Alles Teufelszeug? VII

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Münek
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#1041 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » So 19. Nov 2017, 23:55

NIS hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben.
Mein Spiegel lügt immer! ;)

Wann gehen wir ein Bier trinken, in Duisburg, Münecki?

Die Rechnung übernehme ich! :lol:
Gerne. Schreib mir ne Mail über Ort und Zeit. Die letzte vor längerer Zeit habe ich leider irrtümlich gelöscht. Soll ich die Bibel mitbringen oder reicht mein Durst? :thumbup:

closs
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#1042 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » So 19. Nov 2017, 23:55

Münek hat geschrieben:Ratzinger begründet seinen absurden "Antichrist-Vorwurf" ALLEIN damit (bitte nachlesen!), dass in der historisch-kritischen Exegese die geglaubte Entität GOTT keine Rolle spielt, dass GOTT in der Welt der wissenschaftlichen Textinterpretation nicht zur Sprache kommt.
Aber damit meint er doch nicht rein sachliche Fragestellungen wie "Wann ist dieser Text entstanden?" oder "Was bedeutete dieses Wort zur Zeit Jesu?" oder "Welchen (meinetwegen) Essener-Einfluss gibt es auf diesen Text?" oder "Welche Rolle spielt der Mithraskult?".

Ratzinger meint damit die SCHLUSSFOLGERUNGEN aus der Sachanalsyse - solche Folgerungen nennt man gemeinhin "Interpretation". - Oder unterstellst Du Ratzinger ernsthaft, dass er meint, eine vorliegende Quelle sei früher oder später entstandten, weil Gott in der wissenschaftlichen Arbeit zur Sprache kommt?

Münek hat geschrieben:Die Kriterien der historisch-kritischen Auslegungsmethode sind ja NICHT unbekannt, sondern im Gegenteil sehr gut bekannt.
Aber man scheint die Interpretationen daraus nicht als Setzungen im Sinne von "Man könnte auch anders interpretieren - wir tun es SO" zu bezeichnen - man redet anderen und tragischerweise vielleicht auch sich ein, Setzungen im Namen der Wissenschaft seien KEINE Setzungen.

Münek hat geschrieben:Allerdings trifft es zu, dass sich andere Auslegungsmethoden mangels Wissenschaftlichkeit an den theologischen Fakultäten zu recht NICHT durchgesetzt haben.
Das ist doch die Falle: Man definiert nur sich als "redlich" und "wissenschaftlich" und bleibt dann allein übrig - gleichzeitig sagt man scheinheilig: "Jeder darf mitmachen".

Die reine Sach-Auslegung der HKM hat sich im übrigen zu Recht durchgesetzt - das kriegst Du sogar vom Vatikan schriftlich. - Wir reden hier ausschließlich von den Interpretationen auf Basis der Sach-Auslegung - nur darauf bezieht sich Ratzingers und Bergers Schelte.

Münek hat geschrieben:Die unwissenschaftliche Ratzinger-Exegese-Methode hat sich als Misserfolg, als Riesenflop erwiesen...
Die Ratzinger-Exegese ist nicht unwissenschaftlich (merkst Du übrigens, dass Du jetzt genau wieder das machst, was ich gerade eben angeprangert habe?) - die Ratzinger-Exegese ist jedoch sehr wohl problematisch.

Im Grunde wollte er eine HKM, die sich interpretativ geistig öffnet - aber das ist wahrscheinlich wirklich nicht möglich. - Ergo: Die HKM wird immer mehr als reine Sach-Disziplin angesehen - diesbezüglich ist der Zug einer Exegese mit geistigem Interpretations-Mandat jetzt abgefahren. - Vielleicht ist das auch gut so, da dadurch die Sinne für den Unterschied zwischen Exegese und Hermeneutik geschärft sind (was mir perösnlich eh am liebsten wäre. - Nichts ist umsonst.

