will und nicht kann, dann ist er sowohl missgünstig wie schwach und dann auch nicht Gott. Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel, und warum nimmt er sie nicht weg?
(Epikur, gr. Philosoph, 341-ca. 270)

Warum sich daran etwas ändern soll, dass ein Gott seinen unehelichen Sohn von den Menschen hinrichten läßt, erschließt sich mir nicht. Es ist doch vielmehr die alttestamentarische Sündenbock-Philosophie bzw. "primitive Mythologie", wie Bultmann sagt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#120 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Novas » Sa 23. Sep 2017, 10:18

sven23 hat geschrieben:Die Theodizeefrage instrumentalisiert nicht das Leid, sondern stellt es in einen kritischen Kontext zu einem gütigen und allmächtigen Gott

Wenn Du auf dem Leid der Menschen herum reitest, dann ist damit niemandem geholfen. Die entscheidende Frage ist: wie kann der Mensch Befreiung vom Leid (= Erlösung) erlangen? Darum existiert Religion in erster Linie, Du Genie.

wie schon im Buch Hiob geschehen

Hiob thematisiert die Frage, wie der Mensch mit leidvollen Erfahrungen möglichst sinnvoll umgehen und trotz Leid glauben kann. Du verfolgst einen ganz anderen Denkansatz.

Es ist doch vielmehr die alttestamentarische Sündenbock-Philosophie bzw. "primitive Mythologie", wie Bultmann sagt.

Diese primitive Mythologie, wie Du sie nennst, ist immer noch geistreicher, als alles, was der Atheismus jemals hervorgebracht hat. Produziere erst mal etwas annähernd Vergleichbares.

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