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NIS
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#1043 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von NIS » So 19. Nov 2017, 23:58

closs hat geschrieben:Nichts ist umsonst.
... denn die Schuld frisst auf! :lol:

Die Unschuld lügt!
Amen
Der Heilige Geist (Hauke)

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Münek
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#1044 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Mo 20. Nov 2017, 00:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ratzinger begründet seinen absurden "Antichrist-Vorwurf" ALLEIN damit (bitte nachlesen!), dass in der historisch-kritischen Exegese die geglaubte Entität GOTT keine Rolle spielt, dass GOTT in der Welt der wissenschaftlichen Textinterpretation nicht zur Sprache kommt.
Aber damit meint er doch nicht rein sachliche Fragestellungen wie "Wann ist dieser Text entstanden?" oder "Was bedeutete dieses Wort zur Zeit Jesu?" oder "Welchen (meinetwegen) Essener-Einfluss gibt es auf diesen Text?" oder "Welche Rolle spielt der Mithraskult?".
Der Versuch einer Rekonstruktion historischer Sachverhalte ist nur ein Teil der Exegese. Der Hauptteil besteht in der Interpretation der biblischen Texte nach ihrem Wortsinn (Inhalt der theologischen Aussage des Verfassers), wobei Glaubenszeugnisse über göttliche Eingriffe nicht auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht werden. Das kann bekanntlich niemand.

closs hat geschrieben:Ratzinger meint damit die SCHLUSSFOLGERUNGEN aus der Sachanalsyse - solche Folgerungen nennt man gemeinhin "Interpretation".
Das ist leider nicht richtig. Die Auslegung (= Interpretation) biblischer Texte hat NICHTS mit "Schlussfolgerungen aus der Sachanalyse" zu tun.

closs hat geschrieben:Oder unterstellst Du Ratzinger ernsthaft, dass er meint, eine vorliegende Quelle sei früher oder später entstandten, weil Gott in der wissenschaftlichen Arbeit zur Sprache kommt?
Ich unterstelle Ratzinger gar nichts, sondern nehme nur seine Begründung des idiotischen Antichrist-Vorwurfs zur Kenntnis, wozu Du nicht bereit zu sein scheinst oder nicht in der Lage bist. Du hast das Jesusbuch Ratzingers. Also einfach mal nachlesen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Kriterien der historisch-kritischen Auslegungsmethode sind ja NICHT unbekannt, sondern im Gegenteil sehr gut bekannt.
Aber man scheint die Interpretationen daraus nicht als Setzungen im Sinne von "Man könnte auch anders interpretieren - wir tun es SO" zu bezeichnen - man redet anderen und tragischerweise vielleicht auch sich ein, Setzungen im Namen der Wissenschaft seien KEINE Setzungen.
Interpretationen von Texten sind erstens keine Setzungen und zweitens hat die historisch-kritische Exegese als wissenschaftliche Diziplin mit Setzungen nichts am Hut. Sie schließt die Existenz eines Gottes weder aus noch ein, sondern lässt agnostisch die Frage offen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Allerdings trifft es zu, dass sich andere Auslegungsmethoden mangels Wissenschaftlichkeit an den theologischen Fakultäten zu recht NICHT durchgesetzt haben.
Das ist doch die Falle: Man definiert nur sich als "redlich" und "wissenschaftlich" und bleibt dann allein übrig - gleichzeitig sagt man scheinheilig: "Jeder darf mitmachen".
Es ist nicht die Schuld der wissenschaftlichen Exegese, dass sich andere Exegeseformen nicht durchsetzen konnten.

closs hat geschrieben:Die reine Sach-Auslegung der HKM hat sich im übrigen zu Recht durchgesetzt - das kriegst Du sogar vom Vatikan schriftlich. - Wir reden hier ausschließlich von den Interpretationen auf Basis der Sach-Auslegung - nur darauf bezieht sich Ratzingers und Bergers Schelte.
Nein - Ratzinger und Bergers Schelte bezieht sich allein darauf, dass die HKM das behauptete Wirken von Göttern, Teufeln, Engeln und Dämonen etc. als unbewiesene und unbeweisbare Glaubensannahme außen vor lässt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die unwissenschaftliche Ratzinger-Exegese-Methode hat sich als Misserfolg, als Riesenflop erwiesen...
Die Ratzinger-Exegese ist nicht unwissenschaftlich.
Doch - weil sie die Existenz von Göttern, Engeln, Teufeln und Dämonen etc. voraussetzt.

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#1045 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 20. Nov 2017, 09:01

Münek hat geschrieben: Der Hauptteil besteht in der Interpretation der biblischen Texte nach ihrem Wortsinn
DAS ist richtig.

Münek hat geschrieben:Inhalt der theologischen Aussage des Verfassers
DAS ist bereits Interpretation.

Münek hat geschrieben: Die Auslegung (= Interpretation) biblischer Texte hat NICHTS mit "Schlussfolgerungen aus der Sachanalyse" zu tun.
Wahrscheinlich liegt hier die Grauzone.

Münek hat geschrieben:Ich unterstelle Ratzinger gar nichts, sondern nehme nur seine Begründung des idiotischen Antichrist-Vorwurfs zur Kenntnis
Du verstehst den Kontext nicht und nennst es deshalb idiotisch.

Münek hat geschrieben:Interpretationen von Texten sind erstens keine Setzungen
Die Art der Interpretation ist mit-bestimmt von der hermeneutischen Disposition des Interpreten - da kommt niemand drum rum.

Münek hat geschrieben:Ratzinger und Bergers Schelte bezieht sich allein darauf, dass die HKM das behauptete Wirken von Göttern, Teufeln, Engeln und Dämonen etc. als unbewiesene und unbeweisbare Glaubensannahme außen vor lässt.
Sobald es um die Bewertung dessen geht, was da steht - richtig. - Aber es bezieht sich nicht auf die rein wissenschaftlich-sachliche Arbeit.

Wie auch immer: Das wird alles seinen Gang gehen - im Grunde sind die Fronten ja klar.

Roland
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#1046 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Roland » Mo 20. Nov 2017, 09:45

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Allein die Formulierung "…bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind" spricht klar gegen eine "Naherwartung". Ebenso die Zerstreuung unter alle Völker, die ja tatsächlich dann ab dem Jahr 70 n.Chr. geschehen ist.
E-ben. Die apokalyptischen Katastrophen sollten sich innerhalb seiner Generation ereignen - nicht in drei Wochen.
Ab dem Jahr 70. Das war der Anfang der Zersteuung unter alle Völker, ein Prozess, der viele Generationen gedauert hat. Und diese Zerstreuung soll anhalten bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind. Nirgends sagt Jesus, dass sich das alles in einer Generation vollziehen wird, was auch ziemlich unwahrscheinlich ist. Vielmehr sagt er, dass niemand weiß, wann es geschehen wird (z.B. Apg. 1,7).

Also: Jesus spricht von weitreichenden, globalen Katastrophen und Geschehnissen, von denen niemand weiß, wann sie geschehen und zum Abschluss kommen werden. Und Jesus sagt es zu seinen Jüngern, natürlich, zu wem den sonnst? Aber er spricht natürlich die gesamte Christenheit an, wie er immer die gesamte Christenheit anspricht, wenn er seine Jüngern etwas lehrt. WENN ihr diese globalen Zeichen sehen werdet, DANN erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Wann das sein wird, weiß niemand.

Aber natürlich darfst du, der du in Jesus einen irrenden Prediger sehen willst, das gern anders auslegen und interpretieren. Es passt dann aber hinten und vorne nicht in den neutestamentlichen Kontext. Und was mich dann wundert ist, dass du den Antichrist-Vorwurf so vehement kritisierst:

Münek hat geschrieben: Ich unterstelle Ratzinger gar nichts, sondern nehme nur seine Begründung des idiotischen Antichrist-Vorwurfs zur Kenntnis…
Ein Christ ist jemand, der an Jesus als den Christus glaubt. Stellt man Jesus jedoch als jemanden dar, der nur Mensch war, als einen Wanderprediger, der sich geirrt hat und der gescheitert ist – und NICHT als Christus – dann ist das anit-christlich. Ganz einfache Logik.

Ratzinger hat vollkomen recht, wenn er sagt:
…der Antichrist sagt uns dann mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit, dass eine Exegese, die die Bibel im Glauben an den lebendigen Gott liest und ihm selbst dabei zuhört, Fundamentalismus sei; nur seine Exegese, die angeblich rein wissenschaftliche, in der Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat, sei auf der Höhe der Zeit.
Mit Wissenschaft hat das nämlich überhaupt nichts zu tun. Sie kann über den handelnden, lebendingen Gott, von dem die Bibel durchweg spricht, NICHTS aussagen. Weder ob es ihn gibt, noch ob es ihn nicht gibt.
Tut sie es doch, überschreitet sie ihre Grenze und wird zur Ideologie.

Und so stehen sich eben verschiedene Glaubensrichtungen gegenüber.
"Der Streit um die Auslegung ist letztlich ein Streit darum, wer Gott ist." (Ratzinger)

Fiktion oder Wirklichkeit. Wir habe die freie Wahl.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#1047 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Mo 20. Nov 2017, 12:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Der Hauptteil besteht in der Interpretation der biblischen Texte nach ihrem Wortsinn
DAS ist richtig.
Du stimmst mir jetzt zu und behauptest in drei Tagen wieder das Gegenteil.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Inhalt der theologischen Aussage des Verfassers
DAS ist bereits Interpretation.
Ja was denn sonst? :shock: Exegese = Auslegung = Interpretation von Texten!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Die Auslegung (= Interpretation) biblischer Texte hat NICHTS mit "Schlussfolgerungen aus der Sachanalyse" zu tun.
Wahrscheinlich liegt hier die Grauzone.
Ich würde Deine von keiner Sachkenntnis getrübten Behaptungen nicht als "Grauzone" bezeichnen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich unterstelle Ratzinger gar nichts, sondern nehme nur seine Begründung des idiotischen Antichrist-Vorwurfs zur Kenntnis
Du verstehst den Kontext nicht und nennst es deshalb idiotisch.
Die historisch-kritische Methode wegen ihrer Wissenschaftlichkeit in die Nähe des "Antichristen" zu rücken, IST idiotisch.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Interpretationen von Texten sind erstens keine Setzungen
Die Art der Interpretation ist mit-bestimmt von der hermeneutischen Disposition des Interpreten - da kommt niemand drum rum.
Interpretationen sind KEINE SETZUNGEN. Punkt! Die HKM trifft KEINE Aussagen zur Existenz oder Nichtexistenz des Bibelgottes. Ergo: KEINE Setzung!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ratzinger und Bergers Schelte bezieht sich allein darauf, dass die HKM das behauptete Wirken von Göttern, Teufeln, Engeln und Dämonen etc. als unbewiesene und unbeweisbare Glaubensannahme außen vor lässt.
Sobald es um die Bewertung dessen geht, was da steht - richtig. - Aber es bezieht sich nicht auf die rein wissenschaftlich-sachliche Arbeit.
WAS bezieht sich nicht auf die wissenschaftlich-sachliche Arbeit? Der Glaube an die Existenz von Göttern, Teufeln, Engeln und Dämonen? Oder was?

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#1048 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 20. Nov 2017, 13:43

Münek hat geschrieben:Du stimmst mir jetzt zu und behauptest in drei Tagen wieder das Gegenteil.
Nein - Du verwechselst "Wortsinn" mit "Wie ist das in den Perspektiven a, b und c zu VERSTEHEN?". - Bei "Wortsinn" stimme ich Dir zu.

Münek hat geschrieben:Exegese = Auslegung = Interpretation von Texten!
Nach dem reinen Wortsinn!!!

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Methode wegen ihrer Wissenschaftlichkeit in die Nähe des "Antichristen" zu rücken, IST idiotisch.
Stimmt - da würde Dir wahrscheinlichn sogar Ratzinger zustimmen. :lol:

Münek hat geschrieben:Interpretationen sind KEINE SETZUNGEN.
Das hat auch niemand behauptet - die Aussage lautet: (Verstehens-) Interpretationen sind Folge von Setzungen.

Münek hat geschrieben:WAS bezieht sich nicht auf die wissenschaftlich-sachliche Arbeit?
Auch das ist nicht die Frage. Denn sowohl Bultmann als auch Berger beziehen sich bei ihren Interpretationen auf wissenschaftlich-sachliche Arbeit. - Die Frage ist, ob man diese Interpretationen als Teil der Wissenschaft verstehen will oder nicht - das ist reine Definitionssache. - Aber man kann halt nicht sagen: "Mir nicht-genehme Interpretation ist unwissenschaftlich, aber meine ist wissenschaftlich".

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#1049 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Mo 20. Nov 2017, 16:13

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Allein die Formulierung "…bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind" spricht klar gegen eine "Naherwartung". Ebenso die Zerstreuung unter alle Völker, die ja tatsächlich dann ab dem Jahr 70 n.Chr. geschehen ist.
E-ben. Die apokalyptischen Katastrophen sollten sich innerhalb seiner Generation ereignen - nicht in drei Wochen.
Ab dem Jahr 70. Das war der Anfang der Zersteuung unter alle Völker, ein Prozess, der viele Generationen gedauert hat.
Jesu versicherte hingegen seinen Jüngern, dass DIESE Generation (Singular) nicht vergehen wird, bis dies alles geschieht.

Roland hat geschrieben:Nirgends sagt Jesus, dass sich das alles in einer Generation vollziehen wird, was auch ziemlich unwahrscheinlich ist.
Tja - Jesus hat sich offensichtlich geirrt, als er prophezeite: "Wahrlich, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist."

Roland hat geschrieben:Vielmehr sagt er, dass niemand weiß, wann es geschehen wird (z.B. Apg. 1,7).
Jesus nannte keinen Zeitpunkt, steckte aber einen zeitlichen Rahmen ab, indem er seinen Jüngern versicherte, dass sie das alles erleben werden.

Roland hat geschrieben:Aber er spricht natürlich die gesamte Christenheit an, wie er immer die gesamte Christenheit anspricht, wenn er seine Jüngern etwas lehrt.
Das ist frommer Glaube. Jesus dachte ganz bestimmt an keine Christenheit. Der französische Theologe und Historiker Alfred Loisy hatte recht mit seinem berühmtes Ausspruch:"Jesus kündigte das Reich Gottes an und gekommen ist die Kirche."

Aufschlussreich ist, wie Papst Benedikt XVI. diesen Ausspruch kommentierte:

"In diesem Wort mag man Ironie sehen, aber doch auch Trauer. Anstelle der großen Erwartung von Gottes eigenen Reich, von der neuen, von Gott selbst verwandelten Welt, ist etwas ganz Anderes - und wie Armseliges! - gekommen: Die Kirche." :thumbup:

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#1050 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Mo 20. Nov 2017, 17:44

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du stimmst mir jetzt zu und behauptest in drei Tagen wieder das Gegenteil.
Nein - Du verwechselst "Wortsinn" mit "Wie ist das in den Perspektiven a, b und c zu VERSTEHEN?". - Bei "Wortsinn" stimme ich Dir zu.
Ich verwechsle überhaupt nichts.

Ein Exeget, der glaubt, sich aus den unterschiedlichsten Perspektiven dem auszulegenden Text annähern zu können, begibt sich auf das dünne Eis der EISEGESE. Es gilt immer, den mutmaßlichen Inhalt der theologischen Aussagen zu erfassen und den Sinn hervorzuheben, den die Verfasser und Redaktoren ausdrücken wollten.


Man kann biblischen Texten durch die Einnahme einer ausgewählten Perspektive nicht irgendeinen beliebigen Sinn beilegen, indem man ihn auf subjektive Weise interpretiert. Im Gegenteil - man muss jede Interpretation als unauthentisch zurückweisen, die dem Sinn zuwiderläuft, den die Autoren in dem von ihnen niedergeschriebenen Text zur Sprache bringen wollten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Exegese = Auslegung = Interpretation von Texten!
Nach dem reinen Wortsinn!!!
Richtig - nach dem wörtlichen Sinn.

Die historisch-kritische Methode beschränkt sich auf die Forschung nach dem Wortsinn des biblischen Textes in den historischen Bedingungen seiner Entstehung und interessiert sich nicht für weitere Sinnmöglichkeiten, die im Verlauf späterer Epochen der Kirchengeschichte zu Tage getreten sind.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Methode wegen ihrer Wissenschaftlichkeit in die Nähe des "Antichristen" zu rücken, IST idiotisch.
Stimmt - da würde Dir wahrscheinlichn sogar Ratzinger zustimmen. :lol:

Das glaube ich nicht; denn schließlich stammt dieser groteske Vorwurf aus seiner Feder (in his own write).

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Interpretationen sind KEINE SETZUNGEN.
Das hat auch niemand behauptet

Doch - das hast Du: Gestern fünf Minuten vor Mitternacht.

closs hat geschrieben:die Aussage lautet: (Verstehens-) Interpretationen sind Folge von Setzungen.

Diese Behauptung wird auch durch Wiederholung nicht richtig.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:WAS bezieht sich nicht auf die wissenschaftlich-sachliche Arbeit?
Auch das ist nicht die Frage. Denn sowohl Bultmann als auch Berger beziehen sich bei ihren Interpretationen auf wissenschaftlich-sachliche Arbeit. - Die Frage ist, ob man diese Interpretationen als Teil der Wissenschaft verstehen will oder nicht - das ist reine Definitionssache. - Aber man kann halt nicht sagen: "Mir nicht-genehme Interpretation ist unwissenschaftlich, aber meine ist wissenschaftlich".

Der Glaube an das Wirken übernatürlicher Mächte wie Götter, Teufel, Engel und Dämonen etc. hat mit Wissenschaft NICHTS zu tun. Da kannst Du auf den Boden stampfen wie das Rumpelstielzchen. :)

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